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Krematorium Mauthausen und Umfeld

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Beitrag von Dissident Fr Okt 28, 2016 4:22 pm

Anmerkung Dissident: Betreffend aller Inhalte, die ich in der Rubrik "Zeitgeschichte und Nachbarländer" einstelle:
Ich habe nicht vor, zu behaupten, daß in KZ´s keine Häftlinge zu Tode gekommen wären oder daß dort nicht auch schlimme Dinge passiert sind.
Unbestritten haben etliche SS-Männer Verbrechen begangen. Daneben passierten viele Verbrechen durch KL-Häftlinge, die sich als Lagerälteste, Blockälteste, Capos, Schreiber usw. an ihren Mithäftlingen vergingen. In jedem Fall wäre zu klären, was genau geschehen ist und ob das auch wahr sein kann (falsche Zeugenaussagen, Scheinzeugen, erfolterte "Geständnisse", usw.) Mit meinen Hobby-Recherchen zu zeitgeschichtlichen Fragen und Standpunkten (eben auch betreffend der KZ) will ich keine Person, Religionsgemeinschaft oder Ethnie beleidigen.


Das Verbrennen (Kremieren) von Toten ist eine uralte Bestattungsart, die natürlich keine Rückschlüsse auf die Todesursache der Leichen zuläßt.
Gerade bei Seuchengefahr ist es notwendig, schnellstmöglich Tote zu beerdigen oder zu kremieren.
Beerdigungen (vor allem von vielen Toten gleichzeitig) sind gerade im Seuchenfall bei gleichzeitig hohem Grundwasserstand problematisch wegen möglicher Brunnen- und Trinkwasserverseuchung. Dort wo Erdbestattung selbst vieler Toter ohne Grundwassergefährdung möglich wäre, ist diese durch winterlichen Bodenfrost oftmals erschwert möglich. Deshalb sind Krematorien eine saubere und wirkungsvolle Möglichkeit der Entsorgung von Leichen, insbesonder von kontaminierten.
Für den Betrieb eines Krematoriums sind Brennstoff und geeignete Räumlichkeiten notwendig. Gerade wenn erwartbar hohe Leichenzahlen anfallen, die nicht alle sofort kremiert werden können, muss dafür gesorgt sein, daß die "gelagerten" Leichen gekühlt werden, um den Verwesungsvorgang hinauszögern zu können. Dafür muss ein geeigneter Leichen-Kühlraum vorhanden sein.

(Brockhaus 1928 u. 1938):  Feuerbestattung, Leichenverbrennung, Einäscherung, Kremation, Totenbestattung,
bei der der Leichnam durch Hitze in Asche verwandelt wird, Feuerbestattung kommt vereinzelt in der Altsteinzeit vor, wird dann gegen Ende der Jungsteinzeit häufiger u. von der mittleren Bronzezeit an zur herrschenden Sitte. Nach der Verbrennung auf Scheiterhaufen wurde die Knochenasche, der Leichenbrand, gesammelt u. in einer Urne beigesetzt. Die Feuerbestattung war in der ganzen Alten Welt, vorrangig bei den Griechen, Römern, Kelten u. Germanen, verbreitet, mit Ausnahme Ägyptens. Sie ist heute noch bei Indern, Japanern u. Naturvölkern üblich.
Sie verschwand in Europa erst ganz langsam mit der Ausbreitung des Christentums. 784 wurde sie als »heidnischer« Brauch verboten. Erst ab Mitte des 19. Jahrh. wurde sie neben der Erdbestattung wieder zugelassen, vermutlich wegen der damals häufigen Choleraepidemien u. aus sonstigen hygienischen u. ästhetischen Gründen, sowie der zweckmäßigen Verringerung der großen Friedhöfe bei großen Städten. Anfängliche starke kirchliche Widerstände sind verschwunden; nur die römisch-katholische Kirche lehnt die Feuerbestattung ab u. untersagt sie ihren Mitgliedern bis in die Gegenwart. Auch in der jüdischen Tradition kommt die Feuerbestattung nicht vor. Seit dem letzten Viertel des 19. Jahrh. werden besondere Krematoriumsöfen für die Feuerbestattung verwendet. Die Feuerbestattung erfolgt in Leicheneinäscherungsanstalten (Krematorien), die neben der Verbrennungsanlage Räume für Leichenaufbewahrung u. Leichenfeier enthalten.

Die Verbrennung erfolgt in Verbrennungsöfen in reiner, etwa 1000 Grad heißer Luft, die durch ein mit Regenerativfeuerung (Brennstoff: Koks) weißglühend gemachtes Schamottemauerwerk erwärmt wird. Die Leiche trocknet zunächst oberflächlich ein, dann verbrennt diese Schicht, die nächste trocknet, verbrennt u.s.f. Flammenbildung an der Leiche ist dabei nur ganz unbedeutend. Eine Verbrennung (Einäscherung) dauert etwa 90 Minuten; es bleibt ungefähr 1 kg weißlicher, pulvrig-bröckliger Asche übrig, die in 20 cm hoher, verlöteter Kapsel, mit Namen, Geburts- u. Todestag versehen, den Angehörigen übergeben wird. Die Kapseln werden entweder in Urnen untergebracht, die in Nischen von Urnenhallen (Kolumbarien, meist in der Einäscherungsanstalt) oder in Urnenhainen auf den Friedhöfen stehen, oder dort in Aschengräbern bestattet.«
(Brockhaus 1928 und 1938)



Aus: KZ-GEDENKSTÄTTE MAUTHAUSEN 2012, MAUTHAUSEN MEMORIAL (pdf-Datei):

--- Auch für die neuen Dauerausstellungen wurden Recherchen
übernommen, um verbliebene Forschungslücken zu schließen – etwa aus den erst seit Anfang der 1990er-Jahre zugänglichen Archiven der Russischen
Föderation. Im Zuge dieser Projekte kam eine Vielzahl bedeutender Dokumente zum Vorschein wie bespielsweise das hier abgebildete Krematoriumsbuch,
die in den Dauerausstellungen gezeigt werden (© Staatliches Archiv der Russischen Föderation, GARF, Moskau)

https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Mauthausen#Krematorien  Bis Mai 1940 wurden die Leichen der Mauthausener Häftlinge in den Krematorien von Steyr u. Linz verbrannt. Lagereigene Krematorien wurden ab 1940 in Mauthausen u. Gusen, später auch in den Außenlagern Melk u. Ebensee errichtet. Die Firma J. A. Topf und Söhne errichtete im Hauptlager Mauthausen insgesamt 3 Ofenanlagen, die sich im Kellerbereich von Arrestgebäude u. Krankenrevier befanden u. zuletzt aus 2 Doppelmuffel-Einäscherungsöfen sowie 1 ölbetriebenen Einzelmuffel-Einäscherungsofen bestanden ---

Die Krematorien von Mauthausen (PDF; 305 kB) auf www.topfundsoehne.de, Zugriff am 30. Januar 2013:
--- Die Leichen der zur Ermordung in die Tötungsanstalt Hartheim überstellten Häftlinge wurden im dortigen Krematorium verbrannt ---

http://austria-forum.org/af/Heimatlexikon/Mauthausen  --- Meterhohe, aus den Schornsteinen des Krematoriums emporsteigende Flammen leuchteten nachts weit in das Donautal, und in die gesamte Umgebung drang der süßliche Geruch verbrannten Menschenfleisches ---

http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:h4UUp2UPVf8J:www.demokratiezentrum.org/fileadmin/media/img/Gedenktage/GO_3.1_PerzFreundGiftgas.pdf+&cd=13&hl=de&ct=clnk&gl=at&client=firefox-b
---  des Krematoriums, dessen Verbrennungskapazitäten im Mai 1942 durch die Anschaffung eines 2. Krematoriumsofens der Firma Kori noch erhöht wurden ---


Zuletzt von Dissident am Fr März 24, 2017 11:39 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag von Dissident Mo Jan 16, 2017 1:56 pm

Leichen-Kühlräume sind nichts besonders außergewöhnliches oder nur auf KZ beschränkt gewesen.
Jeder Friedhof und jedes Krematorium benötigt eine Leichenkammer mit Kühlung:

http://wien.orf.at/news/stories/2820184/
--- Die Unterbringung von Leichen in Leichenkammern bei Friedhöfen „liegt im öffentlichen Interesse eines geordneten Leichenwesens“, so das Gericht. Diese Leichenkammern müssten über eine Kühlanlage verfügen und seien daher dazu geeignet, um Infektionsgefahren zu verhindern ---
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Beitrag von Dissident Do März 23, 2017 2:51 pm

http://www.ooegeschichte.at/epochen/oberoesterreich-in-der-zeit-des-nationalsozialismus/orte-des-terrors/mauthausen-gusen.html

--- Krematoriumsöfen erhielten das KZ Mauthausen im Frühjahr 1940 (bis dahin wurden die Leichen ins städtische Krematorium nach Steyr gebracht), Gusen Ende Jänner 1941, die größten Außenlager Ebensee u. Melk in der zweiten Jahreshälfte 1944. Die zu geringen Verbrennungskapazitäten in Mauthausen führten dazu, dass die SS in Marbach ein großes Massengrab anlegen ließ ---
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Beitrag von Dissident Do Mai 11, 2017 2:42 pm

http://www.vho.org/D/gzz/13.html  --- Die notwendige Voraussetzung für einen normalen Ablauf der Einäscherung ist, daß die Temperatur nicht unter 600 °C absinkt; anderenfalls kommt es zu einer Verkokung der Leiche. Es wird daher eine Anfangstemperatur von 800 °C angenommen, die während der Verdampfung schnell absinkt u. sich bei 600 °C stabilisiert.
---
Die praktischen Erfahrungen der Einäscherungen in Gusen bestätigen diese Überlegungen voll und ganz. Vom 31.10.-12.11.1941 arbeitete der Topf-Doppelmuffel-Einäscherungsofen mit verstärktem Betrieb u. äscherte 677 Leichen ein, wobei der durchschnittl. Koksverbrauch 30,5 kg für jede Einäscherung betrug u. die mittlere Kremierungszeit bei ca. 40 Minuten lag. Diese Einäscherungen wurden unter Aufsicht des Installateurs der Firma Topf, August Willing, durchgeführt, der bis zum 9. Nov. in Gusen blieb. (J.A. Topf & Söhne, Bescheinigungen über gegen besondere Berechnungen geleistete Tagelohn-Arbeiten, für die Bauleitung der Waffen-SS und Polizei Mauthausen (9.10. bis 8.11. 1941). Bundesarchiv Koblenz, NS 4 Ma/54)

Gerade zu jener Zeit bestanden alle Voraussetzungen für eine gleichzeitige Einäscherung von 2 oder mehr Leichen in einer Muffel, nämlich das Vorhandensein einer großen Zahl von Leichnamen sowie die Anwesenheit eines unbestrittenen Fachmanns für den Einäscherungsofen. Unter diesen Bedingungen hätte man zweifellos jeweils 2 oder mehr Leichen zugleich verbrannt, wenn man dadurch eine größere Kapazität hätte erzielen können.

Aber die Analyse der Liste von Einäscherungen u. Koksverbrauch zeigt, daß dies, selbst wenn man es tatsächlich getan hat, keinerlei Vorteil mit sich brachte.
Beispielsweise wurden am 8. u. 9.Nov. 72 Leichen in rund 1.470 Minuten eingeäschert, wobei insges. 2.100 kg Koks verbraucht wurden, das heißt im Schnitt 29,1 kg pro Leichnam. Dies bedeutet, daß in jeder Muffel (72:2 =) 36 kg Einbringungen von jeweils einer Leiche erfolgt sind, deren Verbrennung jeweils ca. 41 Minuten dauerte.

Nehmen wir nun als Hypothese an, daß in jede Muffel 2 Leichen eingebracht wurden. In diesem Fall erfolgten (72/4 =) 18 Einbringungen in jede Muffel, u. die Dauer der Einäscherung für jede Ladung von 2 Leichen belief sich auf ca. 82 Minuten. Der Koksverbrauch für 4 Leichen beträgt (2.100/18 =) 116,66 kg, d.h. (166,66/4 =) 29, 1 kg für jede Leiche. Die gleiche Überlegung gilt für alle anderen Einäscherungstage.

Wenn daher 2 Leichen in jeder Muffel eingeäschert worden wären, hätten sich sowohl die Dauer wie auch der Koksverbrauch für jeden Durchgang verdoppelt, das heißt, das Gesamtergebnis wäre unverändert geblieben.

Krematorium Mauthausen und Umfeld Gusenm10
Bildquelle: https://scrapbookpages.com/Mauthausen/KZMauthausen/Subcamps/Gusen01.html

http://www.vho.org/cgi-bin/perlfect/search/search.pl?q=mauthausen&showurl=%2FD%2Fanf%2FMattogno.html ---
Liste der Kremierungen im Krematorium Gusen (26. September - 12. November 1941). Öffentliches Denkmal und Museum Mauthausen, Archiv, B 12/31 ---
Der Krematoriumsofen von Gusen trat am 29.Januar 1941 in Funktion. Vom Februar bis zum Oktober 1941 starben im Lager Gusen 3.179 Häftlinge. H. Marsalek, Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Dokumentation, Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen, Wien 1980, S. 156. ---
Kostenanschlag der Firma Topf für das KL Mauthausen vom 1. November 1940. Bundesarchiv Koblenz (fortan als BK abgekürzt), NS4 Ma/54. ----
Brief der Firma Topf an die SS-Neubauleitung KL Mauthausen vom 14. Juli 1941, Staatsarchiv Weimar, LK 4651. ----
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