Die österreich. Demokratische Republik
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Theresienstadt

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Theresienstadt - Seite 3 Empty Behandlungsversuche mit Heilgas

Beitrag von Dissident Di Mai 30, 2017 5:28 pm

Anscheinend wurden in KZ auch alternative Heilmethoden erprobt bzw. erforscht:

https://doedr.forumieren.net/t201-theresienstadt-haftlinge#1883 ... Ellen (Illa) Loeb (1921-1980), Krankenschwester --- kam am 26.2.1944 nach Th., wo sie ebenfalls als Krankenschwester tätig war u. an Behandlungsversuchen mit Heilgas teilnahm

https://books.google.at/books?id=Q2zCDgAAQBAJ&pg=PT469&lpg=PT469&dq=heilgas+KZ&source=bl&ots=kNw_PmkeBf&sig=_PPAKy6Mo_1_-ioCCzzIilQUp3c&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiP5IXr_ZfUAhUJXRQKHRQ6DmwQ6AEIJzAB#v=onepage&q=heilgas%20KZ&f=false
Buch: From Clinic to Concentration Camp: Reassessing Nazi Medical and Racial Research, 1933-1945 / Autor: Paul Weindling
".. in the Theresienstadt Ghetto .. there was consensual experimentation on Heilgas (healing gas) for tuberculosis

https://de.wikipedia.org/wiki/Balneologie  Balneologie .. ist Bäderkunde, also die Lehre von der therapeutischen Anwendung natürlicher Heilquellen, Heilgase u. Peloide in Form von Bädern, Trinkkuren u. Inhalationen. Zur Balneologie gehören die Balneotherapie (Bädertherapie), die Balneotechnik, die Balneochemie (Hydrochemie) und die Balneophysik ..
- - -
Inhalationsbad: Beim Inhalationsbad werden dem etwa 37 °C warmen Wasser ätherische Öle zugesetzt. Wird bei Erkrankungen der Atemwege eingesetzt.
Fichtennadelbad: Die aromatischen Öle aus Fichtennadeln lindern nervöse Störungen und Schlaflosigkeit und unterstützen bei Rekonvaleszenz.
Stangerbad: Bei diesem speziellen Bad wird ein geringer elektrischer Strom von 200 – 600 mA im Wasser erzeugt, der als leichtes Kribbeln spürbar wird. Diese Behandlung soll positiv auf die Muskulatur und schmerzlindernd bei Neuralgien und Rheuma wirken.
- - -
Zur wissenschaftl. Erforschung des Bäder- u. Kurwesens, für klin. Tests u. Studien u. zur Beratung für Kureinrichtungen unterhielt der Freistaat Sachsen bis Ende 2006 in Bad Elster im Vogtland das einzige staatl. Forschungsinstitut für Balneologie in der BRD. In diesem Institut .. arbeiteten Ärzte, Psychologen, Therapeuten, Ökonomen u. Sozialberufe fachübergreifend.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde u.a. auch an der Uni Gießen ein Lehrstuhl für Balneologie vorgehalten, auf welchen 1943 Arthur Weber berufen wurde. Die Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität in Breslau hielt ebenfalls einen Lehrstuhl für Balneologie vor, auf den 1935 der Neurologe Heinricht Vogt berufen wurde ---

https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Weber_(Mediziner)  Arthur Ernst Weber (1879-1975) .. 1914-1955 Leitung des Balneologisches Instituts in Bad Nauheim. Ferner war er dort 1926-1944 als Chefarzt bedeutender Kuranstalten eingesetzt ---
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Vogt_(Neurologe)  Heinrich Vogt (1875-1957) .. siedelte 1925 nach Bad Pyrmont über, wo er sich der Balneologie widmete. 1935 wurde er Ordinarius für Balneologie in Breslau u. Leiter der neugegr. Reichsanstalt f. Deutsche Bäderwesen .. Er bemühte sich um stärkere Anerkennung der Balneologie als gleichwertige Wissenschaft innerhalb der anderen mediz. Disziplinen. Zu diesem Zweck gründete er 1934 die Zeitschrift „Der Balneologe“, die unter seiner Leitung bis 1944 erschien. 1927 hatte er in einer gutachterlichen Stellungnahme dem preuß. Wohlfahrtsministerium die Notwendigkeit einer Zentralstelle für das Bäderwesen nahegelegt. Auf Grund der zunehmend schlechten Wirtschaftslage konnte dieses Vorhaben aber nicht umgesetzt werden. Erst 1935 wurde die Zentralanstalt in Breslau realisiert u. Vogt zu ihrem Leiter berufen. Vogt wurde 1933 als Nachfolger Eduard Dietrichs zum Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Rheumabekämpfung u. der Deutschen Gesellschaft für Klima- u. Bäderkunde .. Nach dem 2. WK kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft nach Bad Pyrmont zurück ---

https://de.wikipedia.org/wiki/Inhalation  Als Inhalation oder Inhalieren wird das Einatmen gasförmiger Wirkstoffe oder Aerosole (als dem Gemisch von festen und/oder flüssigen Schwebeteilchen u. Luft) bezeichnet. Die häufigsten Einsatzgebiete in der Medizin finden sich in der Behandlung von Atemwegserkrankungen (wie Erkältungen, Nebenhöhlenentzündungen und Bronchitis) sowie im Bereich der Anästhesie ---

https://portal.mein-therapiebedarf.de/therapie-lexikon/heilgas-fluechtige-substanz-der-balneotherapie/  Heilgas: Flüchtige Substanz der Balneotherapie
Ein Heilgas ist eine flüchtige Substanz, die auf versch. Weise für die äußerliche oder innerliche Behandlung in der Physikalischen Therapie genutzt wird. Heilgase sind, neben Heilpeloiden u. Heilwässern, eine therapeutische Substanz der Balneotherapie. Sie können klassischerweise in Kombination mit Bädern genutzt werden ..
In der Therapie werden meist die Gase Kohlenstoffdioxid (CO2) oder Radon genutzt.

Anwendung von Heilgas --- Heilgas kann in div. Bereichen der Therapie genutzt werden. Bekannt ist es nicht nur in der klass. Medizin, sondern vor allem in der Naturheilkunde u. dort in der Balneotherapie. Eine Behandlung kann auf unterschiedl. Weise erfolgen. Als Injektion wird das Heilgas direkt unter die Haut gespritzt u. kann jeweils lokal am Gewebe oder Gelenk seinen Einfluss nehmen. Als Inhalation kann das Heilgas mit Hilfe eines Gerätes oder einer Inhalationskammer über die Atmung aufgenommen werden. Als äußere Badanwendung kann das Heilgas dem Badewasser beigemengt werden, sodaß es über die Haut in den Kreislauf gelangt oder äußerliche Hautstörungen behandelt.

http://www.kuren.de/Reiseziele/Tschechien/  .. Kuren in Tschechien haben Tradition - unser Nachbarland kann hinsichtlich der natürlichen Heilmittel mit einer reichen Palette aufwarten: Moor, Thermal- u. Heilwasser, Radon u. Heilgas werden für moderne u. traditionelle Behandlungen verwendet. ..
..  Im Westböhmischen Bäderdreieck findet man eine weltweit einzig­artige Konzentration an Heilquellen in den 3 bekannten Kurorten Franzensbad, Marienbad u. Karlsbad. Im ältesten Radonbad der Welt Jáchymov (Joachimsthal) erfährt man seit 1906 die heilende Wirkung von Radonbädern. Teplice (Bad Teplitz) ist dank des wohltuenden Einflusses seiner Thermalquellen ein  beliebter Kurort ---

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/DEA2H5RQXQU7GFLX4OSGK5LCTS4RNY4U --- aus dem deutschen Bundesarchiv: Persönlicher Stab Reichsführer SS --- Begutachtung der von der Forschungsgemeinschaft für Heilgas-Therapie entwickelten Behandlung mit Schmidt'schem Heilgas durch die Heilanstalten Hohenlychen

http://www.kurhaus-erika.cz/gasinjektionen --- Gasinjektionen
Gasinjektion ist unter die Haut gespritzte Injektion die ein Gas enthält - CO2 - Kohlendioxydgas, ein natürlicher-körpereigener Stoff. Die Gas-Injektionen sind lokal, in der Menge von 10-200 ml des Kohlendioxid-Gases appliziert. Im Kurhaus Erika benutzen die Kurärzte gereinigtes Gas von unserer eigenen Franzensbader Quelle.
Anwendung der Gasinjektion-Therapie
Kohlendioxyd aus der Quelle Erika (natürliche Herkunft) wird zuerst in das Gas-Gerät vom Kurpersonal eingepresst. Dann spritzt der Arzt das Heilgas mit einer sterilen Nadel in bioaktive Punkte des menschlichen Körpers. Das Kohlendioxid-Gas hat eine massierende Wirkung auf die beeinflussten Punkte u. stillt die Schmerzen. Der Heil-Effekt der Gasanwendung ist nicht sofort spürbar. Erst nach 2-4 Wochen werden Schmerzen weniger intensiv oder ganz verschwinden. Bei der Gas-Behandlungsform werden insgesamt 2-6 Einstiche den Kurpatienten appliziert, je nach Empfehlung des Kurarztes u. Schmerzintensität. Eine Kohlendioxid-Gas Kuranwendung (Gassitzung) dauert 2 Minuten.
Wirkung
CO2-Applikation bewirkt eine bessere Durchblutung u. damit eine schnelle Schmerzlinderung. Heilgasinjektionen entspannen die Muskulatur (darunter liegende Muskeln) u. können auch bei Leiden u. Verletzungen zum Einsatz kommen. Diese Gas-Prozedur ist eine Spezialität von Kurorten in Tschechien u. auch von Franzensbad. In Deutschland u. Russland wird sie viel weniger angewendet.
Anwendungsbereich
Schmerzbekämpfung bei orthopädischen Erkrankungen, Diabetes, Vasoneurosen, Gelenkschmerzen, Arthrosen der großen Gelenke, degenerative Schmerzzustände der Wirbelsäule, Rückenschmerzen, Erkrankungen u. Schmerzen der Gelenke, Muskelkrämfen, Chronischen Muskelschmerzen, Chronische Gelenkerkrankungen / Arthrose, Erkrankungen der Wirbelsäule, Durchblutungsstörungen, posttraumatischer Zustände, entzündlichen u. degenerativen Erkrankungen im Bereich der Gelenke (Arthrose), Ischämische Herzerkrankungen.
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Theresienstadt - Seite 3 Empty Karl Loewensteins Abteilung Ghettowache

Beitrag von Dissident Mi Mai 31, 2017 4:34 pm

https://doedr.forumieren.net/t201-theresienstadt-haftlinge#1888   Dr. Karl Loewenstein (1887-?) .. von halbjüdischer Herkunft, war im kaiserlichen Deutschland Seeoffizier. Ausgezeichnet mit EK I u. II .. 1924–1941 Direktor des Bankhauses Busse & Co. Als Angehöriger der Bekennenden Kirche kam er mit der Gestapo in Konflikt, wurde Nov. 1941 verhaftet u. ins Ghetto Minsk deportiert. Nach einem halben Jahr in diesem Lager wurde er durch Intervention des Generalkommissars Kube an höchster Stelle im Mai 1942 nach Wien verschickt u. einige Tage später nach Th. geschafft (angeblich im Zuge eines Gnadenaktes des Führers) .. In Th. als Prominenter seit dem 17.5.1942 .. kam .. im schlechten Gesundheitszustand in Th. an, .. wurde im Gefängnis untergebracht u. bevorzugt beköstigt. Am 23.9.1942 wurde er aus der Haft vom Lagerkommandanten Seidl zum Chef des „Sicherheitswesens“ bestellt. Nun war Loewenstein in seiner neu geschaffenen Stellung der erste Mann neben dem Judenältesten in der Selbstverwaltung.
L. faßte in der neuen Abteilung „Ghettowache“ Feuerwehr, eine „Detektivabteilung“ u. die „Wirtschaftsprüfstelle“ zusammen. Er führte sie mit starker Hand u. erhielt das Vertrauen seiner Untergebenen. Aber er hatte bald auch Feinde in anderen Abteilungen, wo man jeden seiner Schritte mißtrauisch beobachtete u. mit allen Mittel bekämpfte. Seine Beziehungen zu Edelstein waren anfangs gut, verschlechterten sich dann jedoch, seine Beziehung zu Eppstein war unerträglich. L. hatte freien Zugang zum Lagerkommandanten, dem sein unerschrockenes Auftreten gefiel. L. wurde deswegen oft von der Leitung mit schwierigen Interventionen beauftragt. Er hat für das Lager viel bei der SS durchgesetzt. Die Prügelstrafen u.a. Härten wurden aufgehoben. Für seine Untergebenen tat er, was in seiner Macht lag. Seine Anordnungen waren knapp, entschieden u. militärisch straff. Auf diese Weise wollte er die ihm notwendig erscheinende Disziplin u. Ordnung erreichen. Ungerechtigkeit u. krumme Wege waren ihm verhaßt. Er scheute sich nicht, Mißstände, vor allem Diebstahl u. Korruption, unnachsichtig anzugreifen. Hierbei ging er leider undiplomatisch vor, führte einen verwickelten Kampf gegen fast alle Abteilungen, schuf sich immer neue Feinde. Bei geschickterer Vorgehensweise hätte er wohl mehr erreicht. So war er wohl ein Ritter ohne Furcht und Tadel. Als er innerhalb der Leitung immer schonungsloser Mißstände aufdeckte, wurde er so mißliebig, daß die Leitung zu einem Gegenschlag ausholte u. ihn durch widerliche Intrigen u. Machenschaften in einen durch Rechtsbeugung gekennzeichneten „Prozeß“ vor dem „Ghettogericht“ aus dem Sattel hob u. ihn zu 4 Monaten Gefängnis verurteilte. Burger hätte ihn gerne gestützt, aber L. schwieg beständig, schlug alle anderen ihm vorgeschlagenen Stellungen aus. Er überlebte Th.
Er hat viel für das Lager getan. Er verstand es, kostbare Medikamente für die Alten u. Kranken zu besorgen. Er erzwang, daß man die Lebensmittel ordentlich u. genau rationierte, organisierte Meßgeräte u. plötzlich wurden die Portionen bei gleichem Ausgangsstand größer. Das gefiel den Gefangenen, mißfiel aber denen, die an der Krippe saßen. Er intervenierte erfolgreich bei der SS um die Freilassung von Gefangenen, er sorgte dafür, daß das Gefängnis in die Obhut der Ghettowache kam, ließ die Zellen mit Bettgestellen ausstatten usw..
Es gibt Menschen, die ihm nach dem Kriege vorwarfen, auch nur um seines eigenen Vorteils willen gearbeitet zu haben. H.G. Adler tritt dem entschieden entgegen u. läßt Loewenstein selbst sprechen: "Ich werde nie vergessen, wie entsetzt ich war, als ich die Verhungerten auf Lastwagen liegen sah in der Abenddämmerung mit einem kleinen Bestattungskommando aus der Dresdener Kaserne abmarschierend u. gleichzeitig das Küchenpersonal sich ein Extra-Essen zubereiten. Noch am selben Tag stoppte ich dies u. erreichte, daß das Küchenpersonal das gleiche Essen erhielt wie alle anderen Insassen. Herr Schliesser (Leiter der Wirtschaftsabteilung) intervenierte bei mir ohne Erfolg, behauptend, dann würde mehr gestohlen...." ---
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Loewenstein_(Bankier) Karl Loewenstein, auch Karl Loesten bzw. Lowen oder Levensteen, (1887-1976) ..
heiratete 1917 die jüdische Margot Hamburger. 1919 konvertierte er zum evang. Glauben --- er verkehrte im Umfeld des deutschen Kronprinzen Wilhelm ---
Nach dem Krieg zog er zuerst nach Großbritannien, Peterborough, zu seinem jüngeren Sohn, danach nach Australien zu seinem älteren Sohn Fred Lowen (geboren Friedrich), u. dann nach West-Berlin, wo er hochbetagt starb ---
Schriften: Aus der Hölle Minsk in das ‚Paradies‘ Theresienstadt. Typoskript im Archiv des Leo Baeck Instituts, New York City (Digitalisat beim Center for Jewish History)
Minsk. Im Lager der deutschen Juden. Bonn 1961 (auch: Minsk - Im Lager der deutschen Juden. In: Beilage zur Wochenzeitschrift Das Parlament. B 45/46 vom 7. November 1956, S. 706–718) (= 1. Teil von Aus der Hölle Minsk ...)
Korrespondenz mit H.G. Adler, Nachlass Adler, Deutsches Literaturarchiv Marbach.
Seine Ermittlungen vor dem Volksgericht Litoměřice, Archiv des tschechischen Innenministeriums

Anmerkung Dissident:
Interessant auch, wie sich die versch. Abteilungen der jüdischen Selbstverwaltung endlose Papierkriege wegen Nichtigkeiten und persönlichen Kleinkriegen geliefert haben.
Es geht im untenstehenden Beispiel um die Verwendung eines kleinen Medikamentenköfferchens, das offensichtlich unzustellbar, von Loewenstein zur Behandlung seines kranken Ghetto-Wache-Personals verwendet wurde. Der Rest wurde in die Lager-Apotheke gebracht zur weiteren Verwendung. Der jüdische Leiter des Gesundheitswesen Dr. Munk konstruierte daraus eine "Veruntreuung"... Hier nachzulesen: http://collections.jewishmuseum.cz/index.php/Detail/Object/Show/object_id/130495
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Theresienstadt - Seite 3 Empty Transporte nach Auschwitz im Herbst 1944

Beitrag von Dissident Do Jun 22, 2017 11:09 am

Ein Grund für die Transporte nach Auschwitz im Herbst 1944 war die Sorge der SS, daß sich nach dem Warschauer Aufstand auch an anderen Risiko-Orten ähnliche Probleme einstellen könnten. Wie man an folgender Lebensgeschichte sehen kann, war das sehr begründet:

https://doedr.forumieren.net/t201p25-theresienstadt-haftlinge#1992

--- Honza Schimmerling war in seiner Jugend Mitglied des Hashomer Hatzair (sozialistische-zionistische Jugendbewegung). Er wurde am 18.1.1942 ins Ghetto Th. deportiert, wo er in der Landwirtschaft arbeitete u. Jugendliche betreute. Am 18.10.1944 wurde er nach Auschwitz-Birkenau deportiert ..

.. Honza S. 1999: "--- Wir Juden standen häufig zwischen Tschechen u. Deutschen. Im Randgebiet u. in manchen Städten waren viele der deutschen Kultur näher u. fühlten deutsch, was noch aus dem früheren Österreich-Ungarn stammte, aber die Mehrzahl der Juden, besonders in Böhmen u. auf dem Lande, fühlte tschechisch ---
.. 1939 ..  kam ich auch mit Mitgliedern des tschech. Widerstands in Berührung --- mit meiner Familie .. 1942 nach Th. .. Auch im Ghetto gehörte ich illegalen Vereinigungen an --- Herbst 1944 .. wurden nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto auch junge Arbeiter aus Th. nach Auschwitz gebracht. ---

Am 3.5.1945 schrieb Honza S. in Budapest einen Bericht über die Tätigkeit der zionistischen Jugendbewegungen im Protektorat u. im Ghetto Th. Im Gegensatz zur Stellung  Edelsteins, der versuchte, mit der „Zentralstelle für jüd. Auswanderung“ der SS zu verhandeln – in der ersten Zeit erfolgreich - lobt Honza S. den „Hashomer Hatzair“, der nicht mit dem Strom schwamm u. deswegen beschuldigt wurde, nicht solidarisch mit der Allgemeinheit zu handeln .. Im Ghetto entstand eine umfangreiche u. starke Hechalutzbewegung, die mit dem Herannahen der Roten Armee mehr und mehr linksgerichtet war. Es entstand die „Vereinigung jüd. revolutionärer Sozialisten“,
zu denen außer dem „Hashomer Hatzair“ auch viele Mitglieder des „Makkabi Hatzair“ beitraten.
Doch alle Pläne dieser Vereinigung wurden durch die Transporte im Herbst 1944 zunichte gemacht.
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Theresienstadt - Seite 3 Empty Todesfälle durch Selbstmord

Beitrag von Dissident Di Jun 27, 2017 4:57 pm

Todesfälle durch Selbstmord

Meine Opferzahl-Schätzung unter den KZ-Häftlingen durch Selbstmord nach hier vorliegenden Daten: 274 KZ-Häftlinge

http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/s/selbstmorde.htm  1942/1943 wurden in Th. 430 Selbstmordversuche unternommen. Davon endeten 252 mit dem Tode.

Die Angaben über Selbstmorde u. Selbstmordversuche schwanken jedoch. Der Historiker Hans Günther Adler gibt 273 Selbstmorde u. 211 Selbstmordversuche an, führt dann jedoch für die einzelnen Jahre mehr Selbstmorde auf. Insgesamt erscheint auch die höhere Zahl sehr niedrig u. deutet auf den großen Lebenswillen der Gefangenen hin. Psychologisch interessant ist auch, daß die Zahl der Selbstmorde u. Selbstmordversuche von Jahr zu Jahr abnahm: 1941: 2 Versuche, 1942: 264, 1943: 164, 1944: 50. Für 1945 wurde kein Fall bekannt.

1943 wurde in 58 Fällen Angst vor dem Transport als Motiv festgestellt. Es wollten sich fast nur alte Menschen das Leben nehmen, das Durchschnittsalter lag bei 62 Jahren. Ende 1943 wurde in 285 Fällen Gift, oft Veronal genommen, 65 brachten sich Schnittwunden bei, 45 sprangen aus dem Fenster, 35 erhängten sich. Die Zahl der Selbstmord-
versuche scheint deutlich höher gewesen zu sein, denn sie wurden, um der Meldepflicht bei der SS zu entgehen, oftmals verschwiegen.

Josef Stiassny (1916-?), jüngerer Bruder der ebenfalls in Th. inhaftierten Dr. jur. Gertruda Sekaninová-Čakrtová .. Sein Bruder Petr wurde zu Beginn der Okkupation wegen Widerstandstätigkeit verhaftet u. hingerichtet .. Am 7.7.1942 wurde Josef St. nach Th. deportiert. Er hielt sich oft im Heim L 417 auf, sprach mit den Jungen, schrieb Leitartikel für VEDEM. Sie nannten ihn Pepek. Am 28.9.1944 wurde er nach Auschwitz deportiert. Er passierte die Selektion, beendete sein Leben jedoch kurz danach in den elektrisch geladenen Stacheldrahtzäunen ..


Zuletzt von Dissident am Di Jul 18, 2017 4:36 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Theresienstadt - Seite 3 Empty Die „Schleuse

Beitrag von Dissident Do Jun 29, 2017 9:00 am

http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/s/schleuse.htm  Als „Schleuse“ bezeichnete man im Ghetto den Raum, in dem ankommende u. abgehende Transporte abgefertigt wurden. Anfangs wurden Räumlichkeiten in versch. Kasernenobjekten als „Schleuse“ genutzt, so z.B. in der Anfangszeit die Aussiger Kaserne. Nachdem jedoch die Bahnlinie zwischen Bohušovice u. Th. fertiggestellt war, wurde die zentrale Schleuse Mitte 1943 in der Hamburger Kaserne eingerichtet. Die Bahngleise führten an ihrem Eingang vorbei. In der Hamburger Kaserne konnte es vorkommen, daß ein ankommender Transport u. ein abgehender Transport gleichzeitig „abgewickelt“ wurden. Das „Durchschleusen“ dauerte in der Regel mehrere Stunden, manchmal 1 Tag. Es fand Gepäck- u. Körperkontrolle statt, da man nach versteckten Wertsachen suchte. Maurice Frankenhuis, der am 6.9.1944 aus Westerbork nach Th. gekommen war, berichtet, daß er gegen vereinbarten Lohn Geld u. 31 Diamanten schmuggelte, das Geld zurück erhielt, die Diamanten nicht. Der Verwahrer, ein Mann der Transportleitung, drohte beim Zurückverlangen mit Anzeige u. pochte auf seine Macht. Auch nach dem Krieg war er nicht zur Herausgabe zu bewegen.

In der Schleuse ging es streng zu, man drohte mit der Kleinen Festung. SS hinter den Tischen nahm alles Geld ab, in Schachteln wurden Edelmetall, Füllhalter u. Zigaretten gesammelt. Man mußte sich entkleiden, Kleidung u. Körper wurden genauestens durchsucht, dann wurden die Neulinge von Lagerfunktionären registriert, die „Arbeitskategorie“ wurde festgestellt, Essenskarten ausgeteilt. Es folgte ein Desinfektionsbad in L 506. Das Handgepäck wurde zurückgegeben, das große Gepäck, wesentlich erleichtert, 2 Wochen später. Ein Großteil der mitgebrachten Dinge, vor allem auch Kleidung, wurde den ankommenden Häftlingen weggenommen. Die Gegenstände wurden schon in der Schleuse sortiert u. nach Wert u. Verwertbarkeit überprüft. Unter großer Gefahr versuchten die hier eingesetzten Häftlinge Medikamente usw. zu verstecken u. in die Kinderheime oder ins Krankenrevier zu schmuggeln. Derartige Vergehen wurden mit Deportation oder Überführung in die Kleine Festung bestraft. Die Häftlinge wurden von hier dann auf die Quartiere verteilt. Es kam schon vor, daß Häftlinge in der Schleuse ankamen u. sofort einem Osttransport zugeteilt wurden.

Die zur Deportation in den Osten vorgesehen Ghettobewohner bekamen meist in der Nacht durch ein Mitglied der Ghettowache den Deportationsbefehl, auf dem stand, wann sie sich wo einzufinden hätten. Manchmal dauerte es noch ein paar Tage bis zur Abfahrt des Transportes. Eine Reserveliste wurde aufgestellt, die von der SS angegebene Personenzahl mußte unbedingt eingehalten werden. Es blieb weitgehend dem Ältestenrat überlassen, die Transportlisten zusammenzustellen. Die SS-Kommandantur machte jedoch Vorgaben u. es konnte passieren, daß sie befahl, bestimmte Personen oder Personengruppen in den Transport einzureihen. Ansonsten hatten Ältestenratmitglieder schon die Möglichkeit, Personen aus dem Transport zurückzuhalten, mußten allerdings andere Personen dafür einreihen.

Beim Einsteigen in die ..waggons bildete die Ghettowache eine Kette, um die Zurückbleibenden von den zum Transport Bestimmten zu trennen. Häftlinge des Transport-
kommandos halfen beim Verladen ..

"Konterbande* in der Schleuse
Das „Handgepäck“ mußte von den mit den Transporten ankommenden „Neulingen“ mit in die Schleuse gebracht werden. Das „Mitgepäck“ kam in die Magazine u. wurde von der „Transportleitung“ zimmerweise aufgerufen u. ausgefolgt. Es war ein Glück, wenn das erst nach der Gepäckkontrolle durch die Gendarmerie geschah, die sich nicht um die Sachen in den Magazinen kümmerte. Anfänglich war das Verhalten des jüdischen Personals meist einwandfrei u. oft sogar hilfreich. Leider änderte sich das bald, .. Dann kam es kaum noch vor, daß jemand Gepäck u. verbotene Sachen selbstlos aufbewahrte u. nach der Durchsuchung zurückerstattete. Helfer verschwanden mit dem entlockten Gut auf Nimmerwiedersehen. Zigaretten, Lebensmittel u. Geld wurden erbettelt u. erpreßt. Einzelne u. organisierte Gruppen stahlen Gepäck in großen Mengen, u. sogar Raub kam vor. Seit dem 10.7.1942 wurde das „Mitgepäck“ von der SS beschlagnahmt, das „Handgepäck“ aber wurde von den Gendarmen u. unredlichen Gefangenen geplündert.

Das von Tschech. Gendarmen in den ersten 2 Jahren beschlagnahmte Gepäck wurde nach „Konterbande“ durchsucht, also nach verbotenen Sachen. Das Verzeichnis der verbotenen Dinge änderte sich im Laufe der Zeit nur wenig: Medikamente, Werkzeuge, Instrumente aller Art, Tabak, Konserven u. dauerhaft verpackte Lebensmittel, elektr. Geräte wie Kocher, Heizkissen, Taschenlampen, Batterien, Kerzen, Zündhölzer, Feuerzeuge , Geld, Schmuck u. Wertgegenstände aller Art, Chemikalien, kosmetische Stoffe, Seifen, Zahnpasta, Rasierklingen u. aller Rasierbedarf, Spirituskocher, Hartspiritus, Gummiwaren wie Schläuche, Wärmflaschen, Irrigatoren, Präservative, Thermosflaschen, Spirituosen, Schokolade, Tee, Kakao, Zeitungen, in der ersten Zeit auch Schreibbedarf, besonders Papier, Toilettenpapier.

Die Mehrzahl der Gendarmen verhielt sich wohlwollend aber zu viele waren auf ihren Vorteil bedacht u. plünderten. Transporte aus dem „Protektorat“ wurden in der Regel glimpflicher behandelt. Manche Gendarmen übersahen geflissentlich verbotene Sachen, nahmen auch scheinbar weg, u. die übergebenen Sachen wurden den Eigentümern gleich wieder ausgefolgt. Auch Bitten wurden öfters erhört, nur Zigaretten u. Spirituosen nahmen die Gendarmen stets. Manchmal blieb ein Transport zur Hälfte undurch-
sucht. Während sich die Gendarmen in einem Raum aufhielten, wurde er streng bewacht, u. niemand durfte hinein oder heraus. Beschlagnahmtes wurde von den Ghettowachen-Männern, später von der „Transporthundertschaft“ unter Aufsicht von Gendarmen in deren Kaserne geschafft, dort weiter geplündert u. dann der SS zugestellt. Bei einem Transport von 1.000 Mann wurden durchschnittlich 5–6 Kisten zu je 100 Kg beschlagnahmt. Ein Arbeiter der „Transporthundertschaft“ berichtet:
"Da jeder der Neuankömmlinge die Arbeit würdigte, die wir tagelang u. nächtelang leisteten, des weiteren die Leute sahen, daß das Essen hier nur sehr wenig ausgibt, u. schließlich jedermann froh war, seinen Koffer u. Rucksack aus den Zehntausenden von Gepäckstücken herauszubekommen, entstand dann die schöne Sitte, mit mitgebrachten Esswaren zu belohnen, welche Zubuße uns selbstverständlich sehr willkommen war. Dies um so mehr als die Bemühungen unseres Hundertschaftsführers, für unsere Schwerarbeit auch etwas mehr Essen zu fassen, lange Zeit seitens der Verwaltung nicht berücksichtigt worden sind."
Die Arbeit war tatsächlich sehr schwer, aber sie lohnte sich für die Transportleute auch. Das zulässige Gewicht von 50 Kg wurde überschritten. Nachdem sich dies in Prag herumgesprochen hatte, kamen Leute mit 100 Kg u. mehr, dann aber wurde sich wieder an die 50 Kg-Obergrenze gehalten. Die SS kassierte das Überzählige ein.

Der Bericht fährt fort: "Auf dem Weg (in die Gendarmeriekaserne) wurden oft wieder von der beschlagnahmten Ware seitens der Gendarmen oder der Ghettowachenleute in .. Einvernehmen Gegenstände entwendet, was ja schließlich nicht unmoralisch war, da dies ehemals jüdische Eigentum .. Nazi-Eigentum geworden war, u. durch Zurückstellen der Naziraub kleiner wurde. Abgesehen davon wurden die Gendarmen damit freundschaftlicher gegen die Juden gestimmt u. übten ihren Dienst mit geringerer Schärfe aus. Mit der Zeit stand fast jeder Gendarm mit einer größeren Anzahl von Ghettowachleuten – resp. später mit Mitgliedern der Transporthundertschaft in Geschäftsverbindungen, (die dazu verwendet wurden), die Gendarmerie beim Hereinpaschen...von draußen ins Ghetto gefügig u. wohlwollend zu machen."

Die verwerfliche Praxis wird deutlich u. man rechtfertigt sie auch noch. Zwar wurde die SS um einen Teil ihres Raubes gebracht, aber sie schaute nicht zu, wie man ihren Raub schmälerte, sondern beschlagnahmte das ganze „Mitgepäck“, das dann in die Magazine kam u. dort unter der Aufsicht der SS sortiert wurde. Viele der vor allen hilflosen älteren u. kranken Gefangenen, die auf Hilfe beim Transport ihres Gepäcks angewiesen waren, wurden so beraubt.
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Theresienstadt - Seite 3 Empty Lidice

Beitrag von Dissident Di Jul 18, 2017 4:40 pm

Lidice

http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/s/supikovam.htm  Marie Supiková ist eines der Kinder von Lidice. Sie war 10 Jahre alt, als sie nachts aus dem Bett gerissen wurde. Die SS hatte das Dorf umstellt u. holte die Bewohner aus den Häusern. 203 Frauen u. 91 Kinder wurden in die Turnhalle des Gymnasiums gebracht u. dort 3 Tage lang festgehalten .. Als erstes wurde Josef, der Bruder Maries, herausgeholt .. denn alle männlichen Einwohner über 15 Jahre wurden in der Nacht erschossen. Am Nachmittag des 3. Tages wurden die Kinder in einen Zug verladen u. nach Łódź (Litzmannstadt) gebracht, wo sie im Ghetto untergebracht wurden. Die Frauen wurden ins KZ Ravensbrück deportiert. Hier wurden die Kinder von SS-Ärzten untersucht u. begutachtet. Wer einen länglichen Kopf, blondes Haar u. keine hervorstehenden Wangenknochen aufwies, hatte Glück. „Eindeutschungsfähig“ lautete dann das Urteil. Marie S. u. 8 andere Kinder gehörten zu dieser Gruppe. Bei 82 anderen Kindern hieß es „nicht eindeutschungsfähig“. Das war ihr Todesurteil. Die SS-Einrichtung „Lebensborn“ nahm sich nun der 10jährigen an u. vermittelte sie in eine deutsche Familie nach Posen. Der Mann, Alfred Schiller, war Papiergroßhändler u. hatte eine Polin zur Frau. Ingeborg Schiller stand nun in Maries Ausweis, Geburtsort: unbekannt. Die Eindeutschung war auf dem Papier vollzogen. Marie berichtete, wie sehr sie von ihrer Familie träumte, sich nach Lidice sehnte. Über ihre Vergangenheit wurde bei den Schillers nie gesprochen. Marie lernte schnell deutsch u. besuchte eine deutsche Schule. Das Verhältnis zu ihren Eltern war korrekt, aber da war keine Liebe, wie Frau Supiková berichtet, nur gegenseitiger Respekt. Ende 1944 rückte die Rote Armee auf Posen vor, am 20.1. schloß sich Familie Schiller einem Treck an. Im April 1945 endete die lange Flucht in Boizenburg an der Elbe. Inge u. ihre Eltern kamen in der Bahnhofsstraße 20 unter. „Ich wollte zurück nach Lidice, als Anfang 1947 durch Presse u. Rundfunk nach den Lidice-Kindern gesucht wurde, brachte mich Hr. Schiller nach Berlin zur Suchstelle. Es war keine Trauer da beim Abschied.“ Am gleichen Tag erfuhr Marie vom Tod ihres Vaters u. ihres Bruders. Aber die Mutter lebte noch. Von den einst 503 Menschen lebten noch 147, davon 17 Kinder. Außer den 9 eingedeutschten gab es noch einige Kinder, die zur Zeit des Überfalls Säuglinge gewesen waren. Sie waren auf Kinderheime im Protektorat verteilt worden. Marie traf ihre Mutter im Prager Krankenhaus. Sie war, aus Ravensbrück zurückgekehrt, an schwerer TBC erkrankt u. starb wenig später. Marie musste im gleichen Jahr nach Nürnberg. Hier sagte sie vor dem Internat. Gerichtshof aus. Marie erlebte den Aufbau des neuen Lidice mit, nur etwa 100 Meter entfernt vom Standort des alten Lidice. Heute noch (2002) arbeitet sie in der Gedenkstätte u. spricht auch mit deutschen Besuchergruppen.
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Theresienstadt - Seite 3 Empty Das Rote Kreuz / von Thadden

Beitrag von Dissident Do Jul 27, 2017 3:43 pm

Das Rote Kreuz und Theresienstadt. Wo kann man die Berichte nachlesen?

http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/b/besuchdrk.htm .. Auf Drängen des Internat. Roten Kreuzes war es dem DRK gelungen, die Erlaubnis für einen Besuch in Th. zu erhalten. Gemeinsam mit von Thadden, dem Judenreferenten des Ausw. Amtes, den Eichmann beauftragt hatte, hielten sich seine Vertreter Hartmann u. Niehaus Ende Juni 1943 zwei Tage lang im Lager auf. Die Herren vom DRK waren von der Situation in Th. entsetzt u. informierten das IRK vertraulich darüber.

http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/i/irk.htm  Der lange angekündigte Besuch der Kommission des Internat. Roten Kreuzes (IRK) fand am 23.6.1944 in Th. statt. Die Kommission bestand aus 2 Dänen u. 1 Schweizer. Der Schweizer Vertreter, ein Dr. Rossel, hatte vor dem Besuch keinen Kontakt zu den dän. Vertretern. Aus Dänemark kamen Frants Hvass, Chef der polit. Abt. des Außenministeriums u. Oberarzt Juel Hennigsen als Beauftragter des Dän. Roten Kreuzes vom Gesundheitsamt des dän. Innenministeriums.

Von der SS beteiligten sich SS-Standartenführer Dr. Rudolf Weinmann, der Befehlshaber der Sicherheitspolizei (SIPO) u. des Sicherheitsdienstes (SD) im Protektorat, Günther aus Prag u. sein Bruder, Sturmbannführer Rolf Günther, Möhs, ein Kriminalrat von der SIPO in Kopenhagen (dieser SS-Mann sprach dänisch u. hielt sich ständig in der Nähe von Frants Hvass auf), Hans Günthers Stellvertreter Hünel, Kommandant Rahm u. Bergel. Das Ausw. Amt war durch Legationsrat von Thadden, das Deutsche Rote Kreuz durch den sich passiv verhaltenden Dr. Heidenkampf vertreten. Als einziger Jude ging Dr. Eppstein mit, der jedoch nur im Beisein der SS mit den Gästen sprechen durfte. Den Lagerinsassen war das Sprechen mit den Gästen verboten, die Gäste durften jedoch dän. Juden u. Funktionären der Selbstverwaltung Fragen stellen.

Es war kein Wunder, daß die Gäste zwar einen psychischen Druck, der auf den Bewohnern lastete, sonst aber wenig Trübes feststellen konnten. Dem Kopenhagener Oberrabbiner Dr. Friediger wurden für seine Landsleute die Grüße des dän. Königs u. des Kopenhagener Bischofs übermittelt. Dr. Eppsteins Erklärungen waren gut vorbereitet u. mit der SS abgestimmt. Die Besucher wurden kreuz und quer durch die Stadt gefahren, gingen dann wieder ein Stück, jede Übersicht, auch über die Größe des Ortes, musste dabei verloren gehen. Eppstein, der einige Tage vorher durch den Schlag des Kommandanten ein blaues Auge bekommen hatte, war in Gehrock u. Halbzylinder, ein Auto stand ihm zur Verfügung, das von einem SS-Mann in Zivil gefahren wurde. Die SS hielt sich schlau zurück u. überließ Eppstein das Reden. Der hilflose Judenälteste musste seine tragische .d verzweifelte Rolle spielen. Vor dem Stadtbesuch hielt Weinmann eine kurze Ansprache. Er gab einen historischen Überblick über das Lager u. erwähnte, daß es im Lager „15 Arier“ (er sagte nicht SS-Leute) gäbe. Sie würden der Kontrolle dienen, alles andere wäre Sache der jüd. Selbstverwaltung. In der blumengeschmückten Kanzlei des Judenältesten hielt Eppstein dann seinen Vortrag über die Abteilungen der Selbstverwaltung, die Wohnbedingungen, Ernährung, Jugendfürsorge, Alten- u. Krankendienste, das Alter der Einwohner. Eppstein berichtete über die Arbeit in den Produktionsbereichen, über die Verkaufsläden, den Geldverkehr, das kulturelle Leben u. alles hörte sich irgendwie plausibel u. normal an.

Dann besichtigte die Kommission einige Kanzleien, nahm an einem Prozeß wegen Diebstahls vor dem jüd. Gericht teil, hörte sich die Ausführungen der SS über die Rechtspflege im Lager an. Die Kommission besuchte dann die „Wäschesammelstelle“ u. eine Dampfwäscherei, konnte beobachten, daß sich die Menschen frei in der Stadt bewegen konnten u. Eppstein erzählte, was nicht korrekt war, daß Eheschließungen in der Stadt möglich wären. In einem Speisesaal wurden Kellnerinnen in weißen Schürzen bewundert, dann wurde eine Wohnbaracke für Arbeiter, eine „Bäckerei“ u. ein vorzüglich eingerichtetes Kinderheim gezeigt. Auf dem Südberg spielte man gerade Fußball als die Kommission vorbeiging u. so konnte man auch gleich die schmucken Schrebergärten in den Festungsgräben sehen, die 2 Monate zuvor an protegierte Häftlinge vergeben worden waren. Im Gemeinschaftshaus (der Sokolhalle) wohnte die Kommission einen Augenblick lang der Aufführung der Kinderoper „Brundibár“ bei u. als man die Halle verließ, zogen gerade singende Mädchen der Landwirtschaftsabteilung vorbei. „Zufällig“ begegnete man den mit weißen Handschuhen arbeitenden Brotverteilern. Das zur Schule umfunktionierte ehem. Krankenrevier konnte nicht besucht werden, da gerade „Ferien“ waren. Ein Kindergarten wurde besucht u. einige Dänen u. „Prominente“ in ihren Wohnungen. Dann ging es zu einer „Weißbäckerei“ u. zu den Kinderheimen im Block F 111. Den Gästen wurde erzählt, daß 300-400 Kinder in Th. geboren worden seien. Es gäbe Gebäranstalten u. Antikonzeptiva. In Q 412 wurde eine Apotheke aufgesucht. Eppstein führte aus, daß der Genuß von Alkohol u. Tabak verboten sei, begründete es aber nicht weiter.

Die Mittagspause wurde in der SS-Dienststelle ohne Eppstein gehalten. Danach besichtigte man die Bank in Q 619, die Post (L414), wo gerade Pakete u. Sardinenpäckchen verteilt wurden, das im gleichen Gebäude gelegene „Knabenheim“, ein Geschäft u. die Fleischerei (beides in L 415). Die Feuerwehr in L 502 wurde besucht, dann einige freundliche Stuben des „Siechenheimes“. Die Kommission besuchte die Maschinentischlerei in der alten Reitschule (Q321), begab sich dann ins Zentralbad. Dann mußte Dr. Springer, Leiter der chirurg. Abteilung Fragen beantworten, die das Gesundheitssystem betrafen.

Mit dem Besuch des Kinderpavillons (an dem sich die Kinder nur 24 Stunden erfreuen konnten) endete der Besuch der Kommission. Er währte von 11-19 Uhr.
Die Mitglieder der Kommission gaben Berichte ab, die das Gesehene in ein günstiges Licht stellten u. richteten so Schaden beim IRK in Genf an. Die SS konnte über ihr Täuschungsmanöver zufrieden sein. Niemand dachte daran, daß 7.500 Menschen nach Auschwitz transportiert worden waren, damit die für die Kommission durchgeführte Verschönerungsaktion auch gelingen konnte.

IRK-Delegation am 6.4.1945
Die Besuche der Vertreter des Internat. Roten Kreuzes (IRK) in Th. im April 1945 waren eine Folge der Auflösungserscheinungen u. der Verhandlungen, die Himmler heimlich mit Vertretern Schwedens u. des IRK geführt hatte. Ihnen voran ging eine weitere Verschönerungsaktion mit geringerem Aufwand als die erste. Immerhin wurde für kurze Zeit mit der Verbrennung der Leichen in den Krematorien aufgehört u. Erdbestattung angeordnet. Man säuberte die Anlagen, richtete ein Kleinkinderheim mit Kindergarten ein, die Sparkasse wurde mit Teppichen ausgelegt, mit großem Aufwand wurde das tschech. Kinderstück „Glühwürmchen“ (Broucci) einstudiert. Am 6.4.1945 kam dann der Delegierte des IRK in Berlin, Dr. Lehner, mit den von Genf aus eigens für Th. bestimmten Delegierten Paul Dunant in Begleitung Eichmanns, Dr. Weinmanns, des Prager Stellv. d. Ausw. Amtes, Gesandten v. Lückwald, von Thaddens sowie des Schweizer Diplomaten Buchmüller. Die Kommission wurde von Günther durchs Ghetto geführt, weil Rahm erkrankt war. Dr. Weinmann gab der Delegation Informationen über Deportationen, Zahlen, die nicht stimmten. Lehner war mißtrauisch aber die Täuschung funktionierte auch hier, wie man dem anschl. geschrieben Bericht entnehmen konnte.

http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/t/thaddene.htm  Eberhard v. Thadden war seit April 1943 bis Kriegsende Legationsrat im „Inland II“ des Ausw. Amtes u. hatte sich mit der Judenfrage zu befassen. Er nahm die Interventionen ausländischer Diplomaten für ausländ. Juden entgegen u. beantwortete sie, nachdem er mit Eichmann Rücksprache genommen hat. Thadden verniedlichte bei Verhören am 13.3. u. 11.6.1946 seine Rolle, mit Eichmann will er höchstens 6x pro Jahr zusammen getroffen sein, lieber hätte er mit dessen Vertreter Rolf Günther verhandelt, der verläßlicher gewesen wäre. Eichmann hätte ihm die Vernichtungslager als normale KZs u. Arbeitslager hingestellt u. Bergen-Belsen als Vorzugslager bezeichnet. Theresienstadt wurde Thadden von Eichmann „als Beispiel eines Judenlagers“ vorgestellt. Thadden war 3x in Th.: im Sommer 1943 mit einer Delegation des deutschen Roten Kreuzes, Juni 1944 mit dem Vertreter des Internat. Roten Kreuzes (IRK) Rossel u. den dän. Rote-Kreuz-Vertretern u. am 6.4.1945 mit Lehner vom IRK.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_Thadden  Eberhard v. Thadden (1909-1964) .. ab Februar 1942 als Soldat der Wehrmacht an der Ostfront .. April 1942 erlitt er eine Kriegsverletzung u. wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Nach seiner Genesung wurde er aus der Wehrmacht entlassen u. kehrte in den Dienst des Ausw. Amtes zurück. Ab Ende 1942 war er in Griechenland eingesetzt. Dort war er dem Sonderbeauftragten für Wirtschaftsfragen in Südosteuropa Hermann Neubacher zugeteilt, um diesen bei der Reorganisation der griech. Wirtschaft zu unterstützen, die eng mit deren „Ausbeutung u. Enteignung zum Zwecke der deutschen Kriegswirtschaft“ verbunden war .. Ab Anfang April 1943 arbeitete er .. in der Gruppe „Inland II“, die lt. Geschäftsverteilungsplan des Ausw. Amtes für die „Durchführung von Judenmaßnahmen“ verantwortlich war. Sein vollständiges Aufgabengebiet umfasste die „Verbindung zum Reichsführer SS, insbesondere Pers. Stab, zum SS-Hauptamt (Allgemeine SS und Angelegenheiten der Waffen-SS), Judenfragen, Freimaurer, Ausbürgerung, Generalien u. Personalien der Gruppe Inl. II, Sonderaufträge" ---
Thadden referierte auf der von seinem Vorgesetzten Horst Wagner organisierten Tagung „Antijüdische Auslandsaktion“ der Judenreferenten u. „Arisierungsberater“ aus 12 deutschen Gesandtschaften in Europa Anfang April 1944 in Krummhübel über „die judenpolitische Lage in Europa u. den Stand der antijüdischen Exekutivmaßnahmen“. Er umriss den „Stand der antijüdischen Maßnahmen in sämtlichen europ. Ländern“ u. warb bei den Diplomaten dafür, an ihren Dienstorten aktiv Verständnis für diese Maßnahmen zu wecken. Nach einem ersten Besuch im Ghetto Th. gemeinsam mit Vertretern der Parteikanzlei u. des Roten Kreuzes am 28.6.1943, bei dem die Überbelegung des Ghettos negativ aufgefallen war, begleitete von Thadden 1 Jahr später am 23.6.1944 den IRK-Vertreter, den Schweizer Maurice Rossel, die Dänen Frants Hvass und Eigil Juel Henningsen und den deutschen Rot-Kreuz-Vertreter Freiherr von Heydekampf in einer Gruppe hochrangiger SS-Führer beim Besuch im Ghetto Th. Dabei wurden vorher, um dieses Mal „die Überbelegung des Ghettos zu reduzieren [...] Tausende in die ..lager deportiert“ u. den Besuchern eine fast perfekte Illusion vorgeführt, so daß den Dänen bei ihren Kontakten zu ihren Landsleuten nichts Negatives außer einem „verständlichen psychischen Druck“ auffiel. Ein letztes Mal wurde von Thadden am 6.4.1945 mit einer Kommission durchs Ghetto Th. geführt.
--- Nachkriegszeit: er setzte sich nach Halle/Saale ab, wo Ehefrau u. Kind lebten. Von dort zog die Fam. Sept. 1945 nach Köln, wo Thadden aufgr. seiner SS-Mitgliedschaft durch brit. Militärpolizisten verhaftet wurde. Anschl. wurde er im Internierungslager Recklinghausen arrestiert u. Frühjahr 1946 ins Zellengefängnis Nürnberg überstellt, wo er im Rahmen der Nürnberger Prozesse mehrfach vernommen wurde. Im Zusammenhang mit dem Nürnberger Prozess wurde er zur „Antijüd. Auslandsaktion“ (AAA) befragt, die auch „Informationsstelle XIV“ hieß. Er erzählte, die AAA habe mit eigenem u. von anderen Dienststellen zugeteiltem Personal die antijüd. Propaganda im Ausw. Amt zusammengefasst u. sie mit anderen Ämtern koordiniert. Das habe oft zu einem Kampf um Kompetenzen mit anderen Dienststellen geführt. Daher habe die AAA an Praxis „auf längere Sicht überhaupt nichts leisten“ können. Ursprünglich sollte im Wilhelmstraßen-Prozess Anklage gegen ihn erhoben werden. Als die Liste der Angeklagten um Mitglieder anderer Dienststellen mit Sitz in der Wilhelmstraße erweitert wurde, strich man Thaddens Namen. Er wurde 1949 aus der alliierten Internierung entlassen. Dez. 1950 wurde er vor dem Schwurgericht Nürnberg angeklagt, setzte sich jedoch ab. Anschl. wurde er wieder aufgegriffen, u. Juni 1952 wurde durch die Staatsanwaltschaft Köln erneut ein Ermittlungsverfahren gegen ihn angestrengt. Er wurde mangels Beweises 1956 außer Strafverfolgung gesetzt.
Gegen Thadden, als Stellv. Wagners, war – ähnlich wie bei seinem Vorgesetzten – beim Landgericht Essen schließlich erneut ein Verfahren wegen Beihilfe zum Judenmord anhängig, das nach dem Unfalltod Thaddens eingestellt wurde. Aufgrund eines israelischen Rechtshilfeersuchens zum Eichmann-Prozess sagte Thadden in Düsseldorf am 7.5.1961 zur Sache aus. Er lebte zu dieser Zeit mit seiner Familie als wohlhabender Geschäftsmann in Büderich, u.a. gehörte er dem Vorstand der Gollnow-Werke AG in Düsseldorf an. Am 8.11.1964 kam Thadden nahe Düsseldorf aufgrund zu hoher Geschwindigkeit bei nasser Fahrbahn mit seinem Auto von der Fahrbahn ab u. raste in den Gegenverkehr, wo er frontal auf ein entgegenkommendes Fahrzeug prallte. Die beiden Insassen des anderen Wagens starben sofort. Thadden wurde mit schwersten Verletzungen in ein Ratinger Krankenhaus verbracht, wo er am 11.11.1964 an den Folgen des Verkehrsunfalls starb.
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Theresienstadt - Seite 3 Empty Unterricht im Ghetto

Beitrag von Dissident Do Aug 10, 2017 3:29 pm

Ich bezweifle, ob das Unterrichts-Verbot im Ghetto so stark überprüft und durchgesetzt wurde.
Die untenstehende Aussage "genügt, wenn sie bis 100 zählen können" war meines Wissens nach an die osteuropäischen Völkerschaften adressiert, daß dort nach Besetzung nicht mit deutschem Steuergeld Schulen und Unis gebaut und unterhalten würden. In Bezug auf Juden wäre mir das neu. Im Gegenteil hatte der NS-Staat sogar jüdische Auswanderungs-Organisationen gewähren lassen, auswanderungswillige Juden in Handwerk und Landwirtschaft auszubilden, weil Qualifizierte leichter in anderen Staaten Einreisegenehmigungen erhielten, aber auch weil die Zionisten für ihr Israel in Palästina mehr handfest arbeitende Leute brauchen konnten als Schauspieler, Dichter oder Soziologen...

http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/u/unterricht.htm  Unterricht im Ghetto

Das Unterrichten von jüd. Kindern im Ghetto war verboten. Freizeitgestaltung, Malen, Sport, Basteln u. Spiel waren erlaubt.

„Es genügt, wenn sie bis hundert zählen können“, hatte ein Beamter des Rosenberg-Ministeriums die Ansichten Hitlers .. zusammengefasst u. dabei ein entscheidendes Prinzip der NS-Politik formuliert. “Jeder Gebildete ist ein künftiger Feind. Die Religion lassen wir ihnen als Ablenkungsmittel. An Verpflegung bekommen sie nur das Notwendigste ...“

Das gesamte Erziehungswesen unterlag im deutschen Machtbereich einer strengen Kontrolle. Für die jüd. Selbstverwaltung hieß es daher, diese Kontrolle zu umgehen, um ihre pädagogischen Ziele u. Interessen nicht zu verraten. Daher ließen sie sich von dem Prinzip leiten, daß das geistige Potential der Erwachsenen den Kindern zugute kommen sollte u. daß die Vermittlung von Wissen sowie von jüd. Kultur u. Tradition zu den höchsten Aufgaben im Ghetto gehörte. Hierin waren sich die Vertreter des tschech.-jüd. Widerstandes im Ghetto – Jakob Edelstein, Ing. Zucker, Dr. Leo Jagennowitz, Gonda Redlich, Fredy Hirsch, Ing. Milos Salus, Victor Ullmann, um nur einige zu nennen – einig ---

Unterrichtet wurde dennoch u. der tägliche Unterricht in den Heimen (auch im Mädchenheim L 410) war ein stabiler Pfeiler des Tagesablaufs im Heim. Die spezifische Situation im Ghetto Th. brachte als Ergebnis dieser Überlegungen ein ausgeklügeltes Unterrichts- u. Betreuungssystem hervor.

Willy Groag, ein zionistischer Jugendführer u. ab Spätherbst 1943 Leiter des Mädchenheims L 410, beschrieb es auf folgende Weise: „ Die Mehrheit der Lehrer gehörte zionistischen u. an zweiter Stelle kommunistischen Organisationen an. Da man aber keine Chance ungenutzt lassen wollte, die Entwicklung der Kinder bzw. ihre spezifischen Begabungen u. Interessen zu fördern, zog man natürlich auch unabhängige Persönlichkeiten für die Arbeit im pädagogischen Bereich heran. Deshalb wurden Neuankömmlinge im Ghetto, die für diese Arbeit infrage kamen, von der Leitung angehalten, ihren Lebenslauf bei der Jugendfürsorge einzureichen. Je nach beruflicher Qualifikation oder pädagogischer Erfahrung wurden sie dann eingeteilt – in die offene Fürsorge oder eines der Heime, als Betreuer oder Lehrpersonal. Auf diese Weise gewann die Jugendfürsorge neben engagierten Zionisten u. Kommunisten außergewöhnliche Persönlichkeiten aus allen Bereichen – Lehrer, Professoren, Wissenschaftler, Künstler."

Die Kinder hatten wohl mehr zu lernen, als die Kinder in Brünn oder Prag, denn normalerweise unterrichteten an einer tschech. Grundschule keine so hochkarätigen Lehrer, Künstler u. Professoren wie in Th. Zudem war der Lehrstoff im gesamten Protektorat reglementiert, der Lehrstoff von der Ideologie der Nazis durchdrungen. Wenn der Unterricht in Th. auch heimlich stattfinden musste, so lernten die Kinder doch das, was von den Nazis eigentlich verboten war. Ein richtiger Lehrplan konnte dabei zwar nicht eingehalten werden, denn immer wieder gingen Kinder oder auch Lehrer auf Transport, aber gelernt wurde immer u. viele Kinder entwickelten untereinander einen regelrechten Wettbewerb um gute Noten. Dagmar Lieblová erzählte, daß der Unterricht so gut war, daß die Kinder nach der Befreiung die Klasse besuchen konnten, in die sie altersmäßig auch gehörten, obwohl sie jahrelang keine Schule von innen gesehen hatten.

https://doedr.forumieren.net/t201p25-theresienstadt-haftlinge#2350 .. Bruno Zwicker (1907–1944) war ein Repräsentant der Brünner soziologischen Schule. InTh. arbeitete er eng mit Valtr Eisinger zusammen, dem Leiter des Knabenheims L 417. Bruno Z. war es, der den illegalen Unterricht im Ghetto organisierte.
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Beitrag von Dissident Di Nov 28, 2017 5:23 pm

http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/w/wizo.htm -  Wizo

Bei „Wizo“ handelte sich um eine zionistische Frauengruppe im Ghetto Theresienstadt, die sich nach einem Bericht einer Frau Kl. Caro ab Sommer 1942 traf,
zunächst in einem kleinen Lokal mit 15 Personen, dann mit 100 Personen in größeren Räumlichkeiten.
Man veranstaltete wöchentlich allgemeine jüdische und zionistische Vorträge (Geschichte, Bibel, Philosophie, Literatur).
=>Franz Kahn hätte sie über die „Freizeitgestaltung“ gedeckt. Die Zusammenkünfte endeten mit Beginn der Herbsttransporte 1944.
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Beitrag von Dissident Di Nov 28, 2017 5:52 pm

http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/u/ungeziefer.htm - Ungezieferplage im Ghetto


.. Der Historiker =>Hans Günther Adler berichtet: 
„Am lästigsten war der Schmutz, gegen den man vergeblich kämpfte. Zwei, drei Tage nach einem Großreinemachen war alles wieder wie es vorher war.
Ungeziefer gab es in unvorstellbaren Mengen, u. selbst die besten Quartiere waren kaum je frei von Wanzen u. Flöhen.
Desinfizierte man endlich ein ganzes Gebäude, so nistete sich die Plage schnell wieder ein. Aus seinen Brutstätten in den Holzverschlägen u. aus den verstaubten Matratzen ließ sich das Ungeziefer nicht vertreiben. Man griff zu allen möglichen, aber untauglichen Mitteln der Selbsthilfe, steckte Nussblätter unter die Decken, zerlegte die genagelten Gestelle, brannte sie mit Kerzen ab u. verstopfte mit dem Stearin die Lücken. In den Quartieren der Gebrechlichen war es am unerträglichsten. Kaum wurde das Licht gelöscht, so wurden die armen Menschen überfallen und konnten nicht schlafen, mochten sie auch in einer Nacht Hunderte Wanzen töten.“

=>Käthe Starke berichtete, daß sie bereits in der ersten Nacht nach ihrer Ankunft von Wanzen u. Flöhen völlig zerbissen u. voller roter Flecken am Körper gewesen sei. Wenig später wurde sie einer Arbeitsgruppe zugeteilt, die in den Gebäuden nach der Desinfektion (nach der „Entwesung“) zum Saubermachen eingesetzt wurde:
Der Kampf gegen das Ungeziefer wurde mit Giftgas geführt. Spezialtrupps dichteten die Räume an Türen u. Fenstern mit Papierstreifen ab, wenn ihre Insassen sie mitsamt ihrer Habe verlassen hatten. Mit Gasmasken geschützt öffneten die gleichen Kommandos Türen u. Fenster nach einer angemessenen Zeit wieder. Aber danach hatten wir ohne Atemschutz in einer Luft zu arbeiten, die heftig in die Lungen stach, u. der Leim, mit der das Papier verklebt wurde, war beste Qualität u. mit kalten Wasser kaum zu lösen. Nachdem wir solcherart dort mühevoll gewirkt u. uns sämtliche Fingernägel abgebrochen hatten, kam eine neue Belegschaft in die ungenügend belüfteten Räume u. während sie die Nächte noch durchhustete, installierte sich das im Gepäck aus der alten Ubikation mitgebrachte Ungeziefer am neuem Platz. So ging das ad infinitum .“

Hannelore Brenner-Wonschick lässt „Die Mädchen vom Zimmer 28“ über die Ungezieferplage berichten:
„Unerwünschte Mitbewohner krochen aus ihren Verstecken u. vermehrten sich unendlich. Wanzen, Läuse, Flöhe. Vor allem Wanzen. Auf Matratzen, Holzbalken, Fußböden, Wänden, in Koffern u. Schuhen – plötzlich waren überall die stinkigen kleinen schwarzen Biester zu sehen, zu riechen und zu hören tap, tap, tap."

Melanie Oppenhejm berichtet:
„Aber wie sollte man sich von all den Flöhen freihalten. Die ganze Strohmatratze u. alle Bodenritzen waren voller Flöhe. Wir saßen, ohne uns zu genieren, beisammen u. hoben unsere Röcke hoch, u. die Männer wühlten in ihren Hosen u. versuchten, die Flöhe zu zerquetschen. Aber das gelang ziemlich selten. Das Schlimmste aber – das waren die Wanzen. (.....) Wanzen beißen nicht nur, sie haben auch einen widerlichen Geruch. Wir hatten nichts, rein gar nichts, was wir versprühen konnten, u. jeden Abend, sobald es dunkel wurde, kamen die Wanzen u. mit ihnen die Flöhe. (.....) Man war stets todmüde, konnte aber keine Nacht richtig schlafen, trotzdem man am nächsten Morgen aufstehen musste u. zur Arbeit gezwungen wurde.“
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Beitrag von Dissident Di Feb 20, 2018 9:11 am

Auch in Theresienstadt ..

http://www.anonymousnews.ru/2018/02/19/pflichtbesuche-ins-kz-staatlich-angeordnete-traumatisierung-von-kindern/

Pflichtbesuche im Konzentrationslager: Staatlich angeordnete Traumatisierung von Kindern

.. Aktuell macht die Information die Runde, daß im März „Bildungsreisen“ ins ehem. KZ Buchenwald für hessische Schüler der 9. Klasse veranstaltet werden sollen. Grundsätzlich ist das keine atemberaubende Neuigkeit. Derartige Tagesausflüge mit zugegebenermaßen fragwürdigem Hintergrund sind in der BRD heute ganz normal. Doch die geplanten Reisen beinhalten 2 Übernachtungen in – im Jugendherbergestil umfunktionierten – ehemaligen SS-Kasernen direkt vor dem KZ! Rund zweieinhalb Tage werden also die Kinder rund um die Uhr mit dem Thema Tod konfrontiert u. dabei massiver Propaganda ausgesetzt. Das Ganze nennt sich beschönigend „Internationale Jugendbegegnungsstätte“, als ob dies ein idyllischer und fröhlicher Ort für Kinder und Jugendliche wäre. Es ist nahezu unfassbar.

Auf den Gängen hängen lt. Berichten von Kindern schlimme Bilder aus der damaligen ..Zeit, die vermutlich dem Repertoire aus Fälschungen der Siegermächte entstammen. Wer nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, wird wissen, daß solche Bilder u. diese Art von Themen negative psychologische Auswirkungen gerade auf Kinder u. Jugendliche in ihrem sensiblen Wesen haben können. Viele Kinder kommen von solchen Reisen verstört wieder zurück, andere wollen erst gar nicht an derartigen Zwangsveranstaltungen teilnehmen.
Die Eltern werden bei diesem staatlich verordneten Propagandaausflug selbstverständlich nicht gefragt, ob sie die Teilnahme ihres Kindes überhaupt wollen. Vielmehr wird die Veranstaltung angeordnet u. schlägt mit etwa 115 € pro Kind zu Buche. Ein gehöriger Zwangsbeitrag zur psychischen Malträtierung der eigenen Kinder. Begründet wird diese Ungeheuerlichkeit mit Lehrplan u. Schulpflicht. Besonderes pikant: Die Hessische Landeszentrale f. politische „Bildung“ bezuschusst so einen Gedenkstättenbesuch mit 30 € pro Kind. Ob es solche Zuschüsse auch für Gedenken der Millionen von deutschen Zivilopfern des alliierten Bombenterrors während des 2.Weltkriegs gibt? Wohl kaum. Von diesen Ereignissen soll den Schülern ja heute im Geschichtsunterricht am besten nichts erzählt werden.

Dabei sind die deutschen Kultusministerien eigentlich mehrheitlich gegen diese KZ-Pflichtbesuche. Der ..Zwang wurde vom Zentralrat der Juden in Deutschland durchgesetzt, selbst gegen den Willen der Gedenkstätte Buchenwald, wie der mdr in einem Bericht schrieb. Als vorgeschobenes Argument dient wie immer das angeblich „bestehende Problem des Antisemitismus“ in Deutschland. Der im Zuge solcher Reisen stattfindende seelische Missbrauch unserer Kinder ist vom Zentralrat ausdrücklich gewünscht. Zentralratspräsident Schuster betonte gegenüber dem MDR, „daß bei solch einem Pflichtbesuch an authentischen Orten das historische Geschehen begreifbarer wird als in Büchern oder Filmen.“ Bei den erzwungenen KZ-Besuchen stehen den Kindern jedenfalls keine erfahrenen Psychologen beiseite, um sie notfalls aufzufangen.

.. Es ist höchst überfällig, den Zentralrat der Juden in seine Schranken zu weisen .. Wenn es eine freiwillige Angelegenheit wäre, ist das eine Sache. Es aber jemandem aufzuzwingen, ist tyrannisch .. So etwas hat .. in einer freien Gesellschaft nichts zu suchen. Oder meinen Sie, daß türkische Kinder auch an Zwangsbesuchen zum Gedenken von armenischen Opfern teilnehmen müssen? Bisher ist davon noch nicht die Rede gewesen. Daß einigen der Kinder bereits im Vorfeld einer solchen Propagandareise regelrecht schlecht wird u. sie krank zuhause bleiben müssen, kann und sollte man ihnen daher keineswegs verübeln ..

Leserkommentar:
"
Die sich zur Hystery entwickelnde Zwangs-Nazi-Identifizierung für uns, zeigt doch lediglich, daß die für uns vorgesehene Nazifizierungsmaschine zu erodieren beginnt. Zu schrill wird das ganze mittlerweile vermittelt um nicht auch von schlichten Gemütern als das erkannt zu werden was es ist. Der Versuch der Verstetigung der Indoktrination des Schuldkultes. Psychologisch hoch wirksam, solange nicht als solches erkannt. Schrill deshalb, weil uns beispielhaft in den 70ern noch eingebleut wurde, wir seien nicht schuld, aber wir haben die Verantwortung für die damaligen Vorgänge. Heutzutage ist da jedwede Differenzierung gefallen. Den Kindern wird derart eine Erbschuld ein gepflanzt wie man es bislang nur im tiefen Mittelalter verorten konnte .."
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