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Kriegsgefangenenlager, genannt STALAG (Stammlager)

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Beitrag von Dissident Mi Nov 02, 2016 4:40 pm

Die sogenannten STALAGs, in denen das Deutsche Reich seine Kriegsgefangenen festsetzte waren in gewisser Weise ähnlich dem KZ-System.
Es ist bestimmt aufschlußreich für das Verständnis der Konzentrationslager (abgekürzt: KZ oder KL) mehr über die STALAGs zu wissen.

http://www.unterirdisch-forum.de/forum/showthread.php?t=4559 --- Literaturhinweis:
Hubert Speckner "In der Gewalt des Feindes - Kriegsgefangenenlager in der Ostmark 1939 - 1945" R. Oldenbourg Verlag Wien, ISBN 3-7020-0471-9

https://de.wikipedia.org/wiki/Stammlager  Stammlager (im militärischen Sprachgebrauch Stalag) war in den Weltkriegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Bezeichnung für größere Kriegsgefangenenlager, in denen die Kriegsgefangenen registriert u. von wo aus sie auf Arbeitskommandos verteilt wurden ---
Der Begriff Stammlager wird auch im Zusammenhang mit deutschen KZ benutzt u. kennzeichnet dort die Verwaltungsstelle für weitere KZ-(Nebenlager).
In diesem Artikel wird auf eine häufige Verwendung des Begriffs Stammlager näher eingegangen, mit der man bestimmte deutsche Kriegsgefangenenlager des 2. Weltkriegs meint, die entsprechend der Heeres-Druckvorschrift H.Dv 38/5[2] vom 16.2.1939 von der deutschen Wehrmacht errichtet wurden.
Bei der Betrachtung sind Front-Stammlager (Frontstalag), die eigentlichen Mannschafts-Stammlager (Stalag) und die Stammlager Luft (Stalag Luft) zu unterscheiden ---

Bezug zur Zweiten Genfer Konvention
Die Heeres-Druckvorschrift 38 setzte im Wesentlichen in ihren einzelnen Teilen das Genfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen von 1929 um, dessen Signatarstaat das Deutsche Reich war. Während die Kriegsgefangenen der westlichen Alliierten im Krieg in den Stammlagern dann auch tatsächlich zu weiten Teilen entsprechend der zweiten Genfer Konvention behandelt wurden, wurde es entgegen Art. 82 nicht für Kriegsgefangene aus der Sowjetunion angewendet, die das Abkommen nicht unterzeichnet hatte.
Ursprünglich waren die Stammlager als Lager für Mannschaften u. Unteroffiziere vorgesehen. Im Laufe des Krieges wurden aufgrund der steigenden Zahl an Gefangenen dann auch Offiziere, die zuvor – traditionell u. gemäß der Haager Vereinbarung – stets von ihren Mannschaften getrennt in Oflags untergebracht waren, Stammlagern zugeteilt.
Während des 2. Weltkriegs durften 2 internationale Organisationen die deutschen Lager für die Internierten aus westeuropäischen Ländern u. dem Commonwealth inspizieren: das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)/International Red Cross Committee (IRCC) u. der Christliche Verein Junger Menschen / Young Men’s Christian Association (CVJM/YMCA). Beide Organisationen bemühten sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten um das Wohlergehen der Kriegsgefangenen ---

Kommandostruktur
Für das Kriegsgefangenenwesen im „Heimatkriegsgebiet“ u. seine Stammlager war das Allgemeine Wehrmachtamt (AWA) unter der Leitung von General Hermann Reinecke im Oberkommando der Wehrmacht verantwortlich, für die Front-Stalags außerhalb der Grenzen des Deutschen Reichs das Oberkommando des Heeres. Am 25.9.1944 wurde das Kriegsgefangenenwesen dem Reichsführer SS Heinrich Himmler in seiner Eigenschaft als Befehlshaber des Ersatzheeres (BdE) unterstellt. Himmler ernannte den SS-Obergruppenführer u. General der Waffen-SS Gottlob Berger zum Chef des Kriegsgefangenenwesens. Für die einzelnen Stalags hatte diese Änderung der Zuständigkeit jedoch nur eine geringe Bedeutung.

Stammlager und Zwangsarbeit
Die Stammlager dienten als Durchgangsstationen für Kriegsgefangene in den Arbeitseinsatz in der Kriegswirtschaft, in Außenkommandos, Zechen u. industriellen Betrieben aller Art. Sowjetische Gefangene u. ebenso Kriegsgefangene der westlichen Alliierten wurden von hier aus weiterverteilt. Waren diese Kriegsgefangenen in den Betrieben infolge schlechter Behandlung, Überarbeitung u. Hunger arbeitsunfähig geworden, wurden sie wieder ins Stammlager, meist in den dortigen San(itäts)bereich, zurückgeschickt --- Da ein erheblicher Arbeitskräftemangel bestand, gingen einzelne Betriebe dazu über, die Kriegsgefangenen ausreichend zu ernähren u. so zu behandeln, dass ihre Arbeitskraft erhalten blieb u. weiter ausgebeutet werden konnte.

Bezeichnung und Anzahl der Stammlager
Relativ dicht an der Front wurden die sogenannten Frontstammlager (Frontstalag) eingerichtet. Sie dienten der Registrierung der Kriegsgefangenen u. ihrer Verschickung ins Reichsgebiet. Das Großdeutsche Reich war in insgesamt 17 Wehrkreise (WK) unterteilt. (WK XIV bis WK XVI und WK XIX fehlten, sodass die höchste Ziffer WK XXI war.) Während das Generalkommando des von einem Wehrkreis gestellten Armeekorps an der Front stand, blieb das Stellvertretende Generalkommando, auch als Wehrkreiskommando (WKKdo) bezeichnet, im Wehrkreis zurück u. nahm dort die Geschäfte des Befehlshabers wahr. In diesen Wehrkreisen wurden nun die eigentlichen Stammlager (volle Bezeichnung: Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager) eingerichtet. Die Nummerierung der Stammlager erfolgte dem Wehrkreis entsprechend mit römischen Ziffern. Der Buchstabe hinter der Ziffer bezeichnete das Lager in aufsteigender Folge. Zum Beispiel war Stammlager III B in Fürstenberg (Oder) das 2. Stammlager im 3. Wehrkreis (WK III). Lager, deren Bezeichnung ein „/Z“ nachgestellt wurde, etwa wie Stammlager IVB/Z, waren „Zweiglager“ u. somit einem Hauptlager angegliedert. Das Hauptlager wurde durch ein nachgestelltes „/H“ bezeichnet.
Stammlager außerhalb des Reichsgebietes hatten arabische Ziffern. Wenn diese Lager in das Reichsgebiet verlegt wurden, erhielten sie die gängige Wehrkreisbezeichnung, führten aber in Klammern auch weiterhin die arabischen Nummern. Auch innerhalb des Reichsgebietes wurden aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen arabische Nummern für einige Stalags vergeben.
Insgesamt wurden im Deutschen Reich u. in den von Deutschland besetzten Gebieten 222 Stalags eingerichtet. Die Belegungsstärke der einzelnen Stammlager konnte zwischen 7.000 und über 70.000 Kriegsgefangenen variieren. Am 1.1.1944 wurden über 2.200.000 Kriegsgefangene in den Stammlagern festgehalten.
Neben den Front- u. Mannschafts-Stammlagern gab es 8 Stammlager-Luft (Stalag Luft), die dem Oberkommando der Luftwaffe unterstanden. In ihnen wurden sowohl Offiziere als auch Mannschaftsdienstgrade festgehalten.
Zitat Ende.

Es gab auch HEILAG (Heimkehrerlager) für zur Heimsendung bestimmten Kriegsgefangenen und ILAG (Internierungslager) für zivile Gefangene feindlicher Staaten. Eine große Anzahl sowjetischer Kriegsgefangener wurde auch ins KZ Mauthausen verbracht. Ich vermute aus Platzgründen...

Anmerkung Dissident: Betreffend aller Inhalte, die ich in der Rubrik "Zeitgeschichte und Nachbarländer" einstelle:
Ich habe nicht vor, zu behaupten, daß in KZ´s keine Häftlinge zu Tode gekommen wären oder daß dort nicht auch schlimme Dinge passiert sind.
Unbestritten haben etliche SS-Männer Verbrechen begangen. Daneben passierten viele Verbrechen durch KL-Häftlinge, die sich als Lagerälteste, Blockälteste, Capos, Schreiber usw. an ihren Mithäftlingen vergingen. In jedem Fall wäre zu klären, was genau geschehen ist und ob das auch wahr sein kann (falsche Zeugenaussagen, Scheinzeugen, erfolterte "Geständnisse", usw.) Mit meinen Hobby-Recherchen zu zeitgeschichtlichen Fragen und Standpunkten (eben auch betreffend der KZ) will ich keine Person, Religionsgemeinschaft oder Ethnie beleidigen.


Zuletzt von Dissident am Fr März 24, 2017 11:45 am bearbeitet; insgesamt 4-mal bearbeitet
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Beitrag von Dissident Mi Nov 02, 2016 4:45 pm

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kriegsgefangenenlager_der_Wehrmacht
Liste der Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht

Die folgende Liste gibt einen Überblick über die deutschen Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht im 2. Weltkrieg auf dem Gebiet des Deutschen Reiches (geordnet nach Wehrkreisen) u. einiger besetzter Gebiete. Nach neuesten Forschungen gab es insgesamt 1000 Kriegsgefangenenlager.

Daraus Österreich betreffend:

Wehrkreis XVII
   Stalag XVII A Kaisersteinbruch
   Stalag XVII B Krems-Gneixendorf
   Oflag XVII A Döllersheim
   Stalag Luft XVII B Krems

Wehrkreis XVIII
   Stalag XVIII A Wolfsberg
   Stalag XVIII A/Z Spittal an der Drau
   Stalag XVIII B Oberdrauburg
   Stalag XVIII C Markt Pongau
   Stalag XVIII D Marburg an der Drau
   Oflag XVIII A Lienz
   Oflag XVIII B Wolfsberg/Kärnten
   Oflag XVIII C Spittal an der Drau
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Kriegsgefangenenlager, genannt STALAG (Stammlager) Empty Stalag XVII A Kaisersteinbruch

Beitrag von Dissident Mi Nov 02, 2016 5:06 pm

https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsgefangenenlager_Kaisersteinbruch  Das Kriegsgefangenenlager Kaisersteinbruch, auch als Stalag XVII A Kaisersteinbruch bezeichnet, war das 1. Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet der „Ostmark“, zugleich aber auch eines der ersten Lager des gesamten Reichsgebietes. Es befand sich im Gebiet des heutigen Bundeslandes Niederösterreich.

Die erste Erwähnung fand das Lager Kaisersteinbruch am 29.8.1939 durch die Aufstellung des Dulag „J“, dem die Landesschützenbataillone XXV u. XXVII unterstellt wurden. Bereits am 30.9.1939 erfolgte die Umbenennung in Stalag XVII A, während Gneixendorf u. Edelbach-Döllersheim noch Durchgangslager blieben. Neben seiner Funktion als Stalag hatte Kaisersteinbruch, im Herbst 1939 noch mit dem Standort Bruck an der Leitha benannt, auch noch weiterhin seine frühere Funktion als Dulag auszuüben.

--- Gleich nach dem Anschluss Österreichs begann (in Kaisersteinbruch) eine emsige Bautätigkeit. --- ein Militärlager wurde neu erbaut. In der Folge wurde das Militärlager (Lager I) von der deutschen Wehrmacht übernommen u. mit Truppen belegt.

Auflösung der Gemeinde Kaisersteinbruch
Im Juli 1938 wurde die Gemeindevorstehung verständigt, dass Kaisersteinbruch von der Zivilbevölkerung gänzlich geräumt werden müsse. Anfangs konnte u. wollte dies niemand so recht glauben. Aber als der Herr Bürgermeister .. mit gutem Beispiel voranging u. als einer der ersten das Feld räumte, fanden sich nach u. nach Nachahmer u. im Sommer 1939 war bis auf wenige Familien Kaisersteinbruch geräumt. Der Zweite, der mit gutem Beispiel voranging, war das Stift Heiligenkreuz, welches nicht nur den Pfarrhof u. die Kirche mit den dazugehörenden Pfarrgründen, sondern auch den Friedhof mit den Toten um teures Geld verkaufte u. ebenfalls das Feld räumte ---
Nachbarort Sommerein -- Mai 1938 .. Gemeinde Sommerein .. gänzliche Räumung dieser Ortschaft .. Die Orte Sommerein u. Kaisersteinbruch hatten .. dasselbe Schicksal ---

Für die Wahl des Standortes waren die Erfahrungen mit Kaisersteinbruch als Kriegsgefangenenlager im 1. Weltkrieg, sowie als „Anhaltelager“ des Ständestaates verantwortlich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Anhaltelager_Kaisersteinbruch --- Rund 600 Männer aus allen Gauen Oberösterreichs wurden im Laufe des Jänner 1934 ins Anhaltelager Kaisersteinbruch gebracht ---

Gleich nach dem Einzug der deutschen Truppen ins Lager 1 wurde mit dem Bau eines neuen Lagers begonnen. Es wurden 30 große Mannschaftsbaracken, 2 große Mannschaftsküchen u. 4 große Garagen für Fahrzeuge aller Art, alle aus Holz, mit einem „Normalbelagraum“ für 6.000 Mann errichtet. Mai/Juni 1939 konnten schon die ersten Truppen dort untergebracht werden. Im Sommer 1940 richtete man den größeren Teil dieses Lagers, kurz Lager 2 bezeichnet, als Kriegsgefangenenlager ein.
In die am obersten Waldrand gelegenen 4 Baracken wurden die 4 Kompanien des im Lager 1 als Wachmannschaft untergebrachten Landesschützen-Bataillons übersiedelt u. dadurch das gesamte Mannschaftslager von Lager 1 zur Unterbringung von Kriegsgefangenen freigemacht. Nach der Heimbeförderung der Polen existierten ebendort ausschließlich Sowjet-Russen, mitten unter diesen, in 2 separat mit Stacheldraht abgeschlossenen Baracken waren 500 bis 600 englische Kriegsgefangene untergebracht ---

Über die Lagerinsassen
Die hauptsächliche Belegung in Kaisersteinbruch bestand aus französischen Kriegsgefangenen. Die Mannschaft betrug 73.583 Soldaten, 970 Offiziere und 220 Zivilisten, davon 55.496 Franzosen, 3.803 Belgier und 50 Polen. Bis Februar 1941 war Stalag XVII A eines der größten Lager des gesamten Reichsgebietes. Ab März 1941 war ein gewaltiger „Schwund“ an Insassen zu bemerken, was durch die Lager in Wolfsberg u. Spittal/Drau zu erklären ist. Juni 1941 bildeten die Serben die zweitstärkste Gruppe unter den Kriegsgefangenen, wurden jedoch ab Dez. 1941 von Rotarmisten an der 2. Stelle abgelöst. In den folgenden Monaten erreichte das Lager Kaisersteinbruch zwar nie mehr die Zahlen des Jahres 1940, gehörte aber zu den größeren Lagern des Reichsgebietes. Auch die Zahl der italienischen Militärinternierten kam in ihrer Gesamtzahl fast an jene der Franzosen heran.

Überprüfungsberichte einer IKRK-Kommission

Der erste erhaltene Überprüfungsbericht einer IKRK-Kommission stammte von Sommer 1940. Die Verpflegung wurde bereits 1940 von den Gefangenen als nicht ausreichend beschrieben, vor allem wünschten die meisten mehr Brot. Die Küche selbst, die unter dem Kommando eines deutschen Unteroffiziers stand, war sauber u. ausreichend ausgestattet u. wurde von einem franz. Arzt überwacht. Die Bekleidungsausstattung war zu gering, wobei besonders die Uniform der Belgier aus einem Material bestand, das schnell abgetragen war, besonders bei jenen Gefangenen, die einen Arbeitseinsatz leisteten. Die Wünsche der Kriegsgefangenen gingen vor allem in Richtung Schuhe, aber auch Bekleidung allgemein u. Unterwäsche.
Die Sterberate unter den Gefangenen war sehr niedrig u. erreichte Sommer 1940 die Zahl von 55 Todesfällen, von denen mehrere Arbeitsunfälle waren. Neben einem deutschen Arzt arbeiteten auch 5 franz. Ärzte im Krankenrevier, die mit den hygienischen Bedingungen im Allgemeinen zufrieden waren. Die grundsätzliche Klage der Gefangenen ging in Richtung Postempfang, der sehr spärlich war, vor allem aus dem besetzten Frankreich. Viele hätten ihre Gefangenenkarten vor 1 oder 2 Monaten nach Genf geschickt u. würden nun Post erhalten, was die Männer sehr glücklich machen würde, da dies die ersten Nachrichten von ihren Angehörigen seien. Probleme bestanden allerdings für die Zensur des Lagers durch manchmal sehr lange Briefe, die oft schwer leserlich waren, was deren Verteilung enorm verzögerte.

Besuche der Delegierten im Stalag XVII A erfolgten am 20.8.1940, 19.3.1941, 28.3.1942, 10.11.1942, 30.4.1943, 10.1.1944 u. am 8.8.1944. Überdies wurde dieses Lager auch von Vertretern der Schweizer Regierung besucht, allerdings sind die Besuchsdaten nicht bekannt. Die Besuchsberichte wurden an das Außenministerium in Berlin, der damaligen Gewahrsamsmacht, weitergeleitet ---
Im Überprüfungsbericht vom 17.3.1944 spricht die Kommission von einem katholischen Priester, der die Erlaubnis hatte, den katholischen Insassen des Lagers am Sonntag im „Russentheater“ die Messe zu lesen ---
Mit Unterstützung der internationalen Hilfsorganisationen konnten die Franzosen im Jahre 1941 eine Baracke zu einer Kapelle und zu einem Theatersaal – einer „Kult- und Kulturbaracke“ umwidmen und entsprechend ausgestalten ---
Schwierigkeiten ergaben sich 1944 hinsichtlich der sportlichen Aktivitäten der Kriegsgefangenen in Kaisersteinbruch. Die Existenz eines Sportplatzes wurde von der Schutzmachtkommission im März 1944 erwähnt u. auch die gute Ausstattung des Lagers mit Sportgeräten wurde gelobt. Nach der Invasion in der Normandie hatte der Kommandant alle sportlichen Aktivitäten auf dem großen Sportplatz außerhalb des Lagerzaunes, am Ortsrand von Kaisersteinbruch gestoppt ---

Daneben gab es für die Gefangenen gelegentliche Kinovorführungen sowie Büchersendungen durch die YMCA. Besonders beeindruckt war die Schutzmachtkommission allerdings von einer eigens für sie arrangierten Vorführung der Theatertruppe u. des Lagerorchesters. Dieses Orchester sowie die Theatertruppe waren im Wesentlichen eine Sache der franz. Insassen des Lagers. Unter der Leitung eines Dirigenten der Pariser Oper wurde ein Orchester in der Stärke von durchschnittlich 65 Mann aufgestellt, dessen Tätigkeit sich auch auf Konzerte außerhalb des Stalag XVII A erstreckte. Eine Freizeitgestaltung der franz. Kriegsgefangenen betreffend, die von der deutschen Propaganda sehr gefördert wurde, betrafen die Tätigkeiten des „cercle Pétain“, der als Vereinigung zur Förderung von Kollaboration gedacht war. In Kaisersteinbruch erfreute sich die Vereinigung offensichtlich nur eines äußerst geringen Interesses von Seiten der Kriegsgefangenen, da im Juli 1943 vermeldet wurde, dass das „mouvement Pétain“ vollständig ins Wasser gefallen sei. Als Tarnung u. Deckmantel einer Widerstandsbewegung unter den Franzosen, wie im Stalag XVIII A (Wolfsberg), wurde der Cercle in Kaisersteinbruch offensichtlich nicht oder kaum benützt ---

Sowjetische Kriegsgefangene

Die unterste Stelle der internen Rangordnung im Stalag nahmen die sowjetischen Kriegsgefangenen ein. Bedingt durch den schlechten Gesundheitszustand der sowj. Soldaten kam es rasch zum Ausbruch von Typhus, Fleckfieber u. Ruhr in den Lagern was zu deren Sperre führte. Die „Kontumazierung“ des Stalag XVII A wurde am 18.4.1942 aufgehoben, nachdem die ersten großen Transporte mit sowjetischen Kriegsgefangenen bereits ab Nov. 1941 ins Lager gebracht wurden. Das Lager 1 wurde zum Russenlager bestimmt u. die Kriegsgefangenen der anderen Nationalitäten aus diesem Lager evakuiert --- Die Toten wurden sofort nach der Ankunft am Bahnhof Wilfleinsdorf, der den „Verladebahnhof“ für Stalag XVII A bildete, in Massengräbern im Lagerfriedhof beerdigt ---

Bestattung sowjetischer Kriegsgefangener
Ein Schnellbrief des Reichsministers des Inneren vom 27.10.1941 erteilte Anordnungen über die Bestattung von Leichen sowjetischer Kriegsgefangener: „Für die Überführung u. Bestattung ist ein Sarg nicht erforderlich. Die Leiche ist mit starkem Papier (möglichst Öl-, Teer- oder Asphaltpapier) oder sonst geeignetem Material vollständig einzuhüllen. Die Überführung u. Bestattung ist unauffällig durchzuführen. Bei gleichzeitigem Anfall mehrerer Leichen ist die Bestattung in einem Gemeinschaftsgrab vorzunehmen. Hierbei sind die Leichen nebeneinander (aber nicht übereinander) in der ortsüblichen Grabestiefe zu betten.“
Ein Schreiben des Oberkommandos der Wehrmacht vom 24.3.1942 ergänzte: „[…] eine deutsche militärische Abordnung wird nicht gestellt. Die Begräbnisteilnahme von Kameraden des Verstorbenen, die dem gleichen Kriegsgefangenenlager angehören, ist gestattet. Geistliche Helfer dürfen, soweit sie dem Lager selbst angehören, beteiligt werden. Auf Lagerfriedhöfen darf die Gräberfolge der sonstigen Kriegsgefangenen nicht gestört werden.“
Der Leiter der Wiener Bestatter äußerte Bedenken .. er forderte die Bereitstellung von Brettern, auf denen die Toten zu befestigen wären, um das Ein- u. Ausladen in den Fourgons (Leichenwagen) zu ermöglichen. Er schrieb .. zufällige Zuschauer, die nicht wissen, dass es sich um sowjetische Kriegsgefangene handelt, könnten die unwahrscheinlichsten Vermutungen aufstellen u. zu allen möglichen Gerüchten veranlasst werden.

Da aber die Sterbefälle Juni/Juli 1942 besonders im Lager Wiener Neudorf eine bisher nicht bekannte Höhe erreichten, musste nach einer neuen u. endgültigen Lösung des Transportproblemes gesucht werden. Am 1.8.1942 fand in der Direktion der Städtischen Leichenbestattung, Wien 4., Goldeggasse 19, eine neuerliche Besprechung statt, an der neben den Kommandanten der Mannschafts-Stammlager Stalag XVII A u. Stalag 17|XVII B, auch der Kommandeur der Kriegsgefangenen im Wehrkreis XVII teilnahm. In dieser Besprechung wurde beschlossen, dass ab 17.8.1942 die Heeresstandortverwaltung Wien ein Fuhrwerk, einen innen mit Blech ausgeschlagenen gedeckten Wagen, bereitzuhalten hat. Ferner war ein auf einfache Art hergestellter Notsarg, mit Sägespänen ausgekleidet, beizustellen. Die in Papier verpackte Leiche kam in den Notsarg u. wurde durch Kippen des Sarges in das Grab gebracht. Der Notsarg wurde weiter verwendet. Für den Transport von an Infektionskrankheiten Gestorbenen blieb weiterhin der Rettungsdienst zuständig...

Italienische Kriegsgefangene

--- Die ersten Transporte von Italienern kamen Ende Sept. 1943 am Bahnhof Wilfleinsdorf an --- Im Sommer 1944 wurde in Stalag XVII A Kaisersteinbruch der „Auffang- u. Betreuungsstab“ für eine freiwillige italienische Brigade aufgestellt. Ende 1944 befanden sich bei der in Grafenwöhr aufgestellten „Ersatz-Brigade“ 600 Mann von den geplanten 6.000, in Kaisersteinbruch etwa 2.500. Es ist anzunehmen, dass diese Freiwilligen eine etwas andere Behandlung erfuhren, als ihre „nichtfreiwilligen“ Kameraden im Reich u. dass diese andere Behandlung auch auf die Situation der Italiener in Kaisersteinbruch überhaupt abfärbte, jedenfalls ist nichts Gegenteiliges bekannt, wobei die Situation der italienischen Militärinternierten in der Ostmark generell besser als im „Altreich“ beschrieben wird.

Englische und amerikanische Kriegsgefangene
Während Franzosen u. Jugoslawen häufig einzeln zu Bauern in Arbeitseinsatz kamen, durften die Russen nur in größeren Gruppen aus dem Lager hinaus auf Arbeit. Die Engländer aber gar nicht, denn vor diesen hatte die deutsche Obrigkeit Respekt u. Angst. Ihnen wurde so manches bewilligt u. zugestanden, was andere Nationalitäten nie erreichen konnten. So wurden den Engländern die 2 Wohnbaracken ordentlich mit frischem Kalkanstrich überzogen u. gereinigt. Zur Arbeit gingen sie überhaupt nicht.
Sie verfügten über ein paar große Musikkapellen mit den verschiedensten u. teuersten Instrumenten, welche ihnen aus der Heimat geschickt wurden. Sie setzten auch durch, dass ihnen mehrmals die Woche erlaubt wurde, auf einem in der Nähe des Lagers gelegenen, der deutschen Wehrmacht gehörenden Fußballplatz zu marschieren u. Fußballspiel zu betreiben. Auf dem Marsch dorthin durfte sie nur ein einziger deutscher Unteroffizier ohne Gewehr als Wachmannschaft begleiten!
Die Situation der englischen Gefangenen des Stalag XVII A Kaisersteinbruch ist für das Jahr 1944 durch die Schutzmachtüberprüfungen gut dokumentiert. Im Februar 1944 beklagte sich der „British Camp leader“ – „Warrant Officer 1st cl.“ Brown – bei der Schutzmachtvertretung über die schlechte Bekleidungsausstattung der Briten u. US-Amerikaner. Sie hätten keine 2 vollständigen Garnituren, obwohl diese erhältlich wären. Am 17.3.1944: „Die Einrichtung der Baracken lässt sehr zu wünschen übrig“. Außer den Schlafstätten in 3 Lagen übereinander sind keine Tische, Stühle u. Bänke vorhanden. Beleuchtung ist sehr schlecht. Warme Duschen sind nur alle 3 Wochen möglich. Der schlechte Zustand der Nachtlatrinen wurde beklagt, sowie das Fehlen eines Zahnarztes im Lager.
Die Baracken waren gleich aufgeteilt, 2 große Schlafräume links u. rechts u. ein Waschraum, der in Kaisersteinbruch mehr einem Vorraum glich. Die Einrichtung des Waschraumes bestand aus 6 Wasserhähnen u. einem großen Wasserbecken aus Blech. Deren Einrichtung war die schlechteste, welche die Kommission jemals gesehen hatte. Das 3-stöckige „monster bed“ nahm fast den gesamten Raum ein, weiters existierte nur 1 Ofen, für den zu wenig Brennmaterial vorhanden war. Die Klagen des britischen Vertrauensmannes dürften Erfolg gehabt haben.
Bei der Überprüfung am 21.6.1944 gab es zahlreiche Verbesserungen seit der letzten Visite. Der Leiter der Kommission entdeckte, dass sich eine Anzahl britischer u. amerikanischer „special prisoners“ (Sondergefangene) in einer isolierten Abteilung des Stalag XVII A befanden. Auf die Bitte nach deren Kontaktierung u. die Unterstützung dieses Anliegens durch den begleitenden Offizier des OKW – Major Römer – gestattete der Stalagkommandant – Oberst Pamperl – einen kurzen Besuch des isolierten Lagerteiles. Die Briten waren Mitglieder einer Sondereinsatztruppe auf dem Kriegsschauplatz Balkan u. wirkten als Militärberater auf der Seite der Truppen Marschall Titos. Dabei wurde eine Gruppe von 3 Offizieren u. 6 Unteroffizieren unter dem Kommando des Brigadegenerals Davies gefangengenommen. Die Gefangenengeschichte des britischen Generals mutet für einen Kriegsgefangenen äußerst seltsam an. Nach einem Krankenhausaufenthalt in Tirana u. Belgrad wurde er in einem KZ in der Nähe von Belgrad, danach im Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf, im Militärgefängnis in Wien u. schließlich ab Angang Juni 1944 im Stalag XVII A gefangengehalten. Die Art ihrer Gefangenenschaft stand nicht im Einklang mit der Genfer Konvention, was von der Schutzmachtkommission dem Lagerkommandanten u. Major Römer vom OKW vorgehalten wurde. Diese erwiderten, auf höheren Befehl von Seiten des OKW zu handeln u. keine Befugnis zu haben, die Situation der Gefangenen zu ändern. Immerhin erhielten die Briten nach der Intervention Rot-Kreuz-Pakete.
In einer anderen Zelle des Isoliertraktes wurden 3 US-Offiziere, die im März 1944 in Ungarn nach der Besetzung Ungarns durch die Wehrmacht gefangengenommen wurden, unter ähnlichen Bedingungen wie die Briten gefangen gehalten, nachdem sie zuvor von der Gestapo laut der Aussage eines der US-Offiziere äußerst schlecht behandelt worden waren. Ihr Weg führte sie nach 3 Wochen in Belgrad, 2 Wochen Berlin, 7 Wochen Budapest u. schließlich Wien Anfang Juni nach Kaisersteinbruch. Am 8.8. befanden sich die britischen u. US-Sondergefangenen noch immer in einer besonderen Abteilung, was die IKRK-Kommission dieses Tages wiederum zu einem Sonderbericht bewegte.
Die Hauptklage der Gefangenen war primär, dass sie nicht als Kriegsgefangene sondern wie Übeltäter behandelt wurden. Sie wurden nach wie vor unter Arrest gehalten, ohne bestraft worden zu sein oder eine Flucht versucht zu haben, indem sie in denselben Untersuchungsbaracken wie gewöhnliche Soldaten gefangen gehalten u. bis vor kurzer Zeit gemeinsam mit diesen in einer Zelle untergebracht waren. Ein US-Captain sowie 2 Sergeants wurden von Gestapoangehörigen während ihrer Verhöre in Ljubljana sowie in einem Polizeigefängnis im Norden Sloweniens geschlagen, wobei Captain Watt noch Spuren dieser Misshandlungen trug. Ihre derzeitige Behandlung in Kaisersteinbruch u. ihr Gesundheitszustand seien nicht schlecht, resümiert die IRKR-Kommission, ausgenommen der Zustand der strengen Bewachung. Vor dem Verlassen des Lagers teilte der Lagerkommandant der Kommission mit, dass er den Befehl erhalten habe, die Offiziere in ein Oflag u. die NCO´s (Non-commissioned officer) u. den britischen „Gunner“ in ein Stalag zu überstellen.
Der Chef KGW im OKW, Krafft, gab in Nürnberg zu Protokoll, dass die isolierte Gefangenschaft des General Davies u. seiner Männer in Stalag XVII A Kaisersteinbruch zu deren Schutz durch das OKW erfolgte. Aufgrund eines Befehles, der von Hitler höchstpersönlich stammte, sollte diese britische Militärmission von der Gestapo erschossen werden. Durch die Verlegung in ein Stalag sollten die britischen Gefangenen dem Zugriff der Gestapo entzogen werden.

Slowakische Kriegsgefangene

Die niedere Stellung der Angehörigen von slawischen Völkern (nach dem NS-Wertesystem) hatten ab Herbst 1944 die Soldaten der ehemals verbündeten slowakischen, bulgarischen und rumänischen Wehrmacht zu spüren; zusätzlich wurden sie von vielen Angehörigen der deutschen Wehrmacht als Verräter betrachtet.
Ladislav Ťažký, Ehrenpräsident des Slowakischen Schriftstellervereines, in Bratislava, besuchte 1990 das ehemalige Kriegsgefangenenlager, die spätere Uchatiuskaserne des Bundesheeres in Kaisersteinbruch; er war dort während des Zweiten Weltkrieges ab 1944 gefangengehalten worden ---  Ťažký schildert:
" --- Wir treten in Fünferreihen an. Die ersten Reihen verließen bereits Bruck u. bogen nach links ein. Die Soldaten hatten die Toten u. Verletzten auf 2 Autos geladen, die sich hinter den Gefangenen im 1. Gang dahinschleppen u. den Weg mit den Scheinwerfern ausleuchten, vor allem dessen Ränder, wo die Aufseher mit den Hunden gehen. Vor uns auf dem Hang steht eine große ausgeleuchtete Stadt --- Die beleuchtete Lagerstadt zieht uns in den drahtverzäunten Bauch wie ein Staubsauger --- Am Fenster, wie in einem Amt, schreiben Soldaten die Namen auf. Sie schreiben die Namen auf, die du ihnen diktierst. Niemand kann kontrollieren, ob sie falsch oder richtig sind. Aber wenn schon sterben, dann mit dem eigenen Namen. Hinter uns rollt eine Gruppe sowjetischer Gefangener unter die Duschen. Die Gefangenen sind abgemagert, kaputt, mit glattrasiertem Kopf, wie in den Deutschen Wochenschauen...
   Ein Leben, das in einem Meer stehender Zeit ersäuft. Das sind die langen Strecken eines kurzen Lebens... Jeden Morgen die gleichen Fragen: Was wird morgen sein, was kommt danach? Warum gibt man uns keine Arbeit? Wollen sie uns mit Nichtstun foltern? Warum foltern die Deutschen die einen mit unmenschlicher Tatenlosigkeit und die anderen mit übermenschlicher Arbeit? Wer hat sich diese Riesenlager ohne Arbeit ausgedacht? ...“– Ladislav Ťažký ---
In das Lager wurde Jan Kudela von deutschen Soldaten am 2.1.1945 gebracht. Der Grund war die Weigerung, zu den so genannten „Slowakischen Heimverteidigungstruppen“ einzurücken, die sich nach der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstandes formiert hatten. Kudela musste sich als Deserteur verstecken. Bis zu seiner Gefangennahme arbeitete er von Oktober bis Dezember 1944 mit den Partisanen ---

Lager 3
Mit Geldmitteln des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz erfolgte Frühjahr 1941 der Aufbau des so genannten Kriegsgefangenen-Lazaretts, kurz Lager 3. Es bestand aus einer Entlausungsstation, einer Apotheke, einem Operationssaal u. einer elektrischen Kühlanlage für Leichen. 11 Baracken boten Platz für die Unterbringung erkrankter Kriegsgefangener, darunter auch eine Isolierbaracke für Typhus u. andere gefährliche u. ansteckende Krankheiten. Alle aus Lehm gebrannten Mauerziegeln erbaut u. die Dächer mit geteerter Dachpappe überzogen. Diese Baracken waren nur wenige Meter von der Kaisersteinbrucher Kirche entfernt ---

Lagerfriedhof
Aufgrund der hohen Anzahl von toten Kriegsgefangenen ab dem Winter 1941/1942 wurde einige hundert Metern von Lager 3 entfernt ein Lagerfriedhof errichtet. Davor wurden die verstorbenen Kriegsgefangenen üblicherweise am Ortsfriedhof begraben; dort wurde im Gedenken an die franz. Kriegsgefangenen ein Denkmal errichtet.
Auf dem Lagerfriedhof wurden ungefähr 8000 Sowjet-Russen u. 1000 Rumänen bestattet, dazu kamen Tote aus anderen Nationen, wie Franzosen, Jugoslawen, Griechen u. Italiener. Insgesamt sind es ca. 10.000 Leichen, darunter 6 aus England u. 1 aus Amerika. Nach dem Krieg kamen Hunderte Volksdeutsche, die 1945/46 im Lager starben, hinzu. Von 1945 bis 1955 wurde eine größere Zahl von Angehörigen der russischen Besatzungsmacht, die hier im Lager verstorben sind, auf diesem Friedhof beerdigt. Die russischen Kriegsgefangenen, die während des Krieges im Lager verstorben sind, kamen alle in große Schachtgräber. Die der anderen Nationen waren in Einzelgräbern untergebracht. Amerikaner, Engländer u. Franzosen ließen noch im Sommer 1947 ihre toten Angehörigen exhumieren u. in die Heimat überführen.
Im Auftrage der russischen Besatzungsmacht begannen Sept. 1947 die Arbeiten zur Einebnung des Lagerfriedhofs mittels Traktoren. Aus dem Grundstück wurde eine parkähnliche Anlage mit umlaufender Mauer aus Naturstein u. einer Eingangspforte an der Nordseite. An der Südseite entstand ein russisches Mahnmal u. an den Längsseiten wurden in gleichmäßigen Abständen Gedenksteine für die Verstorbenen anderer Nationen aufgestellt.

Das Lager nach Kriegsende
Als Ende März 1945 die russische Front – aus Ungarn kommend – mit jedem Tag immer näher an das Lager rückte, entschloss man sich höheren Ortes, das Lager zu räumen. Am 1.4.1945, wurden alle im Lager gewesenen, gesunden u. marschfähigen Gefangenen, ca. 15.000 Mann, unter Begleitung ihrer Wachmannschaften zu Fuß nach Oberösterreich in Marsch gesetzt. Zurück blieben lediglich ca. 1.000 kranke, nicht marschfähige Gefangene, in der Mehrzahl Russen u. Rumänen, deren Zahl sich aber nach Ostern, mit den bei den umliegenden Bauern auf Arbeit gewesenen u. nun in das Lager zurückkehrenden Gefangenen, vor allem Jugoslawen u. Franzosen, auf ca. 4.000 Kriegsgefangene ohne Bewachung erhöhte. Die ca. 20 Mann Bewachung, meist Wiener u. Niederösterreicher, flüchteten selbst u. ließen die Gefangenen allein. Am 3.4. sprengten dann zurückflutende SS-Formationen die 3 Leithabrücken u. zogen Richtung Wien ab. Als die deutschen Truppen abgezogen waren, übernahmen ca. 300 englische Kriegsgefangene sofort das Kommando über alle im Lager befindlichen Kriegsgefangenen.  Zu Kriegsende hatte dieses Stalag 85 Ziegelbaracken.

Aus den Mitteilungen des Museums- u. Kulturvereins Kaisersteinbruch Nov. 1995:
--- Im großen und ganzen aber gehörten die französischen Kriegsgefangenen zur Lager-Elite, die durch die franz. dominierte Lagerselbstverwaltung das Lagerleben mitbestimmten. Kriegsgefangene arbeiteten in den versch. Werkstätten des Lagers wie Schneiderei, Schusterei, Tischlerei und in vielen Schreibstuben. ---
Besondere Erwähnung von Seiten der Kriegsgefangenen erhielt der Leiter der Kartei II, der Wiener Stabszahlmeister Franz Bauer, dem ein sehr aufmerksames und angenehmes Verhalten gegenüber den Gefangenen nachgesagt wird. ---
In einem Schreiben des Reichsstatthalters in Niederdonau an alle Landräte vom 25.9.1944 wird auf das "zunehmende Unwesen der Schlingenstellerei, namentlich durch französische Kriegsgefangene" hingewiesen. Um derartige Wildereien zu verhindern, wurde allen Kriegsgefangenen verboten, sich in ihrer Freizeit oder auf dem Weg zur Arbeitsstätte außerhalb von öffentlichen Wegen aufzuhalten. ---
... beschrieb Pfarrer Franzl die Situation: "Also, wenn sie mich fragen, wie das Lagerleben war, in Kaisersteinbruch, muß ich sagen: Zuerst waren ja Polen hier und Franzosen, da muß ich sagen, die haben nicht schlecht ausgeschaut. Die haben mich einmal eingeladen auf einen Kaffee - Sie werden lachen - ich habe eine Freude gehabt, daß ich bei den Gefangenen Kaffee trinke, mit Keks!, das hat es ja heraußen nicht gegeben." ---
Februar 1945: 26.470 Kriegsgefangene, hoffnungslose Überfüllung des Lagers --- Zu allem Überfluß kam im Winter 1944/1945 noch das Problem der alliierten Luftangriffe hinzu. Stalag 17A sollte im Dez. 1944 bombardiert worden sein, wahrscheinlich liegt bei der Meldung aber eine Verwechslung mit Stalag 18A Wolfsberg vor, das im Dez. 1944 das Ziel eines schweren Luftangriffes wurde, der viele Opfer unter den Kriegsgefangenen kostete. Während der Visite durch das IKRK warf ein einzelnes Flugzeug 5 Bomben über einem "Nachbarlager" - wahrscheinlich einem Arbeitskommando - ab. ---
Evakuierung: In einer Zusammenstellung des US-War-Department über Evakuierungsmärsche der Lager des Reichsgebietes wird als Abmarschzeitraum der 30.3. bis 2.4. genannt, wobei die Evakuierung gemeinsam mitz Stalag 17B Gneixendorf erfolgte. Die Ankunft in Braunau wird mit 19.4. datiert. Am Morgen des Abmarschtages wurde allen Gefangenen das Antreten vor den Baracken befohlen, wo ihnen die Durchführung des Evakuierungsmarsches, der sehr anstrengend und ohne Essen werden würde, mitgeteilt wurde. Die Verpflegung würde nur im Fall der Hilfsbereitschaft der Bevölkerung organisiert werden können. Die Lageroffiziere stellten den Kriegsgefangenen die Teilnahme am Marsch frei sodaß jene, die zu schwach für den langen Marsch wären, im Lager bleiben können. die slowakischen Gefangenen befürchteten die Massenhinrichtung der Zurückgebliebenen und so machte sich alles, was noch irgendwie gehfähig war, auf den Weg Richtung Westen. ---
Das Gebiet um Braunau bildete einen zentralen Punkt, an dem alle Evakuierungsmärsche von Kriegsgefangenen des Wehrkreis 17 ihr Ziel fanden. --- Am Abend des 3.5. ging die Botschaft unter den Kriegsgefangene um, daß die US-Armee nur noch 10 km entfernt sei u. im Laufe des folgenden Tages tauchten die ersten US-Fahrzeuge auf ---
Die Wachmannschaft, die teilweise in Kaisersteinbruch zurückgeblieben war, verließ das Lager vor Eintreffen der Roten Armee u. überließen es den Kriegsgefangenen. Die ehemaligen Gefangenen befanden sich nach der Befreiung noch einige Zeit im Lager, je nach Nationalität unterschiedlich lang. Zusätzlich wurden DP´s der versch. Nationalitäten im Lager einquartiert.
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Kriegsgefangenenlager, genannt STALAG (Stammlager) Empty Stalag XVIII A Wolfsberg-Priel

Beitrag von Dissident Fr Nov 11, 2016 3:14 pm

https://de.wikipedia.org/wiki/Stalag_XVIII_A --- Das Stalag XVIII A (1939-1941 zunächst Oflag XVIII B) war im 2. Weltkrieg ein Kriegsgefangenenlager der deutschen Wehrmacht südlich von Wolfsberg (Kärnten). Im Stammlager Wolfsberg waren bis zu 8000 Kriegsgefangene interniert; zusammen mit Nebenlagern in Kärnten, der Steiermark u. Salzburg waren es bis zu 40.000 Gefangene.

1939 wurden zunächst polnische Offiziere interniert (Polenfeldzug), ab Mai/Juni 1940 belgische u. franz. Soldaten (Westfeldzug), im weiteren Verlauf des Krieges Engländer, Australier, Neuseeländer (z.B. gefangen im Balkanfeldzug), Russen, Serben, US-Amerikaner u. Italiener. Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes (Sommer 1944) wurden polnische Widerstandskämpfer im Lager inhaftiert.

Der größte Teil der Gefangenen musste in der Landwirtschaft als Knecht oder Erntehelfer arbeiten; daneben gab es Arbeitskommandos im Wegebau u. in Industrie-betrieben, im Bergbau oder etwa beim Bau der beiden Draukraftwerke Schwabegg u. Lavamünd. Nach Ende des Krieges konnten die Gefangenen in ihre Heimatländer zurückgelangen; einzelne ließen sich in der Region Lavanttal nieder.

Die britische Besatzungsmacht nutzte die Infrastruktur des Lagers für die Errichtung des „Camp 373“, in dem bis zu 7.000 führende Funktionäre der NSDAP der Steiermark u. Kärntens inhaftiert wurden. Die Gefangenen wurden unter Verdacht auf Kriegsverbrechen oder hochrangige Angehörigkeit zu Wehrmacht, SS u. Gestapo verhört u. später Gerichten ihres Landes überstellt.

An das ehemalige Lager Stalag XVIII A erinnert heute der sogenannte „Russenfriedhof“ in Ortsteil St. Johann u. die „Lagerstraße“ im Ort. Die letzte Baracke des Lagers wurde im Jahr 1999 niedergerissen.

Weblinks: www.wartimememories.co.uk Photos: www.stalag18a.org.uk
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Kriegsgefangenenlager, genannt STALAG (Stammlager) Empty STALAG XVIII C St.Johann im Pongau / Salzburg

Beitrag von Dissident Fr Nov 11, 2016 3:23 pm

http://www.salzburg.com/wiki/index.php/Kriegsgefangenenlager_Markt_Pongau --- Stalag 317 (XVIII C) Markt Pongau ---
Diesem Stammlager waren alle Kriegsgefangenen zugehörig, auch wenn sie in firmeneigenen Lagern, wie z. B. beim Bau der Tauernkraftwerke Kaprun, untergebracht waren. Vom Stalag aus wurden sie zum Einsatz transportiert u. von dort erhielten sie ihre Befehle. Im Stalag wurden sie disziplinär bestraft u. dorthin wurden sie nach ihrem Einsatz in firmeneigenen Lagern letztendlich auch zurück gebracht ---

Lager, Baracken und Großzelte
Der Plan zur Errichtung des Lagers entstand März 1941. Die Grundstücksverhandlungen für das Nordlager begannen laut Schriftverkehr zwischen Kreisbauernschaft u. Wehrkreisverwaltung in Salzburg im April 1941. Demselben Schriftverkehr ist zu entnehmen, dass das Lager die Größe von ca. 8 Hektar hatte. Die Unterkünfte wurden von versch. St. Johanner Firmen erbaut u. im Okt. 1941 fertig gestellt. Nach Errichtung des Nordlagers kamen die Russen, die vorher in einer der Baracken des etwas früher fertig gestellten Südlagers untergebracht waren, ins Nordlager. Im Südlager verblieben die Franzosen, Serben u. Polen. Nicht belegbar ist, dass auch Engländer u. Kanadier dort inhaftiert waren. Jedes der beiden Lager bestand aus ca. 25-30 Holzbaracken, in denen 300-500 Personen untergebracht wurden. Die Baracken sollen nach Angabe eines dort beim Bau eingesetzten Lehrlings ca. 45-50 m lang gewesen sein. Sie hatten einen Mittelgang, der die Baracke in 2 gleich große Teile gliederte u. in dem 4 Tröge zum Waschen aufgestellt wurden. Auf einer Seite der Baracke waren Doppelgestelle mit jeweils 3 Schlafstellen montiert, auf der anderen Seite war der Betonboden mit Stroh bedeckt u. diente so als Schlaflager. An beiden Barackenenden befand sich jeweils ein Plumpsklo. Weder Waschtröge, noch Schlafplätze noch Klos waren für die große Anzahl der in jeder Baracke untergebrachten Gefangenen ausreichend. Zur Verbesserung der „hygienischen“ Situation mussten die Kriegsgefangenen vor ihrer Baracke daher eine Latrine errichten, die aus einem 10m langen Graben u. einer Stange, die auf Pflöcken befestigt war, bestand. Da die Baracken zur Unterbringung der großen Zahl der Gefangenen bei weitem nicht ausreichten, wurden auch Großzelte aufgestellt, in denen die Gefangenen auch im Winter hausen mussten. Allein den geschilderten Lagerbedingungen fielen zahlreiche Menschen zum Opfer.

Zusätzlich zu den Unterkünften gab es in beiden Lagern je 1 Küchenbaracke. Es soll auch 1 Lazarettbaracke gegeben haben, die in einem Protokoll der Gemeindevertretung Erwähnung findet.
Noch vor Fertigstellung des Nordlagers langten die ersten Transporte mit russ. Kriegsgefangenen ein. Sie sollen 2 Wochen lang zu Hundert in einem Viehwaggon eingepfercht ohne Essen zugebracht haben. Die die Fahrt überlebt hatten, kamen mehr tot als lebendig am Bahnhof St. Johann an. Unter SS-Aufsicht wurden sie ins Lager getrieben. Nach Augenzeugenberichten kamen sie in zerlumpter u. infolge von Ruhr in kot- u. blutverschmierter Kleidung ins Lager. Aufgrund ihres Zustandes überlebten weitere 30-40 Menschen die erste Nacht im Stalag nicht.

Belegung, Leitung, Wachmannschaft, Lagerordnung
Der Lagerkomplex, geteilt in Nord- u. Südlager, war laut Plan für 8 000 - 10 000 Gefangene u. eine 1.000-köpfige Wachmannschaft ausgelegt. Die Wachmannschaft, bestehend aus Wehrmachtssoldaten, wurde großteils in der heutigen Bundesheerkaserne (Krobatin-Kaserne in St. Johann/Pg.) untergebracht. Das Lager unterstand der Wehrmacht mit dem Wehrkreiskommando Salzburg. Für die Aufrechterhaltung der Lagerordnung bediente man sich einiger Gefangener, die für Vergünstigungen als Lagerpolizei tätig wurden. Diesen 40-50 Mann teilte man doppelte Essensrationen zu u. rüstete sie mit Holzstöcken als Waffen aus. Darüber hinaus arbeiteten mindestens 51 Angestellte im Lagerbereich, davon 42 Frauen, alle in St. Johann /Pg. wohnhaft.

Die Behandlung der russischen Kriegsgefangenen
Anfangs durften die russ. Kriegsgefangenen das Stalag nicht verlassen. Erst ab 1943 wurden auch sie Arbeitseinsätzen zugeteilt. Sie durften aber nur in geschlossenen Kommandos eingesetzt u. in geschlossenen Lagern unter scharfer Bewachung untergebracht werden. Ihre magere Lagerkost bestand aus Kraut u. Erdäpfeln u. ihre gezielte Unter- u. Mangelernährung war auch für jeden Laien unverkennbar. Erst ab Aug. 1944, als auch ihre Arbeitskraft benötigt wurde, erhielten die russ. Kriegsgefangenen im Stalag Markt Pongau dieselben Rationen wie die Angehörigen anderer Nationalitäten.

Die russ. Kriegsgefangenen standen wie überall im Bereich der NS-Herrschaft an unterster Stelle. Erlässe aus dem Jahr 1944, in denen im Stalag Markt Pongau die Behandlung der russ. Kriegsgefangenen noch extra geregelt wurde, forderten rücksichtsloses Durchgreifen aus geringstem Anlass, was den Waffengebrauch gegenüber den Russen praktisch aus jeder Situation heraus rechtfertigte. Zumindest ein Teil der Soldaten, die als Wachmannschaften eingeteilt waren, setzte das auch in die Praxis um. Neben den ca. 40 Russen, die täglich an Unterernährung u. Krankheiten verstarben, wurden tagtäglich auch russ. Kriegsgefangene praktisch vor den Augen der St. Johanner Bevölkerung erschossen.

Wie aus Protokollen der Gemeindevertretung hervorgeht, traten im Lager auch unterschiedliche Infektionskrankheiten auf. Aus Angst vor der Seuchengefahr wurde der Bevölkerung das Betreten des Lagers untersagt. Von der Wachmannschaft Ermordete u. an Krankheiten u. Hunger Verstorbene wurden anfangs in einem Massengrab auf dem St. Johanner Friedhof verscharrt. Nachdem dieses Grab aufgrund der Anzahl der Toten nicht mehr ausreichte, bekam das Stalag von der Gemeinde St. Johann den sog. Fischbacher-Grund. Das dort wahrscheinlich schon 1942 angelegte Massengrab wird seither als „Russenfriedhof“ bezeichnet u. steht heute dort auch die nach dem Krieg errichtete Gedenkstätte, die an den Tod von 3542 Gefangenen erinnert. Ein anderes Denkmal, das an den Tod von 167 Gefangenen erinnert, befindet sich auf dem Ortsfriedhof. Am Weg zum Schwimmbad steht ebenfalls ein Gedenkstein. Okt. 1944 musste neben dem Russenfriedhof auch für die Toten anderer Nationalitäten auf den Einödgründen ein weiterer Friedhof errichtet werden, da auch für sie auf dem Ortsfriedhof kein Platz mehr war.

Das Lager und die Kontakte mit der Bevölkerung
Das Lager wurde von einheimischen Firmen errichtet. Die Gefangenentransporte kamen am Bahnhof St. Johann an. Noch während der Ankunft der ersten Russentransporte waren einheimische Arbeiter mit der Fertigstellung der Baracken beschäftigt. Im Lagerbereich arbeiteten auch zivile Angestellte aus der einheimischen Bevölkerung. Die Wachmannschaften waren großteils in der Krobatin-Kaserne untergebracht, die außerhalb des Lagerareals liegt. Das Lager wurde von außen mit den Gütern des täglichen Bedarfs versorgt.
Bei Begegnungen russ. Kriegsgefangener mit Einheimischen beeindruckte diese nach Augenzeugenberichten der sichtlich katastrophale Zustand, in dem sich die Russen befanden. Es war bekannt, dass sich die russ. Kriegsgefangenen in ihrem Hunger auch von Gras u. Würmern zu ernähren versuchten. Zeitweise waren bis zu 30.000 Kriegsgefangene u. Zwangsarbeiter im Lager zusammen gepfercht. Sie wurden zur Zwangsarbeit auf Bauernhöfen u. in Betrieben aller Art herangezogen. 1944 scheinen 316 Personen auf, die im Gemeindegebiet von St. Johann Zwangsarbeit verrichten. Auch die täglich zur Arbeit eingesetzten Kriegsgefangenen gehörten zum St. Johanner Alltag, gleich wie die täglichen Leichentransporte zu den außerhalb des Lagers befindlichen Massengräbern, zuerst auf den Ortsfriedhof u. später zu den Fischbacher-, bzw. auch zu den Einödgründen. Es gab also in vielerlei Hinsicht Kontakte mit dem Lager, mit Personal u. sowohl mit lebenden als auch mit bereits toten Gefangenen.

Die Opfer des Stalag Markt Pongau
In St. Johann sind neben den Toten anderer Nationalitäten fast 4.000 sowj. Kriegsgefangene umgekommen. Sie sind verhungert, erfroren, wurden Opfer von Seuchen oder wurden erschossen. Viele von ihnen verstarben bereits kurz nach ihrer Ankunft, nach 2 Wochen Fahrt zusammengepfercht u. ohne Essen. Das geschah vor den Augen der einheimischen Bevölkerung u. mit Wissen zahlreicher Amtsträger wie Bürgermeister, hohe Offiziere, Kreisleiter, Landesräte u. Gauleiter. ---


https://de.wikipedia.org/wiki/Stammlager_XVIII_C_(317)  --- Der nationalsozialistische Bürgermeister Hans Kappacher versuchte in keiner Weise den Bau zu verhindern. Hans Kappacher wurde 1949 als Kandidat der ÖVP wiederum zum Bürgermeister von St. Johann gewählt. Heute ist eine Straße nach ihm benannt u. er ist Ehrenbürger der Stadt St. Johann.

Die Lagerleitung umfasste:
   Lagerkommandant: Oberst Ried; später durch Oberst Behrens abgelöst (Ried ins Oflag VII B in Eichstätt versetzt); abgelöst durch Oberst Kadelke
   Stellv. Lagerkommandant: Major Trieschmann
   Abwehroffizier: Hptm. Storch
   Arzt: Oberarzt Dr. Gebhard
   Betreuer: Sonderführer Drohla
   Verbindungsoffizier der Obersten Heeresleitung: Hptm. Schaefer
   Chef des Kriegsgefangenenwesens (Chef KGW) Gottlob Berger

http://www.salzburg.com/wiki/index.php/NS-Zwangsarbeit_am_Beispiel_Tauernkraftwerke_Kaprun --- Der Spatenstich zum Bau der Tauernkraftwerke Kaprun durch Hermann Göring erfolgte aus propagandistischen Gründen am 16.5.1938. --- Während am Beginn des Baugeschehens neben einheimischen Arbeitskräften noch viele freiwillige ausländische Zivilarbeiter tätig waren, hat sich das nach Kriegsbeginn schnell u. umfassend geändert. Einheimische Arbeiter wurden einerseits mehr u. mehr zum Militärdienst einberufen. In den eroberten u. besetzten Gebieten wurden andererseits immer mehr Kriegsgefangene gemacht u. es stand eine große Anzahl an zwangs-rekrutierten Zivilarbeitern u. schließlich auch an KZ-Häftlingen zur Verfügung. Das gilt nicht nur für Kaprun sondern fürs Reichsgebiet im Allgemeinen. Nach Edward Deuss waren im Jänner 1945 im Großdeutschen Reich 6.691.000 ausländische Arbeitskräfte tätig, davon ca. 4.795.000 ausländ. Zivilarbeiter u. etwa 1.873.000 Kriegsgefangene.

Die Tauernkraftwerke galten ursprünglich als eines der wichtigsten Projekte der ostmärkischen Elektrizitätswirtschaft u. wurde zum „bevorzugten Wasserbau“ erklärt. Diese Bewertung hat sich faktisch 1943, als der Bau der Tauernkraftwerke nicht als „kriegswirtschaftlich dringend“ eingestuft wurde, geändert. Das Baugeschehen unterlag erheblichen Verzögerungen, die durch Material- u. Treibstoffmangel, den kriegsbedingten Abzug von fachlich erfahrenen Arbeitskräften u. der oben erwähnten Einstufung hervorgerufen wurde. Auch die besonders schwierigen Bedingungen einer Hochgebirgsbaustelle spielten dabei eine Rolle. So gab es in den Wintermonaten häufig Verzögerungen u. Unterbrechungen der Bautätigkeit ---
1939 strömten zahlreiche freiwillige Zivilarbeiter aus Österreich u. Deutschland zur Baustelle. Als diese kriegsbedingt mehr u. mehr ausfielen, stellte man zuerst italienische u. tschechische Arbeiter ein, obwohl gegenüber Letzteren ideologische Bedenken bestanden haben. Der Ausländeranteil stieg rasch an u. betrug bald über 90 % der Arbeitskräfte. Insgesamt setzte sich die damalige Arbeiterschaft aus Angehörigen von mehr als 20 versch. Nationalitäten zusammen.
Der damalige Direktor, Hermann Grengg, erwähnte den ständigen „Kampf mit dem Arbeitsamt“ u. verwies darauf, dass die Tauernkraftwerke in der Not sogar die sowj. Kriegsgefangenen, „die sonst niemand haben wollte“, genommen habe.

Die heute bekannten Daten über die Ausländerbeschäftigung auf der Kraftwerksbaustelle entstammen den Meldedaten der Gemeinde Kaprun u. den Akten der Salzburger Gebietskrankenkasse (GKK). Dies trifft nicht auf die Kriegsgefangenen zu, die weder in der Meldekartei der Gemeinde noch in den Dateien der GKK vermerkt sind. Im Zeitraum 1939-1945 waren laut Margit Reiter in Kaprun ca. 6300 ausländische Arbeiter beschäftigt. In die Jahre 1942 u. 1943 fiel der zahlenmäßig stärkste Einsatz ausländischer Arbeiter. Ein sehr hoher Anteil der Zwangsdeportierten war noch unter 20 Jahre alt, die durchschnittliche Beschäftigungszeit in Kaprun betrug ca. 11 Monate. Da über die Kriegsgefangenen keine Daten aufscheinen, ist die Angabe genauerer Zahlen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich. Es gibt aber Hinweise, die zusammengefasst auf den Einsatz einiger Tausend verweist. So sollen allein im Lager Zeferet ca. 1500 russ. Offiziere interniert gewesen sein. Außer den russ. waren polnische, belgische u. franz. Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter eingesetzt.
Die wenigen jüdischen Arbeitskräfte waren nach der Quellenlage 1939 im Lager Ebmatten u. im Hauptlager untergebracht. --- Manche von ihnen hatten sich freiwillig nach Kaprun gemeldet, da diese Baustelle anfangs einen guten Ruf hatte. Sie wurden am Berg zu Erd- u. Steinbrucharbeiten u. im Tal bei Siedlungsbauten für Werksangehörige eingesetzt. Ende Dez. 1939 wurden nach derzeitigem Wissensstand die letzten jüdischen Arbeiter von der Kraftwerksbaustelle Kaprun abgezogen. ---

Generell waren die Bedingungen gemäß der NS-Ideologie in erster Linie von der „Volkstumszugehörigkeit“ geprägt. So genannte Westarbeiter wurden anders behandelt als so genannte Ostarbeiter. Russen u. Juden rangierten an unterster Stelle, da sie als rassisch minderwertig betrachtet wurden. Sie wurden bewacht, waren meist von anderen Gruppen isoliert u. konnten wenig oder keinen Kontakt mit ihren Familien haben. Darüber hinaus waren die Umstände von der jeweiligen Arbeitsbranche, vom konkreten Betrieb, vom jeweiligen Lager u. von der Lage u. Größe des Standortes abhängig. Kaprun war eine Hochgebirgsbaustelle mit allen damit verbundenen schwierigen Bedingungen, wie extreme Witterung u. hohe Unfallgefahr.

Unterbringung und Bekleidung
Während für die Angehörigen der so genannten Volksgemeinschaft in Kaprun Unterkünfte geplant u. auch Werkssiedlungen errichtet wurden, war der Großteil der Arbeiterschaft in Barackenlagern untergebracht. -- Die Ostarbeiter rangierten an unterster Stelle. Bis zu 90 Ostarbeiter waren bei dürftigster Einrichtung in einer Baracke zusammengepfercht. Insgesamt kommen in den Quellen bis zu 19 Lager vor, entweder nach Nummern oder mit Namen bezeichnet, wovon aber einzelne ident sein könnten. Segeltuchstiefel u. Holzsohlen auf den Arbeitsschuhen bildete die Fußbekleidung der ukrainischen Zwangsarbeiter, sommers wie winters wurde mit derselben Bekleidung gearbeitet.
Dass trotz der meist abgelegenen Lage der Baustellen u. Lager selbst in der Bevölkerung bekannt war, dass Bekleidung u. Ernährung der ausländischen Zwangsarbeiter u. Kriegsgefangenen äußerst mangelhaft war, belegt folgendes Vorkommnis:
Die Bäuerin Maria Eder aus Bruck an der Großglocknerstraße wurde im Auftrag der Geheimen Staatspolizei am 17.1.1940 wegen Vergehens nach dem Heimtückegesetz, bzw. wegen Verbreitung falscher Gerüchte verhaftet, weil sie am 8.1.1940 an die Salzburger Landeszeitung eine Postkarte des folgenden Inhaltes geschrieben hatte: „Ihren Zeitungsantrag weise ich zurück, verwende dafür das Geld zur Erleichterung des Loses der armen Gefangenen in Kaprun, die doch auch nichts dafür können, daß sie da sein müssen. Eine solche Behandlung ist eine Schande für uns Deutsche. Aller Mittel entblößt, ohne Socken u. Handschuhe auf dem Bau arbeiten bei der Kälte u. zur Kost uneingemachtes Kraut u. Wrukensuppe zum Mittagessen, wo doch immer geschrieben wird, daß es keine Not gibt im Lande.“

Ernährung und medizinische Versorgung
Dir. Johann Kurzweil, Firma Hinteregger, Salzburg, beklagte die „kriegsbedingten kolossalen Belastungen des Führungspersonals“ u. verwies in diesem Zusammenhang u.a. darauf, dass in der Küche des Hauptlagers gemäß den geltenden Vorschriften „Verpflegung für 7 versch. Gruppen von Arbeitern“ hergestellt werden musste. ---
Erst nach 1945 wurde ein Werksspital eingerichtet. Vorher war 1 Arzt für die Versorgung der Arbeiterschaft zuständig

Arbeitsbedingungen aufgrund der Lage der Baustelle im Hochgebirge
Nicht nur in den Wintermonaten, auch in den anderen Jahreszeiten wurde den auf der Baustelle Tätigen alles abgefordert. Unwegsames Gelände, Temperaturstürze, schlechte Ausrüstung, Unterernährung, unangemessene Unterbringung, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen, rücksichtslos hohes Bautempo, Verständigungsprobleme durch fehlende Sprachkenntnisse, fehlende Ausbildung u. Erfahrung, überlange Arbeitszeiten u. die Befindlichkeit von zur Arbeit Gezwungenen bedingten erhöhte Unfall- u. Erkrankungsgefahr. Lawinen, Steinschläge, Sprengstoffunfälle u. Abstürze forderten Todesopfer. Da die Angaben unterschiedlich sind, ist ihre genaue Anzahl nicht bekannt, man geht jedoch von mindestens 83 tödlich Verunglückten zwischen Baubeginn u. Kriegsende aus, während in der 2. Bauphase nach dem Krieg 78 Todesopfer zu beklagen waren. Wie viele Menschen lebenslange Gesundheitsschäden davon getragen haben ist unbekannt. Die verunglückten Russen wurden ohne jedes Zeremoniell außerhalb von Kaprun an der Salzach verscharrt. Sie wurden nach dem Krieg exhumiert u. nahe der Burg Kaprun bestattet. Auf dem dort errichteten Mahnmal ist von 87 Toten die Rede.

Obwohl diese Zahl allein die bisher in Kaprun ermittelte Gesamtopferzahl übersteigt, berücksichtigt auch sie nicht jene Menschen, die bei Fluchtversuchen umgekommen, wegen irgendwelcher Delikte ins Polizeigefängnis eingeliefert oder entkräftet ins Stalag XVIII rücküberstellt worden sind ---

Die Flucht russischer Offiziere aus dem Lager Zeferet
Wie verzweifelt die Lage der russ. Kriegsgefangenen gewesen sein muss, belegt die Flucht der russ. Offiziere Bjetni, Makuschin, Gutkov u. Sodko in der Nacht zum 24.4.1943, die von vorne herein keine Chance hatte u. entsprechend tragisch endete. Sodko wurde auf der Flucht getötet, Gutkov u. Makuschin wurden im Raurisertal gestellt u. ins Polizeigefängnis Salzburg gebracht, von wo sie nachweislich ins KZ Dachau gebracht wurden. Bjetni entkam vorerst, erschoss vermutlich auf der Flucht einen ihm nachstellenden Gendarmen u. wurde am 29.4.1943 bei einem Bergbauernhof in Thumersbach von einem einheimischen Unteroffizier, der auf Heimaturlaub war, erschlagen.

Flucht eines italienischen Zwangsarbeiters: http://www.salzburg.com/wiki/index.php/Giuseppe_Groppo --- im Juni 1944 versuchte er - erschöpft, hungrig u. schlecht ausgerüstet - über die Alpen in Richtung Heimat zu fliehen. Es gelang ihm auch unbehelligt aus dem Lagerbereich zu entkommen. Er irrte aber in der Folge in unzureichender Kleidung u. nur mit einem Leinenbeutel ausgestattet in hochalpinem Gebiet zwischen Imbachhorn u. Roßkar herum u. es kam wie es kommen musste. Giuseppe erlag den Folgen von Hunger u. Kälte u. starb .. einen einsamen Tod. Ein Zufall führt zur Entdeckung der Leiche: Im Juli 1944 waren Susanne Pinn u. deren Freundin Anni Ulmer im Almgelände unterwegs, um Schneerosen zu pflücken. Dabei entdeckten sie nahe der Wachtbergalm die Leiche des jungen Mannes u. verständigten, wieder im Tal angelangt, die Gendarmerie in Fusch. „Nach Freigabe durch die Behörde“, so heißt es im Bericht des Gendarmeriepostens, wurde Giuseppes Leiche formlos direkt am Fundort beerdigt. Die Gendarmen gaben dem Schosser vom Bauern Bäckenanderl 5,- Mark für das Eingraben. Die Verständigung der Angehörigen unterblieb selbstredend. Es war ja Krieg u. der tote Italiener war 1 Jahr nach dem Waffenstillstand seines Landes mit den Alliierten (Juli 1943) ein Feind, der sich noch dazu unerlaubt von seinem Arbeitsplatz entfernt hatte, um in die Heimat zu flüchten.
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Beitrag von Dissident Fr Nov 11, 2016 4:42 pm

http://www.iehi.eu/index.php/component/content/article/45-erinnerungsprojekte-in-niederoesterreich/134-stalag-xvii-b-krems-gneixendorf  
Stalag XVII B Krems-Gneixendorf

Zum Stalag XVII B Krems-Gneixendorf (von Barbara Stelzl-Marx)
---
Der äußeren Organisation nach gliederte sich Krems-Gneixendorf in mehrere Bereiche: Das im Westen gelegene „Vorlager“ bestand aus Büros für die Lagerführung u. Abwehrgruppe, einem Gefängnis, Unterkünften für Ärzte sowie Quarantänebaracken für Neuankömmlinge. Ein etwa 1 km entferntes „Truppenlager“ diente als Unterkunft für die Wachmannschaft. In seiner Nähe entstand im Frühjahr 1941 ein Kriegsgefangenen-Lagerlazarett mit 300 Betten. Im Südosten des Lagergeländes, am Rande des heutigen Flugfeldes Gneixendorf, lag der als „Waldfriedhof Krems-Gneixendorf“ bezeichnete Lagerfriedhof, wo mehr als 1.600 sowj. Kriegsgefangene beerdigt wurden.

Zum Stalag XVII B gehörten zeitweise bis zu 66.000 Kriegsgefangene unterschiedlichster Nationalität, darunter vor allem Franzosen, Belgier, Serben Polen, Briten, sowj. Gefangene u. italienische Militärinternierte. Ihr überwiegender Großteil war auf einem der zahlreichen Arbeitskommandos außerhalb des Lagers untergebracht, wo sie in der Land- u. Forstwirtschaft, im Bergbau, in Industrie u. Gewerbe oder im Bauwesen arbeiteten. Okt. 1943 wurde für d. Aufnahme von insgesamt 4.300 US-Fliegerunteroffizieren
ein eigenes „Teillager der Luftwaffe“ eingerichtet, eine Besonderheit unter der Kriegsgefangenen Mannschaftsstammlagern im Dritten Reich. Hier entstanden unter anderem das Theaterstück „Stalag 17“, die literarische Vorlage für Billy Wilder’s gleichnamigen Spielfilm, sowie zahlreiche Gedichte, Zeichnungen oder Lagerzeitungen.
- - -
Mit dem Herannahen der Roten Armee begann Anfang April 1945 die Evakuierung aller gehfähigen Gefangenen aus Krems-Gneixendorf in das 300 km entfernte Auffanglager
Weilhartsfort bei Braunau. Ihre Befreiung erfolgte am 3.5.1945 durch die 13. USPanzerdivision. Das Stalag XVII B selbst wurde am 9.5.1945 von der Roten Armee befreit
u. diente nach der Repatriierung der ehem. Lagerinsassen vorübergehend zur Unterbringung von sowj. Besatzungssoldaten. Noch im Jahre 1945 erfolgte die Exhumierung von 1.640 im „Waldfriedhof“ bestatteten sowj. Kriegsgefangenen. Die vergleichsweise geringe Zahl an Verstorbenen der übrigen Nationalitäten war davon ausgenommen.
Die Baracken wurden bald nach Kriegsende abgerissen u. das Lagerareal dem Erdboden gleichgemacht.

55 Jahre nach Kriegsende verweisen vier, an signifikanten Punkten des einstigen Lagerareals errichtete Tafeln mit der Aufschrift „Stalag XVII B ?“ auf die Dimensionen des weitgehend unsichtbar gewordenen Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlagers.

Weiterführende Literatur:
Barbara Stelzl-Marx, Zwischen Fiktion und Zeitzeugenschaft. Amerikanische und sowjetische Kriegsgefangene im Stalag XVII B Krems-Gneixendorf. Tübingen 2000.
Barbara Stelzl-Marx (Hg.), Unter den Verschollenen. Erinnerungen von Dmitrij Čirov an das Kriegsgefangenenlager Krems-Gneixendorf 1941 bis 1945. Schriftenreihe des Waldviertler Heimatbundes Bd. 43. Horn – Waidhofen/Thaya 2003.
Hubert Speckner, In der Gewalt des Feindes. Kriegsgefangenenlager in der „Ostmark“ 1939 bis 1945. Wien – München 2003.
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Kriegsgefangenenlager, genannt STALAG (Stammlager) Empty Oflag XVII A Döllersheim

Beitrag von Dissident Fr Nov 11, 2016 4:59 pm

Oflag XVII A Döllersheim  https://de.wikipedia.org/wiki/Edelbach_(Gemeinde_Allentsteig)  --- Um den Truppenübungsplatz Döllersheim errichten zu können, wurde der Bevölkerung von Edelbach bis zum 5.8.1938 Zeit gegeben, den aus 60 Häusern bestehenden Ort zu verlassen. Vor allem von sogenannten Zweitsiedlern wurden jedoch mehr als 20 Häuser weiterhin bewohnt, die erst um 1952 von den sowj. Truppen geräumt wurden ---
Sept. 1939 wurde am Ortsrand von Edelbach ein Kriegsgefangenenlager errichtet, das bis Okt. 1939 als Durchgangslager fungierte u. anschließend bis Juni 1940 als Stalag XVII C. Ab Juni 1940 bis zum Ende des 2. Weltkriegs wurde es als Oflag XVII A geführt. Mit einer Belegung von rund 5600 franz. Offizieren u. Ordonnanzen zählte es zu den größten Offizierslagern im Deutschen Reich.

Nachfolger der franz. Offiziere wurden nach der Kapitulation Deutschlands deutsche Soldaten der LKS7 (Luftkriegsschule 7 in Tulln bei Wien) u.a. Verbände der Wehrmacht, die am Vortag freiwillig in US-Kriegsgefangenschaft gegangen waren. Sie waren in den letzten Kriegswochen als Bodentruppen gegen die aus der Tschechoslowakei u. Balkan vorrückenden russ. Truppen eingesetzt. Sie wollten nicht in russ. Gefangenschaft gehen. Die LKS-Angehörigen wurden jedoch an die Russen ausgeliefert. Das Lager Edelach diente bis etwa Ende Juli 1945 als russisches Durchgangslager für deutsche Kriegsgefangene. Am Ort des früheren Lagers erinnert heute nur noch ein Schild in der Landschaft.

Google-Übersetzung von https://translate.google.at/translate?hl=de&sl=en&u=https://en.wikipedia.org/wiki/Oflag_XVII-A&prev=search
--- Im Jahr 1940 Offiziere, meist Französische, sowie mehrere hundert Polen. Ungefähr 6.000 Offiziere waren im Lager. Die Wachen waren vor allem österr. Veteranen u. die Bedingungen im Lager waren besser als in vielen anderen Kriegsgefangenenlagern in Deutschland.
Die Kriegsgefangenen lebten in Barackenhütten, die in 2 Wohnheime geteilt wurden, die jeweils etwa 100 Männer unterhielten, darunter eine kleine Küche u. 1 Waschraum. Es gab eine separate Duschkabine, u. die Gefangenen durften 2x im Monat duschen. Ein Teil einer Baracke wurde beiseite gestellt für die Verwendung als Kapelle ---
Die Gefangenen wurden ermutigt, ihre Zeit produktiv zu nutzen. Sie bildeten einen Chor u. eine Theatergruppe, bauten ihren eigenen Sportplatz, das Stade Pétain. Eine der beliebtesten Aktivitäten waren die Vorlesungen an der Université de captivité, unter der Leitung von Lieutenant Jean Leray, früher Mathematikprofessor an der Université de Nancy . Die Universität verliehen fast 500 Grad, die alle nach dem Krieg offiziell bestätigt wurden --- Andere bemerkenswerte Größen der Universität waren der Embryologe Étienne Wolff u. der Geologe François Ellenberger. Im Lehrplan ebenfalls enthalten waren Themen wie Recht, Biologie, Psychologie, Arabisch, Musik, Moraltheologie u. Astronomie.
Die Gefangenen produzierten eine Wochenzeitung Le Canard en KG. "KG" ist die Abkürzung für Kriegsgefangener ("Prisoner of War"), u. in Französisch wurde dies als Le canard encage ( "The Caged Duck"), einen Verweis auf die populären satirischen Zeitschrift ausgesprochen Le Canard enchaîné.

Eine heimliche Produktion war der 30-Minuten-Film mit Titel "Sous le Manteau" ("unter dem Mantel"), Regie Marcel Corre. Er wurde auf 14 Rollen gedreht 8-mm-Film auf einer Kamera in einem ausgehöhlten Versteckt aufbewahrt u. enthielt aufgezeichnete Szenen des täglichen Lebens im Lager, einschließlich der Gefangenen bei der Arbeit an einem der 32 Tunnel, in Höhe von insgesamt mehr als 1 km in der Länge, die während der Lager-Lebenszeit ausgegraben wurden. Laut Robert Christophe, Oflag XVII-A hatte eine gaullistische Widerstandsgruppe namens "La Maffia", die Verbindung an eine Französisch Resistance-Gruppe hatte (scheinbar die einzige solche Zusammenarbeit zwischen Gefangenen außerhalb Frankreichs u. Widerstand im Inneren) u. damit die Materialien für die Kamera erworben als auch für Fluchtversuche.

Flucht Die Gefangenen errichtet ein Open-Air-Theater, das Théâtre de la Verdure, u. wurden sie mit Zweigen und Grün schmücken erlaubt, teilweise den Blick auf die Wachen verschleiern. Nach Protesten des Internationalen Roten Kreuzes, dass dem Lager Schutz gegen Luftangriffe fehlte, wurden die Gefangenen gegeben Schaufeln und Schubkarren zu graben Schlitzgräben und in einer durch das Theater einen Tunnel begannen sie die 90 m schließlich ausgestreckt und Unter dem Draht. In der Nacht vom 17.9.1943 entkam eine große Gruppe von Gefangenen. Die meisten stellten sich als franz. Zivilarbeiter vor, von denen es damals viele in Deutschland gab. Ihr Verschwinden ging unbemerkt bis am nächsten Tag, so dass am nächsten Abend eine andere Gruppe entkam, insgesamt 132 Männer insgesamt. Einige der ersten Flüchtlinge wurden wieder eingeholt u. ins Lager zurückgebracht, bevor die Flucht selbst von den Lagerbehörden entdeckt worden war. Nur 2 der Flüchtlinge konnten nach Frankreich zurückkehren. Bald darauf besichtigte eine Delegation hochrangiger deutscher Offiziere das Lager, u. die Gefangenen wurden gewarnt, daß "Flucht kein Sport mehr sei". 6 Monate später, nachdem 76 alliierte Flieger aus Stalag Luft III entkamen, wurden 50 hingerichtet.

Befreiung Am 17.4.1945 wurde das Lager im Angesicht der nahenden Roten Armee evakuiert. Die Gefangenen marschierten in Richtung Linz, 128 km im Westen. Die Schlange der Marschierenden schaffte in der Regel weniger als 10 km pro Tag u. sank stetig an Größe, weil die Gefangenen in die dichten Wälder flüchteten. Bis zum 10.5., als die Nachricht von der deutschen Kapitulation kam, war die Hälfte der Gefangenen verschwunden. Das Lager wurde von den Russen am 9.5.1945 befreit.

Nach-Krieg In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde das Lager von den Sowjets benutzt, um deutsche Armeegefangene zu halten. Ab Anfang 1946 begannen die Sowjets, das militärische Trainingsgelände selbst zu nutzen, u. auf ihrem Höhepunkt waren dort bis zu 60.000 russ. Soldaten stationiert.

http://www.waldviertel-bilder.at/Alteheimat.htm --- Im Herzen des Waldviertels befindet sich auf einer Fläche von 157 km2 der größte Truppenübungsplatz Österreichs --- Auf Etappen wurden zwischen 1938 u. 1942 zwischen Stift Zwettl, Allentsteig, Neupölla u. dem Kamp 42 Orte, 6 Gehöfte, 10 Mühlen u. 1.389 Gebäude geräumt u. ca. 6.800 Einwohner ausgesiedelt. Nur den Bewohnern der auch heute noch bestehenden Ortschaft Franzen gelang es trotz Repressalien erfolgreich dagegen Widerstand zu leisten!
Nach Ende des 2. Weltkrieges nahm die Sowj. Armee den Truppenübungsplatz in ihren Besitz. Als das Gebiet nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 wieder an die österr. Behörden zurückgegeben worden war, erfüllte sich der Wunsch vieler Aussiedler auf Rückkehr leider nicht, denn das Gebiet blieb bis zum heutigen Tag militärisches Sperrgebiet!

http://www.geheimprojekte.at/uebungsplatz_allentsteig.html --- Der Grund zur Platzwahl (eines Truppenübungsplatzes) dürfte in der relativ dünnen Besiedelung, den schlechten Böden und daraus resultierenden geringen Erträgen der Landwirtschaft, keine Industriebetriebe und den im Winter besonders argen klimatischen Bedingungen (Kältepol) der Gegend, liegen ---
Die Zwangsabsiedelung führte die "Zweigstelle Ostmark der deutschen Ansiedlungsgesellschaft", mit Sitz in Allentsteig, durch. Anfänglich wurden noch entsprechende Ersatzhöfe mit etwa dem Vorbesitz adäquaten Grundstücken, Häusern, Wohnungen u. sonstigen Liegenschaften beschafft. Im weiteren Verlauf der Umsiedlungsaktion wurde die zur Absiedlung bestimmte Bevölkerung unter großem zeitlichen Druck mit geringen Abfindungssummen von ihren Domizilen vertrieben.
Parallel zur Entvölkerung des Landstriches erfolgte der Aufbau der militärischen Infrastruktur durch Errichtung von Barackenlagern, Werkstätten, Verpflegungs- u. Nachschub-lager, Munitionsdepots, Schießbahnen, Beobachtungsbunkern usw. Die erste Artillerieschießübung fand übrigens schon am 8.8.1938 auf dem Tüpl-Gelände statt!

Das Gebiet wurde 1941-42 zum "Heeresgutsbezirk" erklärt u. damit gemeindefrei. Die Wehrmacht führte ab nun Gefechtsausbildung bis Divisionsstärke mit Schwerpunkt Artillerieschießen am Tüpl Döllersheim durch. Die Belagsstärke betrug im Durchschnitt 30.000 - 35.000 Mann. Anlässlich des Einmarsches der Wehrmacht in die Tschechoslowakei wurde ein "Sammellager für Beutegut" am Tüpl eingerichtet. In den weiteren Jahren bis 1945 diente der Tüpl auch zur Auf- u. Zusammenstellung von div. Großverbänden für die versch. Kriegsschauplätze. Weiters befanden sich einige Gefangenenlager am Tüpl-Gelände, das bekannteste war jenes für franz. Offiziere in Edelbach (Oflag XVII A) ---
Die von der Deutschen Wehrmacht fast unzerstört hinterlassenen Baulichkeiten der entsiedelten Dörfer u. Gemeinden wurden von den sowj. Artillerieeinheiten in Grund und Boden geschossen bzw. unzerstört gebliebene Gebäude abgebrochen u. als Baumaterial am Schwarzmarkt verkauft. Ebenso wurden große Waldgebiete am Tüpl durch unkontrollierte Schlägerungen geschädigt. Am 17.9.1955 endete mit Abzug der Kommandantur die russische Besatzung des Tüpl-Döllersheim ---
Die Niederösterreichische Landwirtschaftskammer u. Teile der Abgeordneten des NÖ-Landtages setzten sich für die Wiederbesiedelung des Gebietes mit Bauernfamilien auf neuerrichteten Bauernhöfen ein. So sollten 10 -s 12 neue Dörfer mit jeweils 300 - 400 Einwohnern u. die entsprechenden Gehöfte mit je ca. 20 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche entstehen. Eine Rückführung des völlig verwüsteten u. von Blindgängern verseuchten Gebietes überstieg jedoch die damaligen finanziellen Möglichkeiten.
Das wiedererstandene Bundesheer benötigte dringend Übungsräume u. so wurde die Übereignung ans BH u. Weiterverwendung als Truppenübungsplatz als die billigste u. vertretbarste Lösung angesehen. Mit 8.5.1957 wurden 160 km² des ehemaligen Tüpl-Döllersheim ans BH übergeben. Randgebiete wurden an Private abgegeben u. die Bezeichnung auf Tüpl-Allentsteig geändert. Es wurden für die übenden Truppen moderne Unterkünfte errichtet, ebenso für die am Ort stationierte Panzerartillerieeinheit die "Liechtensteinkaserne" errichtet.

http://www.doellersheim.at/doellersheim/post_scriptum/Der_Koffer/der-koffer.html  --- Zu späten Ehren kam die hölzerne Offizierskiste aus dem Besitz des franz. Offiziers Lt Armand Oldrá, .. der bis März 1945 im OFLAG XVII A in Edelbach gefangen war. Die Kiste wurde nach der Befreiung aus dem Lager 1945 bei der Bauernfamilie Kohl in  Merkenbrechts bei Allentsteig deponiert u. nicht mehr abgeholt. Sie enthält div. Lehrbücher aus der Gefangenenuniversität, handgeschriebene Hefte für die Fächer Geographie, Physik, Astronomie u. die Grammatik der deutschen Sprache, private Photos, Tagebücher, Skizzen u. Malutensilien.
Nach der Übergabe der Kiste an das Aussiedlermuseum in Allentsteig u. den Recherchen u.a. von Rolf B. Kleinschmidt (im Rahmen des Jubiläumsjahres 1000 Jahre Österreich) konnte Kontakt zu Colonel Armand Oldrá hergestellt werden. Zwar zeigte sich dieser zunächst reserviert, folgte jedoch schließlich der Einladung nach Österreich. Am 20.11.1996 wurde im Rahmen eines Empfangs in der Franz. Botschaft in Wien im Beisein der Familie Oldrá die Foto-Dokumentation 50 Jahre danach – ein Koffer erzählt... präsentiert. Am 21.11.1996 besuchte Armand Oldrá in Begleitung seiner Gattin u. seines  Sohnes das Aussiedlermuseum in Allentsteig. Gerührt hielt er seine Offizierskiste nach mehr als 50 Jahren wieder in der Hand u. überreichte sie symbolisch erneut dem Aussiedlermuseum. Am Nachmittag besuchte Oldrá auch Edelbach, den Ort seiner Gefangenschaft.
--- Anhand von letzten, noch lebenden Augenzeugen, rekonstruierten der Soziologe Rolf Kleinschmidt u. der Journalist Hans Hrabal die  bisher unbekannte Geschichte des Offizierslagers. Sie fanden dokumentarisches Filmmaterial über das Lagerleben der 6000 Offiziere, die sich mit dem Bau  komplizierter technischen Geräte, einer Lageruniversität u. mehreren großangelegten Ausbruchsversuchen die Zeit vertrieben.
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Beitrag von Dissident Mi Dez 14, 2016 10:46 am

Stalag XVIII A/Z Spittal an der Drau --- von Christoph Stückler (Stadtarchiv Spittal)
Kriegsgefangenenlager, genannt STALAG (Stammlager) Stalag10
Anm. Dissident: sieht nicht anders aus als Arbeitslager des RAD oder KZ-Baracken... ganz zu Anfang Soldaten-Unterkunft, später lebten dort Umsiedler und Vertriebene

Der australische Kriegsgefangene Allan Bowey erinnert sich

Vielen Bewohnern Spittals sind die Baracken des "Lagers" im Bereich östlich der heutigen Türkkaserne zwischen Villacher Straße u. Bahnlinie noch in guter Erinnerung. Bis zu 3.500 Flüchtlinge u. Vertriebene, sogenannte Displaced Persons, vorrangig aus dem Balkanraum, aber auch Volksdeutsche, Ungarn, Balten, Ukrainer u. Russen lebten von 1945 bis weit in die Nachkriegszeit in diesen hölzernen Behelfsbauten.
Viele dieser Menschen wählten in weiterer Folge den Weg in die Emigration, andere blieben in Spittal u. wurden zu Bürgern unserer Stadt.

Wechselnde Verwendung
Weit weniger bekannt ist jedoch die Nutzung des Lagers Spittal in der Zeit des 2. Weltkrieges. 1938 errichtete die deutsche Wehrmacht östlich u. westlich der heutigen Türkkaserne 2 Barackenlager zur Unterbringung der wachsenden Spittaler Garnison. Nach Beginn des Krieges wurden diese Baracken als Kriegsgefangenenlager mit mehrmals wechselnder Verwendung genutzt. Als Erstes entstand im Okt. 1939 unter der Bezeichnung „Olag XVIII C“ ein Lager für französische Ofiziere.
Von März 1941 bis Okt. 1942 bestand das Mannschaftslager Stalag XVIII B in Spittal, dem als zeitweise einziges reines Russenlager in der Ostmark bis zu 11.000 sowj.
Kriegsgefangene zugeordnet waren. Ab Herbst 1942 wurde das Lager Spittal zum zentralen Lazarettstandort für kranke oder verwundete Kriegsgefangene aus anderen
Lagern des Wehrkreises XVIII ausgebaut. 2 Gräberfelder mit Obelisk, rotem Stern u. Gedenktafel nahe der Ortschaften Aich u. Tangern erinnern an rund 6.000 hier beerdigte Sowjetsoldaten, die meist infolge von Infektionskrankheiten in Verbindung mit schlechter Versorgung im Lagerlazarett von Spittal verstorben sind.
Grundsätzlich besser als den Sowjetsoldaten erging es den westalliierten Gefangenen, die im Stalag XVIII A/Z (Zweiglager des Lagers Wolfsberg) sowie im Ilag XVIII (Internierungslager für Zivilisten feindlicher Staaten) in Spittal inhaftiert waren. Unter dem Schutz des Internationalen Roten Kreuzes u. versorgt mit Hilfspaketen konnten die in Spittal internierten Briten, Franzosen, US-Amerikaner u.a. ein vergleichsweise erträgliches Leben führen. Ein besonderes Zeitdokument hierzu sind die in schriftlicher Form im Stadtarchiv aufbewahrten Erinnerungen des Australiers Allan Bowey.
Dieser war als Unterofizier einer Sanitätseinheit 1941 in Nordafrika gefangengenommen worden u. von Herbst 1943 bis zum Kriegsende im Mai 1945 im Lager Spittal interniert. Hier arbeitete er vorrangig im Lazarett, das mit rund 1.200 Betten als zentrale Einrichtung für die Versorgung Kriegsgefangener aus anderen Lagern, vorrangig aus Wolfsberg, zuständig war.

Fluchtversuch als "soldatische Plicht"
Bowey berichtet von der schlechten Situation der Sowjetsoldaten, beschreibt aber auch in mehreren Episoden das Leben der Gefangenen anderer Nationen im Lager.
So waren vor allem bei den britischen Kameraden Fluchtversuche eine soldatische Plicht“, die sogar in mehreren Fällen gelang, jedoch meist schnell mit der Ergreifung
u. Retournierung ins Lager endete. Andererseits wurden Allan Bowey u. seinen Kameraden sogar regelmäßige Ausgänge unter Bewachung aus dem Lager zugestanden. Den Kontakt mit der Wachmannschaft sowie verbotenerweise zur lokalen Zivilbevölkerung beschreibt Bowey als durchwegs respektvoll u. freundlich. Ein Stück Seife, Zigaretten oder auch Bohnenkaffee aus den Rotkreuz-Paketen stellten hierbei wertvolle Handelsobjekte oder auch Bestechungsmittel dar.

Das Kriegsende u. die friedliche Übergabe des Lagers an britische Truppen im Mai 1945 wurden von den Insassen als Erlösung gefeiert. Bereits nach wenigen Tagen konnte Allan Bowey Spittal verlassen u. sich auf einen langen Weg in Richtung Heimat begeben. 70 Jahre nach diesen Ereignissen bildet heute nur mehr der Name der Lagerstraße eine sichtbare Wegmarke der Erinnerung an dieses bedeutende Kapitel Spittaler Zeitgeschichte.

http://www.unterirdisch-forum.de/forum/showthread.php?t=4559 --- Literaturhinweis:
Hubert Speckner "In der Gewalt des Feindes - Kriegsgefangenenlager in der Ostmark 1939 - 1945" R. Oldenbourg Verlag Wien, ISBN 3-7020-0471-9
Da wird im Kapitel VI., Pkt. 7. der Lagerstandort Spittal an der Drau behandelt:
Oflag XVIII C 10.1939 - 02.1941
Stalag XVIII B 02.1941 - 10.1942
Stalag XVIII A/Z 10.1942 - Kriegsende
Ilag XVIII 10.1944 - Kriegsende

http://www.unterirdisch-forum.de/forum/showthread.php?t=4559 --- Das Kriegsgefangenenlager in Spittal ist in mehreren Etappen gebaut worden:
Schon bald nach dem Anschluß die großen Baracken östlich der Kaserne u. zwar bis zu einer Linie vom Maschinenbau Lindner hinunter zur Bahn;
die Baracke mit kreuzförmigem Grundriss war die Küche; dann die Baracken zwischen Hößlgasse u. Lieser (nicht Drau!),
zuletzt die Rot-Kreuz-Baracken im Innenhof zwischen den Kasernengebäuden.

Weitere kleinere Baracken wurden erst im Herbst 1945 östlich davon aufgestellt, nicht nur bis "Übers Land", sondern auch noch östlich davon. In diesen Baracken wurden Flüchtlinge aus aufgelösten Lagern u. Heimatvertriebene aus dem Winter 1945/46 untergebracht, schließlich auch noch im Nov. 1946 nochmals über 3000 Flüchtlinge aus dem aufgelösten Lager Lienz/Peggetz. Nach dem Beginn der Auswanderungen nach Argentinien, USA, Kanada etc. wurden die Baracken von Osten her Schritt für Schritt wieder abgerissen, andere wiederum vom Weltkirchenrat gründlich saniert u. als Lehrwerkstätten genützt (Bereich des heutigen Altersheimes).
Eine Schulbaracke, die TBC-Baracke u. ein Pfadfinderheim standen nördlich der Villacher Straße. Die letzte Baracke brannte Mitte der 70er Jahre ab.
Entsprechende Fotos sind in unserem Familienbesitz bzw. stammen aus einem Archiv, dessen Bilder ich zu Vortragszwecken nutzen darf.

Barackenlager gab es am Nord- u. Südportal des Wolfsbergtunnels. Im Museum von Jesenice fand ich Fotos aus Krieselsdorf: Dort waren Zwangsarbeiter untergebracht, die die Autobahntrasse planierten (heute Aichforst, zwischen Molzbichl u. Rothenthurn), diese Arbeiten sollten Luftaufklärer vom Flugzeugbau im Tunnel ablenken.

In Kraut bei Seeboden war ein Lager (Zwangsarbeiter für Seebach?), wobei Kraut der althergebrachte Ortsname/Flurname ist. Das ist jedoch nicht ident mit Seebach.

Das Gelände der alten Färberei u. späteren Flugzeugfabrik Oberlerchner in Seebach war in den ersten Nachkriegsjahren ebenfalls Flüchtlingslager, speziell als TBC-Station.

1945 neu gebaut wurden die Flüchtlingslager in Feffernitz bzw. Kellerberg (nur durch einen Bach getrennt) u. Villach/St. Martin sowie in Treffling, (nord)westlich der Burg Sommeregg. Treffling war eher ein Aufnahme- u. Durchzugslager, besonders für die Heimatvertriebenen/Ausgewiesenen; St. Martin war Transitlager als Vorbereitung für die Auswanderung.
- - -
Auf den Bauernhöfen arbeiteten Zwangsarbeiter, Männer u. Frauen aus Polen, Russland, ... - und nach dem Krieg viele Flüchtlinge aus den Lagern. Aus Slowenien kenne ich Berichte von Männern, die als Jugendliche bis zu 1 Jahr auf einem Bauernhof in Kärnten, Tirol, Salzburg, Bayern, ... arbeiteten, bevor sie an die Front geschickt wurden.

Zu diesem Thema gehören auch die beiden Russenfriedhöfe in Aich u. Tangern. Hier liegen überwiegend Kriegsgefangene, die ab 1943 schon abgehungert u. halbtot in Spittal ankamen, oft nur noch mit Schubkarren ins Lager gebracht wurden.
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