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IBM Hollerith Lochkartenmaschinen

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Beitrag von Dissident Mo Aug 29, 2016 2:07 pm

Zur Erfassung der Karteiführung für verschiedene Zwecke verwendete man im Deutschen Reich Hollerith-Lochkartenmaschinen.
Es gibt darüber dieses Buch, Hier eine Kurzbeschreibung und diese von mir gekürzt um übersichtlicher zu sein. :

Black, Edwin: IBM und der Holocaust. Die Verstrickung des Weltkonzerns in die Verbrechen der Nazis. München [u.a.]: Propyläen Verlag 2001.
ISBN: 3-549-07130-2; 704 S. Rezensiert von: Beate Schreiber, Facts & Files

„Dies ist ein unbequemes Buch“, so beginnt die Studie von Edwin Black über die IBM u. deren Verhältnis zum NS-Deutschland. Die Veröffentlichung war Thema im „Spiegel“ u. in weltweit allen Tageszeitungen. Um es kurz zu machen: Das Buch schlug ein wie ein Blitz. 1984 haben Götz Aly u. Karl-Heinz Roth in ihrer Arbeit „Die restlose Erfassung. Volkszählen, Identifizieren u. Aussondern im Nationalsozialismus“ u.a. die Verwendung von Hollerith-Maschinen untersucht.

Die deutsche IBM-Tochter, die Deutsche Hollerith-Maschinen-Gesellschaft (DEHOMAG), vermietete Hollerith-Maschinen.
Die Technik, von einem deutschstämmigen Amerikaner, Herman Hollerith, entwickelt, war eines der Systeme, die bereits vor Computern umfangreiche Datenmengen mittels einer Lochung von Karten u. deren Sortierung verwalten u. auswerten konnten. Die DEHOMAG .. wurde für wichtige Verwaltungsaufgaben u. statistische Erhebungen von der deutschen Regierung beauftragt. Seit 1926 war in Deutschland das Volk nicht mehr gezählt worden. Am 16.7.1933 wurde mit Unterstützung durch die Technik der DEHOMAG neben der Zählung der Einwohner gleich noch die „Gebärleistung der deutschen Frauen“ ermittelt.
Einer der wohl bekanntesten Einsätze der DEHOMAG-Tabelliermaschine D11 in ihrer Umrüstung zur Volkszähltabelliermaschine war die Volkszählung 1939. Die „Ergänzungskarte“, die neben der Haushaltungsliste auszufüllen war, enthielte Fragen zur „Abstammung“ - waren einer oder Teile der Großeltern Juden? - u. - im Auftrag der Wehrmacht - nach „Vor- u. Ausbildung“. Sie wurde jedoch nicht mit Hollerith-Maschinen ausgewertet ..
Im Kapitel 13 des Buches beschreibt Black die Organisation .. Er berichtet von den Hollerith-Abteilungen in den KZ. „Ohne die Maschinen von IBM, ihre Wartung u. Pflege sowie die Lieferung der Lochkarten hätten die KZ nie so eine große Zahl an Häftlingen bewältigen können.” ..  Es hat außerhalb des NS Machtbereichs durchaus im gleichen Zeitraum Transporte von vielen Menschen gegeben. Die Menschen lebten in riesigen Lagern u. wurden „verwaltet“ ..
Black nennt nicht das Jahr der Einführung der Hollerith-Maschinen in den KL, weil es diese womöglich nicht mit einem Paukenschlag gegeben hat u. weil das Jahr mangels genauer Angaben in den Akten oder durch Zeugenaussagen nicht bekannt ist. Aly u. Roth stellten 1984 fest: „Spätestens ab 1942 war auch die SS Kunde der DEHOMAG u. ließ die SS-Rassenerfassung auf Hollerith-Karten übertragen, 1943/44 auch die Daten der Häftlinge.”
Belege für einen früheren Einsatz kann Black nicht erbringen. So ist nach den bisherigen Forschungen nicht belegbar, daß in allen KZ Hollerith-Maschinen eingesetzt wurden. Diese Studie hat methodische Macken, die denWert der Analysen u. der Interpretation merklich schmälern. Black ist kein unbekannter Journalist, er wurde für den Pulitzer-Preis nominiert. In der Einführung erklärt er seine Arbeitsmethode u. berichtet von den vielen freiwilligen Mitarbeitern, die in den Archiven u. Bibliotheken das Material zusammentrugen.
Nach seinen Angaben gab er diesen Mitarbeitern Stichworte für die Recherche auf den Weg, u. diese sollten dann bei Auftauchen der Stichworte die entsprechenden
Dokumente kopieren. Auf diese Weise entstanden Berge von Kopien, deren Aussagen Black wie in einem Puzzle zusammenfügte. Jeder Mensch, der wissenschaftlich zu einem Thema arbeitet, bemerkt, daß die Stichwortmethode wenig hilfreich ist. Man vernachlässigt Evidenz, Kontext u. kann die Recherchestrategie nicht verfeinern, wenn es keine Transparenz u. Kommunikation innerhalb eines Forschungsteams gibt. An welchen Dokumenten sind die Mitarbeiter Blacks vorbeigegangen? Und was bedeutet der Verlust an zusätzlicher Information u. Kontext für die Untersuchung? Das ist schwer zu beantworten.
Es gibt eine Menge Fußnoten, die Dokumente zitieren, die von Deutschland aus nicht leicht zugänglich sind. So hat Black im IBM-Archiv in New York recherchiert. Einige
Fußnoten geben das Archiv Blacks an. Daher sind viele der Zitate schwer zu überprüfen. Manche Fußnoten, die sich auf Dokumente in deutschen Archiven beziehen, sind nicht zu entschlüsseln, weil keine Aktennummern genannt werden, obwohl es diese gibt. Black stellt Kompetenzen in der deutschen Verwaltung, der Partei u. deren Gliederungen unklar dar. Dadurch werden Entscheidungsabläufe nicht transparent. Die Schilderungen muten daher an, als hätte es einen „Großen Plan“ gegeben. Eventuell auftretende Erklärungslücken werden von Black weder benannt noch diskutiert. Bei der Produktion von Lochkartensystemen gab es durchaus kein Monopol für die DEHOMAG. Auch andere Unternehmen, z.B. Siemens, stellten eigene Lochkartensysteme mit Maschinen her.
Ein weiteres Manko ist die fehlende Quellen- u. Überlieferungskritik: Black benennt nicht die fehlenden Akten, d.h. die Überlieferungen, die der Forschung nicht zur
Verfügung stehen. Zum Beispiel die Akten des Maschinellen Zentralinstituts für optimale Menschenerfassung u. Auswertung in der Berliner Friedrichstraße, angegliedert an den Persönlichen Stab des Reichsführers SS. Das Zentralinstitut hatte ab Beginn 1944 die Aufgabe, die Häftlingsverwaltung mit Hilfe von Hollerith-Maschinen zu koordinieren. Vom Zentralinstitut sind bisher keine Akten aufgetaucht. Es wäre sinnvoll, eine umfassende Studie zu US-Unternehmen u. deren Verbindungen zum NS-Deutschland zu verfassen. Die Brisanz des von ihm benutzten Materials ergibt sich allein aus dem historischen Kontext u. nicht aus einer moralisch bestimmten Deutung von Verhalten von Unternehmen u. Personen. Die Studie gleicht doch eher einem Puzzle als einer geschlossenen Darstellung, bei der der Leser nicht weiß, ob u. welche Teile fehlen. Ein Standardwerk wird sein Buch daher nicht werden.

Beate Schreiber über Black, Edwin: IBM u. der Holocaust. 2001, in: H-Soz-Kult 07.07.2001

Anmerkung Dissident: Betreffend aller Inhalte, die ich in der Rubrik "Zeitgeschichte und Nachbarländer" einstelle:
Ich habe nicht vor, zu behaupten, daß in KZ´s keine Häftlinge zu Tode gekommen wären oder daß dort nicht auch schlimme Dinge passiert sind.
Unbestritten haben etliche SS-Männer Verbrechen begangen. Daneben passierten viele Verbrechen durch KL-Häftlinge, die sich als Lagerälteste, Blockälteste, Capos, Schreiber usw. an ihren Mithäftlingen vergingen. In jedem Fall wäre zu klären, was genau geschehen ist und ob das auch wahr sein kann (falsche Zeugenaussagen, Scheinzeugen, erfolterte "Geständnisse", usw.) Mit meinen Hobby-Recherchen zu zeitgeschichtlichen Fragen und Standpunkten (eben auch betreffend der KZ) will ich keine Person, Religionsgemeinschaft oder Ethnie beleidigen.


Zuletzt von Dissident am Fr Nov 24, 2017 5:30 pm bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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Beitrag von Dissident Mo Aug 29, 2016 2:44 pm

Nicht nur für KZ-Häftlinge:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-18479607.html .. Bergen-Belsen .. Wenige Meter vom Krematorium entfernt, nahe der Küchen u. Zisternen, stand das Haus des Blockführers, von den Lagerinsassen "Löwengrube" genannt. Innerhalb der "Löwengrube" befand sich das Büro des Arbeitsdienstführers. Dort wurden die Hollerith-Lochkarten ausgewertet.
Auf den ersten Blick waren es unscheinbare Karten im Format 14 x 8,2 cm, darauf mehrere Zeilen u. Spalten mit unregelmäßig angeordneten Löchern. Aber es waren keine gewöhnlichen Karten. Ab Dez.1944 war ein holländischer Jude namens Rudolf Cheim zur Arbeit im Büro des Arbeitsdienstführers eingeteilt. Immer ... versuchte er an jedem kalten Wintermorgen, ein wenig zusätzliches Essen u. ein paar Streichhölzer zu organisieren .. Cheim war zufrieden, daß er zur Arbeit mit den Hollerith-Karten u. Nummerncodes eingeteilt worden war.
Während er arbeitete, beobachtete er schweigend u. möglichst unauffällig, was die SS-Männer mit den Karten machten. 5 Wochen lang machte er sich im Geist Notizen. Er begriff das Verfahren rasch. Jeden Tag kamen Transporte mit neuen Zwangsarbeitern. Die Gefangenen wurden anhand von Hollerith-Karten, die entsprechende Löcher in den Spalten für Nationalität, Geburtsdatum, Zivilstand, Kinderzahl, körperliche Merkmale u. berufliche Fähigkeiten hatten, identifiziert.
In den Spalten 3 u. 4 wurden durch die Anordnung der Löcher 16 versch. Kategorien von Gefangenen unterschieden: Loch 3 bedeutete homosexuell, Loch 9 gesellschafts-schädlich, Loch 12 Zigeuner. Loch 8 registrierte Juden. Ausdrucke anhand der Karten listeten die Gefangenen auch noch nach ihrer individuellen Nummer auf.
Spalte 34 hieß: "Grund für Abgang". Loch 2 dieser Spalte bedeutete einfach, daß ein Gefangener in ein anderes Lager überstellt worden war. Für "natürlichen Tod" stand 3, für Exekution 4, für Selbstmord 5. Die Ziffer 6 bedeutete "Sonderbehandlung" ..
Cheim beobachtete, daß zur Ermittlung, welche Qualifikationen in einer Gefangenengruppe vorhanden waren, die Lochkarten der Gefangenen in eine mechanische Sortiermaschine eingefüttert wurden. Dann wurden die Regler so eingestellt, daß bestimmte Berufe, Fähigkeiten, Altersgruppen oder Sprachkenntnisse, die man in den einzelnen Arbeitskommandos brauchte, ermittelt wurden. Die Namen der Gefangenen, die für den Arbeitseinsatz ausgewählt worden waren, erschienen auf einem Hollerith-Ausdruck, u. danach wurden die Transporte zu nahe gelegenen Nebenlagern, Fabriken u. auch Bauernhöfen zusammengestellt. Der Bedarf an Arbeitskräften wurde ermittelt u. dann mit den Listen von Amt D II des Wirtschafts-Verwaltungshauptamts der SS (WVHA) abgeglichen, das für alle Lager zuständig war ..
In Deutschland hielt die Automatisierung Einzug. Hollerith-Maschinen konnten mehr als nur zählen. Sie konnten Daten in Tabellen zusammenstellen, analysieren u. verarbeiten. Sie konnten verwalten. Nahezu alle Daten aus Gesundheits- u. Fürsorgeeinrichtungen wurden mit Maschinen der Deutschen Hollerith Maschinen Gesellschaft (Dehomag), einer IBM-Tochter, verarbeitet, entweder in der jew. Behörde oder im Statistischen Reichsamt. Die (werksinternen) "Hollerith-Nachrichten" priesen lautstark die Möglichkeiten der Hollerith-Technologie für die Bevölkerungspolitik an u. warben um neue Kunden.
Unter Überschrift "Das Hollerith-Lochkartenverfahren im Fürsorgewesen" schrieb ein gewisser Hermann Krüger: "Die immer wiederkehrenden Rechen- u. Sortierarbeiten werden von den Hollerith-Maschinen mit solcher Schnelligkeit u. Zuverlässigkeit übernommen, daß die Leiter der Fürsorgebehörden in ihrer Fragestellung praktisch unbeschränkt sind." Bislang sei es schwierig gewesen, "statistische Merkmale beliebig ... zusammenzustellen". Dank der Hollerith-Maschinen sei es nun möglich, "daß man jedes interessierende Merkmal ... zu einem Ganzen vereinigt u. in einem Grundelement zusammenfasst. Dieses Grundelement ist die Hollerith-Lochkarte".
Die von Hand auszufüllenden Meldebögen wurden gemeinsam von Dehomag-Ingenieuren u. NS-Experten für Volksgesundheit u. Fürsorge im Hinblick darauf entworfen, daß alle erhobenen Daten auf Hollerith-Lochkarten übertragen werden konnten. Allen Kunden wurde klar gemacht, daß die Meldebögen an die techn. Erfordernisse der Hollerith-Systeme anzupassen waren u. nicht umgekehrt. Auf den üblicherweise verwendeten Formularen der Fürsorgeeinrichtungen befand sich links unten der Hinweis, daß die Informationen in der Lochkartenabteilung, meistens eine Abteilung im Haus, weiterverarbeitet würden.
In zahlreichen Ausgaben der "Hollerith-Nachrichten" wurden den Lesern Anweisungen gegeben, wie sie die mit den Hollerith-Maschinen kompatiblen Meldebögen korrekt auszufüllen hatten. In einer Ausgabe wurden die Bearbeiter der Meldebögen darauf hingewiesen, besondere Merkmale in dem mehrere Spalten umfassenden Feld 12 zu codieren. "Gemeinschaftsunfähig" war mit 1 in einer Spalte zu codieren, in einer anderen Spalte wurden körperliche Gebrechen wie Blindheit mit 1 codiert, Geisteskrankheiten mit 2, Krüppel bekamen 3, für Taubheit stand 5. Waren die Eltern der betreffenden Person bereits sterilisiert, wurde das mit "s" vermerkt, waren Kinder wegen Krankheit eines Elternteils sterilisiert, stand "as".

Am 17.5.1939 wurde Deutschland von 750.000 Zählern, hauptsächlich Freiwilligen, überschwemmt. Gruppen von 5-8 Zählern schwärmten in Großstädten wie Berlin, Frankfurt, Hamburg u. Wien aus. Praktisch niemand in den 22 Mio. Haushalten, 3,5 Mio. Bauernhäusern, 5,5 Mio. Läden u. Fabriken entging ihnen.
Selbstverständlich stellte diese von der Fa. Dehomag durchgeführte Aktion alle ihre bish. Bemühungen, einschl. des preußischen Zensus von 1933, in den Schatten. In monatelangem Intensivtraining in Tausenden Schulungskursen wurden Legionen von Freiwilligen auf die heikle Mission vorbereitet. Polizei u. Gendarmerie hatten lt. offizieller Verordnung "die Zählung nach Kräften zu unterstützen" u. "in schwierigen, unübersichtlichen Wohngegenden als Zähler mitzuwirken".
Eine gewaltige Anzahl von Hollerith-Maschinen wurde zusätzlich bereitgestellt: 400 elektrische Lochkartenstanzer, 10 Schnellstanzer, 20 Summenlocher, 300 Lochprüfer, 70 Sortiermaschinen, 50 Tabelliermaschinen, 25 Lochkartendoppler u. 50 D-11-VZ-Tabelliermaschinen.
Ein spezieller Umschlag für eine sogen. Ergänzungskarte wurde hergestellt. Diese Karte erfasste die Abstammungsdaten der einzelnen Personen u. diente als rassischer Indikator der Aktion. Jedes Familienoberhaupt musste seinen Namen u. seine Adresse eintragen u. anschl. die Abstammungslinien seiner Familie dokumentieren. Den Zählern wurde eingeschärft, jegliches Misstrauen zu bekämpfen, indem sie den Familien versicherten, daß die Informationen nicht an die Finanzbehörden weitergegeben würden. Aber nicht die deutschen Steuerbehörden waren besonders erpicht auf diese Daten, sondern die Sicherheitsbehörden. Die vollständigen Daten sollten eine einzige Zentralkartei für das gesamte Großdeutsche Reich ermöglichen. Jede Karte enthielt eine für die Abstammung codierte Spalte, die lange vor der Durchführung des Zensus in den Kartenprototyp aufgenommen worden war.
Ein Brief der Ordnungspolizei ans Innenministerium Ende 1938 enthielt die Erläuterung: "Diese Spalte ist in die Einheitsregisterkarte nur vorsorglich aufgenommen worden, um sie zu gegebener Zeit ausfüllen lassen zu können. Dieser Zeitpunkt wird mit der im Mai nächsten Jahres stattfindenden Volks-, Berufs- u. Betriebszählung gekommen sein, weil dem Fragebogen eine Ergänzungskarte hinzugefügt wird, welche die Frage enthält, ob einer der 4 Großelternteile der Rasse nach Volljude ist oder war. Das Ergebnis dieser Umfrage soll dann auch für die Meldekartei ausgewertet werden."
Die 25 Mio. Ergänzungskarten - für jeden Haushalt eine - stellten faktisch eine Verdoppelung der Zählakten dar. Um die riesige Menge bewältigen u. dennoch die Termine einhalten zu können, wurde die Zähltabellarisierung in 2 Schritte aufgeteilt: Zunächst wurden die Spezialumschläge mit den Ergänzungskarten so beschriftet, daß sie mit den allgemeinen Fragebögen der Haushalte übereinstimmten, zusammen mit Bezirk u. Herkunftsort. Dann versahen lokale Beamte, in der Regel die Polizei, sowohl die Fragebögen als auch die Karten aller jüdischen Familien mit dem Buchstaben "J".

Frühjahr 1940 schickte Jurriaan W. Schotte, IBM-Hauptgeschäftsführer für Europa, einen vertraulichen Bericht von seinem Genfer Büro aus an leitende IBM-Manager in Amerika. Darin ging es nicht nur um die Aktivitäten der Dehomag, sondern auch der 2 Dutzend europäischen Tochtergesellschaften u. Agenturen, die als miteinander verbundene Zweigniederlassungen des New Yorker Unternehmens arbeiteten.
Schottes enthusiastische Denkschrift trug den Titel: "Unsere Geschäfte mit europäischen Kriegsministerien". Voller Stolz erklärte Schotte, die europ. Militärexperten hätten die unentbehrlichen Vorzüge, die die Hollerith-Maschinen für die moderne Kriegführung brachten, schließlich erkannt: Lochkarten ersetzten Arbeitskräfte.
Die Daten der europäischen IBM über Deutschland sowie dessen Feinde waren derart umfangreich, daß Schotte in seinem Memorandum behaupten konnte, die Lochkarten enthielten "Daten über jeden einzelnen Kommunisten u. Nazi". Auch seien Daten "über Facharbeiter, gegliedert nach Berufen, Branchen usw." gespeichert. "Diese Informationen werden aufbewahrt, um das Potenzial der Produktion von Kriegsmaterial zu kontrollieren", erläuterte Schotte in seinem Memorandum.
3 Jahre später schilderte Schotte in seinem New Yorker Büro einem Regierungsbeamten genau, wie das Rekrutierungssystem für Arbeitskräfte in den von den Nazis besetzten Gebieten funktionierte. "Wenn zum Beispiel", schrieb der von Schotte instruierte Beamte, "ein Gauleiter in Polen eine bestimmte Anzahl von Technikern benötigt, die polnisch sprechen, aber keine Polen sind, ist es möglich, die exakten Namen u. Aufenthaltsorte der Männer in ihren gegenwärtigen Einheiten zu ermitteln, indem man die Lochkarten in die Sortiermaschine legt u. diese so einstellt, daß sie die korrekte Antwort liefert. Sobald die geforderte Anzahl ermittelt wurde, stoppt die Maschine."

Die Niederlande kapitulierten am 15.5.1940 nach einem 5-tägigen Angriff. Das Deutsche Reich begann sofort mit der Planung der lückenlosen Erfassung der jüd. Gemeinde. Sie brauchten einen Mann, der die statistische Landschaft der Niederlande kannte, ein Experte für Hollerith-Technologie war u. bereit, gegen den offenen Widerstand der Bevölkerung mit ihnen zusammenzuarbeiten. In einem besetzten Land, in dem es zu Überfällen auf deutsche Soldaten kam, in dem die Zuschauer im Kino NS-Propaganda-
filme mit empörten Buhrufen begleiteten, in dessen Kirchen der Antisemitismus verurteilt wurde, in einem solchen Land brauchte Berlin jemanden, der besonders qualifiziert war u. sich gegen den Strom stellte.
Sie fanden den Gesuchten in Gestalt von Jacobus Lambertus Lentz. Lentz war kein Nationalsozialist. Die Historiker, die sich mit ihm befassten, konnten ihm keinen Antisemitismus nachweisen. Er war ein Bevölkerungsstatistiker, der in seiner eigenen geordneten Welt der Verhältniszahlen, Registrierungen u. ratternden Hollerith-Maschinen lebte .. 1936 standardisierte Lentz als Direktor der Reichsinspektion fürs Bevölkerungsregister die lokalen Register u. deren Methode zur Datensammlung in den gesamten Niederlanden - eine administrative Leistung, die ihm eine königliche Auszeichnung einbrachte. 1936 umriss er seine persönliche Vision im Allg. Statistischen Archiv: "Theoretisch kann die Sammlung von Angaben hinsichtlich jeder Einzelperson so reichhaltig, ja sogar vollständig werden, daß man schließlich von einem Papiermenschen reden könnte, der den natürlichen Menschen vertritt."
Am 10.1.1941 verkündete der Generalkommissar für Verwaltung u. Justiz, Friedrich Wimmer, die wichtige Verordnung 6/41, derzufolge sich alle niederländischen u. ausländischen Juden bei ihrem lokalen Bevölkerungsregister melden mussten. Wimmer setzte eine Frist von 4 Wochen für diejenigen, die außerhalb Amsterdams wohnten, u. von 10 Wochen für die Bewohner Amsterdams.
Seit der Volkszählung 1930 waren die niederländischen Bevölkerungsregister vollständig mit Hollerith-Anlagen automatisiert. Durch einen Vergleich der jüd. Registrierungen mit dem zentralen Melderegister konnten die Behörden jeden Juden identifizieren, der sich nicht registrieren ließ. In den ersten Monaten wurden über 157.000 Fragebögen abgegeben - mehr als die gesamte jüd. Bevölkerung des Landes, da sich Nichtjuden solidarisch erklärt hatten u. sich zusammen mit ihren jüd. Mitbürgern registrieren ließen.
Am 14.7.1941 erhielt Wimmers Büro 10 Exemplare eines vorläufigen Überblicks "aller Personen jüd. Blutes". Der alphabetische Index werde bald fertig sein. "Schon bald", versprach der Bericht, "werden wir mit der Sortierung bestimmter Gruppen mittels der Hollerith-Methode beginnen können." ..
Die leeren Häftlingskarteikarten für die Hollerith-Systeme der meisten Lager wurden in den Druckereien von Auschwitz hergestellt. Manchmal konnten die Druckerpressen mit der Nachfrage nicht Schritt halten. In einem Fall schrieb der Leiter der Hollerith-Abteilung von Ravensbrück an den Arbeitseinsatzführer der Hollerith-Abteilung in Flossenbürg u. bestätigte, daß 200 weibliche Häftlinge ins Arbeitslager der Fa. Witt in Helmbrechts überstellt worden seien. "Die Häftlingspersonalkarteikarten sowie Hollerith-Überstellungsliste (werden) übersandt", teilte der Oberscharführer in Ravensbrück mit. Doch "da augenblicklich von der Druckerei in Auschwitz keine Karteikarten zu bekommen sind, mussten für einen Teil des Transportes provisorische Karten angelegt werden".
Sämtliche Informationen über die Häftlinge in Auschwitz, über die noch lebenden Arbeiter, über Tote u. Überstellungen, wurden kontinuierlich ins Hollerith-System des Lagers übernommen. Jeden Tag telegrafierten die versch. Hollerith-Abteilungen des Lagers Gesamtaufstellungen ans WVHA u.a. Ämter in Berlin. Die Hollerith-Erfassung war das einzige System zur Überwachung der sich ständig verändernden Häftlingszahlen in den Lagern.
Die "Zentrale Häftlingskartei" des WVHA war eine reine Papierkartei, allerdings wurden sämtl. Informationen in die zentralen Hollerith-Datenregister in Berlin u. Oranienburg eingegeben. Jeder Lagerinsasse wurde mit einer Karteikarte erfasst, auf der dick gedruckt "Häftlingskarte" stand. Darauf wurden handschriftlich persönliche Angaben eingetragen. Daneben standen die entsprechenden Hollerith-Codezahlen, die dann in die IBM-Anlagen eingegeben wurden.
In diesem Register wurden für die Identifizierung der Gefangenen keine Namen verwendet - nur die entsprechenden Hollerith-Zahlen, die im Allgemeinen 5-stellig waren, manchmal aber auch 6-stellig, wenn ihnen eine Null vorangestellt wurde. Jede 5- oder 6stellige Zahl war mit der Nummer eines KZ gekoppelt. Dadurch konnte jedes Lager bis zu 999.999 Insassen registrieren.
Unter den zahlreichen Lochkartenbetrieben in den KL hatte die große Hollerith-Abteilung in Mauthausen wahrscheinlich am meisten zu tun ..
Als die Lager gegen Ende des Krieges zusammengelegt wurden, erhielt Mauthausen viele Überstellungen aus anderen Lagern. Daher trafen ständig neue Häftlinge ein. Das Hollerith-Personal in der Kommandantur Arbeitseinsatz konnte den gesamten Exerzierplatz u. die Ankunft jedes Gefangenentransports überblicken.
Ein SS-Mann hatte in Mauthausen die Aufsicht über die Hollerith-Abteilung. Die täglichen Sortierungen u. Tabellierungen wurden jedoch von einem russischstämmigen französischen Kriegsgefangenen erledigt, einem Leutnant namens Jean-Frederic Veith. Er traf am 22.4.1943, nur wenige Tage vor seinem 40. Geburtstag, in Mauthausen ein. Schon bald wurde er den Tabelliermaschinen zugeteilt. Zu seinen Pflichten gehörte die Bearbeitung der vielen Hollerith-Listen aus anderen Lagern. Er bearbeitete nicht nur die Karten der überstellten Häftlinge u. ihre neuen Arbeitskommandos, sondern auch die Namen, die, wie sich aus der Sortierung ergab, falsch verschickt worden waren. Er stellte die umfangreichen Totenlisten u. die Einsatzpläne für die Neuankömmlinge auf u. meldete dann die tägl. "Lagerstärke" nach Berlin.
Jedes Dokument der Abteilung erhielt den Stempel "Hollerith erfasst", dann wurden die Zahlen ins rasch anwachsende Datenregister des Lagers eingegeben ..
Die "Abgangslisten" in Mauthausen waren genaue Protokolle der Todesfälle. Eine typische handschriftliche "Abgangsliste" hatte 30 Zeilen pro Seite u. ging über viele Seiten. Namen wurden nicht verwendet; nur die 5- oder 6stellige Hollerith-Identität der Häftlinge wurde links in numerischer Reihenfolge aufgelistet, damit sie direkt in die Spalte 22 der Dehomag-Karten gestanzt werden konnte, die für die Todeszahlen im Lager verwendet wurden. Die Todesursache wurde in Spalte 24 angegeben. Im Allgemeinen wurde als Ursache der Code C-3 genannt, die Hollerith-Bezeichnung für "natürliche Ursachen". Aus praktischen Gründen wurden dann neben jede Häftlingsnummer Wiederholungszeichen für die "natürlichen Ursachen" gesetzt ..
Die Hollerith-Installationen in Auschwitz, Buchenwald, Dachau u. Mauthausen waren nur Teil eines ausgedehnten Netzwerks aus Lochkarten u. Tabellierungen in ganz Europa. Im Lager Stutthof in Polen mit der Codierung 012 verwendete die Hollerith-Abteilung 6-stellige Registriernummern, die mit Null begannen ..
Dem Hollerith-Code konnte man sich nicht entziehen. In den meisten Lagern wurden die Gefangenen in 16 Kategorien eingeteilt: Politischer Gefangener - 1, Bibelforscher - 2, Homosexueller - 3, unehrenhaft aus dem Militär Entlassener - 4, Geistlicher - 5, kommunistischer Spanienkämpfer - 6, ausländischer Zivilarbeiter - 7, Jude - 8, Asozialer - 9, Berufsverbrecher - 10, Sicherungsverwahrter / Schwerverbrecher - 11, Zigeuner - 12, Kriegsgefangener - 13, Nacht-und-Nebel-Häftling - 14, Arbeitsscheuer - 15, ausländischer Diplomat - 16 ..
Unten auf der Häftlingspersonalkarteikarte standen in einem Abschnitt mit der Überschrift "Strafen im Lager" die vorgeschriebenen Torturen. Neben den willkürlichen Brutalitäten gab es noch offiziell vorgeschriebene Strafen, die nach den Anweisungen des WVHA in Berlin erteilt wurden.
Das Amt hatte schnellen Zugang zu den früheren Vergehen u. Strafen eines Häftlings. Ein typisches Beispiel bietet die Häftlingskarteikarte des Gefangenen 11.457 in Auschwitz III; direkt über dem Abschnitt "Strafen im Lager" stand der vielsagende Stempel "Hollerith erfasst". Bei der Überstellung in ein anderes Lager nahm man seine codierte Identität mit sich. Die Hollerith-Überstellungslisten des Zentralinstituts schlossen sie immer mit ein. Selbst im Tod wurden die NS-Opfer noch codiert. Im Zentralinstitut wurden 4 wesentliche Todesursachen in die Hollerith-Karten gestanzt: Natürliche Todesursache: C-3 / Exekution: D-4 / Selbstmord: E-5 / SB (Sonderbehandlung): F-6 ..


Zuletzt von Dissident am Fr Nov 24, 2017 5:17 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag von Dissident Mo Aug 29, 2016 3:16 pm

http://www.spiegel.de/wirtschaft/ibm-der-programmierte-massenmord-a-117132.html .. waren die mit Lochkarten gesteuerten Rechenmaschinen, Vorläufer der Computer..


Edwin Black, dessen jüdische Eltern sich 1944 aus Ostpolen vor dem Abtransport ins Vernichtungslager Treblinka retten konnten, attackiert den US-Konzern scharf. IBM ..
Holocaust Memorial Museum in Washington, das auch 2 IBM-Maschinen ausstellt ..
Dadurch konnte das Statistische Reichsamt zum Beispiel auswerfen, daß im Berliner Bezirk Wilmersdorf die "stärkste Durchsetzung mit Juden" (13,54 %) zu finden sei, daß 5,28 % aller Kürschner "Pelzjuden" seien oder daß bei Berücksichtigung der Emigrationszahlen "Mitte 1936 noch mit 415.000-425.000 Glaubensjuden im Deutschen Reich zu rechnen" sei ..
Richard Korherr, "Inspekteur für Statistik beim Reichsführer SS" ..
Roderich Plate, Kontaktmann des Statistischen Reichsamts zum "Judenreferat" des Reichssicherheitshauptamts ..
1 Jahr darauf beklagte die Dehomag Vertragsverletzungen, weil Militärstellen sogar ihre eig. Lochkarten machten, "durch die Fehler in den Maschinen hervorgerufen wurden".
.. Sept.1940 etwa, so rechnet Black der US-Firma vor, habe sie ein Inventarverzeichnis einschließlich Kunde, Ort u. Modellbezeichnung erhalten u. sei folglich "auf dem neuesten Stand bezüglich des genauen Aufstellungsortes jeder ihrer Maschinen im Großdeutschen Reich" gewesen ..
... drahtete ein IBM-Manager März 1941 aus dem Kriegsgebiet Europa, "das Militär setzt sie momentan für jeden möglichen Zweck ein." ..
Nach dem Kriegseintritt der USA 1941 wurde die Dehomag unter deutsche Zwangsverwaltung gestellt, 1943 erhielt die Dehomag durch die Nazis einen "Beirat" als Aufsichtsgremium .. bei der Befreiung des KZ Dachau wurde 1 Hollerith-Maschine modernster Bauart ­ Typ "D-11 A" ­ sichergestellt ..
"Buchenwald speiste den Arbeitskräftebedarf für Hollerith", vermerkte Charles Dubost, französischer Ankläger beim Nürnberger Prozess ..
Während die Europa-Töchter noch den Feind bedienten, halfen IBM-Experten den USA schon einmal, die Standorte der am Kriegsschauplatz verstreuten Rechentechnik aufzulisten. Juni 1944 forderte ein US-Regierungsmemorandum, "die Übernahme u. den Einsatz des bestehenden deutschen Apparats zur Kontrolle der Wirtschaft vorzubereiten".

Zentrale Dehomag-Betriebe, darunter die Fabrik in Sindelfingen, waren von schweren Bombenschäden weitgehend verschont geblieben, Firmenbeauftragte sammelten die auf dem Schlachtfeld Europa noch auffindbaren Maschinen ein, ­ immerhin 2.348 wurden am Ende aufgespürt. Und mit Hilfe deutscher Mitarbeiter fasste, was von der Dehomag übrig geblieben war, wieder Fuß.


Zuletzt von Dissident am Fr Nov 24, 2017 4:55 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag von Dissident Mo Aug 29, 2016 3:19 pm

http://www.tagesspiegel.de/politik/hollerith-der-holocaust-als-lochkarten-muster/208212.html .. Der Stand der neueren NS-Forschung ist dem Autor ebenso fremd wie das gesamte Gebiet der NS-Unternehmensgeschichte. In weiten Teilen des Buches wird schlichtweg nicht mehr präsentiert als eine Mischung aus Klischees u. fragwürdigen Mutmaßungen. Geradezu peinlich sind einige eingeflochtene Schilderungen des historischen Rahmens. Black gleitet hier in das schlichte Geschichtsbild eines amerikanischen B-Movies ab. Die NS-Diktatur hatte von Anfang an das Land bis in den letzten Winkel unter Kontrolle, die Menschen waren durch Lochkarten perfekt identifiziert, u. die SA marschierte "in der warmen Sonne Nürnbergs im Stechschritt". Nach diesem Strickmuster konstruiert Black das Szenario einer omnipräsenten "Hollerith-Maschinerie des NS-Regimes".

Tatsächlich gestaltete sich der Zugriff des Terror- u. Vernichtungsapparats auf die Daten der Juden keineswegs so reibungslos u. total, wie Black dies suggeriert. Die Ergänzungskarten der Volkszählung von 1939, auf denen sich die Angaben zur "Abstammung" befanden, wurden nicht umgehend der SS u. der Gestapo zur Verfügung gestellt, sondern blieben fast 2 Jahre lang beim Statistischen Reichsamt in Bearbeitung. Die Lochkarten waren im Übrigen nicht mit Namen u. Anschrift versehen. Die Gestapo stützte sich bei der Erstellung der Deportationslisten auf eine Erhebung der Reichsvereinigung der deutschen Juden, bei der keine Hollerith-Lochkarten verwendet wurden ..

Watson war unangreifbar, u. IBM für die US-Armee unverzichtbar. IBM lieferte der US-Regierung die neueste Datenverarbeitungstechnik für die Mobilmachung u. den Krieg. Die US-Armee verfügte bald über leistungsfähigere Hollerith-Maschinen als die Wehrmacht ..


https://www.wsws.org/de/articles/2001/07/ibm-j18.html .. IBM-Technologie wurde zur Organisation der Eisenbahnen eingesetzt .. Es gab Hollerith-Abteilungen in fast jedem KZ .. mehr als 2000 Multi-Maschinen-Sets in ganz Deutschland vermietete, wartete u. modernisierte, sowie weitere Tausende in den von den Nazis besetzten Gebieten .. wurden Holleriths Maschinen in der ganzen Welt benutzt, um Volkszählungen durchzuführen. Die Technologie entwickelte sich außerdem in ein frühes Rechnersystem, welches von einigen der größten Unternehmen für die Kalkulation genutzt wurde. Hollerith etablierte ein nahezu weltweites Monopol u. vermietete die Maschinen eher, als daß er sie verkaufte ..
Drittens hatten auch die alliierten Mächte ein Interesse an der Bewahrung der Funktionstüchtigkeit der Maschinen. Bereits Dez.1943 entschied die US-Regierung, daß es von strategischem Interesse sei, sich Hitlers Hollerith-Maschinen zu sichern, weil sie den Schlüssel für eine reibungslose militärische Besetzung Deutschlands darstellten. Letzten Endes benutzten alle alliierten Mächte die Dehomag, um wirtschaftliche Erhebungen auszuführen, Industrie-Statistiken zu sammeln u. Volkszählungen durchzuführen ..
1949 wurde der Name der Gesellschaft von Dehomag in IBM-Deutschland umgewandelt ..


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Beitrag von Dissident Mo Aug 29, 2016 3:35 pm

http://www.gedenkstaettenforum.de/nc/gedenkstaetten-rundbrief/rundbrief/news/digitalisierung_der_wvha_haeftlingskartei/ - Christian Römmer
Digitalisierung der WVHA-Häftlingskartei  Gedenkstättenrundbrief 150 S. 20-25

Ein Projektbericht

Feb. 2009 konnte nach mehreren Jahren das internat. Forschungsprojekt »Digitalisierung der WVHA-Häftlingskartei« abgeschlossen werden – ein Projekt mit Pilotcharakter. Erstmals kooperierten alle großen KZ-Gedenkstätten in Deutschland, Polen, Österreich, Frankreich u. den Niederlanden, um gemeinsam einen Quellenbestand zu erfassen u. auszuwerten. Auch der Internat. Suchdienst aus Bad Arolsen u. zahlreiche europ. Institutionen, die sich mit der Deportation von Menschen in die NS-Konzentrationslager befassen, partizipierten an diesem Projekt, das von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten koordiniert wurde. Der folgende Kurzbericht stellt die Quelle der Wirtschaftsverwaltungshauptamt (WVHA)-Häftlingskartei vor u. fasst die versch. Phasen des Erschließungsprojektes noch einmal zusammen.

Die WVHA-Häftlingskartei
Über Entstehung u. die zeitgenössische Nutzung der WVHA-Häftlingskartei ist weiterhin nur wenig bekannt. Es sind nahezu keine Dokumente erhalten geblieben, die hier weiterhelfen könnten, was sich auch im Fehlen von Forschungsliteratur zu diesem Thema niederschlägt. Lediglich Edwin Black widmet der WVHA-Häftlingskartei 2 Kapitel seines Buches »IBM und der Holocaust«. Es muss hier aber ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß nahezu alle seine Angaben u. Interpretationen fehlerhaft u. manipulativ sind u. für wissenschaftliche Zwecke absolut unbrauchbar.
Auch im Rahmen des Projektes konnten die historischen Hintergründe nicht zufriedenstellend erhellt werden. Viele Schlussfolgerungen sind mehr plausible Vermutungen als verifizierte Tatsachen. Dennoch kann man einige Annahmen festhalten: Es kann als sicher gelten, daß die Initiative für den Aufbau einer zentralen Häftlingskartei vom Amt DII im WVHA ausging. Es wird angenommen, daß sich das WVHA von der Verwendung der Hollerithtechnik eine Effektivierung der Ausbeutung von Häftlingsarbeit versprach.
Sommer 1944 wurden in den meisten KZ-Hauptlagern »Hollerith-Abteilungen« eingerichtet. Es handelte sich um kleinere Häftlingskommandos, die den Arbeits-
einsatzabteilungen der jeweiligen KZ unterstanden. Häftlinge übertrugen die Informationen der Häftlingspersonalkartei auf die neuen Häftlingskarten des Hollerithprojektes, die anschließend an ein Zentralinstitut abgegeben wurde. Dieses »Maschinelle Zentralinstitut für optimale Menschenerfassung u. Auswertung« in der Berliner Friedrichstraße bestand als SS-eigenes Amt seit Jan.1944 u. war vom WVHA offenbar mit der konkreten Umsetzung des Hollerithprojektes betraut. Im Zentralinstitut wurden die Einträge auf den Karten in Zahlencodes verschlüsselt, auf deren Grundlage Hollerithkarten angefertigt werden konnten. Daher wird die WVHA-Kartei auch als »Hollerithvorkartei« bezeichnet.
Jede spätere Änderung im Häftlingsstand musste von den Hollerithabteilungen der einzelnen Lager auf eigens entworfenen Formularen ans Zentralinstitut gemeldet werden. Der Verwaltungs- u. Zeitaufwand, der betrieben werden musste, um eine Änderung im Häftlingsstand schließlich in die Lochkartei zu übertragen, war enorm: Ausfüllen einer Überstellungsliste im Abgangslager, Ergänzung dieser Überstellungsliste im Zugangslager, Heraussuchen der entsprechenden Häftlingskarten im Zentralinstitut, Übertragen der Änderungen auf den Häftlingskarten, Aussortieren der dazugehörigen Lochkarten, Anfertigen neuer Lochkarten. Von der tatsächlichen Überstellung eines Häftlings bis zu dem Zeitpunkt, an dem seine Daten in der Zentralkartei auf den aktuellen Stand gebracht worden waren, müssen mehrere Wochen vergangen sein. Diese Informationen waren dann – beim Ausmaß der Häftlingsbewegungen im Herbst 1944 u. der hohen Zahl der Todesopfer – schon lange nicht mehr aktuell.
Den erhaltenen Dokumenten nach zu urteilen, wurde das Projekt einer zentralen Häftlingskartei bereits im Februar 1945 endgültig eingestellt, nach gerade einem halben Jahr Laufzeit. Die Gründe können wiederum nur vermutet werden. Möglicherweise setzte der allg. Kriegsverlauf dem SS-Projekt ein Ende, oder die WVHA-Häftlingskartei erwies sich als grundlegend unfunktionell. Wie skizziert war die riesige Zentralkartei vollkommen ungeeignet, die Dynamik der täglichen Veränderungen in den Lagern effizient abzubilden. Dies vermochten die schon lange zuvor in den Lagern etablierten Häftlingspersonalkarteien u. Berufskarteien auch ohne Hollerithtechnik sehr viel besser.

Die Archivbestände
Der größte Teil der WVHA-Häftlingskartei, insges. 103.814 Karten, lagert heute im Bundesarchiv. Bis 1990 befand sich der Bestand in der Zuständigkeit des Dokumentations-
zentrums der Staatl. Archivverwaltung der DDR. Er wurde dort aber offenbar wenig genutzt, da die Hauptaufgabe des Dokumentationszentrums in Ermittlung u. Veröffentlichung von »Täterdokumenten« zur Entlarvung zahlreicher westdeutscher Nachkriegskarrieren ehem. Nazis bestand. Wann u. woher die Karteikarten in den Besitz des Dokumentationszentrums gelangten ist unbekannt.
Der zweite große Bestand von insges.44.279 Häftlingskarten befindet sich im Archiv des Polnischen Roten Kreuzes in Warschau u. enthält ausschließlich Informationen über polnische KZ-Häftlinge. Die Karten waren 1973 zum Zwecke der Schicksalsklärung von der DDR an Polen übergeben worden.
Kleinere Bestände von wenigen hundert Karten sind bisher in Archiven in Auschwitz, Stutthof u. Caen aufgefunden worden. Insges. konnten 148.782 Häftlingkarten für das Projekt berücksichtigt werden. Da in der 2. Jahreshälfte 1944 weit über 500.000 Häftlinge in den NS-KZ inhaftiert waren, handelt es sich auch bei den bekannten Karten nur um einen Teilbestand. Der Verbleib der fehlenden Karten ist ungeklärt. Auch Lochkarten selbst sind nicht erhalten.

Die Geschichte des »WVHA-Projektes«
Mit den Vorarbeiten für das WVHA-Projekt wurde bereits vor über 10 Jahren begonnen, als versch. Forscher auf den Bestand der WVHA-Häftlingskarten aufmerksam wurden. Bärbel Schindler-Saefkow war bereits Feb.1999 im Zwischenarchiv Dahlwitz-Hoppegarten u. sichtete den Bestand fürs KZ Ravensbrück, Christian Römmer besuchte das Archiv im Auftrag der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Juni 1999. Die Gedenkstätten Ravensbrück u. Neuengamme ließen jene Teilbestände der Kartei einscannen, die das eigene Lager betrafen. Die Einträge auf den Karteikarten wurden in Datenbanken übertragen u. konnten bereits bald für die Beantwortung von Haftanfragen genutzt werden. Aufgrund der auf den Karteikarten zahlreich dokumentierten Häftlingsüberstellungen wurde aber schnell klar, daß nur ein gemeinsames Projekt aller Gedenkstätten sinnvoll sein kann, um die Quelle der Häftlingskarten angemessen auswerten zu können.

So wurde im März 2001 die Durchführung eines Kooperationsprojektes der KZ-Ge­denk­stätten zur Erschließung des Gesamtbestandes der Häftlingskarten beschlossen. Die Finanzierung verzögerte sich. Dez.2003 bewilligte die Kulturstiftung des Bundes eine Förderung des Projektes in Höhe von 50.000,– €. Einzelne beteiligte Institutionen gaben noch zusätzliche finanzielle Unterstützung, so daß das Projekt trotz eines ursprünglich sehr viel höheren geplanten Budgets begonnen werden konnte.

Die Durchführung des WVHA-Projektes lässt sich in mehrere Phasen aufteilen:

Bildliche Erfassung (Januar 2003 – Juni 2004)
Die bildliche Erfassung begann mit dem Einscannen der über 44.000 Häftlingskarten aus dem Archiv des Poln. Roten Kreuzes in Warschau bereits Januar u. Februar 2003 durch eine Berliner Firma. Die etwa 104.000 Karteikarten im Bundesarchiv-Zwischenarchiv Dahlwitz-Hoppegarten folgten Februar u. März 2004. Mit einem Stapeleinzug-scanner wurden 200dpi-Farbscans im komprimierten jpeg30-Format angelegt. Die entstandenen Bilddateien sind nur max. 300 KB groß u. somit bei guter Qualität schnell u. komfortabel zu verwalten. Die Scans wurden auf mehreren externen Festplatten vervielfältigt u. als erstes Zwischenergebnis des Projektes an die beteiligten Institutionen übergeben. Die Ablage der Bilddateien auf den Festplatten erfolgte analog zur Ablagestruktur der Archive, sodaß auch im Umgang mit den digitalen Quellen stets rekonstruierbar bleibt, in welchem Karteikasten des Bundesarchivs sich die betreffende Häftlingskarte befindet.

Datenbankentwicklung (Februar 2004 – Juni 2004)
Noch parallel zur bildlichen Erfassung der Häftlingskarten legte eine 4-köpfige Projektgruppe (Johannes Ibel, Flossenbürg; Andreas Seeger, Sachsenhausen; Herbert Diercks u. Christian Römmer, Neuengamme) die inhaltliche u. techn. Grundstruktur der Datenbank fest. Realisiert werden sollte eine streng quellengetreue Erfassung kombiniert mit einer komfortablen interpretativen Abfragemöglichkeit. Johannes Ibel konstruierte eine MS Access-Datenbank u. entwickelte eine Eingabemaske für die Datenerfassung durch Schreibkräfte. Auch die direkte Verknüpfung von Datenbankeintrag u. Bilddatei wurde bereits vorgesehen. Das Programm MS Access wurde gewählt, da es zum damaligen Zeitpunkt in allen Partnerinstitutionen problemlos nutzbar war.

Inhaltliche Erfassung (August 2004 – Dezember 2005)
In einem 3. Schritt gaben bis zu 6 Schreibkräfte einer Hamburger Firma die auf den Karteikarten vorhandenen Informationen in die Datenbank ein. Alle Einträge auf den Häftlingskarten wurden berücksichtigt u. streng quellengetreu abgeschrieben. Auch Randnotizen oder zunächst unklare Abkürzungen wurden übernommen. Anschließend wurden alle Datensätze nochmals von jeweils anderen Schreibkräften korrekturgelesen.

Interpretation und Weiterentwicklung der Datenbank (Oktober 2005 – März 2006)
Eine quellengetreue Erfassung erschwert die inhaltliche Recherche in der Datenbank. Daher mussten die auf den Häftlingskarten verwendeten u. in der Datenbank erfassten Abkürzungen u. Schreibweisen entschlüsselt u. interpretiert werden. Christian Römmer, der mit dieser Aufgabe betraut war, verzichtete dabei so weit wie möglich auf inhaltliche Interpretationen u. beschränkte sich auf die Angleichung von Schreibweisen u. die Aufschlüsselung von Abkürzungen.
Abschließend ergänzte Johannes Ibel die Datenbank um versch. Recherchemasken u. Abfragen. Die Datenbank mit den inhaltlich erfassten Häftlingskarten konnte dann den beteiligten Institutionen zur Verfügung gestellt werden. Der Abschluss dieser Projektphase war nur dank einer großzügigen finanziellen Unterstützung durch eine der beteiligten Institutionen möglich. Die Projektförderung durch die Kulturstiftung des Bundes war mit der bildlichen u. inhaltlichen Erfassung des Häftlingskartei erschöpft.

Rekonstruktion der Namen (März 2006 – Februar 2009)
Auf den Häftlingskarten sind keine Namen angegeben. Die fehlenden Namen wurden von den beteiligten Institutionen anhand der Haftnummern u. Geburtsdaten, evtl. auch anhand von Geburts- u. Einlieferungsdaten, durch Abgleich mit den jeweils eigenen Datenbeständen ergänzt. Von Seiten der deutschen Gedenkstätten wurden diese Arbeiten im Rahmen der Projekteigenbeteiligung geleistet. Die Koordination sowie die techn. u. wissenschaftliche Begleitung dieses Namensabgleichs übernahm von Nov.2007-Feb.2009 Christian Römmer aus Hamburg. Hierfür hatten versch. KZ-Gedenkstätten aus Deutschland, Österreich u. den Niederlanden Finanzmittel zur Verfügung gestellt. In dieser nunmehr letzten Phase des WVHA-Projektes gelang es, auch den Internat. Suchdienst Bad Arolsen als Partner zu gewinnen. Insges. waren zuletzt 31 Einrichtungen aus Deutschland, Österreich, Polen, Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Norwegen, Dänemark u. den Niederlanden am Projekt beteiligt.

Projektergebnis und Perspektive
Zum Ende der Projektlaufzeit konnten 83,1 % der Karteikarten mit einem Namen identifiziert werden. Besondere Bedeutung kommt der Arbeit des Internat. Suchdienstes zu, insges. über 82.000 Häftlingskarten konnte allein aufgrund der Daten aus Bad Arolsen ein Name zugeordnet werden. Auf einer Pressekonferenz Aug.2008 unterstrich der damalige Direktor Reto Meister die Bedeutung des Projektes auch für den ITS.
Trotz aller Bemühungen blieben über 25.000 Häftlingskarten weiterhin ohne Namensidentifikation. Ausschlaggebend war vor allem die lückenhafte Quellenlage für die Geschichte der KZ Neuengamme u. Sachsenhausen. Das nun abgeschlossene Projekt »Digitalisierung der WVHA-Häftlingskartei« war ein Pilotprojekt. Zum ersten Mal ist es gelungen, daß alle großen KZ-Gedenkstätten in einem bedeutenden Forschungsprojekt kooperieren, in diesem Fall um eine gemeinsame internat. Datenbank mit Infor-mationen über KZ-Häftlinge aufzubauen .. Die knapp 149.000 Scans der Häftlingskarten sowie die aktuelle Version der korrespondierenden Datenbank steht nun in allen beteiligten Institutionen zur Verfügung. Zum einen können sie für humanitäre Zwecke, etwa die Recherche nach Einzelpersonen zur Klärung von Verfolgungsschicksalen, zum anderen für die eigenen Forschungszwecke u. die Bearbeitung wissenschaftlicher Anfragen genutzt werden. Bereits jetzt wurden die Häftlingskarten in versch. Ausstellungen präsentiert u. in Abschlussarbeiten oder Dissertationen ausgewertet. Die Zusammenarbeit bei der Rekonstruktion der Namen hat gezeigt, wie gut sich das Wissen der versch. Einrichtungen wechselseitig ergänzen kann. Jeder Projektpartner hat letztlich von den Erkenntnissen seiner Kollegen profitiert.

Christian Römmer M.A., Jg. 1972, Historiker aus Hamburg, freier Mitarbeiter der Gedenkstätten Neuengamme u. Bergen-Belsen, zuletzt Leiter des Projektes »Digitalisierung der WVHA-Häftlingskartei«.

1 Für einen ersten Projektbericht siehe Johannes Ibel: Digitalisierung der Häftlingskartei des -SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes. In: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen -Verfolgung in Norddeutschland, Band 10 (2007), S. 172–176.

2 Ein ausführlicherer Projektbericht kann bei einer der beteiligten Institutionen angefordert werden. Ein Aufsatz des Verfassers über die WVHA-Häftlingskartei erscheint voraussichtlich im Herbst 2009 in: Dachauer Hefte. Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen -Konzentrationslager, Heft 25 (2009).


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Beitrag von Dissident Mo Aug 29, 2016 4:02 pm

Hier einige Bilder:
https://www.2mecs.de/wp/2012/04/haeftlingsart-homo/
http://boehses-holz.forumieren.de/t152-1939-ibm-lochkartenmaschinen-und-die-kz
http://www.weller.to/mus/mus_dm.htm
http://www.deutsches-museum.de/ausstellungen/kommunikation/informatik/automaten/

http://www.unterirdisch-forum.de/forum/showthread.php?t=11111
Wie bei fast allen Eisenbahnen seit der vorigen Jahrhundertwende ermöglichten die Lochkarten eine effiziente Planung der Züge, die Lokalisierung des Frachtgutes und den Einsatz der Waggons.
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IBM Hollerith Lochkartenmaschinen Empty Korherr und Korherr-Bericht

Beitrag von Dissident Fr Dez 16, 2016 11:19 am

https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Korherr  Richard Korherr (1903-1989), deutscher Nationalökonom u. Statistiker. In der Zeit des NS leitete er die Statistische Abteilung im SS-Hauptamt, für das er 1943 den Korherr-Bericht erstellte.

In seiner Dissertation thematisierte er den Geburtenrückgang; sie wurde 1927 unter dem Titel Geburtenrückgang – Mahnruf an das deutsche Volk veröffentlicht. Die spätere Auflage von 1935 erschien mit einem Geleitwort Himmlers. 1928 erschien sie in Rom in der italien. Fassung unter dem Titel Regresso delle nascite morte dei popoli. Mussolini u. Oswald Spengler verfassten Vorworte.

.. schlug er das Angebot aus, der SS beizutreten. Der Würzburger Kreisstellenleiter der NSDAP bemängelte, Korherr lasse sich bei politischen Veranstaltungen nie blicken; er sei „etwas menschenscheu, gereizt, empfindlich u. eine ängstliche Natur“. Bei einem Treffen mit Himmler März 1939 übernahm er ehrenamtliche Arbeiten zur Erstellung von Statistiken im SS-Apparat. Am 9.12.1940 zum Leiter der Statistischen Abteilung im SS-Hauptamt ernannt, war er für die Statistik in sämtlichen Ämtern der SS verantwortlich. Zugleich wurde er in Personalunion Inspekteur f. Statistik beim Reichsführer SS u. Chef der Deutschen Polizei u. beim Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums. Er hatte bereits Okt. 1940 seine Dienste für die „Festigung des deutschen Volkstums“ angeboten:
   "Darüber hinaus würde ich eine dankenswerte persönliche Aufgabe sehen, bei der ich in stiller wissenschaftlicher Arbeit für die Praxis wirken könnte, nämlich für die Hauptabteilung I (Menscheneinsatz): Erfassung der deutschen Menschen im deutschen Lebensraum, vor allem außerhalb des Reiches, der Mischbevölkerungen, der Fremdrassigen als wissenschaftliche Vorarbeit für die Umsiedlungen…“
- - -
Zum 1.1.1944 wurde die Dienststelle ins Jagdschloss Thiergarten der ehem. Fürsten von Thurn u. Taxis bei Sulzbach an der Donau verlegt u. umbenannt in „Statistisch-wissenschaftliches Institut beim Reichsführer SS“. Offenbar war damit auch ein Bedeutungsverlust verbunden; denn zugleich errichtete Himmler ein „Maschinelles Zentralinstitut für die optimale Menschenerfassung u. Auswertung“. Trotzdem genoss Korherr, der mit nüchternen Analysen aufwartete, weiterhin das absolute Vertrauen Himmlers u. seines persönlichen Stabes.

Nach dem Krieg

1945-1946 war Korherr in Automatischem Arrest. Der Korherr-Bericht lag noch nicht als Beweismittel im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor. Er kam erst bei den Nachfolgeprozessen zur Sprache .. In der Nachkriegszeit wurde Korherr Ministerialrat im Bundesministerium der Finanzen. Er hatte Verbindung zu Karl Valentin Müller u. erhielt vom Wintersemester 1959/60 bis Sommersemester 1962 einen Lehrauftrag an dessen Lehrstuhl an der Hochschule für Wirtschafts- u. Sozialwissenschaften Erlangen-Nürnberg. Als Gerald Reitlingers Buch über die „Endlösung“ seinen Bericht einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte, wurde Korherr 1961 entlassen ..

http://de.metapedia.org/wiki/Korherr-Bericht  Beim Korherr-Bericht handelt es sich um Fotokopien eines angeblichen Berichtes von Korherr. Der Bericht liegt in 2 verschiedenen Versionen vor – einer 7seitigen u. einer 17seitigen – u. enthält statistische Angaben zur Gesamtlösung der Judenfrage in Europa.

Beim Korherr-Bericht bleibt einiges unklar, auch der eigentliche Zweck; wahrscheinlich war der Bericht als Tätigkeitsbericht gedacht. In dem Bericht wird die Zahl der bis Ende 1942 in den Osten umgesiedelten Juden mit 1.873.549 angegeben. Das dubiose „Dokument“ wird mangels physikalischer u. forensischer Beweise gern von Holocaust-Befürwortern herangezogen, um eine angebliche millionenfache Ermordung von Juden zu belegen. Von Ausrottung steht in dem Bericht allerdings gar nichts. Statt dessen ist von „Evakuierung“ u. „Umsiedlung“ die Rede. Der Bericht war nichts weiter als eine statistische Aufstellung über die Entwicklung bzw. den Bestand des europ. Judentums bis zum 31.12.1942, die der SS-Statistiker Korherr seinerzeit für Himmler anzufertigen hatte. Korherr selbst soll nach dem Krieg gegen Deutschland dazu angemerkt haben:
   „Die Angabe, ich hätte dabei auch aufgeführt, daß über 1 Million Juden in den Lagern des Generalgouvernements u. des Warthegaus durch Sonderbehandlung gestorben seien, ist ebenfalls unzutreffend. Ich muß gegen das Wort ‚gestorben‘ in diesem Zusammenhang protestieren.“

Aus der Diskussionsseite: "Es ist, wie die meisten der "Beweisdokumente", lediglich ein mit einer Schreibmaschine beschriebenes Stück Papier, das von jedem hätte angefertigt werden können. Und was die angebliche, nach dem Krieg gemachte Aussage Korherrs angeht, so handelt es sich dabei, wenn ich recht erinnere, um persönliche Korrespondenz mit einer Person, die behauptete Korherr zu sein."

https://de.wikipedia.org/wiki/Korherr-Bericht .. Für die „Judenbilanz in Deutschland“ verbucht der Bericht, daß von den 1933 fürs Altreich geschätzten 561.000 Juden zum Stichtag Ende 1942 nur noch 51.327 dort wohnten. Im 3. Kapitel mit Überschrift „Jüd. Volksschwäche“ weist er auf die Überalterung u. den Sterbeüberschuss der deutschen Juden hin; so waren 1942 nur 239 Geburten, aber 7.657 Sterbefälle zu verzeichnen. Es folgen Angaben über Zahlen u. Zielländer der zur Auswanderung genötigten deutschen Juden .. In weiteren Kapiteln werden Zahlenangaben für Juden in den Ghettos, Juden in den KZ u. Juden in Justizvollzugsanstalten aufgelistet. Für den kriegswichtigen Arbeitseinsatz waren zu Beginn 1943 im Reichsgebiet 185.776 Juden tätig, die größtenteils in Arbeitslagern oder bei der Organisation Schmelt kaserniert waren ..

http://vho.org/VffG/1997/2/Mattogno2.html .. Von den orthodoxen, die These von der planmäßigen Judenvernichtung stützenden Historikern wird der im Frühjahr 1943 zuhänden eines Dr. Rudolf Brandt von Himmlers Stab erstellte Bericht des SS-Statistikers Korherr regelmäßig als dokumentarischer Beweis für Massenmord zitiert; die Ausdrücke "Sonderbehandlung" u. "Evakuierung" seien nur Tarnwörter für "Ermordung" gewesen. Rassinier u. den anderen Revisionisten zufolge lesen die Exterminationisten in den Bericht Dinge hinein, die dort nicht stehen. Eine intelligente Deutung des Dokuments aus revisionistischer Sicht hat der Engländer Stephen Challen in seiner Schrift "Richard Korherr and his reports" geliefert (beziehbar bei: Historical Review Press, 20 Madeira Place, GB-Brighton, BN2 1TN).

Noch zu Lebzeiten Wellers' hat Mattogno mehrfach massive Kritik an dessen Schriften zum "Holocaust" geübt (Wellers e i "gasati" di Auschwitz, Edizioni La Sfinge, Parma 1987; »Nota sulla polemica Wellers-Faurisson«, in: Auschwitz: le "confessioni" di Höss, Edizioni La Sfinge, Parma 1987, S. 33-39; »Comment on falsifie l'histoire«, in: Annales d'Histoire Révisionniste, Nr. 3, Herbst/Winter 1987, S. 89-94). Wellers hat auf diese Kritik niemals geantwortet.
Jürgen Graf, Übersetzer
.. ist für Wellers "Evakuierung" gleichbedeutend mit "Sonderbehandlung" u. dieses gleichzeitig ein Synonym für Tötung. Diese Deutung ist falsch. Um ihr einen Schein von Glaubwürdigkeit zu verleihen, hat Wellers die Geschichte des Korherr-Berichts verzerrt.
.. daß Poliakov u. Wellers es für nötig befunden haben, falsch zu übersetzen; beide haben bei der Übersetzung des Satzteils »[...] die Hälfte ihres - zivilisierten u. sterilen - Judenbestands« die beiden Adjektive schlicht u. einfach gestrichen u. so den von Korherr erwähnten Kontrast zwischen geburtenfreudigen u. geburtenschwachen Juden unter den Tisch fallen lassen. Ferner haben sie den durch die Evakuierungsmaßnahmen ausgelösten demographischen Zusammenbruch in »rasche Abnahme« umgefälscht.

Wenn wir uns vor Augen halten, daß ... die Evakuierung »unter Trennung der Geschlechter« vor sich ging, mußte der aufgrund mangelnder Geburten zwangsläufig eintretende Sterbeüberschuß in der Tat dazu führen, daß die frühere Zunahme der jüdischen Massen einer raschen Abnahme wich, welche durch die recht harten Arbeitsbedingungen u. die dadurch bedingte »natürliche Verminderung« noch beschleunigt wurde. Diese im Wannsee-Protokoll genannte Perspektive ging also ebenso auf die Geschlechtertrennung wie auf die harten Arbeitsbedingungen zurück ..


Zuletzt von Dissident am Fr Nov 24, 2017 4:27 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag von Dissident Fr Dez 16, 2016 2:18 pm

Quelle: Computergeschichte und Militär - Die Beeinflussung der Computerentwicklung durch den Militärapparat - von Martin Stromberg, Andreas Vangerow
- - -
Datenverarbeitung bei der Wehrmacht und der SS
Ab 1937 verwendete das Nazi-Regime effizient Lochkarten in erster Linie für militärische Zwecke. Es gab eine enge Zusammenarbeit zwischen der Lochkartenstelle des
Wehrwirtschaftsstabes u. der deutschen IBM Tochter Dehomag. Die Lochkarte diente unter anderem der Rekrutierung von Soldaten u. Zwangsarbeitern, der Material- u.
Geräteplanung, der Rüstungsproduktion u. der Logistik [Helms1, 1999].
Die 1941 gegründete Abteilung „Maschinelle Berichtswesen“ im Reichsministerium für Rüstung u. Kriegsproduktion unter Leitung Albert Speers stellte 1943 in Zusammenarbeit mit dem Generalbevollmächtigten für Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, Lochkarten für die Totalerfassung von rund 80.000 Betrieben mit 93 % aller Beschäftigten zur Verfügung. Diese Erfassung sollte dazu dienen, den jeweiligen Produktausstoß u. den Belegschaftsstand des Betriebs aufzuzeigen. Für jeden Betrieb wurden auch die Fehltage der Arbeiter notiert. Diese Faktoren wirkten sich auf die Zuteilung von Zwangsarbeitern aus.
Die Daten wurden auch dazu benutzt, Arbeiter, die nicht der nationalen Vorstellung entsprachen, in ein Konzentrationslager abzuführen.
Die Lochkarte diente auch dem Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS mit seinem Maschinellen Zentralinstitut für optimale Menschenerfassung u. – auswertung zur Registrierung aller KZ-Häftlinge. Die Lochkarten enthielten Angaben über das Geschlecht, Alter u. fachliche Qualifikation. Anschließend wurde immer die Lochkartennummer den Häftlingen auf den Arm eintätowiert. Meldete ein Betrieb Bedarf an Zwangsarbeitern an, wurde „mit Hilfe von IBM-Maschinen“ [Zitat, Helms1] den Anforderungen entsprechend Häftlinge ausgewählt.
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Beitrag von Dissident Do März 23, 2017 5:53 pm

Und hier ist der Inhalt des Korherr-Berichts, der den Statistiker erkennen lässt, der sich ganz sachlich mit den Besonderheiten bei der jüd. Demographie allgemein u. der sie betreffenden Bevölkerungspolitik des NS-Staates auseinandersetzt:  http://www.ns-archiv.de/verfolgung/korherr/korherr-lang.php

NS-Archiv --- Dokumente zum Nationalsozialismus --- Der Korherr-Bericht - Lange Fassung

Der Inspekteur für Statistik beim Reichsführer SS - [Stempel: Geheime Reichssache]

             DIE ENDLÖSUNG DER EUROPÄISCHEN JUDENFRAGE
             =================================

                        Statistischer Bericht

                            I n h a l t :

                I. Vorbemerkung
               II. Die Judenbilanz in Deutschland
              III. Jüdische Volksschwäche
               IV. Die Auswanderung der Juden aus Deutschland
                V. Die Evakuierung der Juden
               VI. Die Juden in den Ghettos
              VII. Die Juden in den Konzentrationslagern
             VIII. Juden in Justizvollzugsanstalten
               IX. Der Arbeitseinsatz der Juden
                X. Europäische Judenbilanz
                               -----

DIE ENDLÖSUNG DER EUROPÄISCHEN JUDENFRAGE ---      Statistischer Bericht

           I. VORBEMERKUNG

Zur Aufstellung einer Bilanz über die Ergebnisse auf dem Wege zur Lösung der Judenfrage bedarf es der zahlenmäßigen Erfassung des Judentums u. seiner Entwicklung. Die Widersprüche in den Zahlenangaben über das Judentum machen jedoch eine Vorbemerkung dahingehend nötig, daß Zahlen über das Judentum stets mit besonderem Vorbehalt aufzunehmen sind u. ohne Kenntnis ihrer Quelle u. Entstehung oft zu Fehlschlüssen führen. Die Fehlerquellen liegen vor allem im Wesen des Judentums u. seiner historischen Entwicklung, in seiner tausendjährigen ruhelosen Wanderschaft, den zahllosen Aufnahmen u. Austritten, den Angleichungsbestrebungen, der Vermischung mit Wirtsvölkern, inm Bemühen des Juden, sich unbemerkt der Erfassung zu entziehen, u. schließlich in falschen oder falsch ausgelegten Statistiken über das Judentum.

Darüber hinaus hat die Statistik -teils als statistischen Notbehelf, teils wegen der weitgehenden Übereinstimmung zwischen jüd. Glauben u. jüd. Rasse, teils in Unkenntnis des Rassegedankens, teils im religiösen Denken der jeweiligen Zeit befangen- bis zuletzt die Juden fast nie nach ihrer Rasse, sondern nach ihrem religiösen Bekenntnis erfaßt. Die Erfassung der Rasse setzt eine vieljährige Schulung u. auch Ahnenforschung voraus. Auch gestaltete sie sich schwierig, vor allem in südlichen u. östlichen Ländern, weil trotz aller Übereinstimmung eine einheitliche jüd. Rasse sich statistisch schwer abgrenzen ließ. Das Bekenntnis zum mosaischen oder israelitischen Gluaben ist wieder kein vollgültiges Beweismittel, weil es infolge der einstigen jüd. Missionsbewegung mit ihrer Aufnahme von Massen von Heiden u. Christen, auch durch die Übertritte zum Judentum in neuer Zeit durch Mischehen u. "Bekehrung" nicht wenige Glaubensjuden nichtjüdischer Rasse gibt, während umgekehrt das Zwangschristentum u. die im letzten Jahrhundert wieder stark angestiegene Zahl der getauften Juden u. daneben der Gemeinschaftslosen mit jüd. Rasse die Judenzahl drückten. so schätzte Leroy-Beaulieu 1893 den Verlust des Judentums durch das Christentum auf das 4-10fache seiner heutigen Anhänger, nach Maurice Fishberg u. Mathias Mieses ist das 3-fache der heutigen Judenzahl im arischen Europa aufgegangen. Sogar Hans Günther schätzt die Zahl der Juden in Deutschland auf das Doppelte der Zahl der Juden mosaischen Glaubens, die deutsche Staatsangehörige sind. Schließlich geht der litauische Jude Brutzkus so weit, die Berliner Juden nach ihrer Blutzusammensetzung als reinere Europäer zu bezeichnen als die Deutschen in Berlin.

Entspr. diesen Meinungen hat man die Anteile der Rassejuden samt Mischlingen in Europa vielfach 3x so hoch als die der Glaubensjuden angenommen (in Osteuropa 2x, in Mitteleuropa 4x, im übrigen Europa gar 8x so hoch) u. mit etwa 6 vH mehr oder weniger jüd. Blut in der europ. Bevölkerung gerechnet. Demgegenüber führte Burgdörfer die Judenzahlen für das Deutschland von 1933 auf 850.000 Voll-, Halb- u. Vierteljuden (bei 502.799 Glaubensjuden) in seinen Schätzungen zurück, für Österreich von 1934 auf 300-400 00 (bei 191 738 Glaubensjuden). Die Erhebung der Rassejuden bei der deutschen Volkszählung von 1939 hat bei 307 892 Glaubensjuden nur die etwas höhere Zahl von 330.892 Volljuden, 72.738 Halbjuden u. 42.811 Vierteljuden ergeben, die vor allem bezüglich der Halb- u. Vierteljuden keinesfalls als zuverlässig angesehen werden kann. Die gewonnenen Zahlen lassen sich nur als Mindestzahlen werten.
Sie kamen durch die in einer "Ergänzungskarte" zur Haushaltungsliste der Volkszählung 1939 enthaltene Frage "War oder ist einer der 4 Großelternteile Volljude?" zustande, die für jeden Großelternteil mit "ja" oder mit "nein" zu beantworten war. Da diese Ergänzungskarte in verschlossenem Umschlag abzugeben u. darum der Kontrolle am Ort entzogen war, wurde sie schlecht ausgefüllt. Vielfach wurden statt einer Antwort nur Striche in die entsprechenden Fächer gemacht.

Der erste amtliche Versuch, die Juden nach ihrer Rasse zu erfassen, wurde von den Juden sofort sabotiert. Er geschah bei der österr. Volkszählung vom 7.3.1923. Vizekanzler Dr. Frank (Großdeutsche Volkspartei) unterzeichnete kurz vor der Zählung eine Verordnung, wonach zur Frage 7 des Zählblattes (Sprache) "auch die Volkszugehörigkeit u. Rasse anzugeben" waren. Da die Zählblätter bereits gedruckt waren, wurde darauf nur in einem roten Merkzettel ohne Erläuterung, Anleitung u. Musterbeispiele hingewiesen. Die österr. Juden sabotierten diese Frage dadurch, daß die jüdisch-marxistische Presse unmittelbar vor dem Zählungstag ihre Leser aufforderte, die Frage nach der Rasse mit " w e i ß " zu beantworten. Das Ergebnis war, daß daraufhin die "weiße Rasse in Österreich etwa so weit verbreitet war, wie die Einflußspähre der jüdisch-marxistischen Presse u. Parteien reichte". Nur in Kärnten u. im Burgenland wurde die Aufbereitung des Materials mit recht zweifelhaftem Erfolg durchgeführt, in den anderen Bundesländern u. vor allem in Wien aber als zwecklos eingestellt.

            II. DIE JUDENBILANZ IN DEUTSCHLAND
Die folgenden Angaben über die Zahl u. Entwicklung der Juden in Deutschland fußen auf den amtlichen Zahlen der Volkszählungen u. sonst. Erhebungen des Reiches u. auf den Berechnungen u. Schätzungen der Wissenschaft, sind aber in der Hauptsache von der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland u. von den Kultusgemeinden in Wien u. Prag erstellt, die mit Zählungen, Zählkarten für die Bevölkerungsbewegung, Fortschreibung u. daneben mit Berechnungen u. Schätzungen arbeiten. Diese jüd. Dienststellen arbeiten unter der Kontrolle des Reichssicherheitshauptamtes u. für dessen Zwecke. Vom fraglichen Anfangsbestand der Juden abgesehen scheint die Reichtsvereinigung der Juden in Deutschland zuverlässig zu arbeiten. Aufgrund der an dieser Stelle gefertigten u. vom Reichssicherheitshauptamt bislang überprüften Statistiken kann folgende Bilanz über die Entwicklung des Judentums in Deutschland von der Machtergreifung (30.1.1933) im Altreich, März 1938 in Österreich, März 1939 im Protektorat Böhmen-Mähren) bis zum 1.1.1943 gezogen werden:

1. Judenbilanz des Altreichs mit Sudetengau u. Danzig
Zahl der Juden im Altreich (ohne Sudetengau und Danzig) am 30.1.1933 rund   561.000
    Abgang vom 30.1.33 bis 1.1.43 durch Sterbeüberschuß (im Altreich)   -  61.193
      Auswanderungsüberschuß          - 352.534
      Abwanderung (Evakuierung)       - 100.516
                                                 - 514.243

    Zugang vom 30.1.33 bis 1.1.43 durch Eingliederung des Sudetenlandes     +   2.649 x)
       sonstige Veränderungen (Danzig, Zuzug, Wegzug, genehmigte Austritte, Anerkennung als Mischling I. Grades, Neuerfassung, Karteibereinigung)    +   1.921
                                                 +   4.570

 Zahl der Juden im Altreich (mit Sudetengau u. Danzig) am 1.1.1943             51.327


2. Judenbilanz der Ostmark
 Zahl der Juden in der Ostmark am 1.3.1938 rund    220.000
    Abgang vom 1.3.38 bis 1.1.43 durch Sterbeüberschuß     -  14.509
      Auswanderungsüberschuß          - 149.124
      Abwanderung (Evakuierung)       -  47.555
      sonst. Veränderungen            -     710
                                                 - 211.898

Zahl der Juden in der Ostmark am 1.1.1943            8.102


3. Judenbilanz des Protektorats Böhmen-Mähren
 Zahl der Juden im Protektorat am 15.3.1943        118.310
    Abgang vom 15.3.39 bis 1.1.43 durch Sterbeüberschuß       -   7.074
      Auswanderungsüberschuß          -  26.009
      Abwanderung (Evakuierung)       -  69.677
                                                 - 102.760

 Zahl der Juden im Protektorat am 1.1.1943          15.550

_______________
x) Diese Zahl von 2.649 Juden im Sudetenland wurde bei der Volkszählung 1939 festgestellt. Vor Eingliederung des Sudetenlands ins Reich betrug die Judenzahl rund 3 .    . die aber sehr rasch ohne Überschreitung einer Staatsgrenze u. ohne Vermögensverluste ins Protektorat auströmten.

In der Bilanz sind die neuerworbenen Ostgebiete (mit Ausnahme von Danzig) nicht enthalten. Ihre Bilanz kann noch nicht erstellt werden. Doch gibt es über die Juden in diesen Gebieten zur Zeit der Übernahme ins Reich versch. Schätzungen, die auf eine Zahl von etwa 630.000 hinführen dürften. Dazu kommen etwa 160.000 Juden im Bezirk Bialystok u. rund 1,3 Mio. Juden im Generalgouvernement zur Zeit seiner Errichtung. x) Das würde zusammen im gesamtdeutschen Raum (ohne die besetzten Ostgebiete) Ende 1939 eine Gesamtzahl der Juden von etwa 2,5 Mio. ergeben x), deren weitaus größter Teil auf den neuen Osten entfällt.

Am 1.1.1943 zählt das Reich ohne die neuen Ostgebiete, ohne das Altersghetto Theresienstadt u. ohne den Arbeitseinsatz im Rahmen der Organisation Schmelt nur mehr 74.979 Juden, davon 51.327 im Altreich, 8.102 in der Ostmark u. 15.550 im Protektorat. Im Altreich mit Sudetenland sind nur mehr 9,2 vH der Zahl der Juden vom Tag der Machtübernahme vorhanden. Am 30.1.1943 beträgt ihre Zahl nur mehr 48.242 oder 8,6 vH, am 25.2.1943 gar nur mehr 44.589 oder 7,9 vH. Berlin, wo schon 1880 ein Achtel, 1910 über ein Viertel, 1933 fast ein Drittel der Juden Deutschlands wohnten, zählt am 1.1.1943 nicht weniger als 32.999 oder 64,3 vH der gesamten Juden des Altreichs, am 30.1.1943 noch 30.121, am 28.2.1943 noch 27.281. In der Ostmark weist nur mehr Wien überhaupt noch Juden auf.

Von den 51.327 Juden des Altreichs sind 23.197 Männer u. 28.130 Frauen. 40.351 sind Glaubensjuden, 10.976 sind Nichtglaubensjuden.
16.760 leben in Mischehe, in der Ostmark 4.803 (von 8.102), im Protektorat 6.211 (von 15.550).


              III. JÜDISCHE VOLKSSCHWÄCHE

Die Judenbilanz in Deutschland weist einen außerordentlichen Sterbeüberschuß auf, der nicht allein durch die sehr hohe Sterblichkeit der Juden bedingt ist, sondern mehr noch durch die ausgesprochene Geburtenarmut. So hat sich die natürliche Bevölkerungsbewegung im Altreich mit Sudetenland von 1933 bis 1942 folgendermaßen entwickelt (nach Schätzungen u. Unterlagen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, da die Auszählungen nach Glaubensjuden viel komplizierter u. unzuverlässiger sind):

_______________
x) Ohne Distrikt Lemberg mit rund 700 000 Juden.


  Geburten u. Sterbefälle der Juden im Altreich       (bis 1939 berechnet u. geschätzt)

Jahre      Geburten   Sterbefälle   Sterbeüberschuß(-)

 1933         3 425       8 925          -  5 500
 1934         2 300       8 200          -  5 900
 1935         2 500       8 100          -  5 600
 1936         2 300       8 000          -  5 700
 1937         2 100       8 000          -  5 900
 1938         1 000       7 448          -  6 448
 1939           610       8 136          -  7 526
 1940           396       6 199          -  5 803
 1941           351       6 249          -  5 898
 1942           239       7 657          -  7 418

1933-1942     15 221      76 914          - 61 693 [1]

Vom Tag d. Machtergreifung(30.1.1933) bis 1.1.1943 beträgt der Sterbeüberschuß der Juden im Altreich mit Sudetenland 61.693; er stellt das Ergebnis aus 14.921 Geburten u. 76.114 Sterbefällen dar. Die Wanderungen einesteils, die in den ersten Jahren fehlende u. seitdem mangelhafte Erfassung vor allem der Sterbefälle in den Konzentrationslagern durch die Reichsvereinigung der Juden andernteils geben iher zwar für viele Fehlerquellen Raum, doch läßt auch der ungefähre Überblick die trotz des Rückgangs der Judenzahl etwa gleichbleibende Höhe der Sterbefälle erkennen. Die jüd. Sterblichkeit würde demnach 80-85 (gegen 10 bis 15 im europ. Durchschnitt) auf 1000 betragen (im Jahr 1942) Darüber hinaus fällt der Rückgang der Geburten auf, der dem Rückgang der Judenzahl weit vorauseilt. Die Geburtenziffer der Juden im Altreich würde danach im Jahr 1942 nur mehr rund 2 1/2 auf 1 000 betragen. Ähnlich treffen in der Ostmark vom 1.3.1938 bis 1.1.1943 auf 15.188 jüd. Sterbefälle nur 679 jüd. Geburten. Im Altreich wurden schließlich im Dez. 1942 nur mehr 14, im Januar u. Februar 1943 nur mehr 7 bzw. 8 jüd. Kinder geboren. Es ist dabei zu berücksichtigen, daß das Judentum schon seit Jahrzehnten in den zivilisierten abendländischen Staaten in der Kinderarmut voranging, wie sich an Hand der konfessionellen Geburtenstatistik ergab. Der Jude Felix Theilhaber hat schon 1911 auf den daraus folgenden "Untergang der deutschen Juden" hingewiesen, der nur durch den dauernden Zustrom ostjüdischen Blutes verdeckt wurde. Nur zum Teil hing diese Erscheinung mit der Überalterung des europäischen Großstadt-Judentums zusammen: In der Hauptsache handelte es sich um wirkliche Lebensschwäche. Bei der heutigen außerordentlichen Sterblichkeit der Juden u. ihrem Geburtentiefstand muß jedoch der äußerst ungünstige Altersaufbau der Juden mitberücksichtigt werden. Die Juden in Deutschland setzen sich nach der Abwanderung ihrer besten Jahrgänge größtenteils aus alten Leuten zusammen, sodaß ihr Altersaufbau bei graphischer Darstellung in Gestalt der Alterspyramide nach dem Stichwort der Reichsvereinigung der Juden der Form einer "Keule" gleicht, was objektiv zutrifft. Es mangeln die Kinder u. die zeugungsfähigen Jahrgänge, während die Jahrgänge der alten Leute nicht nur verhältnismäßig zu stark sind, sondern auch rein zahlenmäßig viel stärker sind als die jüngeren Jahrgänge. Daraus entspringt auch z.T. die stark überhöhte Selbstmordziffer der Juden, da der Selbstmord überwiegend eine Todesart der alten Leute ist.


      IV. DIE AUSWANDERUNG DER JUDEN AUS DEUTSCHLAND

Die Wanderung der Juden aus Ost- nach Mittel- u. Westeuropa u. aus ganz Europa nach Übersee u. hier wieder in erster Linie nach den USA ist eine seit Jahrzehnten allgemein beobachtete Erscheinung. Aus Deutschland wanderten vor allem 1840-1870 sehr viele Juden aus, doch nach 1870 hörte ihre Auswanderung fast völlig auf. Dafür wanderten nun die Deutschen aus. Die jüd. Auswanderung aus Deutschland seit 1933, gewissermaßen ein nachholen der 1870 unterbliebenen Bewegung, erregte die besondere Aufmerksamkeit der gesamten zivilisierten Welt, besonders der jüdisch regierten demokratischen Länder. Die Zahl u. Struktur der Auswanderer wurde von verschiedensten Seiten u. mit verschiedensten Methoden zu erfassen versucht. Doch gelangte man zu keinen einheitlichen Ergebnissen. Die Zahlen der deutschen Auswanderungsstatistik, jene der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland u. der israelitischen Kultusgemeinden in Wien u. Prag, die zahlreichen ausländischen Erfassungen, Berechnungen u. Schätzungen, die Statistiken des internat. Judentums u. die Zahlen wissenschaftlicher Untersuchungen weichen sehr stark voneinander ab. So rechnete Prof. Zielenziger-Amsterdam mit einer Zahl von 135.000 Auswanderern von der Machtergreifung bis Ende 1937, die Reichsvereinigung der Juden mit 203.000 Auswanderern. Seit 1938 ist die Auswanderung noch beträchtlich angestiegen, endete aber fast restlos (bis auf einige wenige Ausnahmefälle je Monat) durch das Verbot der jüd. Auswanderung im Herbst 1941. Die Reichsvereinigung der Juden u. die israelit. Kultusgemeinden in Wien u. Prag kamen bis 1.1.1943 zu folgenden hohen Auswanderungszahlen (einschl.Doppelzählungen):

     Auswanderer aus                Zahl ------ Zeitraum
     Altreich mit Sudetenland     352.543 -- (30.1.33-1.1.43)
     Ostmark                            149.124 -- (1.3.38-1.1.43)
     Protektorat                          26.009 -- (15.2.39-1.1.43)

Die anfangs überstürzte Auswanderung machte genaue Angaben überhaupt unmöglich. Ebenso dürfte das angegebene Auswanderungsziel, soweit es sich um europäische Länder handelt, vielfach nur als Zwischenstation zu betrachten sein. Von den Auswanderern aus dem Altreich gingen rund 144.000 nach anderen europ. Ländern, rund 57.000 nach USA, 54.000 nach Südamerika, 10.000 nach Mittelamerika, 53.000 nach Palästina, 15.000 nach Afrika (vor allem Südafrika), 16.000 nach Asien (China), 4.000 nach Australien. Von den 144.000 nach europ. Ländern ausgewanderten Juden gingen allein über 32.000 nach England, 39.000 nach Polen bzw.ins Generalgouvernement, 18.000 nach Frankreich, 8.000 nach Italien, 7.500 nach den Niederlanden, 6.000 nach Belgien. Es ist anzunehmen, daß der größte Teil dieser Auswanderer von diesen Ländern nach Übersee weiterzogen.
Für die jüd. Auswanderer aus der Ostmark werden folgende Ziele angegeben: 65.500 nach europ. Ländern, 50.000 nach Amerika, 20.000 nach Asien, 9.000 nach Palästina, 2.600 nach Afrika, 2.000 nach Australien.

V. DIE EVAKUIERUNG DER JUDEN

Die Evakuierung der Juden löste, wenigstens im Reichsgebiet, die Auswanderung der Juden ab. Sie wurde seit dem Verbot der jüd. Auswanderung ab Herbst 1941 in großem Stile vorbereitet u. 1942 im gesamten Reichsgebiet weitgehend durchgeführt. In der Bilanz des Judentums erscheint sie als "Abwanderung".
Bis 1.1.1943 wanderten nach den Zusammenstellungen des Reichssicherheitshauptamtes ab:

    aus dem Altreich mit Sudetenland    100.516 Juden
    aus der Ostmark                      47.555   "
    aus dem Protektorat                  69.677   "  
                           Zusammen     217.748 Juden

In diesen Zahlen sind auch die ins Altersghetto Theresienstadt evakuierten Juden enthalten. Die gesamten Evakuierungen ergaben im Reichsgebiet einschl. Ostgebieten u. darüber hinaus im deutschen Macht- u. Einflußbereich in Europa von Okt. 1939 oder später bis zum 31.12.1942 folgende Zahlen:

 1. Evakuierung von Juden aus Baden u. der Pfalz nach Frankreich.......   6.504 Juden
 2. Evakuierung von Juden aus dem Reichsgebiet einschl.Protektorat u. Bezirk Bialystok nach Osten......... 170.642   "
 3. Evakuierung von Juden aus dem Reichsgebiet u. dem Protektorat nach Theresienstadt.................  87.193
 4. Transportierung von Juden aus den Ostprovinzen nach dem russischen Osten: ............................1.449.692   "
           Es wurden durchgeschleust durch die Lager im Generalgouvernement..................... 1.274.166 Juden
           durch die Lager im Warthegau.....   145.301 Juden [2]
 5. Evakuierung aus anderen Ländern, nämlich:
        Frankreich (soweit vor dem 10.11.1942 besetzt)............... 41.911 Juden
        Niederlande........................ 38.571   "
        Belgien............................ 16.886   "
        Norwegen...........................    532   "
        Slowakei.................     56.691 Juden
        Kroatien.................      4.927   "
                       ------------------------------

  Evakuierungen insgesamt (einschl. Theresienstadt u. einschl. Sonderbehandlung)............  1.873.549 Juden
    ohne Theresienstadt..........  1.786.356   "

  6. Dazu kommt noch nach den Angaben des Reichssicherheitshauptamtes die Evakuierung von..........   633.300 Juden
     in den russischen Gebieten einschl. der früheren baltischen Länder seit Beginn des Ostfeldzuges.

In den obigen Zahlen sind nicht enthalten die Insassen der Ghettos u. der Konzentrationslager. Die Evakuierungen aus der Slowakei u. aus Kroatien wurden von diesen Staaten selbst in Angriff genommen.

VI. DIE JUDEN IN DEN GHETTOS

Es sind hier zu nennen:

1. Das Altersghetto Theresienstadt, dem insgesamt zugeführt wurden:    87.193 Juden,
davon aus dem Reichsgebiet  47.471 (Ostmark 14.222)
 "    "   "  Protektorat   39.722.

Es zählt zu Beginn des Jahres 1943 insges. an jüd. Insassen:   49.392 / davon mit deutsch. Staatsangehörigk.  24.313 /  Protektoratsangehörigkeit  25.079

Die Verminderung trat vor allem durch Sterbefälle ein. Außer Theresienstadt gibt es im Reichsgebiet eine Anzahl von jüd. Alters- u. Siechenheimen mit kleinerem
Fassungsvermögen, die aber weder als Ghettos noch als Evakuierungsorte angesehen werden.


2. Das Ghetto Litzmannstadt zählt Anfang 1943:   87.180 Juden, davon 83.133 mit ehem. polnischer Staatsangehörigkeit.

3. Die überwiegend in Rest-Ghettos untergebrachten Juden des Generalgouvernements werden für 31.12.1942 folgendermaßen angegeben bzw. geschätzt:

             im Distrikt            Zahl der Juden
             Krakau                   37.000
             Radom                    29.000
             Lublin                   20.000 (geschätzt)
             Warschau                 50.000
             Lemberg                 161.514

             Generalgouv. zus.        297.914


          VII. DIE JUDEN IN DEN KONZENTRATIONSLAGERN

In den Konzentrationslagern erfolgten von der Machtergreifung bis zum 31.12.1942:  73.417 Einlieferungen von Juden
davon wurden entlassen: 36.943 / sind durch Tod abgegangen: 27.347

Restbestand vom 31.12.42:   9.127 Juden

Es ist hier zu beachten, daß die Zahl der Einlieferungen von Juden größer sein wird als die Zahl der in die KZ eingelieferten Juden, da wiederholte Einlieferungen eines Juden wiederholt zählen. Nicht enthalten sind die im Zuge der Evakuierungsaktion in den KL Auschwitz u. Lublin untergebrachten Juden.
Nach Konzentrationslagern ergeben sich, untergeteilt nach Einlieferungen, Entlassungen, Todesfällen u. dem Bestand vom 31.12.1942, folgende Zahlen:

               Juden in den Konzentrationslagern

Konzentrationslager - Einlieferungen -  Entlassungen - Todesfälle - Bestand vom 31.12.1942

Lublin/Männer       23.409         4.509      14.217       4.683
Lublin/Frauen        2.849            59         131       2.659
Auschwitz/Männer     4.917             1       3.716       1.200
Auschwitz/Frauen       932             -         720         212
Buchenwald          16.827        13.805       2.795         227
Mauthausen/Gusen     2.064             -       1.985          79
Sachsenhausen        7.960         6.570       1.344          46
Stutthof/Männer         28             -          13          15
Stutthof/Frauen          3             -           -           3
Ravensbrück/Frauen   1.321           531         787           3
Ravensbrück/Männer     273            44         229           -
Dachau              12.026        11.140         886           -
Groß-Rosen             231             -         231           -
Lichtenburg            195           195           -           -
Neuengamme             192             2         190           -
Floßenbürg              80             2          78           -
Sachsenburg             52            52           -           -
Esterwegen              36            33           3           -
Niederhagen             12             -          12           -
Natzweiler              10             -          10           -

K L zusammen        73.417        36.943      27.347       9.127


            VIII. JUDEN IN JUSTIZVOLLZUGSANSTALTEN

Zu Beginn 1943 saßen in Justizvollzugsanstalten des Reichsgebietes 458 Juden ein, die sich auf Männer u. Frauen u. auf Arten des Strafvollzugs folgendermaßen verteilen:

                           Männer      Frauen        Zusammen
Strafhaft                     350          78            428
Sicherungsverwahrung           29           -             29
Arbeitshaus                     -           1             1

Justizvollzugsanstalten
insgesamt                     379          79            458



  II. DER ARBEITSEINSATZ DER JUDEN

In kriegswichtigem Arbeitseinsatz waren zu Beginn des Jahres 1943 im Reichsgebiet tätig:     185.776 Juden - Davon waren eingesetzt:

  1)  innerhalb der Inspekteur-Bereiche der Sicherheitspolizei u. des SD (ohne Posen u. ohne sowjetrussische Juden) 21.659, davon 18.546 mit deutscher
Staatsangehörigkeit, 107 mit Protektoratsangehörigkeit, 2.519 Staatenlose u. 487 Ausländer. Sie verteilten sich nach Inspekteur-Bereichen(ohne Posen) folgendermaßen:
   Berlin       15.100       Königsberg 2)   96
   Braunschweig    110       München        313
   Breslau 1)    2.451       Nürnberg        89
   Danzig            -       Salzburg         7
   Dresden         485       Stettin         18
   Düsseldorf      673       Stuttgart      178
   Hamburg         497       Wien         1.226
   Kassel          259       Wiesbaden      139
__________
1) ohne Organisation Schmelt   2)ohne sowjetruss.Juden

  2)  im Inspekteur-bereich Königsberg außerdem 18.435 ausländische, d.h.fast ausschließlich sowjetrussische Juden.

  3)  im Inspekteur-Bereich Posten im Ghetto- u. Lagereinsatz 95.112 hauptsächlich polnische Juden.

  4)  im Rahmen der Organisation Schmelt (Breslau) 50.570 Juden, davon 42.382 Staatenlose u. 8.188 Ausländer.



        X. EUROPÄISCHE JUDENBILANZ

Der Zusammenbruch des europäischen Judentums wurde schon vor Jahrzehnten durch den völkischen Verfall des europäischen Großstadt-Judentums einesteils, durch die jüd. Auswanderung andernteils eingeleitet. Der jüd. Statistiker Lestschinsky hat den Rückgang des Judentums in Europa 1927 folgendermaßen verdeutlicht: "Zu Anfang des 19. Jahrhunderts lebten in Europa 85 % u. allein in Rußland, Österreich-Ungarn u. Deutschland 80 % aller Juden; in Amerika gab es zu jener Zeit nur 2-3.000 Juden. 1925 waren 63 % aller Juden in Europa ansässig, innerhalb der Grenzen Deutschlands, Österreich-Ungarns u. Rußlands lebten nur noch 57 % des Gesamtjudentums, in Amerika dagegen lebten 30 %, in den übrigen Weltteilen 7 % ". Nach Berechnungen des Statist. Reichsamts betrug der Judenanteil Europas 1880 sogar 88,4 vH, 1937 nur mehr 60,4 vH. 1943 dürfte der europ. Anteil noch 1/3 des Weltjudentums betragen.

Um 1930 u. in den letzten Jahren betrug die Zahl der Juden in einigen wichtigeren Staaten Europas:

                                 Neuere  Zählung od. Schätzung
             Volks-         Zahl            Zahl der    vH der Be-
Staat     zählungs-    der             Juden      völkerung
            jahr             Juden    Jahr   in 1000     des Wirtsvolkes

Altreich      1933/35    502.799   1943      51         0,07
Österreich      1934     191.481   1943       8         0,1
Tschechoslow.   1930     356.830     .        .          .
- Protektorat     .           .    1943      16         0,2
Danzig          1929      10.448     .        .          .
Memelgebiet     1925       2.402   1937       3         2,0
Belgien           .           .    1937      80         1,0
Bulgarien       1934      48.398   1937      50         0,8
Finnland          .           .    1937       2         0,04
Frankreich        .           .    1937     280         0,7
Griechenland    1928      72.791   1937      90         1,1
Großbritann.  1931/33    234.000   1937     345         0,7
Italien         1930      47.825   1937      52         0,1

Fortsetzung:

                                 Neuere  Zählung od. Schätzung
             Volks-      Zahl            Zahl der    vH der Be-
Staat         zählungs-    der             Juden      völkerung
               jahr      Juden    Jahr   in 1000     des Wirts-
                                                      volkes

Irland            .           .    1936       4          0,1
Jugoslawien     1930      68.405   1937      75          0,3
Lettland        1935      93.479   1937      96          4,9
Litauen         1923     155.125   1937     175          7,4
Niederlande     1930     111.917   1937     135          1,6
Polen           1930   3.113.933   1937   3.300          9,6
Rumänien        1930     984.213   1941     302 1)       2,2
Slowakei          .           .    1940      89          3,4
Sowjetrußl.     1926   2.570.330   1939   4.600 2)       2,4
Ungarn          1930     444.567   1940     750 3)       5,8

1) Neuer Gebietsstand / 2) Neuer Gebietsstand, mit Ostpolen; die Zahl ist geschätzt / 3) Neuer Gebietsstand; die Zahl ist berechnet

Die Gesamtzahl der Juden auf der Erde schätzt man um 1937 im allgemeinen auf ca. 17 Mio., wovon über 10 Mio. auf Europa entfallen. Sie häufen bzw. häuften sich in Europa vor allem in den von Deutschland besetzten früheren polnisch-russischen Gebieten zwischen Ostsee u. Finnischem Meerbusen u. dem Schwarzen u. Asowschen Meer, daneben in den Handelsmittelpunkten u. im Rheingebiet Mittel- u. Westeuropas u. an den Küsten des Mittelmeers.

1937 bis Anfang 1943 dürfte die Zahl der Juden in Europa teils durch Auswanderung, teils durch den Sterbeüberschuß der Juden in Mittel- u. Westeuropa, teils durch die Evakuierungen vor allem in den völkisch stärkeren Ostgebieten, die hier als Abgang gerechnet werden, um schätzungsweise 4 Mio. zurückgegangen sein. Dabei darf nicht übersehen werden, daß von den Todesfällen der sowjetrussischen Juden in den besetzten Ostgebieten nur ein Teil erfaßt wurde, während diejenigen im übrigen europäischen Rußland u. an der Front überhaupt nicht enthalten sind. Dazu kommen uns unbekannte Wanderungsströme der Juden innerhalb Rußlands in den asiatischen Bereich hinüber. Auch der Wanderungsstrom der Juden aus den europäischen Ländern außerhalb des deutschen Einflusses ist eine weitgehend unbekannte Größe. Insgesamt dürfte das europäische Judentum seit 1933, also im ersten Jahrzehnt der nationalsozialistischen deutschen Machtentfaltung, bald die Hälfte seines Bestandes verloren haben.

Anmerkungen:   Zum Aussterben der jüdischen Bevölkerung vgl. auch Lionel Feuchtwanger (Hrsg.), Externer LinkDer gelbe Fleck.
   Die Passage auf Seite 9 entspricht der Sprachregelung, die Himmler verlangt hat. Auf Seite 10 ist dagegen der Begriff "Sonderbehandlung" im Text zu finden.

Quelle:   John Mendelson (Hrsg.) -   Externer LinkThe Holocaust, Selected Documents in Eighteen Volumes -   New York/London 1982

Der Korherr-Bericht

   23.3.1943: Korherr-Bericht, lange Fassung (16 Seiten)
   23.3.1943: Korherr-Bericht, lange Fassung (16 Seiten), Faksimile
   10.4.1943: Anweisung Himmler an Korherr
   10.4.1943: Anweisung Himmler an Korherr, Faksimile
   10.4.1943: Schreiben Himmler an Sipo u. SD
   19.4.1943: Begleitschreiben Korherr an Brandt
   19.4.1943: Begleitschreiben Korherr an Brandt, Faksimile
   19.4.1943: Korherr-Bericht, kurze Fassung (6 1/2 Seiten)
   19.4.1943: Korherr-Bericht, kurze Fassung (6 1/2 Seiten), Faksimile


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Beitrag von Dissident Di Nov 21, 2017 5:48 pm

Und so sah das aus, wenn die Karteikarten im Hollerith-Lochkarten-System erfasst waren: Stempel "Hollerith erfasst"

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