Die österreich. Demokratische Republik
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KL Mauthausen

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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Starmühler zur Rolle von Louis Haefliger, Teil 20

Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 7:17 am

Nach der endgültigen Ankunft der Amerikaner ging es um die Ordnung im Lager, sich um die vielen Kranken, Geschwächten u. Toten zu kümmern, sowie die Repatriierung der Häftlinge vorzubereiten. Im Zuge dessen kam es immer wieder zu Disputen zwischen Kommunisten von seiten des Illegalen Lagerkomitees u. nichtkommunistischen Vertretern, wie den Amerikanern. Dies gipfelte im Versuch, das Lagerkomitee abzuschaffen, was den Amerikanern nicht gelang, aber Dürmayer Stoff für seine Äußerungen gegen seine Feindbilder, die antikommunistischen Amerikaner, bietet. Die Kalter-Krieg-Mentalität der Kommunisten wurde auch 1979/80 noch von Dürmayer hochgehalten. Dies beweist ein Brief von ihm als damal. Generalsekretär des Comité International de Mauthausen an sämtl. Mitgliedsorganisationen des Internat. Mauthausenkomites, sowie an alle Mitglieder des Exekutivkomitees. Anlass der Aufregung Dürmayers waren die sich bemerkbar machenden Tendenzen, „die Befreiung des Hauptlagers Mauthausen den Amerikanern zuzuschreiben“, sowie die seit 1977 od. 1978 bereitstehende Ehrenformation der US-Army bei den Befreiungsfeierlichkeiten in Mauthausen. Diese 4 US-Soldaten in Gardeuniform stellen für Dürmayer einen Affront gegen die 3 anderen Alliierten dar. Seine Reaktion ist ein schriftliches Grollen gegen die Amerikaner ganz in bewährter, antiamerikanischer Manier. Das Verlassen der Kosiek-Einheit am 5.5. nach nur kurzem Aufenthalt in Mauthausen quittiert Dürmayer mit: „Das US-Oberkommando ignorierte unsere fatale Situation.“ Die wahren Helden aber wären die bewaffneten Gefangeneneinheiten gewesen, die die Gegend um das Lager verteidigten u. damit das Lager verschonten. Angesichts der Erscheinungsjahre der versch. Arbeiten ist zu vermuten, daß die Person Haefligers einfach weggelassen wurde, weil er als unwichtig erschien u. das Hauptaugenmerk dieser Arbeiten auf der Propaganda lag. Lediglich kurz nach der Befreiung gab es eine Nennung Haefligers durch einen Kommunisten, nämlich durch Dürmayer. Er erwähnt Haefliger als „tapfere[n, JS] Schweizer“, der „unerwartet mit einigen von ihm herbeigeholten amerikanischen Panzerspähwagen“ in Mauthausen erschien, worauf die Wachmannschaften „im Nu überrumpelt“ werden konnten. Dem vorangegangen war ein Artikel in demselben Medium, der 2 Tage zuvor sogar Haefligers Tat beschrieb, u. zwar in der Weise, wie sie später von den Kommunisten bekämpft wurde – mit Haefliger als Retter des Lagers u. als Retter von 60000 Menschen. Ganz der kommunistischen Propaganda entsprechend wurde auch noch 1977 über die Verleihung des Ehrenzeichens für Verdienste um die Befreiung Österreichs in der Volksstimme berichtet. Während die Wiener Zeitung mittels eines amtlichen Teils sämtliche Empfänger der Ehrung aufzählt, also auch Haefliger, erwähnt das Organ der KPÖ nur die Kommunisten, denen die Würdigung zuteil wurde.

Aus der Sicht der ersten alliierten Einheit in Mauthausen
Das KL Mauthausen wurde von der 3rd Army, 11th Armored Division, 41st Cavalry Reconnaissance Squadron, Mechanized, auch 11th Armored Division Thunderbolt, befreit. Die Veteranen dieser Division unterhalten eine eig. Website, auf der die ehem. Soldaten ihre Geschichte präsentieren u. ihre Erlebnisse erzählen. Die Befreiung des KL wird einige Male erwähnt, gilt es doch als eine der Haupttaten der Einheit neben dem Durchbruch des Westwalls, bei den Alliierten auch unter dem Namen Siegfriedlinie bekannt. Den zusätzlichen Namen „Thunderbolt“ trug die Einheit wegen ihrer Stärke. Tatsächlich galt die Einheit als die schlagkräftigste des XII. Korps der 3. Armee. Ein Link auf die englischsprachige Website des zuvor genannten KZ Gusen Memorial Committee leitet den User zum dort veröffentlichten Zeitzeugenbericht von SSgt. Albert J. Kosiek weiter. Al Kosiek war der Kommandant der Einheit der US-Army, deren Aufgabe es war, die Brücken bei St. Georgen zu überprüfen, aber dann auf Haefliger traf u. die hernach die Lager Gusen u. Mauthausen erreichte. Für Kosiek u. seine Soldaten war der erschütterndste Moment der Befreiung jener, als sie den Zuständen eines KL ansichtig wurden: ausgemergelte, nackte Menschen mit leeren Augen etwa oder der Gestank von der Leichenverbrennung u. die Leichenberge einerseits, aber andererseits auch die Freude der Gefangenen, sofern sie diese verstanden, über die Ankunft der Amerikaner, die Befreiung u. dem damit einhergehenden Ende der Unterdrückung, Demütigungen u. furchtbaren Behandlung durch die SS: „To these my appearance meant freedom from all torture and horror surrounding them.“
Durch Zufall stießen die Soldaten bei Lungitz auf Wachmannschaften u. Gefangene des Lagers Gusen III-Lungitz. Sie nahmen die rund 40 SS-Leute gefangen u. schickten sie mit 2 US-Soldaten zum Truppenhauptquartier. Später trafen Kosiek u. die Soldaten auf Haefliger, nicht ohne Zweifel, aber der Schweizer konnte sie doch überzeugen, ihm zu folgen. Kosieks Hauptaugenmerk in seiner Erzählung liegt auf den Emotionen u. Reaktionen der Gefangenen, der Deutschen u. der Amerikaner bei der Ankunft im Lager. Die überschwängliche Freude, mit der er empfangen wurde, die problemlose Gefangennahme der Wachmannschaften u. all die furchtbaren Tatsachen, mit denen er konfrontiert wurde, prägten sich ihm eher ein als Haefliger. Die Aktion war für Kosiek mit Risiko verbunden, da er ja nicht wusste, wie die Deutschen handeln würden. Es hätte ebenso passieren können, dass seine Einheit (ca. 20 Mann) im Garagenhof des KL eingeschlossen würde u. plötzlich von 1000 SS-Männern umringt wäre. Kosiek wusste ja nicht, daß sich die SS um Ziereis u. Bachmayer nicht mehr im Lager befand. Selbst wenn er davon Kenntnis gehabt hätte, woher sollte er wissen, dass es sich um die Wiener Feuerschutzpolizei handelte u. diese nicht auch verbissene Verteidiger des Dritten Reiches waren?
Das Hauptaugenmerk der Befreier ist durch den Zugang als solche ein ganz anderes als jenes der ehem. Gefangenen. Es herrscht Fassungslosigkeit bezüglich der Zustände im Lager u. den unglaublichen Emotionen, die den Amerikanern entgegengebracht werden. Haefliger existiert namentlich auf der Website nicht. Die Suchfunktion kennt ihn weder unter ‚Haefliger’ noch ‚Häfliger’ oder ‚Hafliger’. Er ist aber doch hin u. wieder zu finden, z.B. als „German“, der der Einheit den Weg weist.

Hans Marsalek

ist in der Nachgeschichte des KL Mauthausen, in seiner historischen Aufarbeitung, Verarbeitung u. hinsichtlich des Umgangs mit Geschichte vermutlich derjenige unter den Überlebenden, der sich am intensivsten mit der Materie auseinandergesetzt hat. Er schrieb über Mauthausen als Kommunist, als Leiter des Museums, Sammler fürs Mauthausen-Archiv im Innenministerium u. Forscher u. als unermüdlicher Gegner der Ansichten Haefligers u. dessen Protegés.
Seine im Sinne der kommunistischen Propaganda entstandene Fassung der Geschichte des KL Mauthausen revidierte er Anfang der 1970er Jahre insofern, als er als Leiter des Archivs noch einmal darüber schrieb. Noch 1965 hatte er behauptet, die Gefangenen hätten die Befreiung selbst herbeigeführt. Marsalek war sein Leben lang bemüht – u. ist es trotz des hohen Alters immer noch - das Andenken an die Opfer Mauthausens aufrecht zu erhalten. Die Grundlage des Archivs der Gedenkstätte im Bundesministerium für Inneres basiert ebenso wie die derzeitige Dauerausstellung auf seiner Arbeit. Zusätzlich war er in div. Opferverbänden engagiert.
--- Vor seinem Dienstantritt bei der Wehrmacht floh er nach Prag, wo er in der sozialdemokr. Emigrantenorganisation u. im tschechisch-kommunistischen Widerstand in Prag u. von dort aus auch in Wien tätig war. Okt. 1941 wurde er verhaftet u. nach Aufenthalt in einigen Gefängnissen in Wien Sept. 1942 nach Mauthausen überstellt. Im KL Mauthausen war Marsalek führend in der illegalen Häftlingsorganisation tätig. Nach der Befreiung kehrte er nach Wien zurück u. trat in den Polizeidienst ein, wo er vor allem mit der Untersuchung neonazistischer Aktivitäten betraut wurde. 1964 nahm ihn das Bundesministerium für Inneres zwecks Erarbeitung einer Dauerausstellung in der Gedenkstätte Mauthausen auf. Bis 1974 leitete Marsalek das Museum u. die Gedenkstätte Mauthausen. Nebenbei war er Gründungsmitglied des Interationalen Mauthausen-Komitees u. der Österr. Lagergemeinschaft.
1980 verfasste er eine Stellungnahme um gegen div., oben genannte Aussagen Stellung zu beziehen: einerseits zu den Behauptungen, die Gefangenen des KL hätten sich selbst befreit u. andererseits zu einem Artikel einer luxemburgischen Zeitung, betitelt mit „Wer befreite das KL Mauthausen?“ Zu Beginn seiner Reaktion stellt er einige Fakten klar, nämlich jene vom Häftlingsstand, d.h. die Anzahl der Gefangenen waren zum Zeitpunkt der letzten Zählung im Stammlager am 3.5.1945 in Mauthausen u. seinen Außenlagern. Auch führt er an, dass die SS das Lager am 3.5. verließ u. die Bewachung von der Wiener Feuerwehr, Luftwaffe, Wehrmacht u. zum Teil vom Volkssturm übernommen wurde. Die ihm wesentlichen Punkte unterstrich Marsalek:
1. „Die bewaffnete Aufsicht über die Häftlinge wurde erst aufgehoben, als Angehörige der US-Truppen in den 11 Lagerbereichen [der 11 letzten Lager, JS] eintrafen.“
2. „Keine illegale Häftlingsorganisation oder nationale Häftlingsgruppe – weder im Hauptlager noch in einem der damals vorhandenen Außenlagern – haben direkt
oder indirekt die SS-Angehörigen dazu veranlaßt, die KZ zu verlassen oder sogar, vor dem Eintreffen der US-Truppen, zu einer Kapitulation von SS-Verbänden beigetragen.“
3. „Manche ehem. Häftlinge verbinden ihre jahrelang geübte Lagersolidarität oder illegale Lagertätigkeit mit dem Glauben, diese waren die alleinigen Ursachen zu einer Verhinderung ihrer Liquidierung durch die SS.“
4. „Es gibt jedoch keine Hinweise, keine Aussagen, noch weniger bekanntgewordene Befehle, Dokumente, oder militärische Mitteilungen der Häftlinge, aus denen entnommen oder zumindest angenommen werden konnte, daß nach dem 3.5.1945 eine größere bzw. kleinere SS-Einheit oder einzelne SS-Angehörige ins Hauptlager, nach Gusen oder in andere Lager gewaltsam zurückkehren wollten.“
Diese Punkte wenden sich deutlich gegen die Heroisierung u. damit inkludierte Lügen, die den heldenhaften Widerstandskampf der illegalen, kommunistischen Lagersolidarität preisen u. von „Selbstbefreiung“ des Lagers sprechen.


Zuletzt von Dissident am Fr März 10, 2017 1:04 pm bearbeitet; insgesamt 5-mal bearbeitet
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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Starmühler zur Rolle von Louis Haefliger, Teil 21

Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 7:28 am

Marsalek schreibt in dem Bewusstsein, daß die Leser dieser Stellungnahme um seinen politischen Hintergrund Bescheid wissen, da er eine Betrachtung der Verluste der Roten Armee mit der Beifügung „ohne Vorurteil u. politischer Voreingenommenheit“ versieht. Trotzdem widmet Marsalek Teile der Stellungnahme der Verteidigung der Roten Armee. Marsalek hinterfragt in dieser Stellungnahme den Umgang mit Geschichte. Für ihn sind div. Darstellungen von der Selbstbefreiung u. der Heroisierung der Lagersolidarität, sowie die Behauptung, die Rote Armee hätte zu passiv reagiert, absurd u. dies „kann weder unserer antifaschistischen Vergangenheit – der militärischen Antihitler-Koalition, dem nationalen Partisanen- u. Widerstandskampf – noch unserer heutigen Aufgabenstellung nützlich sein.“ Im letzten Absatz wendet er sich deutlich gegen seinen ehem. Gefährten Dürmayer, dem er anscheinend ebensolche kommunistischen Heroisierungstendenzen vorwirft. Beigefügt ist der Stellungnahme nämlich eine Kopie einer Meldung ehem. österr. Häftlinge, in der gegenüber der Agentur Reuter bestätigt wird, daß das Lager Mauthausen am 5.5.1945 von der US-Army befreit worden war. Darunter ist eine Liste mit Namen, die auch Dürmayer als befreiten Häftling anführt.
Alles in allem will Marsalek der propagandistischen, heroisierenden Ausschlachtung der Befreiung Mauthausens entgegentreten, er erkennt sie nicht an. Sehr wohl aber tritt er für die Rote Armee ein. Diese Stellungnahme ist ein Beweis für Marsaleks Abwendung von der Selbstbefreiungstheorie. Er scheut dabei auch nicht, gegen die Kommunisten, eigentlich seine politischen Mitstreiter, zu schreiben. Marsaleks Hauptarbeit, die bis heute (1. Auflage 1974) eines der Standardwerke zur Geschichte des KL Mauthausen ist, hat durchaus wissenschaftl. Anspruch. Marsalek versteht sich selbst nicht als Wissenschaftler, sondern als Zeitzeuge u. ehem. Gefangener, der als Leiter des Mauthausen-Archivs eine wissenschaftl. Kriterien folgende Arbeit verfasst hat. Auf der Buchvorderseite der mittlerweile 4. Aufl. des Buches ist der Zusatz „Dokumentation“ zu lesen.
Das Kapitel über die Befreiung leitet Marsalek mit einer Beschreibung des Ist-Zustandes ein. Dem inkludiert ist neben all dem Chaos des Spurenverwischens der SS, den vielen täglichen Toten sowie der Ankunft neuer Gefangener, die auf Todesmärschen aus Buchenwald, Groß-Rosen, Dora-Mittelbau u.a. Lagern kamen, die ständige Angst der Häftlinge vor einer Liquidierung. Die Befreiungsgeschichte setzt beim Autor des Buches in den letzten Apriltagen ein. Der Darstellung Marsaleks folgend waren die letzten Tage u. Wochen ein unbeschreibliches Chaos, inmitten dessen die Gefangenen mit schwankender Gefühlslage zwischen Angst vor dem Tod u. Hoffnung auf eine baldige Befreiung saßen. Ständig kursierten Gerüchte; Mitte April 1945 war aber bereits klar gewesen dass eine Gesamtliquidierung der Gefangenen nicht mehr vorgenommen werde: „Wurde früher allgemein angenommen, die SS werde versuchen, alle Häftlinge zu töten, so wurde ab etwa Mitte des Monates April allgemein verbreitet, daß nur die ‚Geheimnisträger’ liquidiert werden sollten.“ Viele SS-Führer flohen in Zivilkleidern u. mit gefälschtem Pass, biederten sich an. Die Demoralisierung innerhalb der SS trat deutlich ein. Bestimmte SS-Leute aber wären bereit gewesen, im Falle eines Befehls zur Liquidierung aller Häftlinge diesen auch auszuführen. Eine entscheidende Aussage zur damaligen Zeit ist jene, die Ziereis Marsalek zufolge bei der letzten Führergeburtstagsfeier am 19.4.1945 in einem Kreis von SS-Offizieren hinsichtlich dem Ende der Gefangenen tätigte: Demnach sollten alle Gefangenen den Amerikanern übergeben werden: Nach der Geburtstagsfeier soll einer der SS-Führer darüber in der SS-Apotheke angeheitert vor dem Kapo darüber gesprochen haben. Was jedoch nicht unerkannt bleiben konnte u. die Stimmung hob, waren Repatriierungen westlicher Gefangener, die Mitte April 1945 begannen. Zusätzlich war bereits das Donnern an der nahen Front u. der Lärm des Krieges zu vernehmen.
Aufgrund all dieser Veränderungen, dem Vernichten von Beweisen (bis zum 2.5. wurde belastendes Material in der Kommandantur gesammelt u. dann in den Krematoriumsöfen verbrannt), der Demoralisierung in der SS, der Repatriierungen westlicher Gefangener, das Verhalten einzelner SS-Männer, div. offene Widerstandsaktionen, „war in den letzten Apriltagen fast allen Häftligen klar, dass jeder, der nicht noch verhungern oder an einer Krankheit sterben werde, die ersehnte Befreiung bald erleben müsse.“ Die Lagerwache selbst bestand bereits in den letzten Apriltagen vielfach aus Wehrmachtssoldaten, Leuten von der Luftwaffe, sowie der Feuerwehr, die unfreiwillig zum Bewachungsdienst herangezogen worden waren. Es gab immer mehr Hinweise seitens der SS, die gegen die Gesamtliquidierung des Lagers sprachen. So „ordnete der Lagerkommandant persönlich“ die Verlegung eines prominenten Häftlings vom ehem. Bordell in den Lagerarrest an. „Ziereis begründete seine Anordnung mit dem Hinweis, »die SS wird in den nächsten Tagen das Lager verlassen« u. die Bewachung werde von Wiener Polizisten übernommen.“ Im Unterschied zu anderen Schriften Marsaleks wird Haefliger hier erwähnt. Haefliger war bereits seit 28.4.1945 in der Gegend , durfte aber erst am 2.5. in einer SS-Baracke Quartier beziehen. Das Betreten des Häftlingslagers blieb ihm aber verwehrt. Marsalek notiert über das Verhalten der SS: „Nach dem Frühappell (im Stammlager Mauthausen wurde am 3.5.1945 der letzte Appell abgehalten, JS) haben die geschlossenen SS-Formationen die Lager Mauthausen u. Gusen verlassen.“
Demnach befanden sich ab dem 3. Mai keine SS-Leute mehr im Lager, d.h. keiner der brutalen u. gefährlichen SS-Männer von Ziereis u. Bachmayer abwärts war noch
zugegen. Dies wurde auch sofort wahrgenommen, was sich in den Änderungen der Arbeitskommandos manifestiert habe. Bis auf einzelne Teile (Küche, Ärzte, also jene
Stellen, die zum Wohle der Gefangenen arbeiteten, so weit das möglich war) des Lagers wurde die Arbeit niedergelegt, die Gefangenen bildeten Gruppen, diskutierten u. erweckten den Eindruck eines sich in Auflösung befindlichen Lagers. Die Bewachung durch die Feuerschutzpolizei allerdings funktionierte. Mit dem Abzug der SS aus dem Lager gab es keine Tötungen oder Misshandlungen mehr. Lediglich ein Gefangener wurde beim Versuch, den Zaun zu überklettern, von einem Wachorgan angeschossen u. verletzt. Dies gemeinsam mit dem Auflösungszustand des Lagers veranlasste das Illegale Lagerkomitee, 2 Gesandte zur neuen Lagerleitung, dem Kommandanten der Wiener Feuerschutzpolizei, zu schicken, um die innere Lagerorganisation zu übernehmen, was auch gelang, aber an der Anwesenheit der Bewachung nichts änderte. Die Tätigkeit Haefligers fließt immer mehr in die Arbeit Marsaleks ein. Verglichen mit anderen Arbeiten, die Haefliger inkludieren, ist die Aktion des Schweizers hier am ausführlichsten beschrieben, abgesehen von dessen Rapport u.a. darauf basierenden Arbeiten, wie beispielsweise Matts Haefliger-Biographie.
Zur gleichen Zeit kamen die SS-Leute, die östlich von Mauthausen Stellungen bezogen hatten, in US-Gefangenschaft. Die Marktgemeinde Mauthausen galt mit dem 5.5.1945 vormittags zwischen 9-11 Uhr, als befreit. Davon wussten aber die Gefangenen im Lager nichts. Bei der Schilderung der tatsächlichen Ereignisse vom Morgen/Vormittag des 5.5.1945 im Lager tritt der ehem. Gefangene Marsalek hinter dem faktenbasierend arbeitenden Autor hervor u. er beschreibt die Situation beinahe schon literarisch: „Der 5.5.1945 war ein sonniger Frühlingstag. Ein dichter Nebelschleier bedeckte die Tiefen der Mühlviertler Täler u. den grausilbernen Donaustrom. Im Süden, in weiter Ferne, vom Nebel abgeschnitten, sah man die weißbedeckten Gipfel der Ennstaler Alpen, die Hügel rund um das Lager glänzten im Frühlungsgrün. An diesem herrlichen Tag, etwa um 12 Uhr, hörte man zuerst von der von Nebelschwaden verdeckten Zufahrtsstraße ein starkes Motorengeräusch u. dann…dann kamen langsam in das Sonnenlicht hervor: ein weißer Personenkraftwagen mit Haefliger u. dem Wiener Feuerschutzpolizisten sowie 2 amerikanische Panzerspähwagen!“. Unkommentiert lässt Marsalek 2 Sätze in seinem Buch stehen, die er auch in seiner Stellungnahme verwendet. Der Inhalt dieser Zeilen ist jener, dass keine Hinweise, Aussagen oder Dokumente existieren, die eine mögliche Rückkehr bzw. deren Absicht der SS in das Lager belegen. Er besteht bezüglich der vollständigen Liquidierung der Lager Mauthausen, Gusen I u. II darauf, dass es mit Ausnahme des Außenlagers Ebensee keine Beweise gibt, wonach die Lager-SS die Gefangenen in die Stollen treiben wollte. Die Sprengladungen in den Stollen waren bereits Ende März bis Mitte April angebracht worden u. Teil jener Zerstörung, die mittels Führerbefehls angeordnet worden war. In dieser Dokumentation des KL Mauthausen ist nichts mehr von der kommunistischen Propaganda zu finden. Zumindest ist es keine Offensive zur Lobpreisung des Kommunismus. Der Kommunist Marsalek ist deutlich sichtbar. Mit Sätzen wie „Hoch oben an der Spitze des Jourhaus-Turmes wurde das blutrote Symbol des internationalen Widerstandes gehisst: die rote Fahne!“ offenbart der Autor seine Nähe zur Kommunistischen Partei. Außerdem hat Marsalek den Verdacht, dass für die Rückführung u. Repatriierung kommunistischer Häftlinge ein Auftrag existierte, demzufolge diese Aktionen erschwert werden müssten.
In seiner Arbeit über das Lager Gusen stellt Marsalek fest, dass es den Gefangenen des Außenlagers am 5.5. vor der Ankunft der Amerikaner klar war, dass sie befreit
würden. Die SS war nämlich auch hier bereits am 3.5. geflüchtet u. als Lagerwache von der Wiener Feuerschutzpolizei ersetzt worden. Am 29.5.1973 erhielt Marsalek von Erwin Irschik, dem Sekretär des damal. Bundesministers für Unterricht u. Kunst, Fred Sinowatz, einen Brief, in dem der Minister um Stellungnahme zu einem Schreiben Haefligers an den Minister bittet. Im wesentlichen argumentierte Haefliger in diesem Brief an Sinowatz wie gewohnt: er legte dem Brief ein paar „Beweisstücke“, in diesem Fall Zeitungsartikel, das Schreiben Tschadeks nach Oslo, sowie „leihweise“ von Gagerns Schrift bei um dadurch seine Version der Rettung zu beweisen. Das Antwortschreiben Marsaleks vom 11.7.1973 befasst sich ausführlich auf 4 Seiten mit dem Thema. Marsalek bestätigt darin, dass die SS das Lager vollständig am 3.5. verließ u. die Lagerbewachung von der Wiener Feuerschutzpolizei übernommen wurde. Weiters kommt er zu folgendem Schluss: „Außer vom Außenlager Ebensee gibt es keine Hinweise, denen entnommen werden könnte, daß die SS vor der Befreiung beabsichtigt hatte, die Masse der Inhaftierten in die Stollen zu treiben. Deshalb erscheinen die Angaben des HAEFLIGER bezüglich der Rettung der Häftlinge resp. der Gusener Stollen gelinde gesagt übertrieben.“ Die Feuerwehrleute werden von ihm als „in ihrer Mehrzahl ältere Menschen“ charakterisiert, die sich dem Kriegsende entgegensehnten. In seinen Vorwürfen gegen Haefliger finden wir unter anderem, dass der Schweizer mittels „Anbahnung von Beziehungen zu Politikern“ u. publizistisch versuche, sich als alleiniger Retter Mauthausens darzustellen. Demnach ist Marsalek der Meinung, dass Haefliger ständig zu seinen eigenen Gunsten tätig gewesen sei. Den Schriftsteller von Gagern habe Haefliger selbst dazu „bewogen, eine Denkschrift über ihn unter dem Titel »Retter von Mauthausen« zu schreiben.“ Und angeblich versuche Haefliger, eine Fernsehreihe über sich u. seine Rolle als einziger Retter zustandezubringen.
Kritisch äußerte sich Marsalek über die Broschüre der ÖW „Einer aus dem Dunkeln“: „Die österr. ehem. politischen Häftlinge betrachten die Angaben in der angeführten Broschüre als ein Konglomerat von Halbwahrheiten u. etwas mehr Dichtung, die zur Schaffung der Selbstverherrlichung dienenden Mythen dient...“ Auf den Beweis, den die ÖW bzw. Haefliger immer anführt, nämlich das Dankesschreiben der Gefangenen, das auch Marsalek unterzeichnet hatte, reagiert er mit der „Selbstverständlichkeit“, die gegeben war, dem IKRK in der Person Haefligers zu danken. Das Erscheinen der 3 Rotkreuz-Konvois hatte ja den Gefangenen das Gefühl der baldigen Befreiung gegeben. Marsaleks Angaben bestätigt das Protokoll einer Sitzung des Illegalen Lagerkomitees: „Rotes Kreuz: Er [der Vorsitzende des Komitees, Heinrich Dürmayer, JS] meldet das Eintreffen eines Delegierten mit den US-Truppen. Es ist der Schweizer Staatsbürger HAEFLINGER, der bereits als Delegierter des Internat. Roten Kreuzes in der Festung MAUTHAUSEN eingelangt ist, um 2000 Repatriierte zu evakuieren. Er hat sich sehr bemüht, u. es wird vorgeschlagen, jede Nation soll sich bei ihm bedanken. Angenommen.“ Demnach entstanden also all die Dankschreiben, die Haefliger u. Zopp als Beweise für das schändliche Verhalten der Kommunisten u. die Bestätigung ihrer Haefliger-Rettungs-Theorie anführen, um Haefliger den Dank für seine Verdienste im Lager u. hinsichtlich der Repatriierungen auszusprechen, u. weil er als Vertreter des Roten Kreuzes in Mauthausen die Ansprechperson war. Zur angebl. Sprengung äußert sich Marsalek dahingehend, daß dies auf den von Hitler ausgehenden „Nero-Befehl“ zurückzuführen war, wonach Infrastruktur nicht in die Hände der Alliierten fallen dürfe u. daß in keinem einzigen Stollen eine Sprengung vorgenommen wurde: weder in Melk, Gusen I u. II u. Schlier, noch anderswo in den Außenlagern Mauthausens. Lediglich in Ebensee versuchte die SS wirklich, die Gefangenen in die Stollen zu treiben.


Zuletzt von Dissident am Fr März 10, 2017 1:28 pm bearbeitet; insgesamt 13-mal bearbeitet
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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Starmühler zur Rolle von Louis Haefliger, Teil 22

Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 7:40 am

Marsaleks Wende von seiner frühen kommunistischen Propagandaarbeit hin zu faktenbasierenden Abhandlungen u. Stellungnahmen provozierten einen veritablen Konflikt mit seinem ehem. kommunistischen Mitgefangenen Dürmayer. In einem Brief Dürmayers von 1980, wiederum an sämtl. Mitglieder des Comité International de Mauthausen bemerkt er, dass Marsalek ihm zu nahe getreten war. Er macht auch deutlich, daß er das Verhalten Marsaleks in den frühen 1950er Jahren bevorzugte. Auch in diesen Zeilen lässt Dürmayer nicht von antiamerikanischen Statements ab. Er ist der Überzeugung, dass Marsalek versuchte, ihn mittels der Stellungnahme von 1980 als unglaubwürdig darzustellen. Der unsachliche Umgangston ist im Folgenden am besten zu erkennen: „Damals [1974, JS] hatten wir allerdings noch die gleiche Weltanschauung u. gleiche Meinungen, auch über die Befreiung von Mauthausen. Ich habe mich nicht geändert. Noch eine letzte Frage: Warum seit 2 oder 3 Jahren diese Hektik, um jeden Preis Geschichtsfälschungen in die Welt zu setzen? Warum diese »Amerika-Campagne«?“

Marsalek selbst fasst die Aussagen über u. um Haefliger nach dem Krieg in einem Aufsatz kritisch zusammen: „Alle diese publikumswirksamen Berichte, Behauptungen, Schilderungen – mit Fotos: Haefliger vor dem Krematorium oder vor den KZ-Türmen – basieren auf einer einzigen Aussage: die des Louis Haefliger. Trotz zahlreicher Widersprüche u. Unrichtigkeiten ist nach 40 oder mehr Jahren schwer zu unterscheiden, was persönliche Annahme, was Fakten, was Mythos u. was journalistisch verarbeitete Sensation oder Legendenbildung darstellt.“ Alles, was hinsichtlich einer Heldenhaftigkeit Haefligers gesagt wurde, war demnach Fiktion u. basierte lediglich auf der Aussage des Schweizers. Noch mehr kritisiert Marsalek Haefligers Aussagen in seinem Rapport bezüglich der Zeit nach der Befreiung, in der sich Haefliger die Hauptarbeit als seinen Verdienst an die Brust heftete. Danach befasst sich Marsalek mit von Gagerns Schrift. In diesem Zusammenhang fällt der von der ÖW viel zitierte u. kritisierte Satz Marsaleks, wonach es bei von Gagern Behauptungen gebe, „die nur der Schaffung eines zu Selbstverherrlichung dienenden Mythos führen u. in die Fabelwelt eines Baron von Münchhausen gehören.“ Hinsichtlich der Bewachung bestätigt Marsalek mit diesem fast wütend anmutenden Text, dass sich die SS vollständig ab dem 3.5.1945 nicht mehr im Lager befand u. die Bewachung nur von der Wiener Feuerschutzpolizei ausging. Die restlichen verbliebenen 2-3 SS-Männer u. vier SS-Frauen waren Desertierte, die sich im Lager versteckt hielten. Die angebl. Bedrohung durch endgültige Liquidierung der Gefangenen existierte bereits in den Mittagsstunden des 5.5. nicht mehr, da zwischen 9 - 10 Uhr vormittags eine US-Einheit nach Mauthausen gekommen war u. sämtliche zu diesem Zeitpunkt noch anwesende SS-Angehörige, festgenommen hatte.
Entscheidend für das Gefühl der Gefangenen, der Befreiung entgegenzugehen, war das Erscheinen des Roten Kreuzes am 19.4.1945 in Mauthausen. Was den Gefangenen dadurch nämlich genommen wurde, war das Gefühl des Verlassenseins u. der Hoffnungslosigkeit. Den Gefangenen wurde damit bewusst, daß außerhalb des Lagers – abgesehen von deutschen Behörden oder SS-Wachen auf Urlaub – jemand Kenntnis von der Lage der Gefangenen hatte. Der Druck einer möglichen Massenliquidierung wurde damit von den Gefangenen genommen. Der Grund hierfür ist nämlich, dass nun klar war, dass die Weltöffentlichkeit um die Existenz des Lagers u. ihrer Gefangenen wusste. Marsalek weist bei den Dankesschreiben, die Haefliger erhielt u. die die ÖW als Beweis der Rettung von angeblich 60000 Gefangenen anführt darauf hin, daß bei genauer Lektüre der Schreiben kein Wort „von einer verhinderten Tötung der Häftlinge durch Sprengung der Stollen“ zu finden ist. Viele Aussagen Haefligers, die in div. ÖW-Broschüren publiziert sind, negiert Marsalek mittels Angabe von Belegen. Der tschechische Gefangene, der von Haefliger gebeten wurde, die Fahne aufzubewahren, war angeblich Kurt Pany, der Lagerschreiber, der von Haefliger als „Vertrauensmann der Häftlinge“ beschrieben wird. Die Möglichkeit wäre ja gegeben, denn Pany als 1. Lagerschreiber hatte mehr Freiheiten u. damit auch die Chance, in Kontakt mit Haefliger bzw. umgekehrt zu treten. Aber laut Marsalek hatte Pany nie für Haefliger die Fahne aufbewahrt. Abgesehen davon zweifelt Marsalek an den Schilderungen über die Fahne in Haefligers Rapport. Seiner Meinung nach wären es Spanier gewesen, die bei Erscheinen der Amerikaner mit Haefliger eine rote u. dann eine spanische Flagge gehisst hätten. Von einer weißen oder einer Rotkreuzfahne ist gar nichts bekannt. Die Anwerbung Haefligers für die KPÖ ist für Marsalek auch ein Rätsel, denn „es bleibt Haefligers Geheimnis“. Die Kreise, in denen Haefliger damals verkehrte verkehrt sei – die ÖVP um Figl – hätten Haefliger wohl sicher nicht für die KPÖ angeworben, konstatiert Marsalek. In anderen Quellen entsteht sogar ein gegenteiliger Eindruck.
Demnach sei Haefliger den Kommunisten nicht immer feindselig gesinnt gewesen: dies unterstrich er nicht nur in einem Brief an den KZ-Verband, der ihn zu einer
Versammlung eingeladen hatte, sondern auch durch Zeilen im Ansuchen um den Opferfürsorgeausweis. Er verkündete in diesem Brief vom 15.3.1949 seinen Beitritt zum KZ-Verband. 3 Wochen später verwendete er sogar Formulierungen, die gewöhnlich Kommunisten zugeordnet werden: „…die Unterredung […] hat mir erneut gezeigt, daß es Pflicht ist mit ganzem Eifer u. mit ganzem Können die internat. Solidarität des Lagers in unserem Gedächtnis zu bewahren u. der ganzen Welt die Möglichkeit zu geben, daraus eine Lehre zu ziehen.“ Weiters verlautbarte er seinen Motivationsgrund für die Aktion: „Seit 1933, dem Datum wo die ersten KZ’s geschaffen wurden, wo die ersten politisch Unzuverlässigen des Naziregimes in KZ gesteckt wurden, wusste ich, dass mir eine solche Aufgabe beschieden sein müsste, den Beweis dieser Naziverbrechen anzutreten. Den Beweis zu erbringen, daß es keine Propaganda war, daß es Wahrheit war, war meine antifaschistische u. auch schweizerische Einstellung. Und für eine internat. Solidarität, für eine internat. Freiheit habe ich es damals auf mich genommen, Beruf, Existenz u. Familie zu opfern um für tausende geknechtete Freiheitskämpfer, wenn nötig mein eigenes Blut zu opfern.“ Diese Worte stehen im Gegensatz zur Selbstdarstellung Haefligers als bescheidener Mann, als der er sich später in Zeitungsartikeln ausgegeben hat. Der später im Vorstand der christlich-konservativen ÖW tätige Haefliger stand also in Kontakt mit dem KZ-Verband, der offen u. bekanntermaßen als kommunistisch galt u. auch heute noch gilt.
Wichtig ist es Marsalek auch, zu betonen, daß es Haefliger nicht gestattet gewesen sei das Lager zu betreten, weiters sei die Anwesenheit des Schweizers nur Gefangenen, die in den Werkstätten arbeiteten u. einigen Häftlingsfunktionären, die sich etwas freier bewegen durften, bekannt gewesen. Die Herstellung der weißen u. der Schweizer Fahne für Haefliger sei der Kommandantur ebenso bekannt gewesen wie die Lackierung des Autos u. Haefligers Aktion. Letztlich sei er ja auch von einem Angehörigen der Feuerschutzpolizei begleitet worden. Die Wachen haben mit der freiwilligen Entledigung der Waffen reagiert u. sich ohne Aufforderung in einer Marschformation auf der Zufahrtsstraße aufgestellt.
Marsalek folgte kurz nach dem Krieg der im Kalten Krieg für Kommunisten typischen Darstellung von der Selbstbefreiung des KL, änderte diese Haltung aber spätestens mit dem Beginn seiner Tätigkeit für das Bundesministerium für Inneres. Das stärker auf Fakten konzentrierte Arbeiten Marsaleks förderte Ergebnisse zutage, die ehem. kommunistischen Mitgefangenen wie Dürmayer im Sinne der heroisierenden Selbstdarstellung nicht ins Konzept passten. Dadurch geriet Marsalek wiederholt in Konflikt mit Dürmayer. Seine Linie Haefliger gegenüber kann als Gegnerschaft bezeichnet werden. Zu Beginn ignorierte er Haefliger um ihm später zwar Zugeständnisse zu machen, aber die Darstellung Haefligers u. seiner Anhänger, wonach der Schweizer die Massenliquidierung verhindert hätte, negiert Marsalek durchgehend u. ausdauernd.


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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Starmühler zur Rolle von Louis Haefliger, Teil 23

Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 7:49 am

Das Dokumentationsarchiv des österr. Widerstandes (DÖW) u. die Österr. Widerstandsbewegung (ÖW)– ein Konflikt
Die Kontroversen um die Darstellung der Befreiung des KL Mauthausen kulminierten in den 1980er Jahren in einem mehr (Zeitungsartikel, Leserbriefe, Publikationen) oder weniger (persönliche Briefe) öffentlich ausgetragenen Streit zwischen der ÖW u. dem DÖW. Hauptsächlich ging es der ÖW darum, daß Haefliger endlich als Retter von Mauthausen anerkannt werden sollte. Weil das DÖW dieser Behauptung nicht folgte, sondern andere Ansichten – vor allem jene ihres Mitglieds Marsalek - vertrat, gab es eine regelrechte Schmutzkübelkampagne gegen das DÖW, deren Hintergrund die tiefe Abneigung der ÖW gegen den Kommunismus ist. Eine Problematik ergibt sich aus der Namensähnlichkeit der beiden Vereine. Die ÖW kämpfte in ihren eigenen Publikationen gegen die häufige Verwechslung von ÖW mit dem DÖW. Die ÖW will einfach nicht mit einer Institution verwechselt werden, die ihrer Meinung nach kommunistisch infiltriert, wenn nicht sogar grundsätzlich kommunistisch sei. Zunächst ist die Betrachtung der Selbstdarstellung dieser beiden Institutionen wichtig. Einen Überblick geben die jeweiligen Publikationen der beiden.

Das DÖW

1963 wurde von Zeithistorikern u. Widerstandskämpfern aller antinazistischen politischen Lager das DÖW ins Leben gerufen. „Der Vorstand des Vereins Dokumentationsarchiv ist bis heute überparteilich, unter Einschluss von Vertretern der […] Opferverbände zusammengesetzt.“ 1984 wurde eine Stiftung gegründet, in die der Verein, der bis heute besteht, alle seine Bestände einbrachte. Die finanzielle Basis sind das Bundesministerium für Wissenschaft & Forschung, sowie die Stadt Wien. Davor hatte es nur Einzelsubventionen u. Spenden gegeben.
Der langjährige wissenschaftl. Leiter des DÖW, Wolfgang Neugebauer spricht Herbert Steiner, seinem Vorgänger in dieser Funktion, den Verdienst zu, „sowohl einen
Kreis von ehrenamtlichen Mitarbeitern aus den Reihen der ehem. Widerstandskämpfer u. Verfolgten heranzuziehen, zu denen später auch jüngere Wissenschaftler stießen, als auch im Kuratorium u. Vorstand des DÖW einen politischen Konsens der versch. am Widerstandskampf beteiligten Richtungen herzustellen, der eine feste Grundlage für die Arbeiten des DÖW schuf. Dieser Geist des Pluralismus sowie Kameradschaft u. Toleranz aller Mitglieder u. Mitarbeiter ermöglichten ein weitgehend konfliktfreies Arbeiten.“ Das DÖW avancierte im Laufe der Zeit durch kompetente Mitarbeiter u. qualitativ hochwertige Arbeit, sowie durch das umfangreiche Archiv zu einer der wichtigsten wissenschaftl. Institutionen auf dem Gebiet der NS-Forschung in Österreich. „Die Gründer des DÖW, Widerstandskämpfer u. Wissenschaftler versch. politischer Richtungen, hatten von Anfang an die Vorstellung, dass die Dokumentation des österr. Widerstandes nicht Angelegenheit einer Partei sein dürfe, sondern Aufgabe aller demokratischen u. patriotischen Kräfte unseres Landes. In diesem Sinne wurde das DÖW eine pluralistische Institution.“
Dieser Pluralismusgedanke ist dem DÖW wichtig. Im Kuratorium, in der Stiftung, im Vorstand wird überparteilich gearbeitet. Diese Überparteilichkeit wird von der ÖW nicht anerkannt oder ignoriert, sondern das gesamte DÖW als kommunistisch eingestuft. Bei Betrachtung des Inhaltsverzeichnisses einer Publikation des Bundesministeriums für Wissenschaft u. Forschung 1982 über das DÖW ist die Wichtigkeit dieser Institution deutlich sichtbar. Dem DÖW wird „staatspolitische Bedeutung u. Notwendigkeit“ eingeräumt. Das DÖW ist wichtig für das „internat. Ansehen Österreichs“, „die zeitgeschichtliche Aufklärung“ u. die „wissenschaftliche Aufklärung“.

Die Österr. Widerstandsbewegung (ÖW)
Die ÖW ist deklarierte Anhängerin der sogen. Opferthese, die Österreich als 1. Opfer Hitlerdeutschlands bewertet, womit sich Österreich quasi von der Schuldfrage lösen wollte. Die abstruse Theorie, die Alliierten hätten den Krieg u. alles Schlechte in Deutschland mitentfesselt, wird von Hitlers Griff nach Österreich hergeleitet, für den die Alliierten laut ÖW mitverantwortlich zeichnen. Der Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich – im Jargon der ÖW „Annexion“ genannt – wäre eine Schuld der Alliierten u. außerdem eine „entscheidende Voraussetzung für die Entfesselung des 2.Weltkrieges“.
Geleitet werden diese Aussagen von einem kath. Patriotismus. Österreich wird zwar teilweise kritisch betrachtet, aber die ÖW ist trotzdem stets bemüht, nichts über das katholische, patriotische u. nur als solches einzige Österreich kommen zu lassen. Die beiden Erzfeinde sind der Nationalsozialismus u. der Kommunismus. Der Hitler-Stalin-Pakt ist immer wieder Auslöser für Diffamierungen gegen die Kommunisten: „Behauptungen von Kommunisten über den Widerstand gegen Hitlerdeutschland sind maßlos aufgebauscht, um von der Schande des Hitler-Stalin-Paktes abzulenken“. Beinahe nahtlos wird an Kurt Waldheims bekannte u. kritisierte Aussage von der „Pflichterfüllung“ angesetzt u. insofern weitergeführt, als diese Pflicht im Krieg als Gehorsam gegenüber deutschem Befehl verstanden wird, niemals österr. Befehl, denn eine „österr. Mordmaschine“ habe es nie gegeben. Der Passus von der Mitschuld ist für die ÖW „sozusagen ein kommunistisches faules Ei“. In wenigen Zeilen zusammengefasst, gibt die ÖW selbst ein Bild ihres Geschichtsnarrativs ab: „So [über Österreichs Teilnahme am Krieg Hitlerdeutschlands, JS] lügen nur Kommunisten aus Parteiräson. Von ihnen kann man hören, daß Dollfuß u. Schuschnigg Faschisten wie Hitler waren. Hingegen verschweigen sie Hitlers Pakt mit Stalin, die  Schauprozesse mit Selbstbezichtigung u. die 50 Millionen von der KpdSU Ermordeten.“ Immer wieder fällt die ÖW durch diesen Ton auf. Einige der ÖWIP-Broschüren sind abgedruckte Reden der Protagonisten. Die Wortwahl ist bei einer Rede eine gänzlich andere ist als bei einem geschriebenen Text. Bemerkenswert sind diesbezüglich auch die Aussagen über Marsalek u. die Kommunisten im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion. Der ÖW folgend haben sich einige Kommunisten – die ja vor dem Zusammenbruch 1989 eine Hetzkampagne gegen Haefliger gesetzt hatten, u. zwar nicht nur die österr. Kommunisten - scheinbar nicht unterkriegen lassen u. wieder auferstehen wollen. Als Ort dafür sollte Mauthausen fungieren. In einer Broschüre wird sogar gefordert: „KP-Hände weg von Mauthausen! Entlarvung der Haefliger-Diffamierung! Ermittlung ihrer Helfershelfer!“ Zeitweise blitzt bei der ÖW auch ein beinahe monarchistischer Zug durch. Als bei den Feierlichkeiten zum 50. Todestag von Roman Karl Scholz, einem christlich motivierten Widerstandskämpfer, 2 Universitätsprofessoren aus Tschechien – dem ehem. Böhmen - ein Blumengebinde für den Toten niederlegten, quittierte die ÖW das mit den Worten: „Ein guter Hauch Alt-Österreichs!“ Dies ergibt ein Bild der ÖW als christliche Wertegemeinschaft mit einer ausgeprägten Aversion gegen den Kommunismus.
Die offensive Haefliger-Propaganda war Mitte der 1970er Jahre noch nicht das vorherrschende Thema. Dies lag vermutlich daran, dass 1974 anlässl. der Generalversammlung der ÖW ganz andere Namen als führende Funktionäre beschlossen wurden als 10 Jahre später. Czermak war gerade einmal Rechnungsprüfer, Massiczek, Haefliger u. Zopp werden für das Präsidium überhaupt nicht erwähnt, genau so wenig wie Haefliger in der Broschüre. Lediglich Franz Klar fungierte zu diesem Zeitpunkt schon in bestimmender Rolle, nämlich als Herausgeber u. Sekretär. Das vorherrschende Thema damals war vielmehr der aggressive Neonazismus um die NPD u. Gerd Honsik, den bekannten österr. Neonazi. Massiczek u. Czermak sind aber sehr wohl schon lange im Vorstand, wie die Auflistung desselben 1967 beweist.


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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Starmühler zur Rolle von Louis Haefliger, Teil 24

Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 7:55 am

Der Konflikt
Die ÖW u. das DÖW trugen einen Streit aus, der spätestens im Zuge der Waldheim-Affäre 1986 begann, noch in den 1980ern seinen Höhepunkt erlebt u. spätestens mit dem Tod Haefligers wieder abflaut. Die ÖW schätzt, die Diffamierungskampagne gegen Haefliger habe ungefähr Anfang/Mitte der 1970er Jahre begonnen. Die Frage, wer wie mit diesen Konflikten angefangen hat, ist nicht mehr eruierbar. Im Umgang dieser beiden Seiten miteinander u. in der Frage um die Person Haefligers ist zu betrachten, wie Geschichte verwendet u. missbraucht werden kann. Beide Seiten diffamieren die jeweils andere Seite, entweder sachlich oder emotional. Die Aversion der ÖW gegen den Kommunismus, sowie einige kommunistische Mitglieder des DÖW gaben u. geben der ÖW Grund, das DÖW als kommunistisch durchwachsen zu diffamieren. Haefliger ist ein Spielball dieser Konflikte. Manchmal scheint es sogar, als ginge es überhaupt nicht um seine Person, sondern lediglich um die gezielte Beschimpfung des anderen. Noch in den 1990er Jahren spricht die ÖW von der „kommunistischen Fabel von deren Selbstbefreiung“, zu einem Zeitpunkt, als einer der bekanntesten ehem. kommunist. Gefangenen, schon lange Schriften veröffentlicht hatte, die der Selbstbefreiungsthese der Kommunisten entgegentritt – Hans Marsalek.
Brigitte Bailer-Galanda analysiert die ÖW folgendermaßen: „Der Verein ‚ÖW’ wurde unabhängig von diesen Opferverbänden gegründet u. verfügt auch über keinerlei Befugnis, für oder im Namen der Opfer des Faschismus oder der Widerstandskämpfer zu sprechen. Es handelt sich dabei um einen einer privaten Initiative entspringenden Verein.“ Der Verein agiert auch zunehmend politisch u. wirft Fragen auf, die sich nicht um Belange des Österr. Widerstandes im Nationalsozialismus drehen, z.B. stellt er sich in einer Broschüre die Frage, ob der Türkei der Beitritt zur EU gewährt werden solle. Die Antwort der ÖW zu dieser Frage ist ein klares „Nein“. Die Richtung des Vereines ist, der patriotischen Österreich-Gesinnung folgend, zutiefst konservativ u. patriotisch, wie sämtliche Offenlegungen (Impressum) nach § 25 Mediengesetz beweisen: „Der Informations- u. Pressedienst der ÖW (Ö.W.I.P.) ist das Organ der überparteilichen Österr. Widerstandsbewegung. Seine Aufgabe ist die Herstellung der historischen Wahrheit des Widerstandes, die Aufdeckung von  NS-Verbrechen u. das Eintreten für das österr. Nationalbewusstsein.“. Noch 1993 folgte man dem Opfermythos, der Österreich als 1. Opfer Hitlerdeutschlands aufweist u. negierte die Mitschuld u. Teilnahme Österreichs am Krieg an der Seite des Dritten Reiches: „Österreich war staats- u. völkerrechtlich Hitlers 1. Opfer.
1938-1945 existierte es nicht, kann daher nicht an der Seite Hitlerdeutschlands gekämpft haben.“. In der Causa Waldheim trat die ÖW auch für Kurt Waldheim ein. In der Wortwahl agierten die Wortführer der ÖW fast agressiv. Es wurde verachtet u. verunglimpft, wer gegen Österreich schrieb, wer Position gegen die ÖW bezog.Wer sich nicht als echter Patriot erwies, wäre in den Augen der ÖW eine Unperson. Heute noch ist die ÖW verhaftet in einer Mentalität vom Kalten Krieg, infolge derer sie hinter den Ungereimtheiten hinsichtlich Haefliger überall den Kommunismus sieht.
Die ÖW warf dem DÖW immer u. immer wieder vor, „kommunistisch dominiert“ zu sein. Hinzu kamen viele untergriffige Aussagen u. Forderungen. Beispielsweise
verlangte der Präsident der ÖW, Buno Czermak einmal, dass die Arbeit des DÖW eigentlich dem Österr. Staatsarchiv überlassen werden sollte. Diese Behauptung verstand Wolfgang Neugebauer sogar als gezielten Zerstörungsversuch des DÖW. Das DÖW hingegen reagierte mit der Vergangenheit der gegnerischen Proponenten: Czermak sei selbst einmal Kommunist u. Massiczek beim Sicherheitsdienst (SD) der SS gewesen. Die Tätigkeit des DÖW wäre der ÖW zufolge eine Geschäftemacherei, wie das in einer Broschüre mit dem Titel „Ende des pragmatisierten Widerstandes!“ (eine Anlehnung an Wolfgang Neugebauer als pragmatisierten Beamten) bezeichnet wurde: „Entweder man war im Widerstand u. hatte damit sein Leben riskiert, oder man betreibt nach der Befreiung vom NS-Regime »Geschäfte« mit der Bezeichnung »Widerstand«“ Haefliger wurde von der ÖW instrumentalisiert u. immer wieder ins Spiel gebracht um zu beweisen, dass das DÖW ihn zur Unperson mache u. um gegen den Kommunismus zu zetern. „Die ÖW kämpft um die Anerkennung Haefligers als Retter der Mauthausener Häftlinge, somit gegen die kommunistische Fabel von deren Selbstbefreiung.“ Neugebauer sah in all den Attacken der ÖW eine „parteipolitische Denunziation.“ Beispielsweise wollte Czermak die ÖW als die Institution mit den wahren Widerstandskämpfern gegen das NS-Regime preisen. Er eröffnete einen Leserbrief in der konservativen Zeitung „Österreich Paneuropa“ mit der Nähe des NS zum Kommunismus: „Mit Lenin begannen die Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Der 2.Weltkrieg plus Auschwitz etc. ist ohne den Stalinverehrer Hitler u. den Leninverehrer Mussolini nicht denkbar.“ Er warf außerdem dem DÖW vor, Tagespolitik auf Kosten der Steuerzahler zu machen u. verlangte öffentlich, daß dem ein Ende gesetzt werde: „Je gründlicher auch auf diesem Gebiet mit den kommunistischen Umtrieben Schluß gemacht wird, desto besser für die öffentl. Finanzen, das öffentl. Bewusstsein u. die Aufarbeitung der Vergangenheit.“ Die Antwort auf Czermaks Schreiben, verfasst von Neugebauer, folgte prompt u. nahm Stellung gegen die Aussagen Czermaks bzw. erwähnte auch das Interesse Czermaks für kommunistischen Ideen in seiner Jugendzeit.
Neben der Kritik an den Subventionen fürs DÖW sprach die ÖW dem DÖW zusätzlich seine Wissenschaftlichkeit ab bzw. bezichtigte das DÖW der Geschichtsverfälschung, wieder konnotiert mit dem Vorwurf des kommunistischen Hintergrundes: „Die ÖW ging der Wissenschaftlichkeit« des DÖW nach, befaßte sich mit der kommunistischen Geschichtsverdunkelung im Fall des Mauthausenbefreiers Louis Haefliger u. dem Ignorieren bestimmter Widerstandsakte, die der politischen Programmierung des DÖW zuwiderliefen.“ Haefliger u. die Ereignisse vom 5.5.1945 wurden verwendet,  Wirken Ludwig Soswinskis u. Hans Marsaleks als DÖW-Funktionäre, durch die Haefliger verleumdet werde. Marsalek verhinderte als Funktionär des „Comité International de Mauthausen“ mittels eines Gutachtens, daß in Mauthausen öffentl. Raum nach Haefliger benannt werde. Das DÖW dürfe der ÖW zufolge in dieser Form nicht existieren Die Verwaltung eines Archivs, das „nicht existieren könnte, würde es nicht von der öffentl. Hand mit Millionenbeträgen subventioniert“ u. das „rechtens nur im Rahmen einer zentralen Stelle beheimatet sein dürfte u. von einem Berufsarchivar höchsten Ranges geleitet sein müßte“, läge in „Händen von archivalischen Laien“ u. „kann nur Sache der Republik Österreich selbst sein. Die Sammlung u. Sichtung der Zeugnisse über die Okkupationszeit gehört ausschließlich in die Kompetenz der Institution Österr. Staatsarchiv.“ Weiters könne das DÖW ja gar nichts mit dem Widerstand in der Zeit des NS zu tun haben, wenn man sich das Gründungsjahr des DÖW ansieht (1963). Die Kritik am DÖW wurde immer an den selben Punkten aufgehängt:
Neugebauer u. seine - nach Meinung der ÖW - nicht vorhandene Wissenschaftlichkeit sowie seine Kritik an der ÖW; die kommunistische Propaganda, die im DÖW herrsche; die staatl. Unterstützung für einen kommunistischen Verein sowie die Verleugnung Haefligers als Retter Mauthausens durch das DÖW im allgemeinen u. Neugebauer u. Bailer-Galanda im speziellen. Weniger, aber in gleichfalls untergriffigem Maß ist die Kritik an Herbert Steiner, dem Vorgänger Neugebauers als wissenschaftl. Leiter des DÖW. Dieser wäre laut ÖW ein „Kommunist der alten Schule [gewesen, JS]. Im deutschen Sprachraum mit seinen 90 Mio. können Leute wie Herbert Steiner außer in Österreich nirgendwo Personen von öffentl. Rang sein.“
Abgesehen von dieser Negierung u. der gewünschten Verbannung kommunistischen Denkens aus dem öffentlichen Raum sprach damit die ÖW Herbert Steiner das Recht ab, eine öffentliche Position zu bekleiden, u. zwar aus Gründen einer politischen Gesinnung.
Der Konflikt bzw. die Inkludierung Haefligers in die Streitigkeiten muss auf 2 Ebenen betrachtet werden. Massiczek u. Czermak waren hauptsächlich bemüht, das DÖW zu diffamieren u. benützten Haefliger durchgehend für ihre Belange. Haefliger selbst wurde von Johannes Zopp vertreten. Dieser arbeitet auch heute noch am Andenken u. an der Anerkennung Haefligers in der Öffentlichkeit. Zopps Hauptaugenmerk lag u. liegt heute noch mehr an der Verbreitung von Haefligers Tätigkeit. Er verfasste Haefliger lobende Artikel u. schrieb versch. Stellen an, um Unterstützung bei der Anerkennung Haefligers zu erhalten. Er bat Politiker in führenden Positionen (Bürgermeister der Stadt Wien, Bundesminister, Vizekanzler), dem Schweizer einen Orden zu verleihen bzw. zumindest den Vorschlag Haefligers für den Friedensnobelpreis durch die ÖW, zu unterstützen. Die Marktgemeinde Mauthausen bearbeitete er erfolglos, eine Straße nach Haefliger zu benennen.
Wiederholt kritisierte die ÖW das Verhalten Marsaleks u. der Kommunisten, die im Namen des „Österr. Nationalausschusses im ehem. KZ Mauthausen“ ein Dankschreiben an Haefliger verfasst haben, aber sich danach vor allem in der Leugnung u. Diffamierung desselben hervorgetan hätten. Dies stellte für die ÖW eine Kehrtwendung der ehem. Gefangenen dar. Doch selbst innerhalb der ÖW existierte eine solche Kehrtwendung. Zur Gründung des DÖW 1963 verfasste die ÖW, damals noch unter einem Generalsekretär namens Franz Murko, ein Schreiben ans DÖW, in dem die Gründung desselben „mit aufrichtiger Freude“ begrüßt wurde. Weiter verlautete das Schreiben: „Die ÖW ist der Meinung, daß das DÖW als überparteiliche Spezialorganisation in Hinkunft auf dem Gebiet der Dokumentation des Widerstandskampfes federführend sein soll. Aus diesem Grunde wird die ÖW das ihr noch zur Verfügung stehende oder noch zukommende Material dem DÖW überlassen.“ Zusätzlich spendete das ÖW dem DÖW noch S 1000,- u. äußerte die Hoffnung, daß mit einer überparteilichen Arbeit der Widerstandskämpfer eine möglichst starke Kraft gegen neonazistische Tendenzen entstehen möge. In der Gründung des DÖW sah die ÖW damals mit der Zusammensetzung des Kuratoriums eine Gewähr für überparteiliches Arbeiten. Die Konflikte waren für Haefliger so tiefgreifend u. beeindruckend, daß er in seinem Testament das DÖW völlig ablehnte. Es bezog sich auf sein zeitgeschichtliches Material, das die ÖW hinsichtlich einer Nutzung im Österr. Staatsarchiv erben sollte. „Sie allein genießt mein Vertrauen, jedoch n i c h t das sogenannte ‚DÖW’, dem ich jede Nutzung meines Archivmaterials abspreche.“ Noch in der Parte wurde Haefligers Tat gedacht:
„Mit zehntausenden Überlebenden des ehem. KZ Mauthausen u. mit ihren weltweit verstreuten Angehörigen trauern alle, die ihn erlebt, gekannt u. gemocht haben, zusammen mit seiner Familie, um den RETTER VON MAUTHAUSEN – Ehre seinem Andenken“ Und scheinbar noch dem Streit folgend mutet der Gedenkspruch am rechten oberen Rand des Parte an: „Die Person des Helfers müsste für Alle unantastbar sein.“ Haefliger selbst wollte vermeiden, daß sein Nachlass dem DÖW in die Hände fällt. Er selbst sagte auch, dass Marsalek ihn seit Jahren sabotiere. Das öffentliche Auftreten gegen das DÖW überließ Haefliger Czermak, Massiczek u. Zopp. Diese verwendeten seine Geschichte massiv gegen das DÖW. Doch dürfte es auch einmal zu einer Annäherung gekommen sein, das aber anscheinend zu einer enttäuschenden Erfahrung wurde. Herbert Steiner vom DÖW schrieb nämlich Juni 1965 einen Brief an Haefliger, der eine Antwort war auf eine Anfrage Haefligers. In dem Brief erklärte Steiner, dass das DÖW „alle Materialien über nationalsozialistische Verfolgung“ sammelt. Offenbar hatte Haefliger zuvor berichtet, dass er in Besitz gewissen Materials sei. Dieses weckte Interesse beim DÖW, denn Steiner bat darum, diese Materialien kopieren zu dürfen.
Von den 1970er Jahren gibt es keine Beweise für Konflikte zwischen ÖW u. DÖW, allerdings sehr wohl schon Briefe, die Konfrontationen zwischen der ÖW u. Dürmayer seitens des Comité International de Mauthausen, als dessen Generalsekretär er fungierte. Er kritisierte eine Broschüre der ÖWIP („Einer aus dem Dunkeln, die Befreiung Mauthausens“) u. tat sie als „Märchen“ ab, „um nicht den treffenderen Ausdruck »plumpe Fälschungen« zu gebrauchen.“ Die ÖW konterte daraufhin in einem Brief vom 24.1.1978: Es „hat […] Hofrat Marsalek […] auf Befragen Funktionären der ÖW u. in Anwesenheit Haeflingers zugegeben, daß die Handlungen Haeflingers entscheidend für die Befreiung des KZ Mauthausen waren, man jedoch aus anderen Gründen keinen Wert darauf gelegt hat, ihn in der Öffentlichkeit aufscheinen zu lassen.“ Auch Haefliger äußerte sich diesbezüglich in einem Brief an Matt Mitte 1987: „Was nun das schweizerische u. vor allem das österr. Fernsehen betrifft, wird man immer wieder dort stolpern wo der Kommunismus ein wenn auch winzig kleines Mitspracherecht hat.“ Der Grund dessen war der gescheiterte, nicht nachweisbare Versuch der KPÖ, Haefliger u. sogar seine Frau einzubinden. Ihnen wurde Geld u. eine Wohnung versprochen, doch sie trotzten der KP. Selbst Wiesenthal hätte sogar bestätigt, dass Haefliger nie irgendwo reinkommen könne, wo die KP ein – auch noch so kleines – Mitspracherecht habe. Es ist nicht nachweisbar, ob u. inwiefern die folgende Begebenheit hier Einfluss nahm:
Sommer 1945 habe die schweizerische kommunistische Partei „Partei der Arbeit“ Haefliger medial gegen das Rote Kreuz hochjubeln wollen, wogegen er sich aber gewehrt habe. Daraufhin wurde er auch von den österr. Kommunisten „geschnitten.“ Diese Aussage ist inhaltlich weder belegbar noch widerlegbar. Doch Matts Ausdrucksweise zeugt hier eher von einer Diskreditierung. Es klingt beinahe schon wie eine Verschwörungstheorie: die Kommunisten der ganzen Welt hielten insofern zusammen, als der Feind der Kommunisten in einem Land auch der Feind der Kommunisten in einem anderen Land sei. Frühjahr 1988 fand eine Sitzung in den Räumlichkeiten der ÖW statt, an der Pfoch u. Stroer als Vertreter des DÖW u. Czermak u. Franz Klar von der ÖW teilnahmen. Hierbei wurden 2 Punkte beschlossen:
1. Das DÖW bedauert mittels Erklärung die Angriffe gegen die ÖW
2. Zur Verhinderung der Wiederholung solcher Streitigkeiten sollten jeweils 2 Funktionäre der einen Seite im Vorstand der anderen Seite sitzen
Auf dieses Treffen aufbauend wurde für den 29.6.1988 ein weiteres anberaumt, an dem für das DÖW Fritz Bock, Ludwig Soswinski, Wolfgang Neugebauer u. Herbert Steiner anwesend waren. Die ÖW wurde vertreten durch Ferdinand Habl u. Simon Wiesenthal, damals beide Vizepräsidenten der ÖW. Hier wurde dem DÖW eine Erklärung des ÖW vorgelegt, die das ÖW restlos rehabilitieren sollte u. dem DÖW mehr oder weniger wissenschaftliche Unzulänglichkeit u. mangelnde Professionalität attestiert hätte. Dies wurde von Neugebauer u. Steiner abgelehnt. Gleichzeitig legte das DÖW eine Erklärung mit den beiden Punkten Streitbeilegung u. das Bekenntnis zum gemeinsamen Ziel beider Vereinigungen (Arbeit gegen Antisemitismus, Faschismus, Rassenhass u. Diktatur) vor. Czermaks Schreiben an Haefliger, das all diese Punkte darlegte, schloss mit der Frage um Meinung des Schweizers, ob die ÖW auf ihrem Entschuldigungsschreiben beharren, jenes vom DÖW annehmen oder eine Mischung der beiden Erklärungen anstreben solle. Da bis heute noch kein Austausch von Vorstandsmitgliedern erfolgt ist u. heute noch gegen das angeblich kommunistische DÖW geschrieben wird, ist davon auszugehen, dass die Annäherung nicht gelungen ist.
Mai 1998 erkundigte sich Heinz Fischer, damals Präsident des Nationalrates beim DÖW, namentlich bei Bailer-Galanda nach der „Causa Haeflinger“. Anlaß dieser Erkundigung war ein Brief von Zopp, der Heinz Fischer anläßlich d. Eröffnung einer Ausstellung über stalinistische Methoden bei der Bildpropaganda nahelegte, bei dessen Eröffnungsrede auch auf Haefliger einzugehen, da die Retuschierung Haefligers von einem Foto ja auch eine stalinistische Methode gewesen wäre. Angeblich wäre Haefliger von einer Abbildung, die ihn u. den sowj. Oberst Pirogow zeigt, aus Propaganda-Gründen wegretuschiert worden. Bailer-Galandas Reaktion auf den Brief beinhaltete die Punkte, die wiederholt zu Konflikten geführt hatten. Das DÖW musste sich oft mit dem Thema aufgrund von Anfragen führender Politiker auseinandersetzen. Zopp ist bereits seit den 1980ern beim DÖW bekannt.


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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Starmühler zur Rolle von Louis Haefliger, Teil 25

Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 8:05 am

Das Herantreten Zopps an versch. Stellen (Stadt Wien, Gemeinde Mauthausen, bundesweite Stellen) zwecks Anerkennung(en) für Haefliger ist nicht neu. Überraschend ist allerdings, dass Neugebauer als wissenschaftl. Leiter des DÖW Zilk einmal davon informierte, daß gegen eine solche Verleihung nichts einzuwenden sei. Friedensnobelpreis sei „zwar etwas zu hoch gegriffen, doch die von Herrn Prof. Zopp angeregte Verleihung eines Wiener Ehrenzeichens wäre durchaus in Erwägung zu ziehen (sofern nicht eine Bundesauszeichnung in Frage kommt).“ Dazu muss allerdings bemerkt werden, daß Haefliger nach Neugebauers Meinung ein Ehrenzeichen zustehe, weil er durch das Hinführen des 1. US-Panzers die Befreiung beschleunigt habe. Von einer Verleihung wegen der Rettung von 60000 Häftlingen vor der angeblichen Massenliquidierung ist nicht einmal ansatzweise die Rede.
1993 hätte sogar ein Gemeindebau in Wien nach Haefliger benannt werden sollen. Deswegen wurde das DÖW auch von der zuständigen MA 7 kontaktiert. Neugebauer überlieferte der MA 7 damals negative Stellungnahmen. Der Hauptgrund für Neugebauers Streitbarkeit in diesem Konflikt war weniger Haefligers Rolle bei der Befreiung. Neugebauer kämpfte verbissen gegen die Diffamierungen der ÖW, die der Institution DÖW in der Öffentlichkeit schaden könnten. Zu diesem Zweck schickte er anlässlich der Ausstrahlung des Haefliger-Films von Matt prophylaktisch einen Brief an den ORF um ihn davor zu warnen, im Film enthaltene DÖW-schädigende Aussagen unkommentiert auszustrahlen. Weiters bat er im Falle der Existenz solcher Aussagen im Film um eine Möglichkeit, dies zu kommentieren u. richtig stellen zu können. Sollte aber der ORF den Film einfach ausstrahlen u. er enthielte DÖW-schädigende Aussagen, so würde Neugebauer rechtliche Schritte gegen den ORF einleiten.
Sommer 1988 wandte sich Neugebauer einmal direkt an Zopp, um diesen zurechtzuweisen, denn das DÖW hatte nichts mit dem Mauthausen-Film des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst u. Sport zu tun, wie das Zopp u. die ÖW immer wieder behaupteten. Zopp reagierte darauf mit dem Hinweis, den Film in der Zwischenzeit gesehen zu haben u. das DÖW nicht mehr mit dem Film in Verbindung zu bringen.
Sogar Marsalek selbst wehrte sich in einem Schreiben 1973 gegen den Vorwurf der kommunistischen Diffamierung u. Ausgrenzung Haefligers. Zu diesem Zeitpunkt
organisierte die Österr. Lagergemeinschaft (ÖLM) die Befreiungsfeierlichkeiten u. Haefliger hatte sich beschwert, daß er nicht eingeladen worden war, weil er sich nach dem Krieg geweigert hätte, der KPÖ beizutreten, unter der falschen Annahme, der KZ-Verband organisiere die Befreiungsfeierlichkeiten. Marsalek sei nichts von irgendeinem Anwerben Haefligers für die KPÖ bekannt u. im Vorstand der überparteilichen ÖLM sei er von den 6 Vorstandsmitgliedern der einzige Kommunist, womit Haefligers Vorwurf hinfällig sei.
Fast immer, wenn sich Zopp an Politiker gewandt hatte, wurde das DÖW von diesen befragt. Anlässlich all der Diskussionen u. Streitigkeiten um Haefliger u. die Befreiung Mauthausens verfasste Bailer-Galanda Mitte/Ende der 1980er Jahre eine unveröffentlichte Stellungnahme, die die Aussagen Haefligers durchleuchtete u. mittels Literatur entkräftete. Demnach gebe es Behauptungen u. wenige Anzeichen für einen Befehl Himmlers, allerdings keine Beweise. Ein zwar von ihr nicht angeführtes, aber diesbezügliches Dokument ist eine Geheiminformation innerhalb der US-Army an die „Twelfth (sic!) Army Group“, in der von einem franz. Offizier berichtet wird, der am 22.4.1945 aus dem Lager Mauthausen zurückgekommen sei u. von einer geplanten Massenliquidierung berichtet haben will. Über eine u. welche Reaktion von Seiten der US-Army ist nichts bekannt. Auch im Protokoll der Sitzung des Internat. Mauthausen Komittees vom 6.5.1945, 16 Uhr nachmittags, will ein polnischer Häftling u. Mitglied des Kommittes, der Gusen von Mauthausen aus besichtigte, erfahren haben, dass die SS die Gefangenen in die Stollen treiben wollten.
Dies sei aber von einem Gefangenenaufstand verhindert worden. In Mauthausen wäre geplant gewesen, die Gefangenen in den Keller zu bringen u. dort mit Gaspistolen zu töten. Die Aussagen bezüglich Gusen sind nicht nachweisbar, u. sämtliche Gefangene in Mauthausen ins Kellergeschoss zu bringen, ist allein aus Platzgründen nicht möglich. Aus diesem Grund sind diese Aussagen zwar vorsichtige Hinweise, aber nicht haltbar. Sehr wohl existierten aber für Bailer-Galanda relevante Beweise für Himmlers Verhalten, seine Haut retten zu wollen, da er bereits Mitte April zugesagt habe, keine Evakuierungsmärsche u. keine gesamte Vernichtung der KZ-Häftlinge anzuordnen. In einem wichtigen Satz fasste Bailer-Galanda ihre Meinung über die angebliche geplante Gesamtliquidierung des Lagers zusammen: „Alle Häftlinge nationalsozialistischer KZ fürchteten den Vernichtungswillen der SS beim Heranrücken der alliierten Truppen, doch in der Realität wurden in keinem KZ eine solche »Endlösung« vor der Befreiung durchgeführt.“, schon gar nicht in irgendeinem der Außenlager Mauthausens. Laut Bailer-Galanda, die sich dabei auf Gisela Rabitsch beruft, sei die gesamte SS am 3.5. abgezogen u. die Wiener Feuerschutzpolizei habe die Bewachung übernommen. Am 4.5., so Bailer-Galanda haben die Gefangenen von den Bewachern die Bestätigung erhalten, dass der Häftlingsbereich des Lagers nicht mehr von den Wachen, zu diesem Zeitpunkt die Wiener Feuerschutzpolizei betreten werde. Der Schlüsselabsatz Bailer-Galandas sagte indirekt aus, daß Haefligers Aktion nicht mehr nötig gewesen sei: „Nach Haefligers eigener Darstellung […] will er erst am Morgen des 5.5. die Amerikaner zu Hilfe geholt haben, zu einem Zeitpunkt also, wo auf Grund des Abzuges der SS-Einheiten die ärgste Gefahr für die Häftlinge bereits gebannt schien. Im übrigen wäre das KZ Mauthausen auch ohne die Bemühungen von Haefliger von US-Truppen befreit worden, möglicherweise erst kurze Zeit später. Daß diese um Stunden (oder Tage) frühere Befreiung die Häftlinge vor der Liquidierung gerettet hätte, ist nicht belegt.“ De facto sei Haefligers Aktion ihrer Meinung nach nicht notwendig gewesen. Als parteipolitisches Hickhack waren die Streitigkeiten nicht anzusehen, da es lediglich um die Kommunisten als solche geht. Die ÖVP bzw. die SPÖ setzten sich bei diesen Konflikten gar nicht in Szene. Die beiden Parteien wurden nie angegriffen. Hin u. wieder traten sie zwar in Erscheinung, aber z.B. nur in Form einer Person, die bei Diskussionen zugegen war. Fritz Bock, der bei besagter 2. Besprechung zwischen DÖW u. ÖW anwesend war, ist ÖVP-Politiker, aber nicht als solcher bei diesem Treffen, sondern als Vertreter des DÖW. Bei der ÖW ist zwar eine großes Naheverhältnis zur ÖVP zu erahnen, aber dies wird nie als solches erwähnt. Niemals wird geschrieben, dass beispielsweise Zopp bei der ÖVP ist. Die ÖW präsentiert sich lediglich mit den gleichen Attributen wie die ÖVP: konservativ, katholisch, bürgerlich. Geschichte per se wurde zu einem Spielball damals gegenwärtiger Aversionen. Sie wurde in der Fassung der ÖW unter Verwendung der immer selben nicht seriösen Quellen so verarbeitet, dass sie gegen den Kommunismus u. gegen das DÖW verwendet werden konnte. Ob die Vorgehensweise auf längere Sicht dem DÖW schaden hätte können, bleibt unbeantwortet, da der Konflikt seit Haefligers Tod an Bedeutung verlor.


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Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 8:09 am

Friedensnobelpreis für Louis Haefliger?
Bereits 1950 wurde Haefliger für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Der Initiiator des Vorschlags war der damal. Justizminister Tschadek. Sein Brief, datiert mit 20.1.1950, existiert in Haefligers Nachlass in mehrfacher Ausführung. Die Nennung des Schweizers dürfte nicht im Verborgenen geblieben sein, denn sogar eine Schweizer Zeitung berichtete in einem kleinen Artikel von der Nennung Haefligers für den Nobelpreis. Nicht nachweisbar ist Haefligers Verbindung zu einem Mann namens Erwin Sauczek. Dieser bat jedenfalls den franz. Hochkomissar in Österreich, François-Poncet, Tschadeks Vorschlag zur Haefligers zu unterstützen, da sich dieser in einer schwierigen finanziellen u. existenziellen Lage befände.
Bei einer Vorstandssitzung der ÖW 1987 wurde beschlossen, Haefliger für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen. In einem Brief 1988 an ihn war zu lesen, daß die österr. Bundesregierung den Vorschlag Haefligers für den Friedensnobelpreis 1988 auf Antrag der ÖW aber nicht unterstütze. Offizielle Begründung gab es keine, aber inoffiziell soll es geheißen haben, dass die Regierung dies unterließe, da im Sog der Waldheim-Affäre ein österr. Kandidat zu dem Zeitpunkt nicht viele Chancen habe. Zu den beiden offiziellen Vorschlägen kam also zumindest noch ein 3. Anlauf zustande, der aber nicht zu einem offiziellen Vorschlag beim Nobelpreiskomitee führte.
Haefliger wurde 1991 von der ÖW mit einem Brief, unterschrieben von Generalsekretär Massiczek u. dem Präsidenten Czermak, ans Nobelkomittee in Oslo für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Als Begründung wurde in dem Brief genannt, dass der Schweizer „mit Hilfe von ihm herbeigeholter US-Panzer den Häftlingen des KL Mauthausen das Leben gerettet“ hat. Mehr Worte wurden hier nicht mehr über die Aktion Haefligers verloren. Der Großteil des Briefes beschränkte sich nämlich darauf, gegen die Feinde Haefligers Stellung zu beziehen: „In Österreich wird seit Jahren um Haefliger eine heftige Diskussion geführt. Haefliger feindlich gesinnte Kreise versuchen, die Tatsache der Rettung der Mauthausener Häftlinge durch Haefliger zu leugnen u. damit die Öffentlichkeit zu täuschen.“ Als die heftigsten Protagonisten wurden „die beiden bekannten Kommunisten“ Soswinski u. Marsalek genannt, die durch ihr Wirken vor der Weltöffentlichkeit verhindert haben, dass Haefliger als Retter zehntausender Häftlinge anerkannt wird. Hinzu kam noch eine Ergänzung über die Österr. Widerstandsbewegung: „Die ÖW ist überparteilich u. besteht fast aussschließlich aus authentischen Teilnehmern am österr. Widerstand gegen das Hitler-Regime. Wir rechnen es uns zur Ehre an, Haefliger zu unseren Vorstandsmitgliedern zu zählen.“ Zu hinterfragen ist allerdings, ob eine Bewerbung für die Verleihung des Friedensnobelpreises der geeignete Platz für derlei Aussagen ist. 2 Möglichkeiten können in Betracht gezogen werden:
a) Massiczek u. Czermak wollten das Nobelkomittee vor ev. Einwänden anders Denkender aus Österreich warnen
b) Der Friedensobelpreis, den die ÖW unbedingt forderte, wäre eine Rechtfertigung für den Kampf der ÖW gegen die Kommunisten bzw. besagte Kreise. Außerdem wäre es eine enorme Genugtuung für die ÖW, denn letztendlich könnte sie dann behaupten, daß sogar das Nobelkomittee Haefliger anerkenne, was einer weiteren Diskreditierung der Kommunisten Tür und Tor geöffnet hätte.
In jedem Fall waren die Aussagen Teil der massiven Diffamierungskampagne der ÖW gegen die Kommunisten. In Wien wurde, als eine Bitte um Unterstützung des Vorschlags an den Bürgermeister herangetragen wurde, das DÖW gebeten, nicht nur seine Meinung abzugeben, sondern sogar dem Präsidialbüro d. Bürgermeisters Direktiven zu geben.
In den letzten 5 Jahren vor Haefligers Ableben u. über seinen Tod hinaus gingen eine Reihe von Anfragen von versch. hohen Politikern Österreichs im DÖW ein. Die meisten davon waren vom damal. Bürgermeister Zilk. Andere Anfragen kamen aus dem Bundeskanzleramt. Der Inhalt war immer wieder derselbe: der oder die Antragssteller/in brauchte Information über Haefliger u. die Ereignisse vom Mai 1945. Der Hintergrund dessen war die ÖW u. vor allem deren Mitglied Zopp. Das Ziel von Zopps Tätigkeit war eine noch vor Haefligers Tod anerkennende Wertschätzung für denselben zu erreichen. Angeregt wurden Verdienstzeichen des Bundes, des Landes oder die Unterstützung der Politiker bei einem neuerlichen Vorschlag Haefligers für den Friedensnobelpreis. Jedes Mal, wenn eine solches Schreiben bei einem Politiker einlangte, erkundigte sich sein Büro oder sein Kabinett beim DÖW, wie damit umzugehen sei. Durch diese Konstellation (Die ÖW als Gegner des DÖW, sprach mit ihrem Anliegen bei einem Politiker vor, der sich wiederum Erkundigungen beim DÖW einholte) war der Kreis der Streitenden eingeschränkt. Zilk schrieb in einem Brief an Zopp: „Was die Frage einer Ehrenbürgerschaft betrifft, müßte eine solche natürlich von versch. Institutionen angeregt u. überprüft werden. Ich habe daher das DÖW als wichtigste einschlägige u. international renommierte Forschungsinstitution gebeten, Ihre Anregung zu überprüfen.“
Der 3. u. chronologisch eigentlich 2. Vorschlag Haefligers für den Friedensnobelpreis ist weitgehend unbekannt. Haefligers Frau selbst wandte sich Jänner 1982 ans Nobel-komittee um zu erfahren, ob ein neuer Vorschlag gestellt werden müsste, oder ob man den Vorschlag des damal. Justizministers Tschadek aus 1950 gleichsam „aufwärmen“ könnte. Die Antwort erfolgte auch Februar 1982 unter Hinweis, daß ein neuer Vorschlag zu machen sei, allerdings von vorschlagsberechtigten Personen. Definitiv vorgeschlagen wurde er dann für den Friedensnobelpreis 1983, wie ein Schreiben des Kommittees bestätigt, allerdings ist unklar, ob der Vorschlag von Haefligers Frau stammt oder vom Europaparlamentarier Rudolf Schieler. Seine Finger im Spiel dürfte jedenfalls ein gemeinsamer Freund oder Bekannter gehabt haben, der das verbindende Glied zwischen Schieler u. Haefliger war.


Zuletzt von Dissident am Fr März 10, 2017 2:31 pm bearbeitet; insgesamt 5-mal bearbeitet
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Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 8:12 am

Conclusio
Wahrscheinlich lassen sich viele Details der Befreiung Mauthausens heute nicht mehr klären. Die Befreiung eines KL hat viele Akteure u. inkludiert viele Vorgänge, die nicht zu negieren u. nicht zu unterschätzen sind. Die Behauptung, Haefliger hätte 60000 Menschen das Leben gerettet, ist nicht verifizierbar, weil dies durch eine Einzelperson nicht erreicht werden konnte. Alles, was diese Behauptung beweisen soll, basiert auf Aussagen Haefligers, entweder auf seinem Rapport oder auf Interviews mit ihm. Alle, die seine These vertraten, arbeiteten mit Aussagen u. Beweisen, deren Ursprung Haefliger selber war. Der Konflikt darüber beweist, daß dieses Thema zu heikel ist, um es wie viele andere Erinnerungsberichte unwidersprochen hinzunehmen. Die Kernfrage ist der Sprengungsbefehl. Er existierte, aber nicht als Plan einer Massenliquidierung. In allen 3 Erlässen ist nichts zu finden, was auf die gleichzeitige Massentötung von Gefangenen hindeutet. Der generelle Massenliquidierungsbefehl dürfte nicht existiert haben, denn er wäre sonst in einem anderen Lager durchgeführt worden. --- Allerdings ist auch der Behauptung, Haefligers Tat wäre nicht notwendig gewesen, angesichts des Chaos in den letzten Tagen des Lagers, nicht haltbar. Hier müsste zuerst genauer beantwortet werden – u. das wird wahrscheinlich nicht mehr möglich sein – wer was wusste, wie es einzuschätzen war u. ob jemand im Lager Kenntnis davon, dass die US-Army bereits in den Vormittagsstunden in Mauthausen war. Woher sollte Haefliger es wissen? Er war zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg, um eine US-Einheit zu finden. Der Inhalt des beim Roten Kreuz unter Verschluss gehaltenen Dossiers über den IKRK-Delegierten Haefliger wird vielleicht noch weitere Sichtweisen eröffnen.
Immerhin wurde ihnen damit klar, dass sie nicht allein waren. Das deutsche Komitee des ehem. KZ Mauthausen verfasste am 8.5.1945 eine Dankesschrift an Haefliger, in der es sich für die Repatriierung einiger franz., belgischer u. holländischer Gefangener bedankt, da dies in den anderen Gefangenen ein Gefühl des nicht Alleinseins erweckte. „Diese Befreiungsaktion [die Repatriierung, JS] hemmte die SS-Lagerführung zweifelsohne in der bereits begonnenen verbrecherischen Liquidierung des Lagers…“ Aber noch in den letzten Apriltagen war die Gaskammer in Funktion. Was bedeutete das für die Gefangenen? Einerseits biederten sich SS-Leute an u. es gab Zeichen von „draußen“, aber andererseits wurde im Lager noch gemordet. Kaltenbrunners Befehl zur restlosen Übergabe des Lagers an die Alliierten stiftet dabei noch mehr Verwirrung. Die Konflikte um die Person Haefligers als reinen Streit zwischen Kommunisten u. Bürgerlichen zu sehen, ist eine zu einfache Definition. Hierfür ist eine viel differenziertere Betrachtung vonnöten gewesen, selbst wenn die ÖW als christlichkonservativer Verein eine Hetzkampagne gegen den Kommunismus veranstaltet(e). Der Streit selbst war ein Streit zweier verbundener Ebenen: der Ebene Anerkennung für Haefliger u. jener der Konflikte der ÖW mit dem DÖW bzw. der Kampf der ÖW gegen den Kommunismus. Der permanente Kampf der ÖW gegen den Kommunismus war jedenfalls die Verbindung zwischen den beiden.
Manches kann vermutlich nicht mehr beantwortet werden. Zumindest war es im Rahmen dieser Diplomarbeit nicht möglich herauszufinden, warum Haefliger auf einem Militärfoto der Roten Armee wegretuschiert wurde. Oberst Pirogow hielt eine kurze Ansprache, als die sowj. Gefangenen Mitte Mai 1945 das Lager verlassen konnten. Davon existiert ein Bild, das Haefliger neben dem Offizier stehend zeigt. Warum aber später Haefliger aus diesem Bild rausgenommen wurde, ist unklar. War es ein kommunistisches Propagandafoto, wie es die ÖW vermutet? Durfte der ehem. Bankbeamte Haefliger als Vertreter des Kapitalismus nicht auf einem sowj. Foto abgebildet sein, weil es der Öffentlichkeit gezeigt wurde u. damit die Propagandawirkung verloren gegangen wäre? Dies sind Spekulationen. Andere begeben sich nicht in Spekulationen, sondern sehen Haefliger vielmehr einfach als Opfer, dem dadurch Anerkennung entzogen wird. Matt beispielsweise hinterfragt gar nicht, warum diese Retuschierung vorgenommen wurde. Wir kennen bei diesem Bild lediglich eine nicht verifizierbare Bildgeschichte, doch selbst diese Bildgeschichte wird wieder benützt um Geschichte unter der Prämisse subjektiver Wahrheitsfindung zu erzählen – Haefliger wird nicht anerkannt. Noch unklarer ist der Verbleib des Materials: Das retuschierte Bild ist im Rahmen der Recherchen nirgends aufgetaucht, nicht einmal dort, wo es vermutet wurde – in Haefligers Nachlass.
Zeitweise wird der Eindruck erweckt, Haefliger wäre nur das „Mittel zum Zweck“ für die Seite, die ihn protegierte u. seinen Bekanntheitsgrad vorantzutreiben versuchte, gewesen. Letztendlich, zumindest in den letzten Jahren seines Lebens, lebte er relativ zurückgezogen. Sein Name erschien lediglich in den versch. Arbeiten der Streitenden, er selbst war nicht mehr so sehr treibende Kraft, sondern Johannes Zopp. Die ÖW benützte Haefliger massiv, um sich selbst in Stellung gegen die „kommunistische Weltverschwörung“ zu bringen. Der Schweizer wurde damit zu einem Spielball subjektiver Wahrheitspräsentation.
Das Verarbeiten der Befreiung im jeweiligen Sinne der versch. Seiten, besonders der Kommunisten u. der Haefligerverteidiger ergibt folgendes Bild: die Kommunisten, allen voran der frühe Marsalek, Valentin Sacharow, Bruno Baum u. Herbert Glöckner verwendeten Mauthausen, um ihre eigenen Ansichten zu präsentieren u. zu verkaufen. Sie agierten als Verteidiger des Kommunismus. Wurde gegen jemanden geschrieben wurde, dann gegen die Amerikaner oder den Imperialismus, jedoch niemals gegen Haefliger, denn Haefliger kam einfach nicht vor, er wurde ignoriert oder ausgelassen. Aber im Sinne einer Diffamierung gegen Haefliger oder die ÖW wurden die historischen Inhalte nicht verwendet. Umgekehrt aber sehr wohl: die ÖW, u. hier vor allem Bruno Czermak u. Alfred Massiczek benützten die Befreiung Mauthausens wesentlich, um andere zu diffamieren, seien es jetzt die Kommunisten, oder sei es das DÖW.
Um aus Geschichte Kapital zu schlagen, wurde eine jeweils eigen Version der Geschichte präsentiert u. somit eine eigene, den Zielen entsprechende Wahrheit zurechtgebogen: die Kommunisten folgten ihrer Parteilinie, die ÖW bekämpfte den Kommunismus, u. Haefliger hatte persönliche Vorteile wie sein Verhalten im Prozess gegen Anton Streitwieser belegt. Hier veränderte er sogar seine eigene, ohnehin kaum bis gar nicht nachweisbare Geschichte um Geld zu erhalten.

Das Gerücht von einer Gesamtliquidierung oder eines allgemeinen Massenmordes existierte nicht nur unter den Gefangenen oder bei Haefliger. Wahrscheinlich wird nie ganz herauszufinden sein, woher Haefliger die Information wirklich hatte: vom IKRK in Genf, von Ortseinwohnern in St. Georgen, von Gefangenen, von Reimer? Die Angst vor einem furchtbaren Ende geisterte aber nicht nur unter den Gefangenen, sondern auch beim Roten Kreuz.
Haefliger selbst hoffte sein Leben lang auf die Anerkennung, die ihm seiner Meinung nach zustand. Seine Arbeit u. jene der ÖW ist in diesem Sinne durchaus als Erfolg zu werten. Haefliger konnte mittels großformatigem Portrait im vielegelesenen Kurier untergebracht werden, er erhielt das „Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs“ u. er wurde für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Der Versuch, einen genauen zeitlichen Zusammenhang der Art der Konflikte u. der Konfliktteilnehmer zu eruieren, ist wegen der ungenauen Materiallage nicht möglich. Eingrenzbar sind die ersten Jahre Haefligers nach dem Krieg, als die Enttäuschung über das Verhalten des IKRK besonders tief saß u. Haefliger um seine Existenz fürchten musste. Spätestens mit der fixen Anstellung bei der Firma „National Registrier-Kassen“ ging es mit ihm aber finanziell wieder aufwärts. Die Differenzen um das Rote Kreuz hatten ihren Höhepunkt um 1950 u. flauten dann wieder ab. Zwischen 1955 u. der Zeit, in der sich die ÖW massiv Haefliger annimmt, gab es keine deutlichen Beweise u. Anhaltspunkte für direkten Kontakt zwischen dem IKRK u. Haefliger. Die genaue Kontaktaufnahme zwischen Haefliger, ÖW u. Zopp ist nicht mehr nachvollziehbar. Der Beginn der Arbeit für Haefliger in den 1970er Jahren ist aber belegt. Letztlich beantragte ja die ÖW lt. Eigenangabe das Verdienstzeichen 1977 für Haefliger u. beehrte ihn außerdem im selben Jahr mit der vereinseigenen goldenen Ehrennadel.
Der DÖW-ÖW-Konflikt flaute mit Haefligers Tod zwar ab, seine Nachwirkungen sind aber noch deutlich. Befragt man die beiden Seiten heute, so haben sie kein gutes Wort über den anderen zu verlieren. Haefligers Wunsch u. vor allem jener der ÖW, umfassende u. einzige Anerkennung zu erhalten, ging nicht in Erfüllung u. nach dem derzeitigen Standpunkt wird das wahrscheinlich auch so bleiben.


Zuletzt von Dissident am Fr März 10, 2017 2:43 pm bearbeitet; insgesamt 5-mal bearbeitet
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Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 8:16 am

ANHANG:    I) Der Rapport Louis Haefligers     (mit Fehlern Louis Haefligers übernommen)

Louis Haefliger      Délégué special        Uffing, den 25.4.1945.          RAPPORT    umfassend den Zeitraum vom 19.4.1945 – 25.4.1945.

Auf Veranlassung des C.I.C.R. reiste ich am 19. dies nach Genf um am# 19. April 1945 in Genf ca. 11.00 Uhr eintraf.
20. April 1945 Verhandlungen und Besprechungen
21. April 1945 Aufenthalt in Zürich um meine privaten Angelegenheiten sukzessive zu regeln.
Gleichen Tags erhielt ich die dringende Aufforderung mich unverzüglich nach Kreuzlingen zu begeben, um mit dem dort bereitgestellten Lastwagenzug nach Ravensburg
zu fahren.
22.April 1945 Abreise nach Kreuzlingen, Ankunft dasselbst 19.50 Uhr. Uebernachten in Kreuzlingen und Wegfahrt am
23. April 1945 Da der Lastwagenzug nicht freigegeben wurde, wurden wir in den beiden Wagen der Herren Brandt, welcher nach Ravensburg und Uffing sich zu begeben hatte und des Herrn Brickets, welcher gleichzeitig sich ebenfalls nach Uffing und Dachau begeben musste, untergebracht.
1. Wagen: Herr Brickets mit Herrn Galopin
2. Wagen: Herr Brandt mit Hrn. Viktor Maurer & L.Haefliger
Wegfahrt ca. 15.30 Uhr über Konstanz nach Liebenau, wo wir in der Packetangelegenheit des Herrn Brandt nach dem ehemaligen Zöglingsheim gefahren wurden.
Die Herren Geheimrat Kundt, Dr. Schneider, Dr. Kröning empfingen uns auf’s freundlichste und bewirteten uns bestens.
24. April 1945 Abfahrt nach St. Margarethen in der Packetangelegenheit des Herrn Brandt wegen Ravensburg, wo Herr Brandt mit Genf und Kreuzlingen sich verständigen musste. Die Fahrt führte uns von Liebenau über Ravensburg nach Lindau wo wir beim Passieren der Bahnlinie Lindau-Bregenz Tiefflieger beobachteten. Dank der Geistesgegenwart des Hrn. Brandt beschleunigten wir die Fahrt und knapp nach dem Passieren erfolgte die Bombardierung der eben passierten Geleisanlagen. (So erlebte ich eine kleine Feuertaufe.)
Von St. Margarethen ging die Fahrt über Bregenz, Dornbirn, Egg, Hittisau, Oberstaufen, wo sämtliche Herren ein kleines Mittagessen einnahmen. Zur gleichen Zeit erfolgte die Bombardierung von Immenstadt, welche wir zu passieren gehabt hätten. Fortsetzung der Fahrt ca. 15.00 Uhr nach Immenstadt wo unser Wagen eine Motorpanne erlitt die uns zu einem längeren Aufenthalte in dem von Tieffliegern bombardierten Immenstadt (Dieser Satz ist die letzte Zeile einer Seite und im Rapport unvollständig, JS)
Nach der Weiterfahrt erlitt unser Wagen in Sonthofen neuerdings Motordefekt. Notgedrungen erhielten wir in Oberstdorf bei den Eltern des Herrn Dr. Schneider aus Liebenau, welcher sich uns anschloss bis Uffing herzliche Gastfreundschaft. Die Reparatur des Wagens erforderte mehrere Stunden, die Abends ca. 2000 Uhr ihren Anfang nahm und bis ca. 0200 Uhr dauerte und am Morgen fortgesetzt werden musste. Auf der ganzen Strecke mussten wir des wiederholten Kraftfahrzeugführer beanspruchen, sei es um uns den Wagen auf die jeweligen Anhöhen zu stossen oder einen manuellen Handgriff leihen mussten. Die Bezahlung erfolgte in allen Fällen vom Unterzeichneten durch Abgabe meiner privaten, für mich gekauften Cigaretten, welche das einzige mögliche Mittel war um jeweils die Hilfe Dritter beanspruchen zu können.
25. April 1945. Weiterfahrt über den Adolf Hitlerpass nach Reutte-Garmisch-Partenkirchen nach Murnau und Ankunft in Uffing.
In Garmisch-Partenkirchen Zusammentreffen mit den Herrn Bachmann und Herrn Dr. Kröning (letzterer aus Liebenau). Von Herrn Bachmann erhielten wir kurzen orientierenden Bescheid und auf sein Befragen stellte ich mich Herrn Bachmann für das K.Z.Lager in Mauthausen bei Linz zur Verfügung. Ich erwarte von Seiten des Herrn Bachmann durch Herrn Dr. Marti seine weiteren Instruktionen.
Uffing. 25.4.45
Louis Haefliger Délégué special    [Handschriftliche Ergänzung Haefligers, JS]
Ich fahre heute Mittag auftrags Herrn Dr. Brandt in das Lager Mauthausen & verbleibe bis der letzte Ausländer das Camp Mauthausen verlässt. Mit dem letzten Transport fahre ich nachher nach Uffing & nehme neue Instruktionen entgegen betr. Einsatz in einem anderen Lager.

[Der zweite Teil des Rapports beginnt ohne einleitende Angaben, JS]
25.4.1945. Ankunft in Uffing. Entgegennahme der Weisungen dür Mauthausen durch Dr. Marti. Uebernachten in Mauthausen a/Staffelsee.
26.6.45. Einige Schweizer und deren Angehörige haben sich zum Rücktransport nach der Schweiz angemeldet. Kolonne Hoppeler übernimmt die Leute und verlädt sie auf den ersten Camion. Sämtliche Wagen sind mit einiger Verspätung startbereit. Wegfahrt beginnt Richtung Landshut. Wir nehmen einen verletzten deutschen Offizier mit und verladen ihn in den ersten Camion, um den Offizier in den Spital nach Landshut zu verbringen. Lt. Hoppeler hat mir den Platz im ersten Camion angewiesen, um die Kolonne zu leiten. Er selbst verbleibt als Fahrer im letzten Camion. Auf der Strecke stösst Lt. Hoppeler vor und gibt Weisung, die Fahrt zu unterbrechen, um am kommenden Freutag früh 6.00h zu starten. Die ganze Kolonne fährt mit Ausnahme des ersten Wagens, auf welchem ich Platz genommen habe, ins Camp Moosburg zurück, während ich das Spital in Landshut aufsuchen musste. Auf halbem Wege begegnet mir ein Geisterzug von tausenden halbvehungerten, völlig zerlumpten Menschen, russischen Gefangene. Der Zug war flankiert von SS-Soldaten mit schussbereiter Maschinenpistole. Ein besonderes Abzeichen entdeckte ich an diesen Leuten und zwar einen Totenkopf auf der Mütze. Diese Gesichter dieser Soldaten sind nicht Gesichter von Menschen sondern von Bestien. Kaum hat die Spitze dieses Geisterzuges unsern Wagen erreicht, so sinkt auch schon einer dieser Aermsten aus den Reihen zusammen. Der Unglückliche wurde von einem der begleitenden SS sofort auf die Seite geworfen, in die Wiese geschleppt, ebenso brutal auf den Rücken geworfen, der SS-Soldat greift zur Maschinenpistole und schiesst einmal, zweimal- erschossen, ermordet. Mein Herz krampft sich zusammen. Soll ich den Wagen stoppen und diesen SS Mann stellen, aber mein Fahrer hält mich zurück. Ich kann es kaum fassen. Ich kann es kaum fassen, ich kann mich nicht erholen, ist das Krieg? Das ist Verbrechen, das ist Mord. Aber ich komme nicht dazu, mein Herz mitreden zu lassen, denn in kurzer Folge wiederholen sich diese Mordtaten vielleicht ein Dutzend mal oder mehr. Das war eine fürchterliche halbe Stunde, nach dem ersten Mord wollte ich umkehren, aber nach Ansehen der weitern Morde habe ich den Entschluss gefasst, all dies zu vergelten auf irgend eine Weise, die in meiner Macht stand. Bis in die Tiefen des Herzens erschüttert und aufgewühlt forschte ich nach und erfuhr, dass diese unglaubliche Behandlungsweise mit dem KZ Mauthausen zusammenhängt. Dieser Transport war nach Mauthausen bestimmt. Für mich gab es nur noch eines, unbedingt nach Mauthausen zu gehen, obwohl ich gewarnt wurde, dass dies ein lebensgefährliches Unternehmen ist. Nach Uebergabe des deutschen Soldaten in Landshut fahre ich zur Kolonne Hoppeler nach Moosburg zurück.
Den heimkehrenden Schweizern geben wir nochmals Gelegenheit, in ihren Heimstätten zu übernachten. Die Kolonne ist für Freitag bereits startbereit. Die Fahrer der Kolonne Hoppeler (Kanadier und Welsche) haben sich bereits zum Schlafen gelegt. Mein Fahrer und ich schließen uns an.
27.4.1945. Wegfahrt der 19 Wagen nach Freising, Landshut, wir durchfahren zerstörte Städte, die einen ungeheuren Eindruck auf ich machen. Lt. Hoppeler übernimmt sechs Wagen nach Braunau (Hitlers Geburtsstätte) und überlässt mir die Führung der anderen dreizehn Wagen, welche fürMauthausen bestimmt sind. Auf dem ersten Camion postiert, lasse ich die Kolonne stündlich halten, um sämtliche Wagen aufrollen zu lassen, für mich die einzige Möglichkeit jeweils festzustellen, ob sämtliche dreizehn Camions in der Kolonne verbleiben. An sämtliche Fahrer gab ich Bescheid, dass bei Ausfall eines Wagens stets zwei weitere Wagen beim Reparaturbedürftigen zu verbleiben haben. Zwischen Braunau und Ried bekamen wir Besuch von Tieffliegern. Die Taktik der Kanadier nachahmend öffnete ich den Deckel des Führerstandes und kroch mit einem gemischten Gefühl aus dem Loch, um mir die Tiefflieger aus der Nähe angucken zu müssen. Aber was geschah? Einzelne dieser todbringenden Vögel gleiteten über unsereKolonne hinweg, schaukelten mit den Flügeln links und rechts und entschwanden. Das war ein Glücksgefühl, das man nur dann verstehen kann, wenn man schon etliche Male in jedem möglichen Graben gelegen hat, um sich vor Fliegerangriffen zu schützen. Kurz vor Ried schlossen 3 Camions aus der Zweigkolonne Hoppeler zu mir, sodass ich nunmehr 16 Wagen zu dirigieren habe. In Ried habe ich auf dem Platze die Wagen aufrollen lassen, während dieser Zeit habe ich das nächstliegende Restaurant mit Beschlag belegt und Suppe kochen lassen. Zudem haben wir aus den mitgenommenen Paketen die notwendige Verpflegung entnommen. Für die zurückreisenden Schweizer habe ich ebenfalls bestens gesorgt. Die Bezahlung der Zeche habe ich übernommen.


Zuletzt von Dissident am Do Sep 08, 2016 4:19 pm bearbeitet; insgesamt 6-mal bearbeitet
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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Starmühler zur Rolle von Louis Haefliger, Teil 29

Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 8:20 am

Wegfahrt nach einer ein einviertel stündigen Mittagspause. Wir fahren Richtung Gunskirchen, wo ich Weisung hatte, das Lager Gunskirchen mit ca. 6000 Paketen zu beliefern. Die Kolonne lasse ich vorläufig auf der Hauptstraße Richtung Linz anhalten, um mich ins Camp zu begeben, also links in den Wald hinein. 100 Meter im Walde drin werde ich von einem ganzen Hord verwilderter SS-Soldaten gestoppt, dieselben bestialischen Typen, nicht mehr Menschen, Scheusale, ekelhafte Kreaturen. Einer macht sich aus Wut über mein Eindreingen an mich heran, setzt mir die Maschinenpistole an die Brust, den Finger am Abzug und verdammt mich in die Hölle. Ich bin nicht feige, aber hier hat sich in meinem Innern das erste Mal Angst eingeschlichen, furchtbare Angst, eine Kleinigkeit mich über den Haufen zu schiessen, ein kleiner Druck am Abzug und mir wäre das gleiche Schicksal wie all den Ermordeten vom Vortage widerfahren. Ich reisse mich zusammen, um keine Blösse zu zeigen und dann kommt mir auch der rettende Satz in den Sinn, den mir ein zuversichtlicher einarmiger deutscher Hauptmann mit auf den Weg gegeben hat: „Wenn schon, dann habe ich halt Pech gehabt“ und bei diesem Gedanken verfliegt die Angst, ich entzünde meine erste Zigarette, um mich aufzufangen, und um überlegen zu erscheinen. Ich bringe meinen Wunsch an diese Bestie, dass ich Lebensmittelpakete bringen möchte, aber dieser vom Teufel Besessene hat keine andere Tendenz, als mich aus dieser Umgebung verschwinden zu sehen. So ziehe ich ab, entsetzt über dieses Ereignis. Das Maschinengewehr auf meiner Brust hat keinen solchen Eindruck auf mich gemacht wie diese Mordbanditen von SS-Totenkopf-Soldaten. Solde Soldaten haben kein Recht mehr, sich Menschen zu nennen, ekelhafte Bestien sind es. Ich gehe zur Kolonne zurück, verlange von den mir als Wache mitgegebenen deutschen Soldaten zwei Mann, um links und rechts flankiert einfach auf die andere Seite des Waldes hinein zu gehen. Ich habe den Auftrag auszuführen, diese Pakete hier abzuliefern, koste es was es wolle. Aber schon werden wir wieder gestoppt und veranlasst, zu verschwinden, aber ich komme trotzdem durch. Auf dem Wege zur Kommandantur passiere ich die Baracke, welche die Küche enthält. Davor werden vonschönen Ungarinnen Bodenrüben ausgeladen, gepflegte Hände verrichten die Arbeit, die diesen Frauen unwürdig ist. Ein Gesicht hat sich besonders eingeprägt. Ab und zu vergräbt eine Frau ihre Zähne in diesen Rüben, um ihren Hunger zu stillen, aber schon straft ein Peitschenhieb das Vergehen. Beim Kommandanten angekommen, der, nach den Kleidern gemessen, eher in einen feudalen Salon gehört hätte, als in ein Camp, bat ich um seine Instruktionen betr. die Belieferung der 6000 für Gunskirchen bestimmten Pakete. Der Kommandant warnte mich des eindringlichsten, noch einmal ein Camp zu betreten, das unter schärfstem Verbot läge, wie dasjenige von Gunskirchen. Auf alle Fälle hatte ich Glück gehabt, nicht erschossen zu werden, was wahrscheinlich auf die Begleitung der beiden deutschen Wehrmachtsangehörigen zurückzuführen war und der Auftritt eher einer Gefangennahme eines Zivilisten glich als einem Schweizer Delegierten mit deutscher Bewachung. Nach eingehender Rücksprache wies mich der Kommandant mit den Paketen ab, ersuchte mich, die Pakete für Gunskirchen ebenfalls in Mauthausen abzuliefern, von wo er sie beziehen werde. Da mir sehr viel daran gelegen war, anstelle des Kolonnenführers Hoppeler die Pakete zur Verteilung zu verbringen, bedauerte ich es aufrichtig, nicht den Auftrag hier in Gunskirchen restlos erfüllen zu können. Der Kdt. Verbot ausdrücklich das Einfahren unserer Wagen ins Camp und so gab ich der Kolonne Befehl zur Weiterfahrt Richtung Mauthausen. Linz war 1-2 Tage vorher aufs stärkste bombardiert worden und sämtliche Strassen innerhalb der Stadt blockiert, Bahnhöfe und Geleiseanlagen waren total zersprengt, Wagen und Geleise darunter und drüber, ein fürchterliches Chaos und trotzdem führte ich die Kolonne durch das Chaos von Bombentrichtern hindurch. Allen meinen Fahrern, Kanadiern und Welschen, meinen herzlichsten Dank. Hier wurden sie Akrobaten. Ich bewunderte ihre Fahrkunst, so umfuhren wir die verrücktesten Gebiete ohne jeglichen Unfall, was den meisterhaften Chauffeuren zur Ehre gebührt. In St. Georgien lasse ich parken, um anderen Tages das KZ Mauthausen anfahren zu können. Die Lage des Lagers war mir unbekannt und Kolonnenführer Hoppeler, der Samstagmorgen zu uns stiess, führte uns nach dem KZ Mauthausen. Dieses gehörte in die Konzentrationslagerklasse 3. Das ist ein Vernichtungslager, was nichts weniger bedeutet, als dass die eingelieferten Häftlinge mit der Zeit restlos vernichtet werden sollten.
Es liegt mir nicht daran, in diesem Bericht alle Gesamtheiten detailliert zu schildern, wie die Lagerleitung dies vollführte, es ist bezeichnend, dass bei Einlieferung die
Häftlinge von den höhnisch lachenden SSOffizieren und Gestapobeamten jeweils mit dem Ausruf gegrüsst wurden: „Morgen lebt ihr nicht mehr.“ Mauthausen selbst ist eine kleine Gemeinde in Oesterreich am linken Donauufer, 180 km. von Wien entfernt. Neben der Gemeinde wurde das Lager im Jahre 1938 nach dem „Anschluss“ errichtet.
In diesem Lager mitsamt seinen Nebenlagern Gusen, Ebensee etc. wurden während der letzten 7 Jahre über 150000 Menschen vernichtet. Spanier, Franosen, Tschechen, Deutsche, Belgier, Norweger, Schweizer, Holländer, Russen, Italiener, Jugoslaven, Polen, Ungarn etc. fanden durch Todschlag, Erschiessung, durch Folterung, Hunger und Kälte den wahren Heldentod. Zehntausende und aber Zehntausende von Juden wurden hier in den mit elektr. Strom geladenen Draht getrieben oder in den 40 m tiefen Steinbruch geworfen. Bei der Auffahrt erblickten wir diese Bastille, ganz aus Granit gebaut, jeder Stein ein Menschenleben.
Oben angekommen wurde die Abladung der Camions vorgenommen und zwar von Häftlingen. Während dieser Zeit begab sich der Kolonnenführer Hoppeler und ich zum
Standartenführer Ziereis. In der Kommandantur sitzen Lt. Hoppeler und ich einem Mann in den Vierzigern gegenüber, unheimlich energisch, aber mit einem leichten Zittern um die Mundwinkel. Vom ersten Moment an hoffte ich mit diesem Mann auskommen zu können, um meine Mission, die Verteilung der Pakete und Repatriierung der Häftlinge, gut durchführen zu können. Es erscheinen die SS-Offiziere Bachmaier, Reiner etc. Lt. Hoppeler erläutert den Zweck der Paketlieferungen sowie das Vorgehen bezüglich der Verteilung. Um eine Garantie für korrekte Verteilung zu haben, so sei gemäss Vereinbarung zwischen dem C.I.C.R. und dem Chef der KZ-Betreuung Kaltenbrunner der Delegierte des C.I.C.R. in das KZ einzulassen und falls ihm ein freier Ausgang nicht erlaubt wird, so sei der Delegierte im Lager zu belassen bis zu seinem endgültigen Weggang. Der Standartenführer Ziereis erwähnte, dass er keine Kenntnis von einer solchen Abmachung besitze und dass sein Adjutant, welcher von Kaltenbrunner Instruktionen bekommen habe, anlässlich der 2 Tage früher erfolgten Bombardierung in Linz mit ... (Anzahl durch handschriftliche Verbesserung Haefligers nicht exakt erkennbar, vermutlich 40, JS) anderen Offizieren ums Leben gekommen sei. Im Uebrigen habe er bereits den Delegierten Steffen ersucht, von einer Anwesenheit im Lager Abstand zu nehmen und nach der Schweiz zurückzukehren, welchem Wunsche auch unverzüglich Folge geleistet wurde. Auch in meinem Falle müsse er strikte davon Abstand nehmen oder ob das C.I.C.R. kein Vertrauen zur korrekten Verteilung der Pakete durch SS.Offiziere entgegenbringen könne. Lt. Hoppeler empfahl mir, nach der Schweiz zurückzukehren, anstatt ohne Mission hier zu bleiben. Dem widersetzte ich mich aufs entschiedenste, beharrte auf meiner Aufgabe, Pakete zur Verteilung zu bringen und die Repatriierung der Angehörigen der Westmächte vorzunehmen. Ich bestand darauf, dass man mich unverzüglich ins Lager einlasse und mir Asyl gewähre.
Ich erklärte, dass ich mich keinesfalls wegschicken lassen werde. Ziereis erklärte sich bereit, an die ihm überstellte Dienststelle (Kaltenbrunner) einen Funkspruch zu erlassen folgenden Inhalts: „Das C.I.C.R., dessen Vertreter sich hier befindet, wünscht einen Delegierten ins Lager Mauthausen einzulassen, um die Paketverteilung durchzuführen. Eine Anwesenheit dieses Delegierten ist wohl vom C.I.C.R. erwünscht, aber nicht notwendig. Antwort per Funkspruch, ob Delegierter Haefliger in das Lager Mauthausen einzulassen sei oder nicht. Ziereis“
Auf Grund dieses Funkspruches, welcher sofort seinen Weg durch den Aether nahm, hatte ich Grund, vorläufig in der Umgebung von Mauthausen zu bleiben, was Ziereis
entschieden ablehnte, aber mein fester Wille gab nicht nach. Ich gab ihm die eindeutige Antwort zu verstehen, dass ich mir die Antwort auf diesen Funkspruch holen werde, wenn ich täglich den Weg von 10 km. von St. Georgen nach Mauthausen zu Fuß machen müsse. Mein Misstrauen diesen SS-Leuten gegenüber erhöhte sich. Ich ersuchte Lt. Hoppeler, die Pakete wieder aufladen zu lassen und erst in dem Moment dem Lager zur Verfügung zu stellen, wo der Eintritt des Delegierten gesichert sei, leider ohne Erfolg. Die Kolonne übernahm noch Angehörige der Westmächte und kehrte nach der Schweiz zurück, während ich in St. Georgen Domizil suchte. 3 Tage bemühte ich mich um die Antwort nach dem Funkspruch, am 3. Tag wurde ich ohne Antwort auf den Fukspruch in das Lager eingelassen und mir wurde ein Zimmer in der Kommandantur der SS zugewiesen. Ich war gezwungen, mein Schlafzimmer mit Obersturmführer Reiner zu teilen. Die Häftlinge, die das bemerkten, betrachteten das als Wahnsinn und trotzdem führte ich meinen Entschluss aus, auch selbst meine Ruhestätte mit einem SS-Totenkopf zu teilen. Die folgenden Tage ergaben Verhandlungen mit dem Kdt., dem Standartenführer Ziereis. In erster Linie wurde die prekäre Lage des Lagers behandelt, er erwähnte den Mangel an Brot, Kleidung und Schuhen. Im weitern Gespräch erfuhr ich, dass die Leute seit Tagen kein Brot mehr bekommen haben, dass die Lebenshaltung sehr tief gesunken ist, dass die Leute täglich des Hungers sterben und zwar in einem Umfange, der äußerts drastisch erscheint, (selbst für Ziereis). Ich beantragte, sofort zu Gauleiter Eigruber zu fahren und gleichzeitig mit dem Landesbauernführer Fühlung zu nehmen, um von dieser Seite unverzüglich Mehl zu erhalten. An diesem Tage lag Linz bereits unter Beschuss der amerikanischen Kanonen.
Ziereis stellte mir einen Wagen zur Verfügung und ich bat Obersturmführer Reiner, mit mir nach Linz zu fahren, um gegebenenfalls das Schicksal, im Kanonendonner
umzukommen, zu teilen. Man wollte mich dringend von dieser Fahrt abhalten, aber das Wissen um die Not dieser Häftlinge war stärker als die Angst um das eigene Leben. Ich war glücklich, in Obersturmführer Reiner einen Mann zu finden, der sich anerbot, mit mir zu fahren.


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Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 8:22 am

In St. Georgen erfuhr ich von der Verhaftung des Arztes von Steieregg [Steyregg, JS] durch den Lagerkommandanten Ziereis persönlich. Dr. med. Heller war ein offener
Feind von Ziereis, ein Mann der sich dem Verhalten und Gebaren der KZ-Leitung oft gegenübergestellt hatte aber niemals gefasst werden konnte. Ziereis hatte Dr. Heller gestellt und seinen Wagen durchsucht, was er fand waren einige kg Mehl, welche Dr. Heller an Geldesstatt für ärztliche Behandlung erhielt. Ziereis liess seinen Widersacher auf offener Strasse wegen Verstoss der wirtschaftlichen Vorschriften verhaften und in den Bunker (Gefängnis) stecken. Die Bevölkerung bat mich dringendst die Befreiung dieses Arztes bei Ziereis zu erwirken und ich erachtete diesen Menschen wert genug um bei Ziereis zu intervenieren.
Gegen Nachts 11.00h erreichten wir Gauleiter Eigruber und den Landesbauernführer in seinem Ministerium. Ueber die Misere, die dort herrscte, war ich entsetzt. Ich hatte das bestimmteste Gefühl, dass unter solcher Führung ein Zusammenbruch von Oesterreich nicht aufgehalten werden könne. Eigruber und der Landesbauernführer, sehr gefällig, sehr nett, waren jedoch nicht in der Lage, mein Anliegen nur einigermassen zu befriedigen. Von dritter Seite, von einem der Herren „Magistraten“ erfuhr ich von einer versenkten Fähre, welche in der Nähe von Mauthausen in der Donau lag, welche genügende Getreide für das ganze Lager Mauthausen in sich barg. Vom Landesbauernfüherer erbat ich die Bewilligung, mit Hilfe von Häftlingen die Fähre zu heben und das allerdings nasse Getreide auf irgendeine Weise nutzbar zu machen. Von Gauleiter Eigruber forderte ich die Bewilligung, dass mir eine schriftliche Gestätigung zum Abhören des Senders Beromünster erteilt werde, da ich seit einigen Tagen vollständig von der Heimat abgeschnitten sei und mir nur über Beromünster Mitteilungen zukommen können. Er sprach seine Bewunderung aus über meinen kleinen Ingelen-Apparat, welcher mir erlauben wird auch Beromünster abzuhören. Mit Nachdruck erklärte er mir, dass er mir die Erlaubnis erteilen werde nicht nur Beromünster abzuhören, sondern, dass ich auch die übrigen Sender auch Feindsender abhören dürfe, insofern ich dies nur für mich tue, da den Reichsdeutschen das Abhören von Feindsendern verboten sei, obwohl er zwar noch keinen Oesterreicher wegen Schwarzhoeren verhaften und umbringen liess. Vor dem gesamten Kriegsministerium erteilte er mir die mündliche Ermächtigung des Abhörens, weil ich unbedingt eine schriftliche Bewilligung erwünschte und in meinem Innern diesem Eigruber als Feind gegenüber stand und ich diesem Manne nich einmal sein Ehrenwort ernst zu nehmen imstande war. Wie viel Menschen hat dieser Eigruber nur wegen Schwarzhören auf dem Gewissen. Gleichzeitig bat ich Gauleiter Eigruber mir die Bewilligung eines Kurzwellensenders bauen zu dürfen, zu erteilen, um mir die Gelegenheit eine Verbindung mit der Schweiz herzustellen zu ermöglichen. Eigruber überrascht von diesem Ansuchen erklärte mir, dass es in ganz Oesterreich keinen Mann gebe, der mir einen solchen Kurzwellensender bauen könnte, sonst wäre er schon längst eingezogen, dass aber ebenfalls keinesfalls das notwendige Material zu finden zu sei, um einen solchen Sender zu bauen. Ich verschwieg ihm, dass ich über beides verfügte, sonst wäre mir mein Material sowie mein Fachmann beschlagnahmt resp. eingezogen worden.
Nachdem alles fehlschlug stellte ich das Ansuchen, dass mir die Funkstation im Märzenkeller (Linz) zur Verfügung gestellt werde, um einen dringenden Funkspruch nach der Schweiz zu senden, um Lebensmittel, Brot Zwieback Kleider und Schuhe nach Mauthausen zu liefern, diese Bitte wurde von Eigruber erfüllt, aber der Funkspruch nach der Schweiz erreichte sein Ziel nie. Nach Rückkehr nach Mauthausen besprach ich die Lage mit dem berühmten Chirurgen Podlazka aus Brünn. Er schilderte mir die bedauerliche Lage der Häftlinge, dass dieselben seit Wochen weder gewaschen noch desinfisziert worden seien und in den schmutzigsten Kleidungsstücken herumlaufen müssten, sofern man überhaupt noch von Kleidungsstücken sprechen dürfe. Ich bat den Chirurgen, mit mir zu Ziereis zu kommen und forderte Ziereis auf, unverzüglich einen Befehl herauszugeben, sämtlichen Häftlingen die notwendige Pflege zukommen zu lassen. Gleichzeitig forderte ich Ziereis auf, ca. 40 Pferdewagen in meinen Dienst zu stellen, um aus den Kartoffelmieten die bereits in Verfaulung übergegangenen Kartoffeln nach dem Lager zu beschaffen, um wenigstens auf diese Weise den Leuten noch etwas Nahrung zukommen zu lassen. Mit Entsetzen erfuhr ich von Ziereis, dass der größte Teil der Liebesgabenpakete, die wir herangeschafft haben, verbraucht waren und z.T. an andere Lager weitergegeben wurden. Vom 2. auf den 3.5., welche Nacht ich wieder mit Obersturmführer Reiner teilte, unterhielten wir uns über sämtliche Befehle, die bei Ziereis eingegangen sind, welche zur totalen Vernichtung der Lager Gusen 1 und 2 und Mauthausen erfolgen sollten. Reiner, ebenfalls ein ehemaliger Bankangestellter wie ich, freundete sich mir an und machte keinen Hehl daraus, insofern ich seinen offenen Worte missbrauchen würde, er den SS-Banditen ausgeliefert und samt mir an die Kugelwand gestellt werden würde. Ich versprach ihm, seine Worte in Ehren zu halten und mit seiner Hilfe beorderte ich am kommenden Tage den Kdt. Vom Flugzeugwerk Gusen, welches allerdings den Namen eines Granitwerkes trug, zu Ziereis. Ich erfuhr von Reiner, dass am 20.4. von Himmler der Befehl ausgegeben wurde, sämtliche Häftlinge vor dem Einmarsch der Amerikaner oder der Russen, restlos zu vernichten. Die Häftlinge von Gusen 1 und 2, in der Gesamtzahl 30000-40000 Menschen, hätten in der Nacht vom 5. auf den 6.5. in die Stollen des 50000 m2 umfassenden Flugzeugwerkes, nach vorangegangenem Fliegeralarm hineingetrieben werden sollen. Gleichzeitig mit diesem fingierten Fliegeralarm wären auch die Bewohner der Gemeinden Gusen und St. Georgen in die Stollen geflüchtet und somit samt den Häftlingen ums Leben gekommen. Die Stolleneingänge waren bereits mit 24,5 To. Dynamit geladen und sollten nach restloser Auffüllung der Stollen mit den Häftlingen gesprengt werden. Nach Anhören des Kdt. Vom Flugzeugwerk Gusen befahl ich ihn zu Ziereis und verlangte ebenfalls von Ziereis den schriftlichen, in meinen Händen befindlichen Befehl, zur Sprengung des Werkes zu annullieren. Er verweigerte mir jede schriftliche Zusage, erklärte sich jedoch bereit, den Befehl zur Nichtausführung der Sprengung mündlich an den Werkkommandanten zu erteilen. Mit Widerwillen erklärte mir Ziereis, dass es bestimmt genügen werde, wenn er in meiner Gegenwart diesen mündlichen Befehl ausgeben werde. So übernahm ich den schriftlichen Befehl, schrieb mit eigener Handschrift darauf: „Befehl annulliert gemäss Ziereis. Häfliger“ Obwohl Obersturmführer Reiner von meinem Vorhaben den Standartenführer Ziereis um die Freilassung des Arztes von Steieregg zu bitten mich dringendst abhielt, da er dieses Ansinnen von mir als zu gefährlich taxierte, weil Dr. Heller wie allgemein bekannt ein offener Feind zu Ziereis war, so unternahm ich trotzdem den Versuch bei Ziereis, umsomehr als ich gerade in einer trotzigen Laune und ziemlich angriffslustif war. Ziereis überrascht von meiner Kenntnis in bezug über Dr. Heller erklärte mir, dass er persönlich Heller eingesperrt habe, wegen Uebertretung der wirtschaftlichen Vorschriften, eine Aburteilung gegen solche Verbrecher sei sehr langwierig, ich beharrte auf meinem Wunsche, umsomehr als mir in der ganzen Umgebung zu wenig Aerzte zur Verfügung ständen, um die Uebernahme von zu repatrierenden Häftlinge zu gewährleisten. Noch gleichen Tags wurde mir überraschend zur Kenntnis gebracht, dass Dr. Heller entlassen wurde und dieser kleine Sieg fachte mich zu neuen Taten an.
Nicht besonders erbaut von diesen SS-Leuten, misstraute ich jeder Handlung, jedem Versprechen und die Angst um die Häftlinge steigerte sich in mir und noch Abends des 4.5. liess ich meinen Opelwagen in der Garage des Lagers Mauthausen von ungarischen Häftlingen weiss lackieren und verlangte von den Leuten, dass der Wagen
Morgens 5.00h startbereit auf der Kommandantur zu meiner Verfügung zu stehen habe. Gleichzeitig veranlasste ich in der Häftlingsschneiderei eine weisse Fahne in der Größe von 3x3 m und übergab dieselbe einem mir Vertrauen erweckenden Häftling zur Verwendung gemäss einer Instruktion, welche ich ihm am Samstag früh erteilen würde. Am selben Freutag erklärte mir Ziereis, dass er mit 1200 SS-Leuten vom Lager Mauthausen weggehen werde, um sich an die russische Front zu begeben. In diesem Gespräch ging ein Zittern durch den Mann. Er sank vor meinen Augen in sich zusammen, legte seinen Kopf auf die Tischplatte und erklärte mir feierlich, dass er sein Leben verpfuscht habe, er wäre Vater von einigen Kindern, er hätte eine liebevolle Frau, doch er hätte einem Befehl von Himmler während sechs Jahren Folge geleistet, dieser Himmler hätte ihn zum Verbrecher gemacht, er hätte sein Leben verpfuscht, restlos verpfuscht. Ich konnte nichts anderes als folgende lakonische Worte auszusprechen:
„Herr Ziereis, als Vater tun Sie mir leid, nicht aber als Mann und als Soldat.“ Er stand auf, ergriff die Maschinenpistole, entlud sie, lud sie wieder, spielte mit dem Abzug, legte sie weg, ergriff einer der beiden noch auf der Tischplatte liegenden Handpistolen, spielte in derselben Weise, ich wusste nicht, ob das Spiel mir galt oder ihm. Mein Vertrauen zu mir selbst wuchs ins Ungeheure. Ich hatte das bestimmte Gefühl, diesem Manne überlegen zu sein, was mir jede Furcht vor irgendeinem Verbrechen dieses Ziereis nahm. Und gerade durch diese unerhörte Ruhe, die auf Ziereis ganz besonders einwirkte, gewann ich Oberhand über ihn. Er fragte mich, ob ich es nicht angenehmer finden würde, außerhalb des Lagers zu wohnen, denn im Lager selbst, sei das Wohnen im Kreise dieser Häftlinge nicht sehr angenehm, da sich Dinge abspielten, welche mir wahrscheinlich die Ruhe nehmen würden. Er begab sich mit mir noch zur Schlosserei, nahm den Schlüssel zu seiner Villa und forderte den Schlosser auf, ein Doppel anzufertigen. Eine Stunde später lag das Doppel dieses Schlüssels in den Händen des Standartenführers Ziereis und feierlich übergab er mir diesen Schlüssel mit der Bitte, mit ihm und Obersturmführer Reiner in seine Villa zu kommen. Dort angelangt, öffnete er sein Haus, zeigte uns sämtliche Räume, Keller, Luftschutzkeller, er zeigte uns sein Bienenhaus, welches noch bevölkert war, zeigte mir sein Hühnerhaus, welches allerdings leer stand, er zeigte mir das Bassin, wo sich seine Kinder des Lebens freuten.
Einen besondern Eindruck machte mir das Haus in landschaftlicher Hinsicht, genoss es doch eine wunderschöne Lage. Und dieses Haus übergab Ziereis mir zum Bewohnen bis zu seiner evtl. Rückkehr oder, wenn nicht, zum lebenslänglichen Aufenthalt. Das war noch die letzte Geste, die Ziereis mir gegenüber machte und dann setzte er sich in seinen Wagen und fuhr den bereuts abmarschierten SS-Mannschaften nach. Am 5.5. des Morgens erwachte ich in frühester Stunde vor Tagesgrauen. Der Kanonendonner lag wieder über Linz und in mir wurde plötzlich die Angst um meine von mir zu betreuenden Häftlinge wieder wach. Ich bat Obersturmführer Reiner aufzustehen und kaum entzündete ich das Licht, erlosch es ebenso rasch wieder. Die Stromzufuhr war unterbrochen. Ich braute für uns zwei einen starken Kaffee, legte Butterbrote hin, bat Reiner zuzugreifen, da uns eine Fahrt bevorstehen werde, die vielleicht ausschlaggebend für das ganze Lager Mauthausen, Gusen 1 und 2 werde.
Dem Vertrauensmann der Häftlinge gab ich Order, dass wenn ich mit meinem weissen Wagen zurückkehren werde, sofort bei Ansicht meines Wagens, die bereitliegende weisse Fahne hochzuziehen sei, um den Häftlingen das Signal der Befreiung anzuzeigen. Dieser Vertrauensmann war nicht wenig überrascht ob dieser plötzlichen Wendung, wünschte mir gute Fahrt und entliess mich mit der herzlichsten Bitte, nichts zu unterlassen, was zur Befreiung des Lagers notwendig sei. Und so fuhr ich weg.


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Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 8:28 am

In St. Georgen machte ich Halt, forderte den Bürgermeister auf, sämtliche evtl. schon gesperrte Panzer-Sperren zu entsichern und alle andern noch offenen Panzersperren keinesfalls zu blockieren. Ich verlangte vom Gemeindepräsidenten und den Behörden, dass sämtliche Waffen niedergelegt würden, und verlangte das Ehrenwort, dass, falls ich mit den Amerikanern einmarschieren würde, kein einziger Schuss aus irgendeinem Haus fallen dürfe. Wenn er nicht in der Lage sei, das zu geben, so würde ich darauf verzichten, in die Feuerzone der Amerikaner zu fahren. Die Zusicherung wurde mir eidesstattlich gegeben und so fuhr ich mit meinem weissen Wagen in die ca. 25 km von Mauthausen enfernt liegende amerikanische Feuerlinie. Aus Distanz erblickte ich einen schweren Panzerwagen, bestückt mit einer schweren Kanone, flankiert von leichten Panzern. Ich ließ meinen Wagen anhalten, begab mich mit dem mich begleitenden Obersturmführer Reiner, seinem Leutnant der Wiener Feuerschutzpolizei zu den Amerikanern und bat sie, an ihre Kommandostelle meinen Wunsch zu übermitteln, eine Panzerspitze mir sofort zur Verfügung zu stellen, um unverzüglich die Entwaffnung von noch verbliebenen 400 SS-Leuten vorzunehmen, erbat mir im weitern eine Mannschaft von 500-600 Soldaten, um die Bewachung der Lager Gusen und Mauthausen sofort zu übernehmen. Der diensttuende amerikanische Offizier übermittelte mir mit Funkspruch die Zustimmung und anderseits erklärte ich, dass ich für jede Garantie einstehen werde, dass nicht ein einziger Amerikaner bei diesem Unternehmen, das ich geplant habe, ums Leben kommen würde, insofern nach meinen Richtlinien gehandelt würde. Ich setzte mich wieder in meinen weissen Wagen und steuerte denselben der Gemeinde St. Georgen zu, gefolgt von de kleinen Panzerspitze, umfassend 2-3 schwere Panzerwagen und ebensoviele kleine Panzer, beschickt mit etwa 30 amerikanischen Soldaten. Die Einfahrt in St. Georgen wurde zur Freudenkundgebung. Die Behörden und die Bürger überschütteten mich mit Dankesworten, begrüssten die Amerikaner und weiter ging es nach Gusen, wo ich den diensttuenden Kommandanten des Volkssturmes und der Feuerschutzpolizei zu mir bat und sie eine Erklärung unter Eid abgeben mussten, nicht auf die Amerikaner zu schiessen, welche Erklärung mir auch unverzüglich gewährleistet wurde. Von hier weg fuhren wir zu dem Flugzeugwerk Gusen, ich erklärte den Amerikanern die Stolleneingänge, ich zeiget ihnen die mit Dynamit geladenen Stellen, ich versuchte unter persönlichem Einsatz, in die Stollen einzudringen und die Drähte mit Hilfe eines Taschenmessers abzusägen, was mir jedoch nicht gelang. Um keine Zeit zu verlieren, dirigierte ich die Panzerspitze nach Mauthausen und kaum wurde ich der Kommandatur ansichtig, als auch die weisse Fahne gehisst wurde da, wo früher die SSTrikolore geweht hatte. Welch grosse Überraschung für diese Gefangenen. Sie strömten aus den Baracken, stiegen auf die Dächer, schrien, brüllten und keine Wache, nichts mehr konnte diese Leute zurückhalten. Die kämpfenden Truppen der amerikanischen Panzerspitze führten unverzüglich die Entwaffnung durch und bereits um die Mittagsstunde waren nicht weniger als 400 SS-Leute entwaffnet, in Reih und Glied aufgestellt.Gleichzeitig wurde auch die bewaffnete Feuerschutzpolizei und der bewaffnete Volkssturm ihrer Waffen entledigt und sofort durch die Organisation der Häftlinge ersetzt. Die Freudenkundgebung der Häftlinge steigerte sich, die Amerikaner und ich wurden von diesen bedauernswerten Menschen auf den Armen herumgetragen, geküsst, denn die Angst ist von ihnen gewichen. Sie stürmten die Lager, die Küche.
Weitere Gruppen drangen in die Kommandantur ein, in die Lagerstätten der SS und schlugen alles in Trümmer. Da die Zeit eilte, liess ich die Panzerspitze wieder abfahren, um in Gusen 1 und 2 eine ordnungsgemässe Uebergabe an die Amerikaner zu vollziehen. Die Entwaffnung wickelte sich ebenfalls so schnell ab wie in Mauthausen und bereits stand ein Zug von über 2000 entwaffneten Soldaten auf der Strasse, um nach Gallneukirchen abtransportiert zu werden. Die Häftlinge benutzten die Gelegenheit und strömten aus den Lagern heraus und verliessen die Schreckensstätte dieser verseuchten Baracken. Sie versuchten, sich in den umgebenden Gemeinden und Städten in erster Linie zu verproviantieren und um Kleider besorgt zu sein.
Es begannen Tage und Nächte des Schreckens, die Lager Gusen und Mauthausen, waren wohl vom Untergang befreit, alle diese dem Tode geweihten K-Zler auf freiem Fusse, aber was nun. Freiheit und Hunger fanden sich. Das grösste Problem wurde mir gestellt, ich der ich als einziger Delegierter über 60000 Menschen zu wachen hätte, die Amerikaner waren noch nicht in Linz, als die Befreiung von Mauthausen und Gusen durchgeführt war. Die amerikanische Panzerspitze begleiteten die über 2000 entwaffneten Volkssturm und Feuerschutzpolizei inbegriffen über 400 SS-Soldaten nach dem Standort der Amerikaner: nach Gallneukirchen, wo sämtliche Soldaten in Gefangenschaft gesetzt wurden, und einer Durchsiebung ausgesetzt waren, denn bereits gab es SS-Soldaten, welche sich unter die Feuerschutzpolizei gemischt haben um ihrer gerechten Strafe entgehen zu können.
Ich verbrachte bei strömendem Regen die Nacht in meinem weissen Opel, aus welchem ich in aller Früh geholt wurde und vor die amerikanische Kommandantur geführt wurde. Mir wurde in erster Linie die Ehre zuteil von der Stunde an unter die amerikanische Sicherheitspolizei gestellt zu sein, in jeder Beziehung durfte ich den Schutz der Amerikaner anrufen. Im weiteren Verlaufe wurde mir ein Mann vorgestellt und befragt ob mir dieser bekannt sei, was ich jedoch verneinen musste. Es war ein ehemaliger Häftling vom K-Z. Mauthausen, ein amerikanischer Fallschirmspringer. Ich erklärte, dass ich speziell Ziereis befragt habe, ob sich in Mauthausen und den Nebenlagern amerikanische Frontkämpfer befänden, sowie Engländer, Canadier etc. Ziereis verneinte diese Frage aufs entschiedenste, der Lügenkomplex dieser SS-Banditen hat sich noch erhöht.
Nach meiner Rückkehr nach Mauthausen herrschte ein Chaos ohnegleichen, die Häftlinge räuberten die eigenen Baracken bereicherten sich oft mit 3 oder mehr kompletten Anzügen, vergassen, dass dadurch ihre Leidensgenossen ohne Kleidung zurückbleiben mussten. Mann um Mann musste ich mit Hilfe einiger ehemaliger Häftlinge wieder ausziehen. Ein Berg von Kleidern türmte sich neben mir, Langsam kam Organisation in das Lager Mauthausen. Die ehemaligen Häftlinge konstituierten sich selbst. In der Kommandantur wurde eine russische Leitung eingesetzt. Ueber dem gesamten Apparat figurierte ein aus sämtlichen vertretenen Staaten organisiertes Komitee, welches unverzüglich eine eigene Bewachung stellte um ein weiteres Entweichen von ehemaligen Häftlingen zu verhindern. Eine neue Kartei wurde errichtet um den Häftlingen wieder Papiere zu verschaffen, welche von den SS gesamthaft vernichtet wurden. Die Amerikaner rückten an, übernahmen die Gesamtorganisation der Lager, lösten die Häftlingswache ab, und wo früher SS-Banditen wachten amerikanische Soldaten, wachten über ein befreites Lager. Amerikanische Rotkreuzwagen rückten an, brachten ein ganzes Spital mit sich, welches in Gusen errichtet wurde und dann begann die Säuberung dieser KZ. Tote überall, wo man nur hinblicken konnten, verhungerte Menschen, es gab aber auch umgebrachte Capos unter den Leichen, welche von den Häftlingen noch in letzter Stunde massakriert wurden. In 2 Tagen mussten über 1500 Tote begraben. Die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden hatten an dieser Massenbeerdigung teilzunehmen, Frauen und Kinder. Die Männer mussten die Massengräber wieder auffüllen, schaufeln von Morgens bis Abends in die Nacht hinein, Frauen und Kinder standen dabei eine Beerdigung, die keiner mehr vergisst, nicht jeder überstand diese Prüfung die den Leuten aufgebürdet wurde. Angst stand in den Gesichtern dieser Menschen, einst gab es eine Zeit, als dieselben Menschen jubelten, als man ihnen ein 1000jähriges Reich verkündete, heute liegt eine furchtbare Angst in denselben Gesichtern. Mir bekanntgewordene Männer machten Schluss, durch Gift oder durch Erhängen schieden sie aus dem Leben aus, Lebensmüde. So endet ein 1000jähriges Reich. Eine Schülerin von mir befragt, was man gelernt habe, antwortete mir dieselbe, „Nach Hitler kommt nichts mehr“, wirklich es ist ein Nichts was zurückgeblieben ist. Allen Menschen konnte ich nur den einen Trost geben, euer Land müsst ihr selbst wieder aufbauen, jeder muss sein Möglichstes dazu beitragen. Noch hatte ich Gelegenheit das grosse Flugzeugwerk Gusen mit Amerikanern zu besichtigen. Eine Anlage von einem unerhörten Werte ist erhalten geblieben. Enorme Vorräte an Rohmaterial liegen hier, annähernd 100 vollständige Flugzeuge warten auf ihren Wegtransport, ein Werk, das in der Lage war täglich 50 komplet ausgerüstete Rumpfe zu verfrachten. Ein Maschinenpark, an Mannigfaltigkeit ohnegleichen, Maschinen aus Italien, aus Frankreich aber auch aus Deutschland. Ein Flugzeugwerk in einem Berg drinnen wo in 3 Schichten Tag und Nacht unermüdlich gearbeitet wurde um die Kriegsproduktion auf der Höhe zu halten, wo ständig neue Stollen gebaut wurden neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Neue Maschinen standen bereits um montiert zu werden. Und dieses Werk ist in letzter Stunde der Sprengung entgangen. Ein Werk das in nächster Zeit der Friedensproduktion wertvolle Dienste leisten wird, hier stellt sich eine große Aufgabe für die Schweiz, befähigte Arbeiter, Techniker und Ingenieure zu entsenden, um die Friedensproduktion zu entwickeln.
Louis Haefliger


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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Starmühler zur Rolle von Louis Haefliger, Teil 32

Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 8:30 am

Literatur:
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Aarau 5. Mai 1989, o.S. (Kopie in ÖStA AVA, E/1738:19)
Die letzten Tage von Mauthausen, in: Salzburger Tagblatt, Organ der kommunistischen Partei Österreichs. Land Salzburg, Nr. 33, Jg. 1946, Salzburg 6. Februar 1946, 1.
Die Organisation der KZ-ler in Mauthausen, in: Salzburger Tagblatt, Organ der kommunistischen Partei Österreichs. Land Salzburg, Nr. 31, Jg. 1946, Salzburg 8.2.1946, 1.
Bruno Czermak, Leserbrief, in: Österreich Paneuropa, 7-8/1991, 22.
Inge Deutschkron u. Menachem Oberbaum, Der Mann, der 60000 Menschen vor dem Tode rettete, in: Ma’ariv, 30. September 1979, o.S. (Kopie in ÖStA AVA, E/1738:12)
Heinrich Dürmayer, Freiheitskampf im KZ, in: Neues Österreich, 1.Jg., Nr. 77, 21. Juli 1945, 1-2.
Die letzten Stunden von Mauthausen, in: Arbeiterzeitung, Nr. 27, 1.2.1946, (Kopie in ÖStA AVA, E/1738:12).
Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs, in: VolksstimmeNr. 97, Wien 27. April 1977, 1 u. 4.
Einer aus dem Dunkeln, in: Welt der Arbeit, Nummer 4, 30. Jg., Wien April 1978, 11.
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Genève Cooperation, Nr. 11, 18 mars 1950, 3. in ÖStA E/1738:18.
Helga Goggenberger, Ein stiller Held, in: Kurier, Nr. 252, 11.9.1988, 6.
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Revue Juive, 80. Jg., Nr. 18., Zürich 2. Mai 1980, 17-19.
Haeflingers Husarenstück, in: bildpost, 35.Jg., 13.12.1987, o.S.. (Kopie in DÖW,23345).
Christian Hoffmann, Welche Rolle spielte L. Haeflinger wirklich?, in: Neue AZ – Wiener Tagblatt, Nr. 292, 17./18. Dezember 1988, 16-17.


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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Starmühler zur Rolle von Louis Haefliger, Teil 33 Schluss

Beitrag von Dissident Fr Aug 19, 2016 8:49 am

Abstract:
Louis Haefliger, ein Angestellter der Zürcher Bank Leu AG, meldet sich im April 1945 freiwillig zum Internat. Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Dieses entsendet, aufgrund vorangegangener Verhandlungen mit Entscheidungsträgern der SS, Delegierte in die zu diesem Zeitpunkt vorhandenen KZ um „Liebesgaben“ in Form von Nahrungsmittel zu überbringen, Gefangene bestimmter westlicher Nationen zu repatriieren, sowie einen Rotkreuz-Delegierten bis zum Ende des Krieges dort zu belassen. Der Schweizer Haefliger wird dazu bestimmt, gemäß diesen Aufgaben eine Delegation nach Mauthausen zu leiten. Er trifft am 28.4.1945 im KZ auf den Lagerkommandanten Ziereis, der vorgibt, nichts von Verhandlungen zu wissen, die es Haefliger gestatten, im Lager zu bleiben. Der Schweizer lässt seine Kolonne mit den aufgenommenen Gefangenen wieder Richtung Schweiz fahren u. verbleibt in Mauthausen, wo er vorerst in der Nähe des KZ Unterkunft findet. Einige Tage später gelingt es ihm, im KZ in den Gebäuden der SS ein Bett in einem Zimmer, das er sich mit dem SS-Offizier Guido Reimer teilen muss, zugewiesen zu bekommen. Angeblich eröffnet ihm dieser, dass ein Befehl Himmlers vorläge, wonach alle Gefangenen getötet werden sollten, u. daß zu diesem Zwecke in den Stollenanlagen des Mauthausener Zweiglagers Gusen Sprengstoff angebracht worden ist. Mittels fingiertem Fingeralarm sollten die Gefangenen Gusens u. die Bevölkerung der angrenzenden Gemeinde St. Georgen an der Gusen als Zeugen der Verbrechen der SS in die Stollenanlagen, die eigentlich zur unterirdischen Produktion von Flugzeugen errichtet worden waren. Die Gefangenen des Lagers Mauthausen sollten von den SS-Wachmannschaften ermordet werden.
Am 5.5.1945 verlässt Haefliger am frühen Morgen Mauthausen mit dem Ziel, Einheiten der US-Army zu finden, die bereits in u. um Linz stehen. Diese sollten dann überzeugt werden nach Mauthausen u. St. Georgen an der Gusen zu kommen, um das Lager zu befreien u. das angeblich geplante Massaker zu verhindern. Der Schweizer findet eine Einheit, die er überreden kann, mit ihm zu kommen u. das Lager zu befreien.
Nach dem Krieg stilisiert sich Haefliger zum Helden von Mauthausen, der 60000 Menschen das Leben gerettet hätte. Doch seine Version der Geschichte der Befreiung des KZ Mauthausen ist nach kritischer Betrachtung nur mit Abstrichen beweisbar. So ist der Beweis zur Existenz eines umfassenden Tötungsbefehls Himmlers ist bis zum heutigen Tage nicht erbracht. Haefligers Verhalten nach dem Krieg lässt weitere Zweifel aufkommen: wegen Geldes ändert er seine Version der Befreiung für eine Falschaussage zugunsten eines der brutalsten Mörder des KZ Mauthausen um.
Haefliger findet Unterstützung in der Österr. Widerstandsbewegung (ÖW), die seine Popularität steigern will, indem sie ihn beispielsweise für den Friedensnobelpreis vorschlagen will. Zeitweise wird die Person Haefliger zum Spielball, da die ÖW ihn in ihrem Kampf gegen den Kommunismus verwendet, der schuld sei an der nicht erfolgenden umfassenden Anerkennung Haefligers als „Retter von Mauthausen“. Tatsächlich präsentieren kommunistische Autoren nach dem Ende der NS-Herrschaft ein Bild von der Befreiung Mauthausens, das insofern nicht der Wahrheit entspricht, als verbreitet wird, die Gefangenen hätten sich selbst befreit. Um dem subjektiven Bedürfnis nach Wahrheit zu genügen, wird Geschichte missbräuchlich verwendet. Während die kommunistischen Schriften der Parteilinie angepasst sind, erzählt u. verändert Haefliger Geschichte mit individueller Auslegung, um seine persönliche Situation zu verbessern. Neben der ÖW findet der Schweizer Hilfe bei einzelnen Unterstützern sowie in den Medien. Deren Erzählweisen basieren aber auf Haefligers Rapport, der unkritisch übernommen wird.
Wissenschaftl. Betrachtungen hinterfragen Person Haefligers u. seiner Rolle in den ersten Maitagen 1945 u. kommen zu differenten Ergebnissen. In den 1980er Jahren kulminieren die Erzählweisen u. kritischen Betrachtungen in einem zum Teil unsachlichen Konflikt zwischen der ÖW u. dem Dokumentationsarchiv des österr. Widerstandes (DÖW). Mit dem Tod Haefligers flauen diese Streitigkeiten wieder ab. In der Studie wird gezeigt, dass historische Inhalte verwendet werden, um gegenwärtige Positionen zu vertreten bzw. daraus Kapital zu schlagen. Für Anerkennung, Vermittlung politischer Ansichten oder aus finanziellem Nutzen wird Geschichte konstruiert u. neu geschrieben.

Lebenslauf von Johannes Starmühler:
Geb.: 6.11.1982 in Graz       Schulische Bildung: - Volksschule Bisamberg (1989-1993)
- BG & BRG Stockerau, sprachlicher Zweig(1993-2001)        Studium: Geschichte mit Schwerpunkt Zeitgeschichte an der Universität Wien
Praxisbezogenes Arbeiten - Ludwig Boltzmann-Institut für Geschichte u. Theorie der Biographie/Recherchen zur Biographie Hugo von Hofmannsthals (Juni 2006)
- Archivbetreuung des Projektes „Spurensuche 2007“ des Bundesministeriums für Soziales u. Konsumentenschutz/Organisation u. Vorrecherchen zu Daten vertriebener, österr. Juden im DÖW, in der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, sowie Wiener Stadt- u. Landesarchiv u. Österr. Staatsarchiv (Juni-Juli 2007)
- Mitarbeit bei der Ausstellung u. dem gleichnamigen Ausstellungskatalog „Kunst u. Kultur im Konzentrationslager Mauthausen“ für das Archiv der Gedenkstätte Mauthausen, Abteilung IV/7 im Bundesministerium für Inneres (Sommer 2006-Frühjahr 2007)


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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Mauthausen-(Haupt-)Prozess

Beitrag von Dissident Mo Aug 22, 2016 4:23 pm

(Aus: Dokumentationsarchiv des österr. Widerstandes. Jahrbuch 2001, Wien 2001, S. 35–66)
--- Die Akten des Prozesses „USA vs. Altfuldisch et al.“ wie auch der nachfolgenden Prozesse befinden sich in den National Archives in Washington (NARA), RG 338, Records of U. S. Army Commands, 1942 –, Records of Headquarters, US Army Europe (USAREUR), War Crimes Branch, War Crimes Case Files („Cases Tried“), 1945–1959 ---
Die Alliierten hatten bis Kriegsende noch keine einheitliche Linie zur Frage entwickelt, welche Verbrechen nach welchem Gesetz verfolgt werden sollten ---
Einrichtung von 19 „War Crimes Investigating Teams“ angeordnet. In Mauthausen, Gusen, Steyr u. Ebensee ermittelten bereits unmittelbar nach der Befreiung 2 dieser Teams. Sie protokollierten zahlreiche Aussagen überlebender Häftlinge u. schufen somit die Grundlagen für die weiteren Ermittlungen u. späteren Anklagen in den Dachauer Mauthausenprozessen. Diesen Teams übergaben die befreiten Häftlinge die wichtigsten Unterlagen wie die sichergestellten Totenbücher. Sie beschlagnahmten auch eine Reihe von anderen Originalunterlagen, von denen aber nur wenige Eingang in den Prozess fanden. Kurz nach der Befreiung soll in Ebensee auch eine französ. Kommission ermittelt haben. Tatsächlich befinden sich bei den Unterlagen der Dachauer Mauthausen-Prozesse Protokolle mit den Aussagen überlebender Häftlinge, die aber in der Regel erst nach ihrer Repatriierung in Frankreich im Sommer 1945 verfasst wurden ---
Die Verbrechen wurden als Verletzung des internationalen Rechtes angeklagt, wobei zugleich der Vorwurf des „Common Design“, also des gemeinsamen Unternehmens, erhoben wurde --- Die Feststellungen des jeweiligen Hauptverfahrens sollten als Beweismittel für die jeweils nachfolgenden Verfahren dienen ---
Hans Kandut, Anton Ruznicek u. Edmund Kulka .. aufgestaute Wut u. Aggression der überlebenden Häftlinge .. spontanen Lynchaktionen .. Racheaktionen ...
Allein in Ebensee wurden über 50 Personen von wütenden Ex-Häftlingen erschlagen. Noch bevor die US-Truppen das befreite KZ in Mauthausen übernehmen konnten, bildete sich dort angeblich ein „Gericht“ von befreiten Häftlingen, das über Häftlingsfunktionäre urteilte. Jack H. Taylor berichtete, dass er, am Tag nach der Befreiung wieder nach Mauthausen zurückgekehrt, das Lager unter dem Kommando eines russischen Majors vorfand: „They were having trials and dealing out death sentences and already about a dozen German Blockeldeters, Kapos and others had been murdered. The next day, Colonel Seibel took command, disarmed the prisoners, and restored order.“ ---
Die Untersuchungen wegen Verbrechen in Mauthausen u. seiner Außenlager führte der Investigator-Examiner Major Eugene S. Cohen u. Charles B. Deibel von der Third US Army --- Hans Altfuldisch angeklagt, der zuletzt die Position des 2. Schutzhaftlagerführers in Mauthausen innegehabt hatte ---
Andreas Trum, der die Funktion eines Arbeitsdienstführers innegehabt hatte, berief sich auf Befehlsnotstand. Ausführlich schilderte er die Gaskammer u. die Verantwortung der Ärzte für die Selektion von Häftlingen. „Im Lager MAUTHAUSEN gab es eine Gaskammer, die dem Fuehrer des Krematoriums, Hauptsturmführer Martin ROTH, unterstand. In dieser Gaskammer wurden von 1943 bis 1945 die Kranken u. Arbeitsunfähigen u. untauglichen Haeftlinge vergast. Wann immer ein Transport von AUSCHWITZ, Griechenland, Jugoslawien, Frankreich, Ungarn u. Polen kam, wurden die Kranken von mir u. den Aerzten Dr. WOLTER, Dr. ANDRESS, Dr. KREBSBACH,
Dr. BOEMICHEN, DR. PLAETTCHEN unter der Aufsicht des Schutzhaftlagerfuehrers BACHMAYER oder dessen Stellvertreter STREITWIESER oder ALTFULDISCH oder des Kommandanten ZIEREIS u. Adjutanten ZUTTER sowie Hstf. Zoller ausgesucht u. dann im Zellenbau dem Oberscharfuehrer NIEDERMAYER uebergeben, der sie vom Zellenbau zu der Gaskammer führte.“ ---
Eduard Krebsbach schilderte in seiner eidesstattlichen Aussage zahlreiche Verbrechen, reduzierte seine Rolle jedoch stets auf die des Arztes, der lediglich Aufsicht geführt oder den Tod festgestellt habe. So habe er an ungefähr 200 Erschießungen u. an einer Reihe von Vergasungen als Arzt teilgenommen. Daran haben „auch als Leiter teilgenommen Standartenführer Ziereis, Hauptsturmführer Zutter, Obersturmführer Schulz u. Hauptsturmführer Bachmayer, sowie Hauptsturmführer Wassizki, der die Gaskammer mit Gas gefuellt hat“. Außerdem gab Krebsbach zu, „auf Befehl“ Kranke für die Vergasung in Mauthausen u. Hartheim ausgesucht zu haben.
Umfangreich war das Geständnis von Josef Niedermayer. Er betonte jedoch, dass er alles nur auf Befehl gemacht habe:
„Im Lager MAUTHAUSEN gab es auch eine Gaskammer, in der ungefähr 4000 Russen, Polen, Tschechen, Franzosen, Italiener, Belgier, Holländer, Slowaken vergast wurden. Diese waren Kriegsgefangene u. Zivilisten. Sobald ein Transport im Lager ankam, der zum vergasen bestimmt war, wurde mir davon durch Hauptsturmführer BACHMAYER, oder durch Hauptsturmführer ZUTTER, oder Obersturmführer SCHULZ oder durch Obersturmführer ALTFULDISCH Mitteilung gemacht. Die zu vergasenden sind dann zu mir in den Bunker gebracht worden, wo ich u. meine 2 Untergebenen Rottenführer ROMMEL u. Unterscharführer PROKSCH eine Liste der Namen gemacht haben u. ihnen ihre
Bekleidung u. Wertsachen abgenommen haben. Wir haben diese dann Oberst. Eisenbösser übergeben. Ich u. meine 2 Helfer haben sie dann zur Gaskammer hinuntergebracht u. dort sind sie dann von Hauptsturmführer ROTH u. Obersturmführer GERBER, die eine Gasmaske besassen vergast worden. Die Zahnärzte Hauptsturmführer HENKEL u. Franz JUTTMANN haben dann den Vergasten die Goldzähne herausgenommen.“ ---
Rudolf Fiegl war 1941 Kapo im Steinbruch in Gusen gewesen u. danach Kapo der Desinfektion. Er berichtete, dass er im Februar oder März 1945 von Hauptsturmführer Seidler den Befehl erhalten habe, 600 kranke Häftlinge in einer Baracke zu vergasen, da den Ärzten das Benzin für die tödlichen Herzinjektionen ausgegangen war. „Ich habe darauf hin die Häftlinge in 2 verschiedenen Sälen die luftdicht gemacht waren mit Zyklon B. Gas vergiftet u. getötet.“
Während des gesamten Prozesses waren diese Geständnisse Anlass für Auseinandersetzungen zwischen Anklage u. Verteidigung. In seinem Schlussplädoyer meinte der Verteidiger Lt. Mc Mahon, „there is grave doubt that the great majority of these statements were freely given, and further that once having been given, that they contained any language except that desired by the prosecution interrogator.“ Tatsächlich finden sich in den protokollierten Aussagen häufig sprachliche Ähnlichkeiten, woraus Mc Mahon den Schluss zog, „this is caused by the fact that they were dictated by the interrogator.“ --- Vor Gericht misslang es der Verteidigung jedoch, einen Nachweis zu bringen, dass die Geständnisse erpresst waren ---
Der Vorwurf, an Verbrechen „in pursuance of a common design“, also „in Verfolgung eines gemeinschaftlichen Vorhabens“, teilgenommen zu haben, sollte es möglich machen, Verbrechen auch dann abzuurteilen, wenn es aus der Natur der Verbrechen kaum möglich war, jedem einzelnen Angeklagten im Detail eines oder mehrere Verbrechen nachzuweisen ---
Wie bereits dargestellt, hatten sich die Angeklagten in den Verhören kurz nach ihrer Verhaftung noch durchwegs gegenseitig belastet. In der Haft fanden sie jedoch eine einheitliche Linie: Sie widerriefen ihre Geständnisse, stritten durchwegs ab, was sie zuvor gestanden hatten u. vermieden jede Belastung von Mitangeklagten ---
Die Verteidigung meinte, dass die Rationen für die Ernährung nur gegen Ende des Krieges wegen der Transportprobleme, verursacht durch die alliierten Bombardierungen, nicht eingehalten worden wären --- Ansonsten, so die Verteidigung, habe man sich bemüht, Unterkünfte u. Medikamente aus Berlin anzufordern, sie aber nicht bekommen.
Die Misshandlung von Häftlingen war durch die geltenden Regeln verboten, argumentierte die Verteidigung. Alles was in Mauthausen/Gusen passiert sei, hätte Ziereis zu verantworten, er war der einzige, der Befehle gegeben habe. Zudem wäre Mauthausen von Berlin aus inspiziert worden, doch nichts sei daraufhin Richtung einer Veränderung der Zustände in Mauthausen/Gusen geschehen ---
Dass Mauthausen kein gemeinschaftliches Vorhaben zur Folter u. Ermordung von Menschen war, so argumentierte ebenfalls der Verteidiger Lt. Diebel, sei an der Tatsache zu sehen, dass Stollen gebaut wurden:
„Now, obviously Mauthausen could not have been a place created only to exterminate people. The tunnels at Gusen, St. Georgen to be exact — in those tunnels there was a huge Messerschmitt plant, one of the most modern plants in the whole German Reich. Obviously, many of the prisoners were used in that tunnel as defense workers. If the German Reich could not get their labor voluntarily by offering jobs to the people of conquered Europe, they took them into concentration camps against their will and used many of the who were skilled workers in these plants. If they intended for those guards to kill those trained workers, then I am mistaken and I think that the Court will agree with me that those prisoners were used in those mines and in those Messerschmitt works for their skill and not to be sent there to be killed.“ ---
... gehängt ... 1947 hingerichtet ... letzten Worte der Verurteilten ... Altfuldisch ..: „Ich sterbe für Deutschland. Der Herrgott behüte meine Angehörigen.“
Der aus Kroatien stammende Heinrich Fitschock: „Ich habe meine Pflicht getan wie jeder amerikanische Soldat. Jetzt hat man mich beschuldigt mit etwas das ich nicht getan habe. Ich sterbe unschuldig aber wie ein Soldat für’s Vaterland. Es lebe Kroatien, es lebe Großdeutschland.“
Eigruber .. unmittelbar vor seiner Hinrichtung: „Gott schütze Deutschland, Gott schütze meine Familie, Gott schütze meine Kinder. Ich empfinde es als eine Ehre von diesen, den brutalsten Siegern gehängt zu werden. Es lebe Deutschland.“
Diehl sang die Deutschlandhymne, rief anschließend: „Es lebe Deutschland“.
Ebenso August Blei: „Ich sterbe für Deutschland. Es lebe Deutschland.“
Ludolph .. rief: „Wir Deutschen müssen sterben, damit andere Nationen leben“.
Otto Striegel, auf dem Galgen stehend: „Ich bin kein Kriegsverbrecher, aber die Rache und der Hass gegen die Juden wird kein Ende nehmen, denn sie sind Schuld an dem Leid und Elend hier in Landsberg. Ich grüße mein armes Vaterland. Gott schütze meine Frau und meine Kinder. Nun führt den Befehl aus, welchen Euch die Juden gaben.“
.. Willy Eckert: „Der Herrgott möge meine Familie behüten und dem Deutschen Volk die Möglichkeit geben wieder emporzukommen als friedliebendes Volk. Meinen Dank den anständigen Amerikanern die mich stets gut behandelten besonders an Major Denson. Ich hoffe, dass die Welt Frieden findet. Ich sterbe als Deutscher für’s Vaterland.“
-- Für die zu lebenslanger Haft Verurteilten ... In den Akten finden sich zahlreiche Interventionen, die vor dem Hintergrund des beginnenden Kalten Krieges ihre Wirkung
nicht verfehlten. Zwischen März 1950 u. Nov. 1951 wurden alle auf Bewährung aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen ---

https://de.wikipedia.org/wiki/Mauthausen-Hauptprozess Der Mauthausen-Hauptprozess fand vom 29.3.1946 - 13.5.1946 im Internierungslager Dachau statt, wo sich bis Ende April 1945 das KL Dachau befunden hatte. Das Verfahren endete mit 61 Schuldsprüchen. Offiziell wurde der Fall als United States of America vs Hans Altfuldisch et al. – Case 000-50-5 bezeichnet. Dem Mauthausen-Hauptverfahren schlossen sich 61 Nebenverfahren mit 238 Angeklagten an, die ebenfalls im Rahmen der Dachauer Prozesse stattfanden.

8.000 Häftlinge, die zwischen 27.4.1945 und 6.5.1945 umkamen. Nach Kriegsende verstarben noch 2.200 Häftlinge an den Folgen der Lagerhaft.

Es wurden Zeugenaussagen aufgenommen und Beweismittel gesichert, darunter auch die Totenbücher.

Die rechtliche Basis des Verfahrens bildeten die „Rules of Military Gouverment Courts“ ausgehend von den Erlassen des Military Government.

Inhalt der Klageschrift waren die „Verletzung der Kriegsgebräuche und –gesetze“, die in Mauthausen und den Außenlagern an nicht-deutschen Zivilisten und Kriegsgefangenen verübt worden waren. Verbrechen von deutschen Tätern an deutschen Opfern wurden in der Regel erst später vor deutschen Gerichten verhandelt. Die Angeklagten wurden zudem beschuldigt, im Rahmen eines gemeinsamen Vorgehens (Common Design) an Misshandlungen und Tötungen nicht-deutscher Zivilisten und Kriegsgefangener rechtswidrig und vorsätzlich teilgenommen zu haben.

Da die Gerichtssprache Englisch war, mussten Dolmetscher auf Englisch und Deutsch zwischen dem Gericht und den Angeklagten übersetzen. Nach Verlesung der Anklageschrift plädierten die Angeklagten sämtlich auf „nicht schuldig“, bis auf den ehemaligen Gauleiter August Eigruber, der die Anklage nicht verstanden hatte.

Angeklagt waren 55 SS-Angehörige, ein Mitarbeiter des SD, 3 Funktionshäftlinge sowie 2 Zivilisten. Neben 42 Deutschen waren 12 Österreicher, 3 Tschechoslowaken, 2 Jugoslawen sowie je 1 Rumäne und Ungar beschuldigt.

Am 13.5.1946 wurden durch den Vorsitzenden des Militärgerichts die Urteile verkündet. Neben 58 Todesurteilen wurden 3 lebenslange Haftstrafen verhängt. Nach Überprüfungsverfahren wurden 9 der Todesurteile in lebenslange Haftstrafen umgewandelt und die anderen Urteile bestätigt. Die Verurteilten wurden in das Kriegsverbrechergefängnis Landsberg überführt. Bis auf eine Ausnahme (Otto Striegel am 20. Juni) wurden die Todesurteile am 27. (23 Hinrichtungen) und 28.5.1947 (25 Hinrichtungen) durch den Strang in Landsberg vollstreckt.

Der Mauthausen-Hauptprozess, auch 2. Dachauer Prozess genannt, war mit 61 Angeklagten der umfangreichste KZ-Prozess im Rahmen der Dachauer Prozesse. Aufgrund des geringen zeitlichen Abstands zum Kriegsende wurden in diesem Prozess neben dem Dachau-Hauptprozess die härtesten Urteile gesprochen. Die zu Haftstrafen verurteilten Gefangenen wurden jedoch sämtlich bis zum November 1951 aus dem Kriegsverbrechergefängnis in Landsberg entlassen, zumindest auf Bewährung.

http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Holocaust/dachmautrials.html      11 Seiten Ablichtung

https://de.wikipedia.org/wiki/Florian_Freund    Florian Freund, österreichischer Historiker.
1987 bei Erika Weinzierl über „Die Geschichte des KZ Ebensee. Raketenrüstung und Zwangsarbeit“ zum Dr. phil. promoviert.
Zwischen 1987 und 1999 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes.
- Der Dachauer Mauthausenprozess. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Jahrbuch 2001. Wien 2001, S. 35–66.
- Die Geschichte des KZ Ebensee. Raketenrüstung und Zwangsarbeit. 2. Bände. Wien 1987
- Konzentrationslager Ebensee. Ein Außenlager des KZ Mauthausen. Wien 1990
- Arbeitslager Zement. Das Konzentrationslager Ebensee und die Raketenrüstung. Wien 1991
- Konzentrationslager in Oberösterreich 1938 bis 1945. Linz 2007 (gemeinsam mit Bertrand Perz)
- Die Toten von Ebensee. Analyse und Dokumentation der im KZ Ebensee umgekommenen Häftlinge 1943-1945. Wien 2010
- Das Konzentrationslager Ebensee. Raketenrüstung im SS-Arbeitslager "Zement". Innsbruck 2013



https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Altfuldisch    Johann Altfuldisch war ab 1936 Angehöriger der Lagermannschaft des KZ Sachsenhausen, 1938-1945 fungierte er zuletzt als 2. Schutzhaftlagerführer des KL Mauthausen. Altfuldisch war an fast allen Hinrichtungen im Lager beteiligt.

https://de.wikipedia.org/wiki/August_Eigruber August Eigruber war Mitglied des Reichstags und Gauleiter von Oberdonau und Landeshauptmann von Oberösterreich.
--- nach der Kapitulation der Wehrmacht im Mai 1945 wurde er im Salzkammergut von der US-Armee verhaftet, und als Zeuge bei den Nürnberger Prozessen befragt.
--- hatte keine Funktion im KZ Mauthausen. Als zuständiger Gauleiter und Leiter des Ernährungsamtes in Oberösterreich war er für die Ernährungslage der Häftlinge verantwortlich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:August_Eigruber  Wikipedia-Diskussion: "fehlt der Hinweis, dass Gauleiter Eigruber "bei Kriegsende von seinen eigenen Landsleuten furchtbar gefoltert, verstümmelt und sogar kastriert worden war" (nach: Werner Maser: Nürnberg. Tribunal der Sieger. Düsseldorf 1988; S. 102). Weiß jemand dazu etwas näheres? Mißhandlungen oder Ermordungen von NS-Funktionären scheinen nach Kriegsende keinesfalls Ausnahmen gebildet zu haben (Bsp. Hans Frank, Julius Streicher, Rudolf Höß)"

https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Ludolf  Julius Ludolf  Kommandant diverser Nebenlager des KZ Mauthausen in Oberösterreich.
KZ Mauthausen von Januar 1940 – Mai 1945. In diesem Zeitraum fungierte er als Lagerkommandant der Mauthausener Nebenlager im KZ Loibl zu beiden Seiten des Loiblpasses bis August 1943, darauf Nachfolger von Karl Schöpperle in Großraming und schließlich ab Mai 1944 Kommandant des Nebenlagers Melk. Als Zeuge in eigener Sache vernommen, sagte Ludolf aus, niemals einen Häftling getötet, allenfalls Schläge ausgegeben zu haben, um die Lagerdisziplin aufrechtzuerhalten. Exekutionen geflohener Lagerinsassen wären nicht auf seine Veranlassung hin erfolgt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Zutter   Adolf Zutter war von 27.9.1939 bis Frühjahr 1942 zunächst als Kommandoführer im Wiener Graben tätig und anschließend als Kommandeur der Wachmannschaft bis Juni 1942. Von Juni 1942 bis Anfang Mai 1945 war er Adjutant unter dem Lagerkommandanten Franz Ziereis im KZ Mauthausen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Zoller   Viktor Zoller war ab Ende der 1930er Jahre beim KZ Dachau. Vom 22.3.1940 bis 2.5.1942 Adjutant des Lagerkommandanten Franz Ziereis im KZ Mauthausen. Anschließend bis 28.10.1943 als Angehöriger der Waffen-SS an der Ostfront eingesetzt. Vom 22.11. 1943 - 25.5. 1944 war er Adjutant des Lagerkommandanten Arthur Liebehenschel im Stammlager des KZ Auschwitz. Von Ende Mai 1944 - 9.4.1945 wurde er als Kommandeur des Wachbattalions im KZ Mauthausen eingesetzt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Wasicky  Erich Wasicky  war zwischen Juni 1940 und Januar 1944 als Lager-Apotheker im KL Mauthausen
Prozesszeugen berichten, dass er sowohl für die Bereitstellung von Zyklon B als auch für dessen Einsatz die Verantwortung trug.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Jobst  Wilhelm Jobst war seit September 1939 zunächst als Lagerarzt im KZ Groß-Rosen eingesetzt u. trat 1942 seinen Dienst als Lagerarzt im KZ Sachsenhausen an. Mai 1944 - April 1945 war er zunächst stellv. Standortarzt im KZ Mauthausen u. kurz danach als Lagerarzt im oberösterr. KZ Ebensee. Jobst entgegnete, er habe keine Selektionen kranker Häftlinge für Injektionen durchgeführt. Auch habe er das in seinen Möglichkeiten Liegende getan, um die Versorgung der Lagerinsassen zu gewährleisten. Die Todesrate des Häftlingszuganges führte er auf die schlechte gesundheitl. Konstitution der Insassen bereits vor Eintreffen ins Lager zurück

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Entress   Friedrich Karl Entress  begann am 3.1.1941 als Lagerarzt im KZ Groß-Rosen. Dort übte Entress die Tätigkeit des Standortarztes bis zum 10.12.1941 aus. Dez. 1941 - Februar 1943 war Entress „1. Lagerarzt“ (sog. Standortarzt) in Auschwitz I, März - Okt. 1943 in dieser Funktion im KZ Auschwitz III Monowitz. In Auschwitz erprobte Entress gemeinsam mit Hellmuth Vetter u. Eduard Wirths im Auftrag des Konzerns I.G. Farben an Häftlingen die Verträglichkeit u. Wirksamkeit neuer pharmazeutischer Präparate. 21.10.1943 - 25.7.1944 war Entress Lagerarzt im KZ Gusen. 1944 kehrte Entress zum KZ Groß-Rosen zurück, von Januar 1945 bis zum Kriegsende diente er als Divisionsarzt der 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ an der Front.

https://de.wikipedia.org/wiki/Waldemar_Wolter Waldemar Wolter  war Lagerarzt in Sachsenhausen u. ab 1942 im KL Dachau. Aug. 1944 - 27.4.1945 war er Standort-
arzt im KZ Mauthausen. Unter anderem wurde ihm vorgeworfen, noch kurz vor Kriegsende die Vergasung von 1400 - 2700 Häftlingen befohlen zu haben. Die Beurteilung des Verhaltens Wolters als Standortarzt in Mauthausen erwies sich als kontrovers. So fanden sich eine Reihe ehem. Häftlinge, die ihm ein anständiges Verhalten attestierten. So wurde ausgesagt, Wolter habe eine Verbesserung der medizin. Versorgung der Lagerinsassen angestrebt u. sich für eine bessere Lebensmittelversorgung im Lager eingesetzt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Krebsbach  Eduard Krebsbach  trat Okt.1939 der Waffen-SS bei u. nahm am Westfeldzug teil. 1940 arbeitete er als Polizeiarzt in der elsässischen Stadt Mülhausen. Juli 1941 trat er seinen Dienst als Standortarzt im  KZ Mauthausen an. In Eigenschaft seiner Dienststellung war er unmittelbar dem Amt D III (Sanitätswesen u. Lagerhygiene) des SS-Wirtschafts- u. Verwaltungshauptamtes unterstellt u. hatte die Aufsicht über das Sanitätswesen u. das gesamte medizin. Personal des Lagers. Aug. 1943 für rund 1 Jahr ins KZ Riga-Kaiserwald versetzt. Nachdem seine Bemühungen, in die Wehrmacht übernommen zu werden, Erfolg hatten, diente er dort ab Herbst 1944 als Oberstabsarzt. Dez. 1944 kehrte er in den Beruf d. Betriebsarztes in eine Spinnerei nach Kassel zurück.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Henkel_(Zahnarzt)   Wilhelm Henkel  war von 1.7.1941 u. 6.7.1943 leitender Zahnarzt im KZ Mauthausen

https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Barczay   Stefan Barczay war Mai 1943 - Okt. 1944 sowie von Dez. 1944 - Mai 1945 als Wachmann in den Unterlagern des KZ Mauthausen Eisenerz, Redl-Zipf, Gusen u. Linz III tätig

Willy Brünning, Wachmannschaft
August Blei, Kommandeur der Wachkompanie
Otto Drabek, Quartiermeister Wiener Graben
Hans Diehl, Politische Abteilung
Hans Eisenhöfer, Leiter der Effektenkammer, stellvertretender Verwaltungsführer
Willy Eckert, Leiter Kleidungskammer, Kommandoführer
Heinrich Fitschok, Wachmann in Nebenlagern
Willy Frey, Funktionshäftling, Blockältester, Kapo Lagerfeuerwehr
Rudolf Fiegl, Funktionshäftling Kapo Steinbruch- und Desinfektionskommando im KZ Gusen
Johannes Grimm, Manager Wiener Graben
Georg Gössl, Funktionshäftling Kapo im Häftlingskrankenbau Hinterbrühl
Werner Grahn SD-Mitarbeiter Politische Abteilung
Heinrich Häger Kommandoführer
Franz Huber Blockführer Hinterbrühl

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Hegenscheidt   Hans Hegenscheidt arbeitete als Angestellter für die Lebensmittelversorgung in Mauthausen. Ab Nov. 1943 war er im Depot für die Nahrungsmittelverteilung zuständig

Gustav Kreindl SS-Sanitätsdienstgrad
Kaspar Klimowitsch Wachmann Gusen 1 und 2, KZ Ebensee

https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Kautny    Franz Kautny war zwischen 1933 und 1945 Wächter in KZ. Zur Wachmannschaft des KL Mauthausen-Gusen gehörte er zwischen dem 22.2.1943 und dem 1.9.1944 sowie zwischen dem 23.2. und Mai 1945.

Kurt Keilwitz Wachmannschaft
Anton Kaufmann Leitung Warenlager in Gusen
Paul Kaiser Bauleiter in Gusen und Nebenlagern
Josef Leeb Politische Abteilung
Erich Miessner Blockführer
Emil Müller Block- und Kommandoführer
Wilhelm Müller Politische Abteilung
Rudolf Mynzak Kommandoführer
Josef Niedermayer Rapportführer, Kommandoführer Bunker
https://de.wikipedia.org/wiki/Vinzenz_Nohel   Vinzenz Nohel wurde als Arbeiter für die NS-Tötungsanstalt in Hartheim eingestellt.
Hermann Pribyll    Arbeitsdienstführer Ebensee
Theophil Priebel Wachmannschaft
Josef Riegler Rapportführer
Thomas Sigmund Wachmannschaft
Karl Struller Leiter der Schreibstube in der Lagerkommandantur
Otto Striegel Leiter Vorratsmagazin und Küche in Melk
Andreas Trum Rapport- und Arbeitseinsatzführer
Leopold Trauner Zivilist „Deutsche Erd und Steinwerke GmbH“
Hans Spatzenegger Kommandoführer im Wiener Graben

https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_H%C3%B6hler   Walter Höhler war von 1.5.1944 - 23.11.1944 leitender KZ-Zahnarzt im KZ Mauthausen.
Das Gericht befand Höhler für schuldig u. verurteilte ihn am 13.5.1946 zum Tode durch den Strang. Nach dem Überprüfungsverfahren wandelte der Oberkommandierende der US-Streitkräfte, General Clay, das Todesurteil in lebenslange Haftstrafe um. Höhler wurde im April 1950 aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen u. betrieb anschließend eine Zahnarztpraxis in Alsfeld. Er verstarb 1967 in Alsfeld ..
https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Walter_H%C3%B6hler  Auf Befehl des Amtes D des SS-Wirtschafts- u. Verwaltungshauptamtes nahm Höhler in seiner Eigenschaft als Zahnarzt das Dentalgold toter Häftlinge (es ist im Urteil noch nicht einmal expressis verbis von "ermordeten" Häftlingen die Rede) entgegen u. führte es einmal monatlich an diese Dienststelle ab. In einem Folgeverfahren zum Hauptprozeß der 19.8. - 9.9.1947 (000-50-5-21) stattfand, wurde Olf Brandt aufgrund der gleichen "Tatbestände" zu 3 Jahren Haft verurteilt (die Haftstrafe übrigens rückdatiert auf den 8.5.1945), wobei die Anklage noch bemüht war, Brandt mit individuellen Roheitsakten - so das Verprügeln eines poln. u. eines tschech. Häftlings 1944 - in Verbindung zu bringen. Anhand dieses Fallbeispieles liegt die Frage nahe, ob die Verurteilungen u. Strafzumessungen der Dachauer US-Tribunale alliierte Willkür darstellen. Bei dem relativ geringen zeitlichen Abstand der beiden Urteile fällt auch die Argumentation mit dem "Klima des Kalten Krieges" unter den Tisch. Es fällt mir schwer, das anders zu beurteilen...
Bei den Dachauer Prozessen zeichnet sich eine Tendenz ab: Je eher die Verfahren nach Kriegsende geführt wurden, desto härter die Urteile. Dies hing mit den noch gegenwärtigen Erlebnissen ehem. Häftlinge, die in jenen Verfahren als Zeugen fungierten, zusammen - - - auch ist auffällig, daß in den ersten KZ-Verfahren es nie Freisprüche gab

Heinrich Giese Wachmannschaft, Finanzbuchhaltung
Herbert Grzybowski Wachmannschaft Gusen
Karl Billmann Wachmannschaft Gusen II
Ludwig Dörr Wachmannschaft in Gusen
Viktor Korger Wachmannschaft in Gusen
Ferdinand Lappert Wachmannschaft Gusen 1 und 2
Wilhelm Mack Kommandoführer Baukommando Gusen
Adolf Rutka Hundeführer
Josef Mayer Wachmannschaft
Michael Cserny Wachmannschaft Ebensee
Paul Gützlaff Wachmannschaft Gusen


Zuletzt von Dissident am Fr Jan 12, 2018 10:23 am bearbeitet; insgesamt 15-mal bearbeitet
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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Mauthausen Nebenprozesse

Beitrag von Dissident Mo Aug 22, 2016 4:34 pm

Nebenprozesse
Auf dem Mauthausen-Hauptverfahren basierten weitere 61 Nebenprozesse, in denen sich weitere 238 Beschuldigte wegen Kriegsverbrechen im KZ Mauthausen u. dessen Nebenlagern zu verantworten hatten. Diese Nebenprozesse mit bis zu 12 Beschuldigten fanden von Ende März 1947 - Ende Okt. 1947 ebenfalls im Internierungslager Dachau statt. Neben 21 Freisprüchen wurden Haftstrafen u. 58 Todesurteile ausgesprochen, von denen 48 vollstreckt wurden.

Hervorzuheben ist dabei das Verfahren USA v. Lauriano Navas et al. – Case No. 50-5-25, das gegen 4 spanische Kapos vom 14.7. - 21.7.1947 geführt wurde. Interessant ist dieses Verfahren, weil es gegen Staatsangehörige eines im 2.Weltkrieg neutralen Staates geführt wurde u. weil es das einzige Nebenverfahren war, in dem kein deutscher oder österr. Staatsangehöriger vor Gericht stand. Die spanischen Kapos, die auf der Seite der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg gegen die Errichtung einer Diktatur unter Franco gekämpft hatten, flüchteten am Ende des Bürgerkriegs nach Frankreich. Dort wurden sie interniert u. nach der Besetzung Frankreichs durch das Deutsche Reich als politische Häftlinge ins KZ Mauthausen überstellt. Wegen Misshandlung von Häftlingen, teilweise mit Todesfolge, wurden alle 4 Kapos für schuldig befunden. Indalecio Gonzalez wurde zum Tode verurteilt u. am 2.2.1949 durch den Strang hingerichtet. Lauriano Navas wurde zu lebenslänglicher Haft, Moises Fernandez zu 20 Jahren Haft u. Felix Domingo zu 2 Jahren Haft verurteilt.

(Aus: Dokumentationsarchiv des österr. Widerstandes. Jahrbuch 2001, Wien 2001, S. 35–66)
--- Bis heute ist es nicht möglich, einen Überblick über jene Gerichtsverfahren zu geben, die Massenverbrechen im KZ Mauthausen u. seinen Außenlagern zum Inhalt haben --- Akten allerdings nicht immer leicht zugänglich sind --- die Verfahren selbst wurden jedoch nie einer systematischen komparativen Analyse unterzogen. Dies mag am bis in die letzten Jahre mageren Forschungsstand zur Geschichte des KZ Mauthausen/Gusen gelegen haben ---


Zuletzt von Dissident am Fr März 10, 2017 3:30 pm bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Lagerstufen

Beitrag von Dissident Mi Aug 24, 2016 9:33 am

Einteilung der KL je nach Häftlingsgruppen: http://www.nationalsozialismus.at/lexikon/lagerstufen.htm

Lagerstufen - Anfang 1941 ordnete Himmler eine Einteilung der KZ in 3 Lagerstufen an, nach denen auch die Lebens- u. Haftbedingungen variierten:

Stufe I: Lager mit weniger belasteten u. unbedingt besserungsfähigen Schutzhäftlingen (Dachau, Sachsenhausen, Auschwitz I)

Stufe II: Lager mit schwer belasteten, jedoch noch erziehungs- u. besserungsfähigen Schutzhäftlingen (Buchenwald, Flossenbürg, Neuengamme, Auschwitz II – Birkenau)

Stufe III: Lager mit schwer belasteten u. kaum noch erziehbaren Schutzhäftlingen  (Mauthausen)

(Auschwitz – Eine Ausstellung gegen das vergessen. hrsg. vom Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Universität Linz. Linz, 2000. S. Cool.

Etwas ausführlicher wird Stufe 3 hier im Zitat erklärt: http://de.metapedia.org/wiki/Konzentrationslager_Mauthausen
Im Erlaß v. 1.1.1941 von Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes, wurde Mauthausen als einziges Konzentrationslager „für schwer belastete, unverbesserliche u. auch gleichzeitig kriminell vorbestrafte u. asoziale, das heißt kaum noch erziehbare Schutzhäftlinge“ in Lagerstufe III eingeordnet.
Später kamen auch andere Kategorien von Häftlingen hinzu, erst ab Okt. 1944 auch Juden. Zitat Ende.

Ja wer hat nun diese Einteilung erstellt: Himmler oder Heydrich?

Laut Wikipedia war das KL Mauthausen aus nicht bekannten Gründen das einzige KL der Kategorie III auf dem Gebiet des Reiches.
Fragt sich nun: gab es außerhalb des Reiches im Osten auch Kat III-Lager und war nur das Stammlager Mauthausen oder auch einige Nebenlager Kat III ?

http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/m/mauthausen.htm --- Am 19.8.1942 wurden die KZ in versch. Kategorien unterteilt. Mauthausen u. Gusen fielen unter die härteste Kategorie III für Gefangene, die als unverbesserlich u. renitent galten ---


Zuletzt von Dissident am Mi Apr 12, 2017 5:43 pm bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Berufszeugen, Rentenjäger und Hochstapler

Beitrag von Dissident Mi Aug 24, 2016 9:57 am

Es wird behauptet, daß es gleich nach Kriegsende viele Leute gab, die sich mittels Aussagen finanzielle Vorteile verschafften. So soll es Vergütungen für getürkte Zeugenaussagen gegeben haben, Renten wurden wegen angeblich erfundenen Mißhandlungen bewilligt, usw.

Hier ein kurzer Überblick zum Thema Berufszeugen und Rentenjäger: http://de.metapedia.org/wiki/Berufszeuge

http://vho.org/D/zferdk/1.html --- Es sind Fälle bekannt geworden, in denen Berufszeugen, die nur über ein ganz beschränktes oder über gar kein Wissen verfügten, das, was sie bei der Vorbereitung der Prozesse zufällig gehört hatten, als eigenes Wissen ausgaben u. dieses Wissen an andere Zeugen, deren Wissen ebenso beschränkt war, gegen Geld oder Waren feilboten.

Dabei war es möglich, daß die Berufszeugen vor den versch. Gerichten die widersprechendsten Aussagen machen konnten, ohne aufzufallen. Einige von ihnen waren amtsbekannte Verbrecher. Die sog. prominenten Zeugen waren es in der Regel. Geiger beispielsweise, der gegen über 80 Angeklagte als Belastungszeuge aufgetreten ist, hatte sich im Außenlager Gusen des KZ. Mauthausen schwerste Übergriffe gegen Häftlinge zuschulden kommen lassen. Auch Magnus Keller, der in den KL Dachau u. Mauthausen als Lagerältester eingesetzt war, hatte zahlreiche Menschenleben auf dem Gewissen. Sie u. manche andere blieben straffrei, weil sie sich durch ihre belastenden Aussagen die Gunst der Anklagebehörde zu verschaffen gewußt haben. Zitat Ende.

Überhaupt haben sich nach 1945 etliche zwielichtige Gestalten, Glücksritter u. sogar Prominente als "Gschichtl-Erzähler", Hochstapler u. "kreative Geschäftsleute" betätigt, so auch Louis Trenker u. der ominöse Ullmann: https://doedr.forumieren.net/t11-menschen-und-personalien#176


Zuletzt von Dissident am Fr März 10, 2017 3:35 pm bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Geständnis von Ziereis / Aussage Kaltenbrunner / KLM-Fotos von Roth

Beitrag von Dissident Mi Aug 24, 2016 11:36 am

http://de.metapedia.org/wiki/Quelle/Nicht_schuldig_in_N%C3%BCrnberg#Ernst_Kaltenbrunner --- Während des Kreuzverhörs von Kaltenbrunner, fragte man ihn empört, wie er die Frechheit besitzen könne zu behaupten, er hätte die Wahrheit gesagt, während 20 oder 30 Zeugen alle gelogen hätten (XI 349 [385]). Natürlich erschienen die „Zeugen“ nicht vor dem Gericht; sie waren nur Namen auf einem Stück Papier. Einer von diesen Namen ist Franz Ziereis, Kommandant vom KZ Mauthausen.

Ziereis „gestand“, er hätte 65.000 Personen vergast, Lampenschirme aus Menschenhaut gemacht u. Geldscheine verfälscht; er soll auch eine komplizierte Aufstellung statistischer Daten vorgelegt haben, die die genaue Zahl von Häftlingen in 31 versch. KZs angibt. Dann klagt Ziereis Kaltenbrunner an, er hätte befohlen, das ganze Lager (Mauthausen) zu töten, falls die Amerikaner in die Nähe rückten. Ziereis war aber schon seit 10 Monaten tot, als er dieses „Geständnis“ abgelegt haben soll; zum Glück „erinnerte“ sich aber jemand plötzlich an das „Geständnis“: ein KZ-Häftling namens Hans Marsalek, der auch nie vor dem Gericht erschien, aber dessen Unterschrift auf einem Stück Papier erscheint (Dokument 3870-PS, XXXIII 279-286).

Die Seiten 1 - 6 von diesem Dokument sind mit Anführungszeichen markiert (!), einschließlich der „statistischen Tabelle“, die z.B. behauptet, es gäbe 12.000 Häftlinge in Ebensee, 12.000 in Mauthausen, 24.000 in Gusen I u. II, 20 Häftlinge auf Schloß Lindt, 70 Häftlinge in der Junkerschule in Klagenfurt usw. für alle 31 Lager in der Tabelle.

Das Dokument ist von sonst niemandem unterzeichnet, von dem man hätte behaupten können, er wäre beim reuevollen „Geständnis“ von Ziereis dabeigewesen; keine angeblich bei der denkwürdigen Gelegenheit gemachten Notizen sind dem Dokument beigefügt. Nichts! Das Dokument trägt nur 2 Unterschriften: die von Hans Marsalek, dem Häftling, u. diejenige von Smith W. Brookhart Jr., U.S. Army. Das Dokument trägt das Datum „8. April 1946“. Ziereis starb am 23. Mai 1945.

Brookhart war Sohn eines Senators aus Washington, Iowa, u. wohnte 1992 18 Hillside Drive, Denver, Colorado, USA. Den Brief des Verfassers hat er nie beantwortet.

Angeblich soll Ziereis zu krank gewesen sein (er starb als Folge von etlichen Schußwunden durch den Magen), um vor seinem Tod irgendein Dokument zu unterschreiben; er soll aber gesund genug gewesen sein, um dieses umfangreiche u. komplizierte Dokument zu „diktieren“, an das sich Marsalek dann 10 Monate später noch genau u. wortwörtlich „erinnert“. Ein solches Gedächtnis ist ja für die Zeitgeschichtsforschung ein wahres Wunder, u. natürlich hätte Marsalek keinerlei Motiv gehabt zu lügen. Nur Schade, daß man diesen Mann mit dem einzigartigen Gedächtnis nicht vor dem Gericht hat erscheinen lassen! Das Dokument ist auf deutsch geschrieben. Brookhart war „Ghostwriter“ von Geständnissen. Er hat auch die Geständnisse von Rudolf Höß geschrieben (auf englisch, Dokument 3868-PS) sowohl als auch die von Otto Ohlendorf (auf deutsch, Dokument 2620-PS).

Das „Geständnis“ von Ziereis wird immer noch von Reitlinger, Shirer, Hilberg, u.a. umherziehenden Holocausttrödlern ernst genommen.

Kaltenbrunner behauptete, es habe während des Krieges 13 zentrale KZs oder „Stammlager“ gegeben (XI 268-269 [298-299]). Die Angabe von insges. 300 KZs seitens der Anklage sei zustandegekommen, indem man ganz normale Arbeitslager mit eingeschlossen habe. Das 13. Lager, Matzgau, in der Nähe von Danzig, sei ein Sonderlager für SS-Wachmänner u. Polizisten, die wegen Straftaten gegen Häftlinge in ihrer Gewalt verurteilt worden seien, d.h. wegen physischer Mißhandlungen, Unterschlagung, Diebstahl von persönlichem Eigentum usw. Dieses Lager fiel mit seinen SS-Häftlingen am Ende des Krieges den Russen in die Hände (XI 312, 316 [345, 350]).

Kaltenbrunner behauptete, die Strafurteile von SS- u. Polizeigerichtshöfen seien bei weitem viel strenger gewesen als die Urteile anderer Gerichtshöfe für dieselben Straftaten. Die SS habe häufig wegen Straftaten gegen Häftlinge u. Verstößen gegen die Disziplin Prozesse gegen ihre eigenen Männer durchgeführt (XXI 264-291, 369-370 [294-323, 408-409]).

„Peinliches Verhör“ sei gesetzlich erlaubt gewesen, aber ausschließlich, um Auskunft über geplante Aktionen des Widerstands zu bekommen; es habe nicht angewendet werden dürfen, um Geständnisse zu erpressen. Bei solchen Vernehmungen sei die Anwesenheit eines Arztes notwendig gewesen, u. man habe dem Gefangenen nur 1x höchstens 20 Schläge mit einem Stock auf das nackte Gesäß erteilen dürfen. Man habe dies nicht später wiederholen dürfen. Andere Formen von „Nazi-Tortur“ sei u.a. Einsperrung in eine dunkle Zelle, oder das Stehen während langer Vernehmungen gewesen (XX 164, 180-181 [184, 202-203]; XXI 502-510; 528-530 [556-565, 583-584])

Kaltenbrunner u. viele andere Zeugen der Verteidigung behaupteten, ähnliche Methoden würden von Polizeibehörden in der ganzen Welt verwendet (XI 312 [346]); angesehene Polizeibeamte hätten Deutschland besucht, um die deutschen Methoden zu studieren (XXI 373 [412]).

Die Beweise der Verteidigung zu diesen Themen bestehen aus Tausenden von Seiten, sowohl im Protokoll des Gerichtshofs wie in dem der Kommission, sowie aus 136,000 eidesstattlichen Erklärungen (XXI 346-373 [382-412]; 415 [458], 444 [492]).

Kaltenbrunner wurde verurteilt, weil er angeblich an einem Komplott teilgenommen hatte, alliierte Flieger zu lynchen, die bei Bombenangriffen gegen die deutsche Zivil-bevölkerung abgeschossen wurden. Solche Lynchakte hätten tatsächlich gegen internat. Recht verstoßen, sie fanden aber nie statt. Im Gegenteil wurden viele alliierte Bombenflieger von deutschen Beamten vor dem Volkszorn gerettet. Die deutschen lehnten es ab, solche Methoden zu erwägen, weil sie fürchteten, daß sie zu einer allgemeinen Niedermetzelung von abgesprungenen Fliegern führen würden. Wie so viele deutsche Verbrechen, blieb auch dieses „Verbrechen“ eine Idee ohne Konsequenzen (XXI 406-407 [449-450], 472-476 [522-527]).

Ein anderes angeblich von Kaltenbrunner begangenes Verbrechen war die Verantwortlichkeit für den sogenannten „Kugelerlaß“. Dies soll ein Befehl gewesen sein, Kriegsgefangene mit Hilfe eines Meßgeräts zu erschießen (ein komisches Ding, das wahrscheinlich von der „pedalangetriebenen Gehirnzertrümmerungsmaschine“ des Paul Waldmann inspiriert worden war (USSR-52, VII 377 [416-417]).

Der „Kugelerlaß“, Dokument 1650-PS – wenn das überhaupt ein authentisches Dokument ist, was wahrscheinlich nicht der Fall ist (XVIII 35-36 [43-44]) – ist falsch übersetzt worden: der Sinn des Befehls ist, daß Gefangene, die zu fliehen versuchten, an eine „Eisenkugel“ gekettet werden sollten, und nicht, daß sie mit einer Kugel erschossen werden sollten. Das Wort „gekettet“ erscheint im Dokument, aber nicht das Wort „schießen“ oder „erschossen“ (III 506 [565]; XXI 514 [568]); Gestapo Affidavit 75; XXI 299 [332]). Das Dokument ist ein Fernschreiben; also ohne Unterschrift (XXVII 424-428).

„Sonderbehandlung“ ist ein Beispiel für das häßliche Kauderwelsch einer jeden Bürokratie, u. könnte wahrscheinlich mit „individuelle Behandlung“ übersetzt werden. Es gelang Kaltenbrunner zu beweisen, daß es in einem Dokument das Recht, Champagner zu trinken u. Französischunterricht zu nehmen bedeutete. Die Anklage verwechselte einen Wintererholungsort mit einem KZ (XI 338-339 [374-375]); (XI 232-386 [259-427]; XVIII 40-68 [49-80]). (Das Dokument mit dem Wintererholungsort ist Dokument 3839-PS, XXXIII 197-199, eine „eidesstattliche Erklärung“).

http://de.metapedia.org/wiki/Ziereis-Beichte     Am 1.6.1989 u. am 1.8.1990 stellte das Landesgericht für Strafsachen in Wien dann offiziell fest, daß es sich bei dem Geständnis um eine nachträgliche Fälschung handelt.

Genutzt wurde die Ziereis-„Beichte“ vor dem Nürnberger Tribunal, um Dr. Ernst Kaltenbrunner mit der Behauptung zu belasten, er habe gegen Ende des Krieges einen Befehl zur Tötung aller Häftlinge in Mauthausen gegeben. Dabei wurde Kaltenbrunner bei einer Vorvernehmung zunächst der als direkte Aussage Ziereis’ erscheinende Teil der Niederschrift vorgelegt, während er sich in dem Glauben befand, Ziereis würde leben u. sich in alliierter Gefangenschaft befinden. Als Kaltenbrunner jedoch sagte, daß ein solcher Befehl ihm unbekannt sei u. darauf bestand, man möge ihn mit Ziereis konfrontieren, wurde ihm vor Gericht von der Anklage nebenbei mitgeteilt, daß Ziereis tot sei u. es sich bei dem ihm vorgelegten Dokument in Wirklichkeit um eine Erinnerung eines Häftlings handele, der Ziereis vernommen habe. Nachdem daraufhin aus dem Dokument die Kaltenbrunner belastenden Stellen verlesen worden waren, fragte die Anklage ihn, ob er immer noch behaupten wolle, daß er mit dem erwähnten Befehl oder den in dem Affidavit angeführten Dingen nichts zu tun hatte, woraufhin Kaltenbrunner antwortete:
   „Ich behaupte dies mit aller Entschiedenheit u. möchte vor allem darauf hinweisen, daß Sie, Herr Ankläger, erklärt haben, daß diese Aussagen am Sterbebett von Ziereis abgegeben wurden, aber nicht gesagt haben, daß das, was Sie auf Seite 7 - 8 verlesen haben, wiederum nicht von diesem Ziereis stammt, sondern von jenem Hans Maršálek, der überhaupt den Rahmen für diese Aussagen abgibt. Dieser Hans Maršálek, den ich selbstverständlich nie im Leben gekannt habe, ist, wie die beiden anderen Zeugen, ein Schutzhäftling in Mauthausen gewesen. Über den Wert der Aussage eines Konzentrationslagerhäftlings über mich u. über die Unmöglichkeit selbst, diesem gegenüberge-stellten Zeugen ins Gesicht sprechen zu können, habe ich mich kurz geäußert. Mein Antrag wird durch meinen Verteidiger gestellt werden. Ich muß auch hier bitten, ihm gegenübergestellt zu werden. Maršálek kann von einem solchen Befehl überhaupt nichts wissen. Trotzdem behauptet er, er wußte von diesem Befehl.“
       Daraufhin erklärte die Anklage, Maršálek – der nie persönlich vor Gericht erschienen ist – sei lediglich der Mann, der die Erklärung Ziereis’ auf dem Sterbebett entgegengenommen habe. Gefragt, ob er dies verstehe, erwiderte Kaltenbrunner:
   „Nein, das verstehe ich nicht, weil es bisher neu war, daß die Anklagebehörde Konzentrationslagerhäftlinge zur Vernehmung des durch 3 Bauchschüsse tödlich verwundeten Ziereis verwandt hat. Ich habe gedacht, daß solche Einvernahmen wenigstens von einem juristisch soweit vorgebildeten Anklagevertreter geführt werden, daß er solche Zeugenaussagen auch bewerten kann.“

Weitere Version

In einem Fotoalbum des Juden Oscar Roth, das der Yale Universität vermacht wurde, findet sich eine 2., kürzere Version des vermeintlichen Geständnisses Ziereis’, das in wesentlichen Punkten jedoch mit der Erklärung Maršáleks übereinstimmt. Allerdings gibt ein handschriftlicher Vermerk im selben Album die Umstände seiner Verhaftung etwas anders wieder. Danach wurde Ziereis nicht bei der Gefangennahme angeschossen, sondern „gefangengenommen u. erschossen“.

http://de.metapedia.org/wiki/Oscar_Roth  Oscar Roth (geb. 1910 in Wien; gest. unbekannt) wurde als Sohn jüdischer Emigranten aus Ungarn geboren. Er studierte Medizin an der Wiener Universität, heiratete eine Kommilitonin u. zog 1938 in die USA. Bei seiner Einbürgerung im Mai 1944 trat er dem US-Militär bei u. kam daraufhin als medizinischer Offizier über Frankreich nach Deutschland, wo er in Österreich zu den ersten alliierten Besatzungssoldaten gehörte, die die KL Mauthausen u. Gusen betraten.
Roth machte viele Aufnahmen von den KL u. den ehem. Gefangenen, die er in einem mit Kommentaren versehenen Album zusammenfasste. Darüber hinaus zeichnete er auch Protokolle auf u. übersetzte sie. Nach seinem Tod stiftete seine Frau der Yale Universität eine Kopie des Albums.
http://web.library.yale.edu/testimonies/exhibit
http://images.library.yale.edu/madid/showthumb.aspx?q1=1692&qc1=contains&qf1=subject1&qx=1004.2 (einge der Fotos von Roth)
http://images.library.yale.edu/madid/oneItem.aspx?id=1773996&q=&q1=1692&q2=&qc1=contains&qc2=&qf1=subject1&qf2=&qn=&qo=&qm=&qs=&sid=&qx=1004.2
"Dogs were killed by prisoners and eaten after liberation."
http://images.library.yale.edu/madid/oneItem.aspx?id=1773999&q=&q1=1692&q2=&qc1=contains&qc2=&qf1=subject1&qf2=&qn=&qo=&qm=15&qs=16&sid=&qx=1004.2
"Patients arrived after bath and dedousing with DDT, which stopped severe typhoid epidemic."


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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Aussenlager GUSEN III - Lagerbäckerei

Beitrag von Dissident Mi Aug 24, 2016 4:28 pm

https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Die-Aussenlager#map||20  (unter diesem link eine perfekte Übersichtskarte!) --- Als die Heeresbäckerei in Linz nicht mehr genug Brot für Mauthausen u. Gusen liefern kann, lässt die SS eine Lagerbäckerei errichten. Zu diesem Zweck wird in der 5 km von Gusen I entfernten Ortschaft Lungitz ein Lager eingerichtet. Dort arbeiten bereits seit 1941 KZ-Gefangene aus Gusen in einer Ziegelei. Diese wird ab 1943 als Materiallager für die Flugzeugproduktion genutzt. Die KZ-Häftlinge müssen die Bäckerei aufbauen sowie im Materiallager arbeiten. Das Häftlingslager besteht aus 1 Unterkunfts-, 1 Küchen- u. 1 Krankenbaracke sowie 1 Latrine.

https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Gusen_III   KL Gusen III wurde formell Dez. 1944 in Lungitz (Gemeinde Katsdorf) für jene KZ-Häftlinge der KL Gusen eingerichtet, welche in Lungitz ein Logistikzentrum für B8 Bergkristall u. eine Häftlings-Großbäckerei fürs KZ-Doppellagersystem Mauthausen/Gusen betrieben. Es gab Bahnanschluss u. Bahnverbindung nach KL Gusen I u. II

Bereits ab 1940 wurden KZ-Häftlinge des KL Gusen I täglich zur Arbeit in eine Ziegelei nach Lungitz gebracht. Als 1943 dort die Ziegelproduktion eingestellt wurde, wurden die Hallen dieser Ziegelei zur Lagerung u. Bereitstellung von Flugzeugteilen für die Messerschmitt-Fertigung im KZ Gusen I u. in "B8 Bergkristall" verwendet. Ab Herbst 1943 wurden erste Häftlinge dauerhaft in Lungitz stationiert. Zu dieser Zeit wurde auch bereits mit dem Aufbau der Häftlings-Großbäckerei begonnen. Diese ging allerdings erst im Februar 1945 in Betrieb. Die Einrichtungen im Umfeld des KL Gusen III waren über eine Eisenbahnlinie mit den KL Gusen I u. II verbunden. Kurz vor Kriegsende wurde auch noch ein projektierter Verbindungstunnel zwischen dem KL Gusen III u. den KL Gusen I u. II quer durch den Frankenberg ausgepflockt

Funktionselemente
   Häftlingslager (ca. 300 Häftlinge): 1 Häftlingsblock, 1 Waschhütte, 1 Latrine, 4 Wachtürme (Holz)
   SS-Wachmannschaft (ca. 30 Mann): Wachbaracke, Pferdestall, Parkplatz
   Einrichtungen der SS-Verwaltungsführung:   Häftlings-Großbäckerei mit Lagerhalle, Schmiede, Werkzeugschuppen
   Betriebseinrichtungen der DEST:  Teilelager für Flugzeug-Großbaukomponenten (Kooperation mit Messerschmitt GmbH) in der ehem. Ziegelei Lungitz
  Schlüsselpersonal:   Lagerführer       SS-UScha (R) Wilhelm Maack (1944–1945)

http://members.aon.at/heimatvereinkatsdorf/page_7_1.html --- Begonnen hat es in Lungitz damit, dass zuerst in dem damal. Ziegelwerk in Lungitz zur Ziegelherstellung KZler zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Aufgrund eines Zerwürfnisses zwischen den Besitzern, die Brüder Hammer u. der SS-Leitung wurde dieses Ziegelwerk Ende Jänner 1942 stillgelegt. Nachdem nun dieses Ziegelwerk einige Zeit leer stand, wurde es in der Folge aufgrund der verkehrsmäßig günstigen Lage u. der geringen Entfernung zu den Lagern Gusen I u. II zu Material-Einlagerungszwecken verwendet.
Ziegelwerk als Material-Zwischenlager
Mangels an geeigneten Zwischenlagern in St. Georgen/Gusen wurde das stillgelegte Ziegelwerk in Lungitz nun dazu verwendet, Materialien, die zum Zusammenbau von Flugzeugteilen benötigt wurden, hier zwischenzulagern. Sobald die Produktion der Flugzeuge (Me. 262) in den unterirdischen Stollenanlagen in St. Georgen/Gusen unter dem Namen "Bergkristall" angelaufen war, wurde das eingelagerte Material per Bahn wieder nach St. Georgen weitertransportiert. Diese Einlagerungs- u. Transportarbeiten wurden unter strenger SS-Bewachung nur von KZlern durchgeführt.

Großbäckerei Lungitz --- Während das Zwischenlager im Ziegelwerk durch die Inbetriebnahme des unterirdischen Flugzeugwerkes in St. Georgen Gusen abnahm, nahm gleichzeitig das neue KZ-Nebenlager zur Errichtung einer Großbäckerei in Lungitz, genannt Gusen III, an Bedeutung u. Umfang zu

Aufgrund der günstigen Verkehrslage (Bahnanschluss) wurde in Lungitz einige 100 Meter westlich vom Ziegelwerk eine Großbäckerei zur Brotversorgung der KZ-Nebenlager Gusen I u. II errichtet. Obwohl die offizielle Errichtung des KZ-Lagers Gusen III erst am 16.12.1944 erfolgte, war mit dem Bau dieser Bäckerei bereits im Sommer 1943 begonnen worden. In knapp 2-jähriger Bauzeit u. dem Arbeitseinsatz von hunderten KZ-Häftlingen konnte die Bäckerei noch vor dem Kriegsende teilweise in Betrieb genommen werden.
Zur Errichtung dieser Großbäckerei wurde zuerst ein eigenes KZ-Nebenlager gebaut, das ständig unter SS-Bewachung stand. War es am Beginn im Jahr 1943 eine kleinere Gruppe von ca. 30 - 40 KZlern, die mit der Arbeit begannen, so waren im Jahr 1945 zwischen 250 - 270 Häftlingen in diesem Lager untergebracht. Sie wurden ausschließlich unter strenger SS-Bewachung als Zwangsarbeiter zur Errichtung dieser Großbäckerei eingesetzt.
Diese Bäckerei sollte dazu dienen, die Brotversorgung von ca. 25.000 Häftlingen in den KZ-Nebenlagern Gusen I u. II, deren Wachmannschaften u. Familienangehörigen sicherzustellen. Knapp vor Kriegsende konnten 3 Backöfen in Betrieb genommen werden. Durch Überbesetzung zu Ende des Krieges, hatten die Lager Gusen I u. II doppelt so viele Häftlinge wie das Hauptlager in Mauthausen - - -

Die Befreiung und das Ende
Das KZ-Nebenlager in Lungitz (Gusen III) war das erste Lager des KZ Mauthausen, das am 5.5.1945 vormittags von S/Sgt. Al Kosiek u. seinen 23 Soldaten der 41. Aufklärungstruppe, 11 Ard. Division der 3. US-Armee befreit wurden.
Nach Kriegsende stand die Bäckerei einige Zeit still. Nach einigen Wochen begannen die Amerikaner Leute zu suchen, die mit dem Backen umgehen konnten u. nahmen den Bäckereibetrieb mit 3 Öfen wieder auf. Dieser Betrieb ging bis Ende Juli 1945. Danach kamen die Russen u. führten den Betrieb noch ca. 1 Woche lang weiter. Dann wurde das Brotbacken endgültig eingestellt. Die Gebäude standen einige Zeit leer, wurden dann stückweise verkauft u. in den Jahren 1947-1953 abgerissen. 1957 wurde das Gelände eingeebnet.

http://www.geheimprojekte.at/lager_lungitz-gusen_III.html --- In den Gebäuden eines stillgelegten Ziegelwerkes beim Bahnhof Lungitz (Gemeinde Katsdorf) an der Bahnstrecke Linz-Budweis richtete man Ende 1943 ein Materiallager für das in Bau befindliche Untertagewerk "Bergkristall" in Sankt Georgen/Gusen ein. KZ-Häftlinge des Lagers Gusen I betreuten unter strenger SS-Bewachung das Bauteilelager für die Produktion des Düsenjägers Me 262. Die Teile kamen per Eisenbahn hier an u. wurden nach Zwischenlagerung wieder mittels Bahn zur Montage nach Sankt Georgen gebracht.
Durch den ständigen Ausbau der Stollenanlagen standen bald bei "Bergkristall" genügend Lagerflächen zur Verfügung u. das Lager im ehem. Ziegelwerk verlor an Bedeutung. Gleichzeitig begann man im Mai 1944 mit der Errichtung eines KZ mit der Bezeichnung "Gusen III". Hauptaufgabe der 270 KZ-Häftlinge des Lagers war der Aufbau einer Großbäckerei zur Versorgung der ca. 25.000 Inhaftierten der KZ Gusen I u. II
Knapp vor Kriegsende ging ein Teil der Großbäckerei mit 3 Backöfen in Betrieb. Wegen der Überbelegung der Lager Gusen durch Überstellungen aus anderen KZ konnte keine Entspannung der katastrophalen Versorgungslage der Inhaftierten erreicht werden ---


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Beitrag von Dissident Mi Aug 24, 2016 5:10 pm

https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Die-Aussenlager#map||25 .. Am 11.1.1943 werden die ersten 100 von insges. 1.756 Häftlingen ins SS-Arbeitslager Linz I überstellt .. Die Gefangenen müssen aus Hochofenschlacke Baustoffe herstellen, Straßen errichten u. in den Stahlwerken arbeiten .. Die KZ-Häftlinge werden in 4 von ihnen selbst errichteten Massivbauten auf dem Gelände der Hütte Linz untergebracht .. Lagerführer in Linz I ist SS-Obersturmbannführer Fritz Miroff .. SS-Oberscharführer Hermann Sturm, Rapportführer sowohl in Linz I als auch in Linz III .. Am 25.7.1944 wird Linz I bei einem alliierten Bombenangriff so schwer beschädigt, daß es nicht weiter genutzt werden kann. 120 KZ-Häftlinge kommen beim Luftangriff zu Tode. Am 3.8.1944 löst die SS das Lager auf u. überstellt die verbliebenen 631 Häftlinge ins Lager Linz III ..
KL Mauthausen - Seite 2 Linz2510

Luftaufnahme dieses Angriffs durch die 451st Bomb Group, 725th Bomb Squadron, 15th Air Force


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Beitrag von Dissident Mi Aug 24, 2016 5:13 pm

https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Die-Aussenlager#map||26 --- Insges. sind 380 Häftlinge in Linz II interniert ---
Seit Aug. 1943 ist auch das Gebiet Österreichs Ziel alliierter Luftangriffe. Die Stadt Linz baut vorhandene Brau- u. Weinkellereien zu Luftschutzanlagen aus. Jänner 1944 überträgt Hitler die Bauleitung dafür der SS. Diese beauftragt private Bauunternehmen u. verleiht an sie KZ-Häftlinge als Arbeitskräfte. Die Gefangenen werden zunächst bei der Errichtung der Keller, später auch bei Aufräumarbeiten nach Bombenangriffen u. Entminung eingesetzt.

8 Gefangene kommen im Lager zu Tode. Mehr als 160 werden, zumeist wegen Krankheit oder Erschöpfung, nach Mauthausen u. Gusen rücküberstellt.

Die Häftlinge werden im sogen. Märzenkeller, einem Braukeller in den Linzer Stadtbergen, untergebracht --- 50 SS-Angehörige unter der Führung von SS-Oberscharführer Christoph Werner bewachen die Häftlinge --- Die Häftlinge werden Mai 1945 zu Fuß ins Lager Linz III oder in Richtung Mauthausen evakuiert


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Beitrag von Dissident Mi Aug 24, 2016 5:17 pm

https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Die-Aussenlager#map||27 --- Insges. werden 6.800 KZ-Häftlinge nach Linz III überstellt --- Die Häftlinge werden im ehem. Zwangsarbeiterlager 54 untergebracht ---
Die Reichswerke „Hermann Göring“ setzen KZ-Häftlinge ab 1944 auch in der Panzerproduktion, in den Eisenwerken Oberdonau u. der Stahlbau Linz ein. Bald müssen die KZ-Zwangsarbeiter auch in der Hütte Linz, in den Alpine Montan-Betrieben u. in den Schlackewerken arbeiten. Nach der Zunahme alliierter Luftangriffe werden sie schließlich auch zum Bau von Luftschutzstollen, zu Arbeiten für die Reichsbahn u. Aufräumarbeiten herangezogen --- Lagerführer ist SS-Obersturmbannführer Karl Schöpperle --- Am 5.5. 1945 befreit die US-Armee rund 5.000 Häftlinge


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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Außenlager ENNS ?

Beitrag von Dissident Mi Aug 24, 2016 5:26 pm

https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Die-Aussenlager#map||13 --- Etwa 2.000 Häftlinge sollen in Enns eingesetzt gewesen sein. Für den 29.3.1945 ist ein Fluchtversuch von 9 Häftlingen aus dem „Arbeitskommando Ennsdorf“ dokumentiert --- errichten KZ-Häftlinge März u. April 1945 Bunker u. Befestigungsanlagen --- Es ist nicht bekannt, ob in Enns oder Ennsdorf ein eigenes Häftlingslager bestand, oder ob die Gefangenen täglich aus Mauthausen nach Enns transportiert wurden --- Zur Lagerbewachung liegen keine Informationen vor --- Über das Ende dieses Lagers bzw. Arbeitskommandos ist nichts bekannt.


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KL Mauthausen - Seite 2 Empty Außenlager ST. VALENTIN, auch: Nibelungenwerke oder Ni-Werk

Beitrag von Dissident Mi Aug 24, 2016 5:30 pm

https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Die-Aussenlager#map||39 --- Die ersten 495 Häftlinge sind vor allem jüdische Deportierte aus Polen. Sie werden aus dem KZ Kraukau-Płaszów nach Mauthausen überstellt u. treffen am 22.8.1944 in St. Valentin ein. Insges. sind fast 1.600 KZ-Häftlinge in St. Valentin inhaftiert, die meisten stammen aus Polen u. der Sowjetunion, kleinere Gruppen auch aus Jugoslawien, Frankreich, Italien, Deutschland u. Österreich ---
Die Nibelungenwerke, ein Tochterunternehmen der Steyr-Daimler-Puch AG, beginnen Sept. 1940 mit der Panzerproduktion in St. Valentin. Die KZ-Häftlinge arbeiten, von Zwangs- u. zivilen Werksarbeitern abgeschirmt, in einer eigenen Werkshalle. Zudem müssen sie eine Panzerteststrecke warten u. einen Luftschutzbunker errichten. Nach alliierten Luftangriffen werden Teile der Produktion zu den KZ-Außenlagern Ebensee u. Redl-Zipf verlegt ---
Das Häftlingslager wird auf einem an eine Panzerteststrecke angrenzenden Areal nordöstlich des Werksgeländes errichtet. Die Häftlinge sind in 3 Baracken untergebracht, 1 weitere Baracke dient als Krankenstation --- Lagerführer ist zunächst SS-Hauptsturmführer Otto Langer, er wird Dez. 1944 von SS-Obersturmführer Johann Heidingsfelder abgelöst. Die Wachmannschaft setzt sich anfangs aus etwa 100 SS-Angehörigen zusammen ---
Die alliierten Luftangriffe u. die damit verbundenen schweren Zerstörungen führen zur Auflösung des Lagers St. Valentin im April 1945. Die KZ-Häftlinge werden ins Stammlager Mauthausen u. nach Ebensee verlegt --- In den erhaltenen Fabrikhallen wird heute noch produziert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Nibelungenwerk --- wurden bis zum Ende des 2.Weltkriegs über die Hälfte aller Panzerkampfwagen IV hergestellt. Darüber hinaus war es das einzige Werk in der deutschen Kampfpanzerproduktion, das über eine gut strukturierte Fließbandfertigung verfügte ---
Das Werk bestand aus insges. 4 Ausbaustufen u. wurde im Laufe der Zeit dementsprechend erweitert. In der 1. Ausbaustufe übernahm das Werk bereits Sept. 1940 erste Reparaturarbeiten am Panzer III. Die 2. Stufe beinhaltete Lieferaufträge für eine Teileproduktion, in deren Rahmen unter anderem 5400 Laufrollen für das Grusonwerk in Magdeburg-Buckau hergestellt wurden. Mit der Ende 1941 fertiggestellten 3. Ausbaustufe begann neben dem Zusammenbau des Porsche-Tigers die Serienproduktion des Panzers IV ab 1942. Mit der letzten Ausbaustufe im Jahre 1943 wurde die Fertigungskapazität erhöht ---
Lediglich ein Drittel der erforderlichen Einzelteile wurde im Werk selber hergestellt. Diese moderne Taktstraßenfertigung war dementsprechend von einem ungestörten Lieferungszufluss u. von einer ungehinderten Transportlogistik abhängig, wodurch es vor allem 1944 aufgrund der alliierten Luftangriffe des Öfteren zu Lieferverzögerungen kam ---

Belegschaft (Anm. Dissident: man beachte, das Außenlager bestand erst ab 22.8.1944) ---
Spätherbst 1941 belief sich der Beschäftigtenstand auf 4800 Personen. Die Belegschaft bestand zahlenmäßig hauptsächlich aus Österreichern, gefolgt von Deutschen. Im Verlaufe des Krieges wurden die an die Front berufenen Arbeiter durch ausländ. Kriegsgefangene ersetzt. In der zahlenmäßigen Reihenfolge handelte es sich dabei um Franzosen, Italiener, Griechen, Jugoslawen, Russen u. zum Schluss 600 KZ-Häftlinge. Die Zahl der Arbeiter belief sich Ende 1944 auf etwa 8500 Personen. Aufgrund des immer größer werdenden Fachkräftemangels u. des zeitlich langwierigen Anlernens u. Einweisens der ausländ. Arbeiter wurden den immer wichtiger werdenden Fremd-
arbeitern relativ weitreichende Zugeständnisse gemacht. So wurde neben der Duldung eines Bordells in der Lagersiedlung vor allem den französ. Facharbeitern Urlaub gestattet, was nach der erfolgreichen alliierten Invasion in der Normandie die Folge hatte, daß viele Franzosen in ihrer Heimat blieben u. nicht mehr zurückkehrten ---

Am 17.10.1944 nahm das Werk bei einem schweren Fliegerangriff erheblichen Schaden, infolgedessen fast die gesamte Produktion ausgelagert werden musste ---
Am 8.5.1945 besetzten US-Truppen von Generalmajor Stanley Eric Reinharts 259. Infanterie-Regiment die Stadt. Sie bewachten auch franz. u. sowj. Kriegsgefangene sowie tschech. Zwangsarbeiter des „Nibelungenwerks“. Nachdem die Rote Armee das Werk am 9.5.1945 besetzt hatte, lief die Produktion in geringem Ausmaß weiter, damit einige Panzer IV für die Siegesparade in Moskau zur Verfügung gestellt werden konnten ---
Nach dem Staatsvertrag 1955 übernahm Österreich das Werk. 1957 wurde das Werk in die ehem. Steyr-Daimler-Puch eingegliedert. 1974 wurde die gesamte Traktormontage des Konzerns von Steyr auf dieses Gelände transferiert.
Heute gehört das ehem. Nibelungenwerk sowie das dazugehörende Gelände dem kanadischen Autozulieferkonzern MAGNA. Der Landmaschinenhersteller CNH Global ist auf dem Areal eingemietet. CNH hat seinen Europasitz in St. Valentin u. verwendet 3 Hallen zur Produktion von Traktorkabinen u. für die Endmontage der mittleren Klassen. Das Eingangsgebäude u. die Kantine werden nach wie vor verwendet. Die östlich gelegene Halle wird von MAGNA für die Kfz-Komponentenfertigung in Klein- u. Kleinstserie verwendet. Auch das Erprobungsgelände gehört MAGNA International ---

https://web.archive.org/web/20090314070506/http://www.divisionsarchiv.com/Wehrmacht_Panzerfabrik_Nibelungenwerke.htm --- Die fertig montierten Panzer wurden zum Truppenübungsplatz Döllersheim (Allentsteig) gebracht, u. dort in Betrieb genommen (eingeschossen) – danach erfolgte die Auslieferung --- Aufgrund der Bombardierugnen mußte man aber Teile des Panzerwerkes in unterirdische Stollen verlegen. Die Stollen befanden sich in Ebensee, Zipf u. in Furth bei Göttwig, die Stollen hatten die Decknamen: "Zement" ,"Schlier" , "Reseda" u. "Rosmarin ---


Zuletzt von Dissident am Do März 23, 2017 1:05 pm bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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